Lasst uns froh und munter sein
Caitlin kommt mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Tür, das Jakes Herz höher schlagen lässt. Sofort spürt er, wie ihm das Blut in die Wangen schießt, denn ihr es ist warm wie die strahlende Sonne. Unglaublich, dass ein einziges Lächeln so ein sanftes Kribbeln durch seinen Körper schicken kann.
Unter dem Arm trägt sie zwei große Taschen, deren Inhalt sie geschickt versucht zu verdecken bis die Kinder angelaufen kommen und an ihrem Arm hochspringen, weil sie wissen wollen, was sie mitgebracht hat. Mit funkelnden Augen schaut Caitlin zu Jake, der sie genau so abwartend ansieht.
„Jake hat mir erzählt, dass ihr heute Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibt", eröffnet sie ihre Präsentation, bei der sie den Inhalt der Taschen vor den Kindern auf dem Boden ausräumt. „Und da dachte ich, ich bringe euch ein paar Mal- und Bastelsachen mit."
Unsicher schaut sie auf, weil sie Jakes Reaktion sehen möchte, sichergehen möchte, dass sie das Richtige getan hat, aber Jake ist zu perplex, um zu reagieren.
Auf dem Boden liegen mehrere teure Stiftesets, von denen er sich bisher nie getraut hat, einen zu benutzen, aus Angst, dass sie direkt kaputt gehen und das Geld damit verschwendet ist.
Aber da taucht wieder ihr warmherziges Lächeln auf, zeigt ihre tiefen Grübchen, die sonst nur Schatten auf ihren Wangen sind, und Jake würde sie am liebsten in die Arme nehmen und voller Dankbarkeit und Freude herumwirbeln bis ihnen schwindelig ist.
„Ist das alles für uns?", ruft Mia erstaunt und Caitlin nickt.
„Also schenken kann ich es euch leider nicht", lenkt sie ein, woraufhin ein Raunen durch die Menge geht, „aber ich würde es euch gern ausleihen, damit ihr die schönsten Wunschzettel schreiben könnt."
„Danke!", schreien die Kinder im Chor und fallen ihr beinahe gleichzeitig um den Hals, sodass sie vom Schwung nach hinten gerissen wird und auf dem Boden liegt. Die Meute stützt sich auf sie, begräbt sie unter sich und Jake muss kichern, weil er schon so oft in dieser Situation gewesen ist. Ein paar Sekunden lässt er seinen Geschwistern den Spaß, dann greift er ein: „Gut, wir müssen Caitlin jetzt aber auch wieder atmen lassen", sagt er, während er ein Kind nach dem anderen hochhebt und zur Seite stellt wie ein altes Spielzeug, bis Caitlin unter ihnen auftaucht.
„Sonst kann sie uns ja gar nicht helfen bei der Arbeit", er zwinkert ihr zu und hilft ihr beim Aufstehen. Die Kinder sammeln bereits die Sachen vom Boden auf und tragen es ins Esszimmer an den großen Tisch.
Jake setzt sich an das eine Kopfende und bedeutet, Caitlin, sich an das andere zu setzen.
„Wer will Caitlin denn erzählen, wie wir das hier handhaben?", fragt Jake und alle Kinder setzen sich sofort aufrecht hin und starren Jake freudestrahlend an. Der hebt die Hände über den Tisch, die zu Fäusten geballt sind.
„Dachte ich's mir doch, dass ihr alle wollt." Er richtet die ausgestreckten Arme zu seiner Linken und die Kinder tuscheln, bis Henry auf die rechte Hand deutet. Jake öffnet sie, um darin den Papierstern zu enthüllen, wie Caitlin sie bereits aus dem Kalender kennt. Die rechte Seite des Tisches stöhnt enttäuscht auf.
„Dafür dürft ihr gleich den ersten Vorschlag machen", erwidert Jake, was die Kinder sofort stillwerden lässt. Henry richtet sich an Caitlin.
„Wir schreiben immer zuerst einen gemeinsamen Wunschzettel. Etwas, das wir alle für unser Zuhause möchten. Wir müssen uns einigen, denn es darf nur eine Sache sein, weil der Weihnachtsmann viel zu tun hat und wir ja auch alle noch unsere eigenen Wunschzettel schreiben."
Caitlin nickt mit hochgezogenen Augenbrauen, als hätte sie verstanden. Die rechte Seite des Tisches räuspert sich und Emma ergreift das Wort: „Wir würden gern neue Kissen für den Gemeinschaftsraum haben."
Die linke Tischhälfte rückt zusammen, berät sich über den Vorschlag der rechten Seite im Flüsterton. Dann erwidert Henry, der als Sprecher auserkoren wurde: „Wir fänden eine Schaukel im Garten unter der Eiche schön."
„Eine Schaukel?", platzt es aus Caitlin heraus, die von allen Kinderaugen genauso erschrocken angeguckt wird, wie sie sie ansieht.
Eine Schaukel ist groß, kostet viel und Caitlin hätte niemals im Leben gedacht, dass die Kinder sich so etwas wünschen würden. Doch ihre enttäuschten Gesichter, dass Caitlin ihre Idee offensichtlich nicht gut findet, lässt Caitlins Herz schmerzen.
„Eine Schaukel ist ein toller Vorschlag, ich war nur überrascht. Es ist so anders als Kissen", versucht sie sich zu retten, doch der Schaden ist angerichtet.
„Wir nehmen es zurück", murmelt Liam, was Jake verblüffend zu ihm schauen lässt. Er hat die Kinder in so vielen Phasen ihres Lebens gesehen, besonders als sie die Trauer bewältigen und die damit verbundenen fünf Schritte gehen mussten. Doch das ist das erste Mal, dass die Kinder alle gleichzeitig so traurig und enttäuscht wirken.
„Caitlin kennt das wahrscheinlich ein wenig anders", versucht Jake zu erklären, die verschütteten Scherben aufzusammeln, die die Kinderherzen zerbrochen haben. „Sie feiert Weihnachten anders als wir, richtig?", bindet er Caitlin mit ein, die sofort versteht, nickt und weiterspricht: „Ja, ich ... ich habe noch nie einen Wunschzettel geschrieben. Ich wusste gar nicht, dass der Weihnachtsmann einem auch solch große Dinge bringen kann."
Jake hält kurz inne, sieht Caitlin fragend an, weil er nicht ausmachen kann, ob sie entweder eine verdammt gute Lügnerin ist oder gerade wirklich die Wahrheit gesagt hat. Beides kann er sich nicht vorstellen.
Doch Caitlin spricht weiter: „Wisst ihr, ich lebe mit meinem Vater in einem schönen Haus und einem großen Baum, eigentlich ist es ein Busch, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Was ich sagen will, ist, ich habe mir bisher noch nie etwas vom Weihnachtsmann gewünscht, weil ich schon alles hatte, was er mir hätte geben können." Ihre Stimme ist wie von Nebel belegt und Jake merkt, wie er zwischen den Zeilen versucht zu lesen. Das zu erraten, was sie nicht gesagt hat, das zu finden, was ihre plötzliche Trauer auslöst.
Vereinzelt sehen die Kinder mit großen Augen zu Caitlin auf. „Du hast noch nie einen Wunschzettel geschrieben?" Sie staunen mit weit geöffneten Mündern und schauen dann mit bettelndem Blick zu Jake.
„Können wir uns auch für Caitlin etwas wünschen?" Fragend sieht Jake zu Caitlin, die errötet.
„Was? Nein, nein! Ihr solltet euch etwas wünschen. Für euch. Etwas, das euch näher zusammenbringt, an dem ihr alle Spaß habt."
Jake kann nicht anders, als zu lächeln. Er findet es unglaublich schön, wie schnell Caitlin sich eingegliedert hat, obwohl sie hier nicht wohnt, obwohl es eigentlich nur Sozialstunden sind, die sei ableisten muss. Sie gibt sich Mühe. Verdammt viel Mühe.
„Ich hab was", ruft Emma und grinst über beide Ohren, „ein Kochbuch für Elena! Sie meckert die ganze Zeit, dass sie alle Rezepte im Schlaf kann."
„Ja", rufen einige und überlegen lauthals, welche Rezepte in das Lost & Found Kochbuch mitaufgenommen werden sollten bis Henry sagt: „Aber was schreiben wir dann auf?" Er ist nicht gut mit Abweichungen. Er kennt die Pläne des Waisenheims in- und auswendig und stellt täglich sicher, dass diese auch eingehalten werden. Wann er dieses Verhalten entwickelt hat, kann niemand sagen. Fakt ist aber, dass Henry diese Routine und Sicherheit braucht und eine Abweichung davon ihn schnell durcheinander bringt. Emma tätschelt seinen Oberarm und lächelt ihn beruhigend an.
Dann sieht sie in die Runde: „Henry hat recht, wir sollten uns erst auf den Wunschzettel einigen und können danach an Elenas Geschenk arbeiten." Die restlichen Kinder am Tisch schauen von Emma zu Henry und nicken schließlich.
Dennoch ist Caitlin mehr als beeindruckt von der schnellen Resonanz der anderen, wie sie ohne Widerworte auf Henrys Bitte eingehen und sich zusammen wieder den Kopf für ihren gemeinsamen Wunschzettel zerbrechen.
„Einen Hund!"
„Und wer soll darauf aufpassen? Wir müssen alle in die Schule."
„Eine Katze?"
„Nee, die finde ich gruselig."
„Dann doch lieber einen Hund."
„Oder neue Bettwäsche."
„Für alle?"
„Dann schreibe ich das halt bei mir auf."
„Ein Brettspiel!"
„Dafür sind wir zu viele."
„Hat irgendwer einen realistischen Vorschlag?"
Die Kinder reden quer über die Tische, verhandeln knallhart für ihre Wünsche, obwohl sie wissen, dass sie auch noch einen eigenen Wunschzettel füllen können.
Jake steht auf und gesellt sich zu Caitlin, die das bunte Treiben stumm beobachtet.
„Das wird sie eine Weile beschäftigen, kommst du solange mit?"
Überrascht sieht Caitlin zu ihm auf, doch sein verschmitztes Grinsen verrät ihr gar nichts, außer dass er sich selbst nicht allzu ernst nimmt.
„Wohin?" Er macht eine sanfte Kopfbewegung in Richtung Küche, in die sie sich unauffällig davonschleichen. Von dort gehen zwei Türen ab, wovon eine zur Speisekammer führt, die andere hingegen in den Keller.
Ein „Zutritt verboten"-Schild prangt hier in leuchtenden Buchstaben vor der Tür, aber Jake öffnet sie trotzdem.
„Hältst dich also nicht an Regeln", bemerkt Caitlin mit geschürzten Lippen, doch Jake hebt vorwurfsvoll eine Augenbraue.
„Jetzt sag mir nicht, dass dich Regeln plötzlich interessieren." Caitlin zieht den Kopf ein, so ertappt fühlt sie sich bei seinen Worten. Er weiß mehr über sie, als er wahrscheinlich zugegeben hat und schlussendlich zählt das Verboten-Schild auch nur für die Kinder, die hier wohnen. Jake arbeitet hier. Er gehört sozusagen zum bekanntem „befugten Personal" und Caitlin sieht sich selbst auch als Teil davon, seit sie ihre Sozialstunden hier ableisten muss.
Stumm folgt sie Jake in den Keller und staunt nicht schlecht, als sie die Berge an Geschenken bemerkt. Es sind drei unterschiedlich große Türme und die einzelnen Pakete schön verpackt in weihnachtliches Papier.
„Hier lagern wir alle Geschenke, die ich an Weihnachten verteilen muss."
„Du?"
„Was? Denkst du, ich bin als Santa nicht geeignet?" Jake stemmt die Hände in die Hüften und sieht sie mit vorgestrecktem Kinn herausfordernd an. Caitlin grinst.
„Du bist jetzt nicht der Coca Cola Weihnachtsmann", entgegnet sie bei dem Gedanken daran, wie sie vor einigen Tagen seine Muskeln trotz seines dicken Pullovers sehen konnte. Doch Jake grinst nur, ahnt nichts von Caitlins Gedanken, die sie erröten lassen.
„Man ist nie zu jung für einen Traum."
„Und dein Traum ist es, Santa zu sein?", fragt Caitlin mit hochgezogenen Augenbrauen und kann sich kaum vorstellen, dass der kleine Jake in die Freundebücher unter ‚das werde ich einmal werden, wenn ich groß bin:' ‚Santa Clause' reingeschrieben hat.
„Glaubst du etwa nicht an mich?", fragt Jake gespielt erschrocken und hält sich eine Hand an die Stirn, „oh Gott, Caitlin, wie kannst du mich denn nicht in meinem Traum unterstützen?"
Caitlin kichert über die Überdramatik, die Jake mal wieder an den Tag legt. Würde sie wissen, woher diese Eigenschaft kommt, würde sie wahrscheinlich jegliches Freudegefühl verlieren. Aber noch kennt sie die Geschichte von Jake nicht und noch ist jeder seiner Witze ein Training für ihre Lachmuskeln.
„Du bist eine Dramaqueen." Caitlin rollt mit den Augen, um ihre Meinung zu unterstreichen, und Jake macht eine schnelle Kopfbewegung nach hinten, wie es die Jungs früher mit der typischen Justin-Bieber-Frisur gemacht haben, um sich die Haare aus dem Gesicht zu schütteln. Doch Jake hat keine langen Haare, seine dunklen dichten Locken sind nah an seiner Kopfhaut, bewegen sich keinen Zentimeter.
„Die einzig wahre Dramaqueen in New Ports." Er blinzelt einige Male sehr schnell, als würde er einen verführerischen Augenaufschlag üben, doch Caitlin kann nicht anders, als noch einmal zu loszuprusten.
„Du bist so ein Idiot", flüstert sie, obwohl ihr Herz am liebsten das Gegenteil behaupten möchte.
„Ich weiß", grinst er, wird dann aber ernst, „Spaß beiseite. Sobald die Wunschzettel fertig sind, müssen wir auf Geschenkejagd gehen. Das ist jedes Mal der blanke Horror und ich würde wirklich ewig in deiner Schuld stehen, wenn du mich begleitest."
„Ewig also, ja?", Caitlin zieht einen Mundwinkel in die Höhe, der sofort eins ihrer Grübchen entblößt.
„Ewig", bestätigt Jake und Caitlin nickt.
„Abgemacht." Eine Weile stehen sie sich noch gegenüber, doch dann wird ihre Zweisamkeit von de schrillen Sirene aus ihrem Handy unterbrochen, der Caitlin zusammenzucken lässt. Seit seinem letzten Anruf hat sie Mason diesen kreischenden Klingelton verpasst. Damit sie genau weiß, wann er anruft.
„Willst du nicht rangehen?" Caitlin zwingt sich ein Lächeln auf, wendet sich ab und nimmt das Gespräch an, während sie die Kellertreppe hinauf eilt.
„Was ist?"
„Riley sagt, du bist nicht da. Hast du meine SMS nicht bekommen?"
„Ich hab dir schon gesagt, ich kann nicht."
„Warum?" Caitlin beißt sich auf die Unterlippe, lehnt im Flur an den Jacken und Mänteln und hat das Gefühl, dass die Kinder im Esszimmer angestrengt nach ihren Worten lauschen.
„Ich wurde erwischt", flüstert sie, während sie sich gleichzeitig das Handy zwischen Schulter und Ohr einklemmt, um sich ihren Mantel überzustülpen.
„Wie das?"
„Ich", sie schluckt, macht sich bereit für einen Angriff von Mason, „ich war allein unterwegs."
„Caitlin, verdammt! Was habe ich zu Alleingängen gesagt? Nie! Nie habe ich gesagt."
„Ich weiß", antwortet sie kleinlaut, die Hand bereits an der Türklinke.
„Du spielst mit meiner Geduld, Caitlin, und das gefällt mir nicht. Du musst gehen. Endgültig. Die anderen denken noch, dass du eine Sonderstellung hast."
„Habe ich die etwa nicht?", erwidert Caitlin schneller, als sie sich davon abhalten kann. Trotzdem muss sie bei ihrem Gegenangriff schmunzeln. Sie sind nicht ohne Grund Exfreunde, aber sie waren auch nicht ohne Grund damals zusammengekommen. Und nach der Trennung hat Mason alles Erdenkliche getan, um Caitlin zu überzeugen, in der Gang zu bleiben. Bei ihm zu bleiben und Caitlin tat ihm den Gefallen, weil sie gern mit ihnen unterwegs war. Weil sie die Malost auch ohne Mason genug ins Herz geschlossen hatte, als dass sie sie verlassen wollte.
Aber seit dem Abend vorletzte Woche hinterfragt sie diese Entscheidung durchgehend. Weshalb sie Mason, so gut es ging, aus dem Weg gegangen ist. In Gedanken hat sie die Gang längst hinter sich gelassen. Nur Mason gesagt hat sie es noch nicht.
„Du", hört sie ihn raunen und kann sich regelrecht vorstellen, wie er sich über die Lippen leckt. Sie ist nach wie vor seine Schwachstelle. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht bei der Erkenntnis, dass Mason sie noch nicht komplett abgeschrieben hat, dass der Gedanke, sie aus der Gang zu werfen, doch nur eine Kurzschlussreaktion war. Dass er sie unweigerlich als Teil der Malost behalten will.
„Aber du musst deine Loyalität beweisen", hört sie da auch schon Mason sagen und stöhnt innerlich auf. Nichts kommt ohne Preis bei ihm.
„Die Galerie", fährt er fort und Caitlin weiß sofort, wovon er redet. Die Galerie, von der sie seit Jahren schwärmt, die Galerie, in der sie hoffentlich irgendwann als Künstlerin ausgestellt werden wird. Die Galerie, in der schon ihre Mutter Vernissagen gehalten hat.
„Nein", haucht Caitlin mehr vor Schreck, dass Mason so etwas vorschlagen würde. Er weiß, wie viel ihr die Galerie bedeutet, dass sie mehr ist als nur ein Betongebäude mit flachen Mauern, perfekt, um als neue Leinwand für die Gang herzuhalten.
„Oh doch", und Caitlin kann ihn hämisch grinsen hören, während er das sagt. Sie tritt aus der Tür, atmet gierig die kalte Abendluft ein, bevor sie antwortet: „Das kannst du nicht machen."
„Oh, ich werde das auch nicht machen", erschrocken sieht Caitlin auf, als sie Masons Stimme doppelt hört, weil er längst vor dem Lost & Found steht. Widerwillig legt sie auf und geht die letzten Schritte auf ihn zu. Sein Grinsen wird noch breiter und er starrt sie an, bis Caitlin realisiert, was er meint. Sie schüttelt heftig den Kopf. Nie im Leben würde sie die Galerie mit einem Malost Graffiti verschandeln. Sie würde ihm nicht erlauben, dass er seine Hände an dieses Gebäude setzt. Es war schon immer unbefugtes Gelände für die Malost, seitdem Mason davon erfahren hatte, wie viel es Caitlin bedeutete. Er selbst hat die vorherigen Schmierereien damals entfernt, damit es im alten Glanz erstrahlen kann.
Doch jetzt sieht Caitlin Mason an und wünscht sich, ihm niemals von sich erzählt zu haben. All die Intimitäten, die sie miteinander ausgetauscht haben, nutzt er inzwischen als Schwachstellen, in die er genüsslich einsticht.
„Wenn du das Gebäude auch nur ansiehst", zischt Caitlin und kommt einen Schritt näher.
„Was dann, hm?", Mason scheint die Situation sichtlich zu genießen, er liebt es, Caitlin auf die Palme zu bringen, sie zu necken, zu ärgern, anzustacheln, bis ihre dunklen braunen Augen nahezu feuerrot werden vor Wut. Er liebt diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht einfach zu sehr.
„Du musst hier verschwinden."
„Nicht ohne eine Antwort." Mason schaut an Caitlin vorbei, die sich augenblicklich umdreht und Jake aus der Tür herauskommen sieht. Sein Kiefer verspannt sich und er ballt die Fäuste.
„Kannst du wegen ihm nicht?"
„Hau ab, Mason!" Er hebt eine Augenbraue, überrascht über den Mut, den sie aufbringt. Doch dann schaut sie mit glasigen Augen zu ihm hoch.
„Ich mache es, klar? Und jetzt verschwinde." Siegessicher grinst Mason, nimmt eine ihrer dunklen Strähnen zwischen die Finger und rollt sie leicht um sein Handgelenk.
„Mit Locken hast du mir besser gefallen, Prinzessin." Caitlin schluckt, will sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie seine Berührungen berühren. Was er alles mit ihr anstellt. Doch dann lässt er ihre Haare los, drückt ihr einen sanften Kuss auf die Wange und winkt Jake zum Abschied, bevor sich seine Silhouette mit der Nacht vermischt.
Unentschlossen bleibt Caitlin stehen, will nicht schon reingehen, will Jake nicht in die Augen schauen. Aber dieser nimmt ihr die Entscheidung ab, kommt zu ihr an den Straßenrand, der in dem Graben mündet. Ein kleiner Abhang, der die Grenze zum Wald darstellt, doch heute sieht Caitlin nur Schwärze.
„Alles in Ordnung?" Er will nicht wissen, wer der Typ eben war. Mit welchen Gestalten aus ihrem vorherigen Leben sie noch Kontakt hat. Er will ihr vertrauen, glauben, dass sie sich ändern will. Dennoch hallt ein Satz in seinem Ohr: „Ich mache es, klar?"
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