Teil 15 (James)
Kurz schließe ich die Augen und schlinge meine Arme dann vorsichtig um Marcus, welcher verbittert zu weinen beginnt.
Clem...
Das macht mich schon baff.
Niemals hätte ich den Namen erwartet.
„Hey, Kiwilein, es, es ist doch alles gut",streiche ich über den Rücken des Jüngeren.
„Nein, nein, nein. Verdammt nochmal nein. Nichts, nichts ist gut".
Ja, natürlich ist nichts gut.
Clem ignoriert Marcus. Ignoriert uns alle.
„Ich..ich habe nachgedacht James und eigentlich ist der Clem, den ich letztes Jahr in Abu Dhabi zurückgelassen habe, genau das, was ich immer gesucht habe. Nur habe ich nie wirklich drüber nachgedacht. Habe es nie im Erwägung gezogen...Jetzt, wo er sich so distanziert, fehlt er mir aber einfach so sehr. James, ich, ich vermisse ihn wirklich so sehr. Es tritt mir nahe, dass, dass er nicht hier her gekommen ist und ich stelle mir die Frage wieso. Was habe ich, was haben wir denn so falsch gemacht? Wieso James, wieso?",kann er erneut die Tränen nicht zurückhalten.
Okay, dass ist nun wirklich sehr krass.
Klar, habe ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht...aber Marcus...der hat echt die Arschkarte gerade gezogen.
„Und aus dem Grund hast du schlecht geschlafen oder?"
„Ja, ich habe zwar geschlafen, bin aber immer wieder wach geworden. Clem war überall, sogar in meienn Träumen. "
„Ach Marcus. Du machst dich jetzt erstmal ansehlich. In der Zwischenzeit besorge ich dir Frühstück, das isst du. Dann fährst du das Rennen und dann sehen wir weiter. Wir fliegen sofort nach Indianapolis zurück und reden dann. Aber erstmal musst du deinem Job nachgehen Marcus. Du bist Tabellenführer.",versuche ich auf ihn einzureden.
Marcus nickt daraufhin.
Erleichtert atme ich aus.
Marcus kann das. Er wird seine professionelle Maske aufsetzen können und sieht dann weiter. Und es geht weiter. Da bin ich mir sicher.
„Okay, ich bin dann so in fünf bis zehn Minuten wieder hier",lasse ich den Neuseeländer wissen und verschwinde durch die Tür.
Einmal durchatmen muss ich dann doch, als ich unten stehe.
Das ist dann doch alles sehr viel.
Unten beim Büfette, welches zu den Frühstückszeiten immer angerichtet ist, schnappe ich mir ein Brötchen, einen Apfel und eine Banane und gehe wieder nach oben.
Hoffentlich hat Marcus sich wieder beruhigt, denn mit dem Kopf kann er kein Rennen fahren und schon gar keins, wenn er von hinten das ganze Feld aufräumen muss.
„Bist du's James?"
Auf meinen Ja-Ruf hin wird mir die Tür geöffnet und Marcus reißt mir schon fast die Banane aus der Hand, schält sie und stopft sie sich in den Mund.
„Da hat aber jemand Hunger",kann ich mir den Kommentar nicht verkneifen und drücke ihm ebenfalls das Brötchen und Den Apfel in die Hand.
„Du bist der Beste James, weißt du das eigentlich?",werde ich kurz in starke Arme gezogen.
„Erzähle mir etwas Neues",lache ich.
So gefällt Marcus mir schon besser.
Schnell bringt er sein Frühstück hinter sich, denn wir sind sowieso schon viel zu spät dran.
Im Eiltempo hetzen wir schon fast vom Hotel zur Strecke.
Da es ein Stadtkurs ist, ist der Weg Gott sei Dank nicht so weit, wie er an manch anderen Plätzen gewesen ist.
Vor der Chip Ganassi Box trennen wir uns dann, denn Marcus muss dringend zu seinem Team und ich...?
Ich suche mir ein stilles Plätzchen außerhalb des Trubels, denn ich muss telefonieren.
Telefonieren mit Europa.
Aber mit wem genau?
Jak? Nein, ich weiß nicht, ob er Clem so nahe steht.
Wer steht Clem denn nahe..?
Die erste Person, die einem auf die Frage hin einfällt, war immer Marcus, aber das ist ja wohl in dieser Situation ein wenig unpassend.
Felipe.
Felipe ist ein naher Vertrauter von Clem.
Der kann mir doch bestimmt etwas sagen.
Schnell suche ich den Kontakt des Brasilianers.
Sie müssten gerade doch Pause haben, wenn ich mich nicht recht irre.
Die Chancen ihn zu erreichen sind also sehr hoch.
Mit zitternden Händen drück ich auf den Hörer und warte..
Erstes Klingeln, zweites Klingeln...
„James, hey,was gibt es bei dir?"
Wieder atme ich erleichtert aus.
„Felipe, ich komme am besten gleich zur Sache. Hier ist alles ein einziges Chaos, zumindest seit heute morgen.",rede ich sofort los.
„Komisch komisch. Interessant, interessant, wie sich einige Sachen doch Zu sehr ähneln. Hier genauso. Bloß schon länger, viel länger.",spricht auch Felipe.
„Marcus..."
„Clem..."
Nervös lachend halte ich inne.
„Sag du zuerst Felipe." , überlasse ich ihm, nett wie ich bin, den Vortritt.
„Clem, ich, wir...Wir sind am Verzweifeln James. Jak und ich, aber auch Roman Stanek und Jaks Teamkollege Hadjar...so wie es gerade ist, kann es absolut nicht weiter gehen. Der Mann ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Der fröhliche, lebensfrohe Clement ist weg, es scheint, als wäre er mit Marcus nach Amerika abgehauen und hat den Clem zurückgelassen, den wir bei uns sitzen haben, wobei auch das eher metaphorisch gesehen werden sollten, denn er hat sich seit dem letzten Rennwochenende irgendwo hin verzogen und meldet sich bei keinem. Er ist wie vom Erdboden verschluckt und ich mache mir echt Sorgen James. Als ich mit ihm das letze Mal geredet habe, da war er schon schlecht drauf...du musst wissen, er hat fast nichts gegessen, alles, was er dann gegessen hat, wieder ausgespuckt...irgendwas zerfrisst diesen Jungen und, und Jak und ich, wir haben da unsere Vermutung.",erklärt erstmal Felipe.
„Dann haue mal raus",stelle ich mich auf das Schlimmste ein, denn der Franzose ist mir natürlich auch wichtig.
„Jak und ich haben nachgedacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass Clem sich eventuell verliebt haben könnte. Wir beide haben in Melbourne geredet. Er meinte damals zu mir, dass er immer so ein komisches Gefühl hat, wenn es um Marcus oder IndyCar generell geht. Aber Marcus hat von Grund auf nichts gemacht, da bin ich mir ziemlich sicher. Also zumindest nichts negatives. Nur Clem nimmt es negativ auf. Dabei hat es ja nicht mal mit Marcus zutun. Er bedeutet Clem noch sehr viel und wir nehmen an, sogar mehr, als er sich selber eingestehen will. Dieses seltsame Gefühl, was er die ganze Zeit anspricht...ich, wir glauben, dass Clem verliebt es, in Marcus."
„Okay, aber das sollte erstens doch eigentlich kein Problem darstellen und zweitens kein Grund sein auch Marcus zu ignorieren. Wenn man verliebt ist, will man dann nicht am liebsten die ganze Zeit in Kontakt bleiben? Wieso ist er dann nicht hier? Er hatte doch Karten..." frage ich weiter.
„Ja, ich war ja auch nich nicht fertig",meint Felipe am anderen Ende der Leitung," Clem denkt, dass Marcus sich gar nicht mehr für ihn interessiert. Er denkt, dass...man James , Clem ist eifersüchtig auf Pato."
Stille breitet sich aus.
Verwirrt runzle ich meine Stirn.
Das macht für mich vorne und hinten keinen Sinn.
„Aber, aber, wieso?",finde ich als erstes meine Stimme wieder, kann mir jedoch kein sinnvolles Bild daraus bilden.
„Die Nähe der beiden. Es ist ja nicht schwer zu übersehen, dass die beiden sich gut verstehen, aber Clem deutet das alles total falsch.", erklärt Felipe mir seine Vermutung.
„Er, er hat auch das Video aus der Bar gesehen...",kratze ich mir am Kopf.
„Ja, das war wohl auch sehr schwer für ihn und dann..."
„Was dann?"
„Er hat mir gesagt, dass er Pato zum Kotzen findet".
„Sehr charmant",kann ich mir den Kommentar nicht verkneifen.
„Ich weiß ich weiß, aber das bestätigt doch, dass Clem eifersüchtig ist.",redet Felipe auf mich ein und wenn ich so drüber nachdenke, Macht das alles schon einen Sinn. Marcus und Pato sind sich nahe, sehr nahe, aber sind sie sich so nahe, wie Clem und Marcus sich nahe gewesen sind?
Mein Gefühl schreit schon fast „Nein"
„Ja, da hast du definitiv recht", pflichte ich ihm bei.
„Nur müssen wir ihm irgendwie helfen. Er und Marcus..."
„Die beiden müssen definitiv miteinander reden Felipe. Heute morgen..Ich kam in Marcus Zimmer...er war völlig aufgelöst. Er, er hatte sich gestern Abend selbst befriedigt und dabei..."
„An Clem gedacht? Sehr charmant",wiederholt Felipe meine Worte.
„Ja, ich weiß, aber immerhin. Er hat danach gegrübelt und ist zu dem Entschluss gekommen, dass..."
„Dass was?"
„Ja, also, dass er in Clem alles finden kann, was er sich von einem potenziellen Partner wünschen würde, bloß ihn nie in Erwägung gezogen hat...
„Weil alle zwischen ihnen immer nur die Freundschaft gesehen haben und sie dadurch gezwungen worden sind, auch nur bei dieser zu blieben."
„Und jetzt aufgrund der Distanz erst realisieren, wie sehr sie sich gegenseitig vermissen.",beendet Felipe meinen Gedankengang.
„Richtig, bloß..."
„Wie bekommen wir die beiden zum Reden? Wie sehen denn die Kalender aus? Gibt es da irgendwelche Lücken?",fragt Felipe sofort nach.
„Also wir haben Rennen am 30, und ab dann ist es eher schlecht, denn dann beginnen die Indy500 Wochen. Angefangen mit dem Rennen auf der Rennstrecke. Also da sehe ich schwarz. Das Frühste wäre also nach dem Indy500"
„Toll, dass ist über einen Monat. Ich weiß mit Clem echt nicht weiter. Er stützt sich praktisch auf die Daten, und zieht sich dann sofort zurück. Ich habe Angst um ihn. Er redet nicht. Er kann es glaub ich einfach nicht. Immerhin fährt er dadurch überragend, jedoch ist es einfach nicht das Wahre."
„Es tut mir leid Felipe, wir müssen es an der Woche nach dem Indy500 machen."
„Okay, aber haltet mich immer auf dem Laufenden.",bittet der Jüngere.
„Andersherum gilt genau das Selbe",lasse ich ihn wissen.
„Hundert Prozent",gibt mir der Brasilianer Sicherheit, obwohl er nicht so ganz überzeugt klingt.
„Okay, und pass auf ihn auf. Wir schaffen das alles Felipe",rede ich auf den Brasilianer ein, bevor wir unser Gespräch beenden.
Ach du scheiße. Ach du scheiße. Ach du scheiße.
Wenn ich ehrlich bin, weiß Ich nicht einmal, wie ich mit den Infos umgehen soll, die ich gerade bekommen habe.
Das, das ist alles so viel.
Und doch könnte es so einfach sein.
So einfach.
••••
Ja, das könnte es allemal sein...
Marcus und Clem haben hier echt Glück, dass sie so tolle Freunde haben🙈
Bloß die Rennkalender machen ihnen jetzt einen Strich durch die Rechnung...
Ich hoffe, ihr habt einen schönen Donnerstag und viel Spaß mit dem Kapitel gehabt🙈
Danke für alle Votes, Kommis und Reads🤍
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