Teil 22 (Marcus)
„Dann lasse ich euch beide mal alleine."
James, Callum und Christian sind genau zum selben Zeitpunkt in Nizza angekommen, als Clem aus dem Krankenhaus entlassen worden ist.
Mein Landsmann ist dabei so gnädig gewesen, mir erstens ein Hotelzimmer zu buchen und zweitens dafür zu sorgen, dass ich frische Klamotten bekomme.
Genau diese hat er mir gerade zukommen lassen, als Clem und ich ebenfalls beim Hotel angekommen sind.
Der Franzose durfte gehen, vorausgesetzt er bleibt für den heutigen Tag im Bett, was machbar sein sollte.
Also passte es ganz gut, dass alles so zeitgleich ablief und Clem und ich nun zusammen im Hotel sitzen.
Natürlich passe ich auf ihn auf.
Wir haben einiges nachzuholen, aber auch zu bereden.
Aber Zuerst...
„Zuerst gehst du bitte Duschen Kiwi. So sehr ich dich vermisst habe und froh bin, dich wieder bei mir zu haben...du hast jetzt frische Klamotten, die du dir anziehen kannst. Wenn dies hier nicht dein Indy-500-winning-suit wäre, dann würde ich wetten, dass Chip Ganassi persönlich dafür gesorgt hätte, dass er gerecht entsorgt werden würde, so krass wie der mittlerweile sinken muss",dirigiert Clem mich regelrecht ins Badezimmer und wenn ich ehrlich bin, hat er recht.
So langsam kann ich diesen Anzug auch nicht mehr sehen.
Letzte Nacht habe ich ihn ihm geschlafen. Wenn ich mich verzählt habe, müsste er demnach drei stolze Male durchgeschwitzt worden sein. Die Milch nicht mit einberechnet.
„Aye aye Captain",verschwinde ich im Bad, wo Ich mich endlich aus meinem Anzug schäle und mich dann auf der Badewanne kurz niederlasse.
Mein Güte, was waren das für actionreiche Tage.
Indy 500 gewonnen, Clem wieder bei mir...richtig Zeit, alles zu verarbeiten hatte ich noch nicht.
Geschweige denn, alle Nachrichten zu beantworten, die über die letzten Tage eingetrudelt sind.
Der Franzose im Nebenraum hatte und hat noch immer höchste Priorität, obwohl er sie sich irgendwo auch nicht verdient hat.
Das Gespräch über alles, was zwischen der ersten Podcast-Folge in Amerika und jetzt passiert ist, steht noch zwischen uns, was mir aber auch jetzt erst richtig bewusst wird.
Sofort bildet sich ein Kloß in meinem Hals.
Die Situation ist ein wenig komisch, denn augenscheinlich hat Clem gar nichts gegen mich, denn sonst wäre es ja nicht zu dem ersten Kuss und den vielen weiteren, die wir bis heute geteilt haben, gekommen.
Es muss also etwas anderes sein.
Aber was?
Eigentlich sollte Clem Ruhe haben, aber ich sehe irgendwie keine andere Option, als ihn damit zu konfrontieren. Es muss sein. Sollte aus all dem, was gewesen ist, seitdem Clem wieder aufgewacht ist, etwas festes werden, dann sollten wir offen miteinander kommunizieren können, sonst wird das nichts.
Seufzend richte ich mich wieder auf und stelle mich unter das warme Wasser in der Dusche.
Das tut gut.
Gerade nach all dem, was mir in den Knochen steckt habe ich es mir auch einfach verdient.
Aus diesem Grund dusche ich auch einfach ein wenig länger, vielleicht auch, um über weitere Möglichkeiten bezüglich Clems Verhalten nachzudenken, jedoch will mir einfach nichts triftiges einfallen, was in meinen Augen Sinn macht. Dann muss es der Franzose mir selbst erzählen.
Da es doch schon ein wenig später am Tag ist, schlüpfe ich einfach in ein Normales, weißes Shirt und eine Jogginghose. Das sollte reichen.
Meinen Anzug falte ich so klein wie es eben geht zusammen und stecke ihn in eine Tüte, welche für die Dreckwäsche vorgesehen ist.
Bloß weg damit.
Okay Marcus. Einmal tief ein und aus atmen.
Nach dem nächsten Gespräch ist alles geschafft, also so wirklich alles.
Deine Fragen werden geklärt sein und ihr könnt genau das verwirklichen, was ihr beide euch scheinbar schon etwas länger wünscht, als ihr es wisst.
Mit einem großen, mutigen Schritt trete ich aus dem Bad, direkt ins Zimmer.
Clem Sitzt einfach nur im Bett, sein Handy neben sich, die Krücken ebenfalls griffbereit.
Jedoch schaut er einfach nur an die gegenüberliegende Wand.
„Clement?",versuche ich ihn sanft aus seinen Gedanken zu holen.
Kurz zuckt der Franzose zusammen, beginnt Dann aber doch ehrlich zu lächeln, als er mich erblickt.
Ich sehe es an dem braun seiner Augen.
Es scheint wirklich zu leuchten.
„Da bist du ja. Alles an Dreck ist weg?",witzelt der Franzose herum, ist fröhlich wie eh und ja.
„Ja, das ist er auf jeden Fall, allerdings habe ich nachgedacht und ich habe eine Frage, welche ich dir eigentlich gerne stellen würde.",schlucke ich, wende mich jedoch Clem zu, indem ich auf das Bett zuschreite und mich ein Endeffekt neben dem Franzosen auf das Bett lege.
„Du willst wissen, wieso ich dich ignoriert habe oder?",rutscht Clem auf meine Höhe, fixiert jedoch wieder die Wand, schafft es scheinbar nicht, mich anzusehen.
„Genau. Es hat mir einfach so sehr wehgetan, als du so abweisend warst. Gerade, dass du nicht zum Rennen gekommen bist war echt schmerzhaft. Ich hätte dich gerne da gehabt. Es ist wirklich toll drüben. Dir hätte es dort gefallen. Du hättest Wein und alles andere In Massen trinken können...Party machen. Es hätte zu dir gepasst.",meine ich und beobachte noch immer den Franzosen, welcher nur langsam seinen Kopf in meine Richtung dreht.
„Es hätte zu dem Clem gepasst, der jetzt neben dir liegt, ja. Es hätte aber auch zu dem Clem gepasst, der ich war, bevor du weg warst. Ich kann dir eins sagen", Dreht er seinen Kopf nun endgültig zu mir, die Wangen tränenüberströmt,"Als du weg warst...es war schlimm. Nein, Katastrophal. Hättest du mich so gesehen... Niemand hier hat mich wieder erkannt. Selbst ich mich selber nicht. Ich wusste aber auch nicht, was mit mir los war. So krass bin ich noch nie von der Rolle gewesen. Ich habe mich schlichtweg vernachlässigt gefühlt. Schon als du nicht auf mich gewartet hast mit dem Podcast. Ich weiß, was du dir jetzt denkst, ich hätte es ja sagen können und Ja, da hast du recht, das hätte ich in der Tat, aber ich habe einfach nicht dran gedacht. Zu sehr habe ich Mich auf das Negative fokussiert. Was das war, fragst du doch jetzt? Es war die Eifersucht. Auf alle, die dich um sich haben konnten, aber vorallem auf Pato. Ja, Pato. Das Video, von euch aus der Bar, du erinnerst dich?"
Natürlich erinnere ich mich.
„Da. Ich hab es gesehen und mir ist fast der Kragen geplatzt vor Eifersucht. Jedes Mal, wenn es um ihn oder dich oder um IndyCar generell ging, hing ich eine Zeit lang über dem Klo. Ich konnte einfach nichts in mir behalten. Als ihr beide in Long Beach das Battle hattet, wurde mir wieder Schlecht.
Gott sei Dank kam Felipe in dem Moment, um zu schauen, wo ich mich dieses Mal verkrochen habe. Wir haben dann geredet. Viel geredet und dann bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich verliebt bin. Wahrscheinlich schon viel länger, als diese Saison. Schon letzte, wenn ich darüber nachdenke. Wir sind uns immer nah gewesen. Näher,als alle anderen. Als du Pato dann auch so nahe warst, sind bei mir alle Warnsignale angegangen. Ich stand vor einer Wand, welche sich, egal in welche Richtung ich mich bewegt habe, immer mitgedreht hat, mich nicht hat entkommen lassen. Es war die Hölle. Es tut mir so leid Marcus"
Nicht nur dem Franzosen laufen die Tränen über die Augen.
Auch meine Wangen sind mittlerweile von Tränen komplett nass.
Das muss ich erstmal sacken lassen.
Das wollte ich alles nicht.
Das ist alles meine Schuld gewesen.
Langsam beuge ich mich in die Richtung des Franzosen, streiche mit meinen Daumen die Tränen von seinen Wangen, ziehe ihn danach fest in meine Arme.
Das hat er nicht verdient.
„Es tut mir so leid",murmle ich leise,"Ich wollte nicht, dass du so leiden musst. Um das wichtigste festzustellen: Zwischen Pato und mir war nie irgendwas. Nie. Wir sind einfach nur gut befreundet. Er könnte mir niemals so viel bedeuten, wie du mir bedeutest. Keine Person auf dieser Welt ist mir so wichtig wie du. Das ist mir aber auch erst später aufgefallen, obwohl es letzte Saison auch schon der Fall gewesen ist, wie du gerade schon erklärt hast. Ab Long Beach, als ich realisiert habe, dass du nicht kommst...Es war einfach fest verankert. Der Monat,den wir uns nicht sehen konnten...Obwohl es nach außen hin alles so easy aussah...glaube mir Clement, das war es nicht. Ganz und gar nicht. Mit jedem Tag wurden meine Gedanken lauter. Ich hatte Angst, dass du mich hasst. Mich nicht mehr sehen willst. Und ich, ich hatte gerade meine Gefühle realisiert. Es ist ein reines Chaos gewesen. Aber, James und Felipe, aber auch Jak standen wohl im hegen Austausch, denn James meinte zu mir, ich weiß nicht mehr ganz genau wann, dass du auch Gefühle für mich hast. Ab dann ging es besser. Bis..."
„Bis zu meinem Unfall"
„Genau. Er war vor unserem Rennen. Jak hat James, wie du mittlerweile weißt, schon vorher kontaktiert. James hat sich dann aber dazu entschlossen, es mir erst nach dem Rennen zu sagen, was ja sogar beinahe schief gegangen wäre, wie du weißt. Ab dann...Die Unwissenheit, die alle hatten, als es um dich ging, hat mich noch besorgter werden lassen. Ich wusste nur, dass es keine Absicht war, was tatsächlich unsere erste Intention gewesen ist. Wir hatten so eine Angst...ich bin dann sofort hierher. Es gab in meinen Augen keine Andere Möglichkeit. Ich hätte die Kontinente verschoben oder wäre auch geschwommen, nur, um bei dir sein zu können. Clem, du hast mir einfach so unglaublich gefehlt."
„Du mir auch Marcus, du mir auch."
Noch immer stehen Tränen in seinen Augen, jedoch bei weitem nicht so viele.
„Da haben wir beide wohl ein wenig aneinander vorbei geredet, was?",streiche ich ihm durch die Haare.
„Ein bisschen ist gut",lächelt Clem leise.
„Ja, aber wir sollten das wirklich im Hinterkopf behalten Clem. Wenn wir jetzt wirklich etwas hieraus werden lassen, dann sollten solche Probleme nicht auftreten.",stelle ich direkt klar, denn das ist wirklich wichtig, zumindest für mich.
„Das stimmt, aber Marcus", verschränkt er seine Finger leicht mit meinen,"Das bereden wir ein anderes mal okay? Ich bin total fertig und das Wichtigste ich jetzt geklärt oder?"
„Ja, das wichtigste ist erklärt und ich kann dich tatsächlich irgendwo auch verstehen. An dem Rest arbeiten wir, wenn es dir besser geht. Du willst sicherlich schlafen oder?"
Stimmt nickt der Jüngere, weshalb ich mich aufrichte um die Lichter im Raum auszustellen.
Danach bin ich sofort wieder bei Clem, welcher sich direkt an mich kuschelt, als ich mich einigermaßen bequem positioniert habe.
„Schlaf schön Clemmy",gebe ich ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe er seine mittlerweile kleinen Augen schließt.
„Es ist schön, dich bei mir zu haben Marcus."
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Da waren es nur noch zwei 🤍
Viel gibt es eigentlich nicht zu sagen, nur, dass ich euch einen schönen Donnerstag wünsche 🤍
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