Kapitel 10
Milos POV
Als ich mit meiner Pizza, die ich gerade abgeholt hatte, zu meinem Auto ging, bemerkte ich Bewegungen in der Gasse, die neben dem Francesco's war. Ich konnte nicht wirklich viel sehen, denn es war bereits dunkel und wahrscheinlich sehr spät. Das einzige was ich erkennen konnte, waren Silhouetten von zwei Personen, ich denke von zwei Männern. Aber was machten die nah?
Ich ging noch näher und sah nun eine dritte kleine und schmächtige Silhouette einer Person. Wahrscheinlich eine Frau. Der eine packte anscheinend gerade ihre Hüfte und ich hörte eine Gürtelschnalle öffnen. Außerdem vernahm ich ein leichtes Wimmern.
Mir donnerte jetzt erst, was die Männer dort wahrscheinlich mit der Frau taten.
„Ey Alter.", rief ich. Die beiden Männer zuckten zusammen und drehten sich um, während ich ihnen immer näher kam.
Sie stellten sich vor die Frau, die hinter ihnen auf den Boden sackte. „Was geht mit euch ab? Lasst die Frau in Ruhe!" Ich klang wütend und doch gefasst. Die beiden Männer bewegten sich immer noch nicht. „Wird's bald? Verpisst euch.", sagte ich nun lauter. Ich könnte die beiden mit links ausschalten, wenn es nötig war, weil sie bestimmt einen Kopf kleiner als ich waren.
Als sie sich immer noch nicht bewegten, ging ich zwischen die beiden und drückte sie weg. Die beiden Männer taten nichts, wahrscheinlich wussten sie, dass sie mich besser nicht noch mehr provozierten. Sie rannten einfach nur weg. Feiglinge.
Allerdings musste ich mich jetzt erstmal um die Frau kümmern, die immer noch zusammengekauert auf dem Boden saß. Sie hatte ihren Kopf auf den Beinen und schluchzte.
Moment mal, mir kam die Person bekannt vor. Nein, das konnte doch nicht sein. Es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube.
„Tiara?", sagte ich so ruhig wie möglich. Erschrocken blickte sie auf und rückte direkt von mir weg. Aber ich wusste, dass sie es nicht böse meinte. Sie hatte einfach nur Angst.
„Hey, hey, hey, es ist alles gut. Die sind weg. Es ist alles gut." Noch immer schaute sie mich erschrocken an. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also ließ ich mich einfach neben sie sinken. Und fing an zu reden: „Ich weiß, du willst gerade nicht reden. Und ich verstehe auch, dass du Angst hast. Große Angst. Und ich könnte diese verfluchten Bastarde wirklich umbringen, wenn ich daran denke, was sie dir beinahe angetan hätte. Ich wünschte, ich könnte dir diese Erfahrung nehmen."
Die ganze Zeit hatte ich sie angeschaut und sie war einfach wunderschön. Auch wenn ich nicht viel erkennen konnte, wusste ich es.
Sie blickte mich nun an, noch immer zitternd, aber ihre Tränen waren versiegt.
„Schau hoch in den Himmel.", sagte sie leise. Ich schaute hoch. „Dort will ich sein. Ich will nicht mehr kämpfen. Ich will gehen und diese scheiß Welt endlich hinter mir lassen. Für immer. Ich will endlich mit Maila vereint sein. Ich will endlich Frieden finden, ist das so schwer zu verstehen?.", hauchte sie, „Jeden Tag ist es das selbe und jeden Tag fühle ich nichts, außer Schmerz."
In diesem Moment spürte ich, dass sie etwas in mir auslöste. Ich wollte ihren ganzen Schmerz nehmen, ich wollte einfach nur, dass sie glücklich war. Es tat mir weh, sie so zu sehen. Erst jetzt fiel mir auf, wie leblos ihre Augen waren. Kein Glänzen. Keine Lebensfreude.
Und ich wusste, niemand würde ihr das zurückgeben können. Aber ich wollte es versuchen. Ich wollte es versuchen, denn ihr Leben war zu schade, um es einfach wegzuwerfen. Also fasste ich einen Entschluss.
„Lass uns reisen. Lass uns Sachen erleben. Lass uns zusammen lachen, weinen und Erinnerungen schaffen. Ich will alles versuchen, dass du wieder glücklich wirst. Wenigstens ein bisschen. Ich denke, du solltest dem Leben noch eine Chance geben, Tiara." Sie schaute mich noch immer an und flüsterte: „Paris."
Ich verstand, was sie damit meinte. Und ich wollte alles dafür tun, um es ihr zu ermöglichen. Damit war die Sache beschlossen. Ich wusste, dass es Konsequenzen geben würde, aber ich musste es tun. Für Tiara.
Paris, wir kommen.
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