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Oh, du heilige Scheiße


Konzentriert fokussiert Jake den Wunschzettel von Emma und versucht, ihre Sauklaue zu entziffern. Mitten in New Ports' Mall bleibt er neben einem aufgestellten Weihnachtsbaum aus Plastik stehen. Das Kaufhaus verwandelt sich jedes Jahr zu dieser Zeit in ein wahres Winterwunderland, sodass man aus den Staunen gar nicht mehr rauskommt.

„Ist das ein b oder ein s?", murmelt er eher zu sich selbst, als eine vertraute Stimme hinter ihm antwortet: „Definitiv ein s."

Überrascht dreht Jake sich zu Hannah, die ihm grinsend über die Schulter schaut.

„Was machst du denn hier?", sofort zieht er die zierliche Blondine in seine Arme, die die Umarmung fest erwidert. Sie ist um einiges stärker, als sie aussieht. Besonders durch ihr niedliches Gesicht mit der Stupsnase würde niemand erwarten, dass sie mehrfach die Woche im Fitnessstudio schwerere Gewichte stemmt als er.

Normalerweise treffen sie sich regelmäßig zum Sport, aber Hannah weiß, wie sehr die Weihnachtszeit Jake beansprucht. Da hält sie sich lieber zurück mit Verabredungsanfragen und macht sich rar.

„Bist du wieder auf Geschenkejagd?", fragt sie mit einem neugierigen Funkeln in den Augen.

„Wie jedes Jahr." Jake zuckt mit den Schultern, als gäbe es für ihn eine andere Wahl.

„Darf ich mal sehen?"

„Absolut nicht." Schnell hält er die Tüten von Hannah fern, damit sie ihr Geschenk nicht zufällig erspähen kann, doch sie rollt nur mit den Augen.

„Die Wunschzettel."

„Achso, ja. Hier." Verlegen kratzt Jake sich am Kopf, während Hannah die selbstgeschriebenen Briefe der Kinder studiert.

„Das sind ganz schön viele Wünsche", gibt sie zu bedenken und sieht mit einem zweifelnden Blick zu Jake. Hannah wohnt seit einiger Zeit in einem der Nachbarhäuser von Lost & Found. Sie gehört zur betreuten Jugendwohngruppe und weiß daher, dass es ein begrenztes Budget für Weihnachten gibt.

„Ja, alle werde ich nicht erfüllen können. Aber darum geht es dieses Jahr auch nicht. Die beiden Schwestern sind doch Anfang des Jahres zu uns gezogen. In erster Linie geht es darum, sie einzugewöhnen."

„Stimmt, hattest du erzählt. Wie machen sie sich?" Hannah geht einen Schritt in Richtung Buchhandlung, weil sie auf der Liste von Emma ein Sachbuch über Dinosaurier entdeckt hat. Ohne zu zögern, kann Jake mit ihr mithalten.

„Ach, die sind zuckersüß. Wirklich. Noch lange nicht bereit, aber", er seufzt, „wer ist das schon?" Hannah nickt wissend. Ihre Eltern sind zwar nicht tot, allerdings aus gutem Grund nicht mehr Teil ihres Lebens.

Sie greift nach dem Dinosaurierbuch und hält es triumphierend in die Höhe.

„Ein Geschenk weniger." Grinsend geht sie zur Kasse und lässt Jake den Vortritt beim Bezahlen.

„Wir wichteln dieses Jahr", erzählt sie mit verschränkten Armen vor der Brust, während sie das Gewicht auf die Seite verlagert und darauf wartet, dass der Kassiere Jake den Bon ausdruckt.

„Das ist doch schön."

„Ja, bis man ein Geschenk für unter fünf Dollar für jemanden finden soll, den man kaum kennt."

„Wen hast du denn gezogen?", fragt Jake und nickt dem Kassierer dankend zu, als er ihm stumm den Beleg mit auf das Buch legt.

„Eine der Aushilfen für dieses Jahr."

„Ouh, das ist wirklich schwer. Und du hast absolut gar keinen Anhaltspunkt?"

„Nope", sie seufzt, während sie die Führung zum nächsten Laden im Kaufhaus übernimmt. Jake ist dankbar für die Abwechslung. Eigentlich wollte er mit Caitlin die Geschenke kaufen gehen, aber da der Ausflug zu Walmart damals schon zu einer Ohnmacht geführt hat und sie sich sowieso nicht mehr meldet, dachte er, es sei besser, allein los zu ziehen. Dabei ist es witziger zu zweit.

In einem Kuscheltierladen beginnt Hannah schon, ein Stofftier in Form einer Schildkröte auszusuchen. In mehreren Stationen wird das Tier selbst zusammengestellt, wobei der Preis jedes Mal steigt. Eine Grenze nach oben gibt es nicht, sodass Jake seine Hand auf Hannahs legt, um sie davon abzuhalten, die Schildkröte mit noch mehr Watte zu füllen. Das Stofftier ist jetzt schon oberhalb des ausgemachten Budgets, das er ausgeben darf.

„Daran kann ich mich nicht erinnern. Wer wünscht sich eine Schildkröte?"

„Mia", Hannah deutet auf die kleine grüne Schildkröte, die Mia in die Ecke ihres Wunschzettels gemalt hat. Drumherum sind vier pinke Herzen zu erkennen. Da drunter hat sie in Großbuchstaben Toteiini geschrieben. Jake schluckt.

„Das ist Tortellini, ihre Schildkröte."

„Awh, wie süß!"

„Sie musste sie weggeben, als sie zu uns gezogen ist." Vor Jakes innerem Auge taucht das Bild der weinenden Mia Anfang des Jahres auf. Sie hat das leere Terrarium in der Hand, als sie aus dem Auto aussteigt und ihr neues zu Hause beobachtet. Damals konnte Jake sie nicht trösten und bis heute steht das leere Terrarium auf ihrer Kommode im Zimmer.

Er beißt sich auf die Unterlippe, vielleicht liegt es nicht im Budget, aber es ist das Richtige.

„Dann hat sie diese süße Schildkröte mehr als verdient", bestimmt Hannah und lässt das Stofftier von der Maschine bis zum Anschlag mit Watte füllen. Jake nickt fest entschlossen und gemeinsam suchen sie ein Plastikherz für Tortellini aus, das „Ich hab dich lieb" sagt, wenn man nur doll genug drauf drückt. Jake stopft es in die Watte hinein, dann wird Tortellini verschlossen und Hannah sieht fragend zu den Klamotten, die noch dazugekauft werden können. Jake runzelt die Stirn, dann schüttelt er den Kopf.

„Tortellini hat einen Panzer aus Watte, dem ist warm genug." Hannah kichert bei seinen Worten, stimmt aber zu, sodass sie ihn zielstrebig ins nächste Geschäft führt.

„Wie geht es Caitlin?", wechselt sie das Thema.

„Keine Ahnung", Jake atmet den Satz eher aus, als dass er ihn spricht. „Sie meldet sich nicht mehr, seitdem", er verstummt, was Hannah dazu veranlasst fragend die Augenbrauen zu heben.

„Wir haben uns gestritten."

„Warum?"

„Ich habe meinen Eltern von ihrem Dad erzählt. Ihm geht's nicht so gut und Caitlin braucht Hilfe."

„Aha", Hannah lässt den Wunschzettel sinken und sieht Jake prüfend an. „Und als der scheinende Ritter, der du bist, hast du ungefragt versucht, ihr zu helfen."

„Natürlich!" Seine beste Freundin klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, bevor sie ihn tadelnd begutachtet.

„Jake, du bist so ein guter Mensch, aber manchmal bist du wirklich dämlich. Caitlin ist niemand, die sich dazwischen funken lässt."

„Ich weiß", gibt er seufzend zurück und deutet auf eine Bank, auf die sie sich nebeneinandersetzen. „Es ist nur so frustrierend, nichts zu tun, weißt du?"

Hannah sieht ihn wissend an und Jake presst die Lippen aufeinander. Natürlich weiß sie es. Ihre Narben verraten es. Vor vier Jahren hat er sie kennengelernt, aber erst seit einem Jahr ist sie in der betreuten Wohngruppe.

Gemeinsam mit seiner Mutter hat er drei Jahre darum gekämpft, dass ihren Eltern das Sorgerecht entzogen wird und Hannah ins Nachbarhaus einziehen kann. Es war alles andere als ein schöner Kampf, aber der Sieg um Hannahs Freiheit war es allemal wert gewesen.

Jahrelang wurde sie vernachlässigt und obwohl es Lehrern, Nachbarn und anderen Eltern aufgefallen ist, so hat doch niemand etwas gesagt. Außer Jake.

„Du kannst nicht für jeden den Helden spielen." Hannah drückt seine Schulter, damit er sie wieder ansieht.

„Das will ich doch gar nicht."

„Aber das tust du. Lass sie den Kram allein regeln und wenn sie Hilfe braucht, wird sie sich bei dir melden." Jake seufzt. Erst seine Mutter, jetzt seine beste Freundin.

„Du hast so lange gebraucht, sie anzusprechen. Jetzt kannst du auch ein paar Tage länger auf eine Antwort warten", neckt sie ihn und Jake entfährt ein entrüsteter Laut. Aber Hannah kichert nur. Sie war es, die Jake dazu ermutigt hat, Caitlin endlich kennenzulernen, nachdem er monatelang von dem Mädchen geschwärmt hat, das New Ports mit seinen Graffitis verschönert.

Jedes Mal, wenn er eins ihrer Kunstwerke gesehen hat, und sei es auch nur ein kleines Auge in einem großen Gesamtbild, wusste er, dass sie es war. Sie hat einen ganz eigenen Stil, etwas Außergewöhnliches, in dem, was sie tut. Und Jake bewundert jeden Farbstrich davon.

„Komm, lass uns gehen. Du grübelst ja eh nur, was du ihr als Nächstes schreiben kannst."

„Ha ha", erwidert Jake sarkastisch, obwohl Hannah recht hat. Seine Gedanken kreisen nur noch um Caitlin, seinen Klingelton hat er heute schon vier Mal überprüft, um sicher zu gehen, dass er ihn hört, wenn sie anruft.

Hannah setzt sich auf den Beifahrersitz und beginnt mit den Fingern auf dem Armaturenbrett zum Lied im Radio trommeln. Für einen kurzen Moment bekommt Jake ein Déjà-vu Gefühl von dem Tag, an dem er Caitlin vom Parkplatz nach Hause gefahren und ihr beim Singen zugehört hat. Sie war so unbeschwert gewesen.

Jake klingt mit ein in den Rhythmus, brüllt eher, als dass er singt, aber das ist ihnen egal. Hannah schreit lautstark mit und sie verfallen in ein simultanes Gelächter, als der Song endet.

Auf der Strecke nach Hause ist die Nacht so klar, dass Hannah mit leuchtenden Augen die Fülle an Sternen bewundert. Sie erzählt von den Sternenbildern, die sich zu dieser Jahreszeit zeigen und benennt einige davon. Wie sie sie auseinanderhalten kann, ist Jake ein Rätsel. Aber Hannah hat sich für den funkelnden Nachthimmel interessiert, seit er sie kennt.

Jakes Grinsen über ihre Begeisterungsfähigkeit erlischt in dem Moment, in dem er in die Einfahrt fährt und die Scheinwerfer des Autos den Blick auf die Hauswand freigeben.

Vor Schreck lässt Jake die Kupplung zu früh los, weshalb der Motor sich mit einem gluckenden Geräusch verabschiedet.

„Was-", doch Hannah braucht nicht weiter zu reden, sie sieht es selbst, schlägt sich die Hand vor den Mund.

„Nein", flüstert sie, kann nicht glauben, was sich da vor ihren Augen abbildet. Auch Jake brennen bereits die Tränen in den Augen, während er aus dem Auto aussteigt und wütend die Fahrertür zuschlägt.

Die Hauswand vom Lost & Found ist mit einem Graffiti verschmiert; rotunterlaufende Augen starren ihn aus der Dunkelheit an. Ein böses Grinsen mit scharfen Zähnen blitzt weiß hervor, während Schlangen aus dem Mund herausströmen, wie Medusa sie auf dem Kopf hat. Eine Hand ist zu sehen, die ein blutbeflecktes Messer hochhält und auch die Schrift darunter sieht aus, als wäre es tropfendes Blut. In großen Lettern steht geschrieben: „Glaub ja nicht, dass du hier sicher wärst".

Jake ballt die Hände zu Fäusten, wendet den Blick ab. Wie ein Blitz schlagen die Ereignisse von vor einigen Tagen über ihn herein, aber er will es nicht glauben. Will nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig wäre.

Und doch hallt in Jakes Kopf nur Caitlins Stimme, wie sie dem Typen in der Dunkelheit sagt: „Ich mache es, klar?"

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