Kapitel 14 🎈
Ich hasse Montage.
Wer hat die denn erfunden? Jeder hasst sie. Und wenn man sie abschaffen würde, wäre Dienstag das Arschloch.
Das ist die traurige Wahrheit.
Und das grässliche Wetter und der Regen macht es nicht gerade besser.
Heute habe ich überhaupt keine Lust aufzustehen. Keine Ahnung an was das liegt. Die ganze Morgenroutine mache ich im Halbschlaf bis ich endlich unten in der Küche ankomme und meinen Kaffee trinken kann.
Meine Laune ist so schlecht, dass ich sogar vergesse Zimt und Vanille hineinzu schütten. Ohne das trinke ich sonst keinen Kaffee. Sogar die Milch habe ich vergessen. Ein Wunder das ich an die Tasse gedacht habe.
Ich setze mich gegenüber meiner Mutter hin, die in ihre Zeitung vertieft ist. Ohne Worte beginne ich zu frühstücken. Meine Augen sind schwerer als mein restliches Körpergewicht.
Jetzt aber. Ich muss mich zusammen reissen, ich muss meine Tabletten nehmen und möchte nicht daran sterben wenn ich entweder die Falschen oder die falsche Menge nehme.
Und runter mit denen. Warum kann da keine Aufwach-Tablette dabei sein. Ich reibe mir heute zum x-ten mal die Schläfe. Ich hasse meinen Körper.
Habe ich auch wirklich nichts vergessen?
Oh, meine Tasche. Leider kann ich die Kopfschmerzen nicht hier lassen und auch die Müdigkeit wird mich heute wohl auch der ganze Tag begleiten.
Wenn ich das jetzt auf irgendeine Weise positiv sehen muss, wäre es vermutlich, dass ich froh sein muss, nicht mehr so viel Nasenbluten zu haben.
Aber das hilft nicht. Ich bin nicht mehr die selbe wie früher. Ich kann nicht mehr alles gut reden. Es geht nicht. Es hilft nicht mehr. Es passiert viel zu viel was ich nicht will. Ich fühle mich allein, verlassen und im Stich gelassen. Niemand versteht mich. Niemand weiss was ich durch mache und wie sehr es mich belastet.
Egal wie sehr ich das Wochenende genossen habe und endlich wieder Zeit mit meinen Freunden zu verbringen zu können wie früher. Es hat sich alles geändert.
Ich kämpfe Tag für Tag. Ich verdränge meine Tränen und überspiele es mit einem Lachen. Ich versuche meinen Notendurchschnitt zu behalten. Ich gebe mein bestes fürs Theater und ich versuche so viel Zeit mit meinen Freunden zu verbringen wie es geht. Ich versuche es allen recht zu machen.
Aber was soll das bringen? Dabei gehe ich nur noch kaputt. Irgendwann verwechsle ich im stress doch noch ein paar Tabletten was dann zur Überdosis oder sonst was führt. Was ist, wenn ich Tabletten vergesse? Ich bin ganz auf mich allein gestellt. Ich muss es Ben und den anderen sagen. Ich weiss nur noch nicht wie.
"Wow, siehst du schrecklich aus. Schlecht geschlafen?", fragt mich Ben auf dem Weg zur Schule.
"Ben, ich muss dir was sagen. Ich habe Leukämie!", nein. So kann ich das jetzt nicht sagen. Die Worte und der Zeitpunkt sind schrecklich. Schrecklicher als mein Aussehen. Zum Glück habe ich meine Gedanken nicht laut ausgesprochen sondern habe nur genickt.
Wie soll man das denn sonst sagen? "Ach, nur so nebenbei, ich bin an Leukämie erkrankt. Hast du die Hausaufgaben in Mathe gemacht?" Oder: "Ich wollte es dir die ganze Zeit schon sagen und jetzt ist endlich der perfekte Zeitpunkt. Ich habe Krebs."
Das kann man nicht richtig sagen. Egal welche Wörter man benutzt. Es sind alle falsch. Jede Gestik ist falsch. Jede Mimik. Es gibt auch keinen guten Zeitpunkt. Ich kann nur versagen.
Ben. Wenn du mich wirklich liebst, müsstest du wissen, das was mit mir nicht stimmt. Komm schon! Du weisst es. Du musst es merken. Spüre es. Ich brauche dich. Ich liebe dich doch.
Was für Signale muss ich dir denn noch senden?
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Der Kantinenfrass kriege ich wiedermal nicht runter. Ich möchte auch gar nicht wissen was dort drinnen ist. Gewürze jedenfalls nicht. Und dann fragt mich Layla warum ich so dünn bin.
Ich stechere mit meiner Gabel nur in dem eckligen Brei herum was mein Appetit noch mehr senkt. Sind das die Zweifelhaften Versuche meiner Schule gegen das Übergewicht anzu kämpfen?
Ich höre auf mich über das Essen zu beschweren, als Annabelle uns auffordert nach hinten zu sehen und auf etwas, beziehungsweise jemand, zeigt: "Seht mal da! Er sieht noch viel besser aus als ich ihn in Erinnerung hatte."
Wer sonst. Parker Davis. Wieso nenne ich ihn eigentlich immer mit ganzem Namen?
Jedenfalls betritt Parker jetzt die Cafeteria. Mit einem hat Annabelle recht. Er sieht gut aus, starke Muskeln, schöne Haare... Aber was interessiert mich das? Sie kann ihn sich ja schnappen bevor Laurel kommt. Ich bin überglücklich mit Ben an meiner Seite.
Ich wittme mich lieber meinem ekelhaften Brei zu.
"Was denkt ihr, was er wohl alles erlebt hat?", fragt Kira. Die beiden beobachten jeden Schritt von ihm, wie er durch die Cafeteria geht. Was finden die bloss an ihm? Das einzige was ich mich frage, wo er Laurel hat. Sie müsste doch die ganze Zeit an ihm kleben, so wie ich sie kenne.
Wieso denke ich eigentlich immer noch darüber nach? Arrrrrrrr. Er ist mir so was von egal. Jetzt höre ich aber auf.
Er ist ein arroganter, verwöhnter Blödmann der denkt, mit Geld alles kaufen zu können. Er hat schon mal versucht meine Freundschaft zu kaufen. Wie blöd muss man sein? Wahre Freundschaft ist unbezahlbar. So einfach ist das.
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Heute regnete es noch der ganze Tag. Die Laune der Menschen sind dementsprechend. Auch meine.
Es heisst zwar, die glücklichsten Menschen sind die, die jede Situation zu was gutes machen. Ich gebe mein bestes, klappt aber nicht. Auch egal. Gehöre ich halt nicht zu den glücklichsten Menschen. Aber man muss ja nicht immer glücklich sein. Das wäre ja furchteinflössend.
Rund um die Uhr lachen? Geht das überhaupt?
Heute ist einfach nicht mein Tag. Aber ich bin mich ja bereits gewöhnt. Es kann immer schlimmer werden.
Nichts ahnend sitze ich im Klassenzimmer und versuche nicht einzuschlafen. Der Unterricht hat schliesslich noch nicht einmal begonnen.
Die erste Überraschung die kommt ist, dass Mr. Anderson, unser Mathe Lehrer, nicht alleine ins Schulzimmer kommt, sondern noch Direktor Kellerman im Schlepptau hat und beide sehen nicht glücklich aus.
Was für ein Problem gibt es dieses Mal?
Meine Frage wird auch schon sofort von Kellerman beantwortet: "Es ist etwas passiert, worüber niemand wirklich erfreut ist. Ich besonders nicht. Denn Miss Peterson hat auf der Damentoilette eine Pille gefunden, die eigentlich verschreibungspflichtig ist. Nun möchten wir wissen wem die gehört. Wenn sich niemand meldet werden wir am Ende des Tages alle Spinde durchsuchen bis wir den Täter gefunden haben. Wenn ihr euch stellt erspart ihr uns dadurch viele Mühe und die anderen Schüler werden euch nicht hassen, weil ihre Privatsphäre verletzt wurde. Mein Büro ist bis Schulschluss offen."
Verdammt. Meine Tablette. Das Drama nur wegen mir. Aber ich kann mich nicht stellen. So wollte ich meine Leukämie nicht publik machen. Mein schlechtes Gewissen wächst immer mehr und mehr. In letzter Zeit traf ich immer die falschen Entscheidungen und ich weiss nicht, welche dieses Mal die Richtige ist.
Was soll ich tun?
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