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Du kannst dir Weihnachten sonst wohin schieben, Santa

‚Du kannst dir Weihnachten sonst wohin schieben, Santa.'

Dieses Graffiti ist die gerechte Strafe dafür, dass Caitlin heute in Dauerschleife mit der Heißklebepistole grüne Bänder auf rote Weihnachtsbaumkugeln kleben musste und sich dabei mehr als einmal die Finger verbrannt hat. Aber der Schmerz in den Fingerkuppen ist wie weggeblasen, wenn sie auf die Cap ihrer Spraydose drückt. Geschmeidig führt sie die Farbe über die Steinwand, hinterlässt dicke feuchte Linien, die trocknen, bevor das Bild fertig ist. Ein großer Elf sieht ihr mit ausgestreckter Zunge entgegen, den Mittelfinger hoch erhoben, während er die Worte ruft, die in krakeliger schwarzer Schrift in einer Sprechblase stehen: „Du kannst dir Weihnachten sonst wohin schieben, Santa!"

Stolz begutachtet Caitlin ihr Kunstwerk, das die Gemäuer ihrer Schule schmückt wie eine sarkastische Weihnachtsdekoration neben all den selbstgebastelten Schneeflocken und Weihnachtsmännern in den Fenstern. Jedes Jahr ist es dasselbe Spiel. Ab Mitte November wird der Kunstunterricht zu Santa's Elfenwerkstatt, in der die Schülerschaft dazu verdammt ist, irgendwelche weihnachtlichen Dekoartikel herzustellen, die entweder aufgehängt oder auf dem Schulbasar für massiv hohe Preise angeboten werden. Caitlin schüttelt schnaubend den Kopf, aber ihre Mundwinkel zucken augenblicklich nach oben, wenn sie den Blick auf ihr Graffiti richtet. Santa kann sie mal. Genau wie Weihnachten und die verdammte Elfenwerkstatt der Schule.

Es ist nicht das erste Kunstwerk, das Caitlin zur Weihnachtszeit sprayed, aber das erste dieses Jahr. Damit ist die Weihnachtszeit offiziell eingeläutet und New Ports macht sich wieder auf die Suche nach dem „Sprayer-Grinch", dessen Tagg nur ein Halbkreis mit Zickzackmuster ist. Wie die Polizei nicht darauf kommen kann, dass es sich dabei um ein C für Caitlin und ein M für ihren Nachnamen Madden handelt, ist ihr nicht begreiflich. Aber wer sich so blöd anstellt, eine Jugendliche zu fassen, hat es vielleicht auch einfach nicht verdient, sie zu schnappen.

Caitlin kreist mit dem Kopf, um ihre Nackenmuskulatur ein wenig zu entspannen. Es ist die vierte Weihnachtszeit in Folge, in der sie New Ports mit Anti-weihnachtlichen Graffiti beglückt, oder bestürzt, je nachdem, ob man zu den Kunstliebhabern gehört oder eben nicht. Allerdings das Erste, in dem sie es allein tut.

Das Hupen eines Autos, das gerade auf den Schulhof fährt, lässt Caitlin hochschrecken. Mit zusammengekniffenen Augen und einer Hand vor der Stirn dreht sie sich um. Es ist bereits dunkel und die Schülerschaft und Lehrer alle fort, weswegen sie überhaupt erst die Spraydosen ausgepackt hat. Sie war sich sicher, dass sie heute Abend ungestört sein würde. Doch jetzt starren sie zwei grelle Autoscheinwerfer an, beleuchten die Wand hinter ihr und lassen die Mittelfinger des Elfen hell erstrahlen.

Der Wagen kommt nur wenige Zentimeter vor ihrer Tasche mit den übrigen Farbdosen zum Stehen und Caitlin lässt nun auch die Letzte zu Boden fallen, als sie sieht, wer in schickem Anzug aus dem Auto aussteigt.

„Guten Abend, Miss Madden." Mit der Zunge befeuchtet Caitlin ihre plötzlich ausgetrockneten Lippen, senkt im gleichen Moment aber den Kopf, der mit jeder Sekunde röter wird.

„Mr. Rivera", flüstert sie mit krächzender Stimme, da auch ihr Rachen anscheinend das Gefühl hat, seit Tagen keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen zu haben, was natürlich nicht stimmt. Erst wenige Stunden, bevor Caitlin von zu Hause losgegangen ist, hat sie einen halben Liter getrunken, um ihrem Vater beim Tabletten schlucken zu unterstützen.

Alleine macht er es nicht, sagt, es sei zu viel Wasser, das er mitschlucken müsse, und Caitlin zeigt ihm jeden Tag, dass ein halber Liter gar nichts ist und gern auch geext werden kann. Nur so lässt Mr. Madden sich von seiner Tochter überreden und nimmt die ihm verschriebenen Tabletten ein.

Doch jetzt kann sie nicht an ihren Vater denken, nicht, wenn sie gerade bei einer Straftat erwischt wurde. Mit der Malost-Gang hat sie schon öfter Wände besprayed, Gebäude, Böden. Das alles war in gewissen Maßen eine Straftat, da sie nie eine Genehmigung eingeholt haben. Es war der Kick, der sie dazu verleitet hat. Und es waren nie Schmierereien, immer eigene Kunstwerke.

Da gibt es Riley, die besonders gut Pflanzen sprayen konnte und Robin, der kein Wort sagt, seine Kunstwerke dafür aber umso mehr. Connor sprayed im Comic-Stil und schlussendlich ist da noch Mason, der Anführer der Malost. Regelmäßig treffen sie sich auf Baustellen oder Haltestellen, wobei immer mindestens eine Person Wache hält, damit genau das nicht passiert, was Caitlin gerade vor sich sieht.

Erwischt zu werden.

Sie wusste, dass es keine besonders gute Idee war, alleine loszuziehen, ohne einen Wachposten. Aber Mason und sie hatten Differenzen, die sie nicht länger ignorieren konnte. Dennoch gibt es einen Grund, warum Mason Alleingänge untersagt. Und dieser Grund steht jetzt vor Caitlin mit hochgezogenen Augenbrauen und stemmt seine Hände in seine Hüfte.

„Wie ich sehe, waren Sie fleißig", mit einem Nicken deutet der Schuldirektor auf die Gebäudewand hinter Caitlin und ihr Herz fällt, sicher einige Meter, vielleicht auch bis zum Grund der Erde. Zurückholen kann sie es jedenfalls nicht, genauso wenig wie ihre Stimme, die ihr im Hals stecken bleibt.

„Folgen Sie mir", es ist keine Drohung, nicht einmal ein Befehl, eher ein enttäuschtes Seufzen, als hätte er nichts anderes von ihr erwartet und Caitlin weiß nicht, was davon schlimmer ist.

Schnell sammelt sie ihre Sachen vom Boden und folgt Mr. Rivera in sein Büro.

„Da haben Sie Glück, dass ich meine Unterlagen vergessen habe, was?", fragt er, ohne Caitlin dabei anzusehen, weil er zeitgleich in den Schubladen seines Schreibtisches wühlt.

„Mhm", stimmt sie unsicher zu, würde sich am liebsten in Luft auflösen, verschwinden, so wie es ihr Herzschlag getan hat.

Mit einem lauten Poltern landet Caitlins Schulakte zwischen ihnen auf dem Tisch. Sie kennt sie zu Genüge. Viel zu oft saß sie schon im Büro des Direktors, mittlerweile schäkern sie wie alte Freunde, wenn wieder eine Ermahnung ansteht. Doch heute sieht Mr. Rivera traurig, beinahe verzweifelt aus, wie er Caitlin ansieht. Seine Augen sind trübe, seine Lippen zusammengepresst.

„Was mache ich nur mit Ihnen?", seufzt er, reibt sich das Gesicht. „Wir wissen beide, dass Ihnen Nachsitzen nicht im Geringsten hilft, sich zu ändern."

Caitlin knirscht mit den Zähnen. Er hat recht. Ein stiller Raum, in dem sie nichts tun darf außer aus dem Fenster zu schauen? Der perfekte Ort für neue Graffiti Ideen. Während des Nachsitzens hat Caitlin ihre besten Einfälle fürs Sprayen und konnte diese ungehindert skizzieren. Die Lehrer, die aufpassen sollten, sitzen meist sowieso nur vorne und lesen in ihrem liebsten Groschenroman. Was die Schüler vor ihnen machen ist ihnen egal, so lange es leise passiert. Und zum Glück für Caitlin bedarf ihrer Kreativität keine Lautstärke.

„Was ist das nur mit Ihnen und der Weihnachtszeit?"

„Was?"

Mr. Rivera hebt die Augenbrauen, um Caitlin zu bedeuten, dass sie ihn nicht für dumm verkaufen soll. Die Schülerin fällt in sich zusammen und ihr fallen einige Strähnen ihrer braunen Haare ins Gesicht, die sie genervt aus ihrem Blickfeld pustet. In der Zwischenzeit schlägt Mr. Rivera die Schulakte auf einer beliebigen Seite auf.

„14. Dezember 2019. Caitlin Madden stört den Kunstunterricht durch Kraftausdrücke und anzügliche Bemerkungen über Santa Clause." Caitlin verschränkt die Arme und Mr. Rivera blättert einige Seiten weiter.

„8. Dezember 2018. Caitlin Madden erzählt den Kindergartenkindern vom benachbarten Kindergarten über die Schulhofsmauern hinweg, dass Santa Clause nicht existiert. Vier Kinder sind daraufhin in Tränen ausgebrochen."

Caitlin lächelt entschuldigend, doch Mr. Rivera blättert weiter.

„21. Dezember 2017. Caitlin Madden bezeichnet den Kunstunterricht als Kinderzwangsarbeit und droht die Schule zu verklagen, sollte sie weitere Christbaumkugeln für den Weihnachtsbasar anfertigen müssen."

„Das ist doch alles schon alt", erwidert Caitlin, aber Mr. Rivera hebt einen Finger und blättert nach vorn. Er kennt ihre Akte in- und auswendig, hat sie in den letzten Monaten mehrfach durchgelesen, in der Hoffnung einen Hinweis zu finden. Darauf, warum die Weihnachtszeit ein solches Verhalten bei ihr hervorruft. Bisher ohne Erfolg.

Er sucht einen Eintrag aus dem vergangenen Jahr und liest ihn vor: „18. Dezember 2020. Caitlin Madden veranstaltet eine von ihr genannte Demonstration mit Megafon auf dem Schulhof, bei der sie laut rufend die Schülerschaft zum Streiken auffordert, weil Plätzchen backen nicht in den Bildungsplan einer Schule gehört."

„Naja", lenkt Caitlin ein, erhält aber einen warnenden Blick von Mr. Rivera, obwohl sie beide wissen, dass Gebäck herstellen definitiv keinen Platz im Lehrplan besitzt.

„1. Dezember 2021. Caitlin Madden verunstaltet das Schulgebäude mit anzüglichem Graffiti", schließt Mr. Rivera seinen Vortrag an die Ereignisse von heute, lehnt sich nach vorn und verschränkt die Finger ineinander.

„Caitlin." Aber Caitlin kann ihm nicht in die Augen sehen, zu stark ist das Brennen in ihnen, was ihr verrät, dass sie bald weinen wird.

Doch Mr. Rivera muss irgendwie zu ihr durchdringen. Die letzten Jahre hat er sie immer wieder beschützt, den anderen Lehrern beschwichtigend zugeredet. Die Vertrauenslehrer und Schulpsychologen herangezogen, aber niemand hat etwas aus Caitlin herausholen können. Sie ist verschlossen bis ins Mark und Mr. Rivera hat das Gefühl, sich immer weiter von ihrem eigentlich weichen Kern – da ist er sich sicher, dass sie einen hat – zu entfernen.

Also ändert er seine Strategie, spricht sie direkt an, durchbricht die Barriere des höflichen Siezens und hofft auf eine emotionale und ehrliche Ebene, wenn er sie respektvoll duzt.

„Mit der Weihnachtszeit ist es wie mit dem Rest des Christentums. Es ist in Ordnung wenn du Teil davon sein willst. Es ist in Ordnung, wenn du kein Teil davon sein willst. Aber in keinem Fall darfst du andere mit deinen Werten verletzen. Verstanden?"

Caitlin nickt, schlingt dennoch die Arme um sich.

„Ich habe mit deiner vorherigen Schule Kontakt aufgenommen. Sie", doch Mr. Rivera verstummt in dem Moment, in dem Caitlins Kopf hochschnellt und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Kurz zuckt sein rechter Mundwinkel nach oben, viel mehr durch Erstaunen als Belustigung, dass er einen wunden Punkt getroffen hat. Eine Reaktion hervorgerufen hat. Das ist eine Steigerung von dem, was die Vertrauenslehrer im letzten Schuljahr erreicht haben. Vielleicht hat er doch noch eine Chance. Vielleicht hat sie noch eine Chance verdient. Er muss sie ihr nur geben. Ihr eine Möglichkeit aufzeigen, ihre unterdrückte Wut zu verarbeiten.

„Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen, hm? Seit Jahren bekommst du diese Anwandlungen zur Weihnachtszeit. Und laut deiner alten Schule war es dort nicht anders. Du bist eine verdammt kluge Schülerin, Caitlin, und ich wünschte, du würdest das Potenzial in dir erkennen, das ich seit Jahren in dir sehe."

Mr. Rivera schlägt die Akte zu. „Ich kann nicht mehr weiter tatenlos zusehen und dir Nachsitzstunden verpassen, die dir offensichtlich vollkommen egal sind."

Er lehnt sich zurück in seinen Stuhl und seufzt, reibt sich die Schläfen mit dem Daumen und Mittelfinger.

„Ich werde mir etwas einfallen lassen und dich morgen darüber unterrichten." Dann schüttelt er langsam den Kopf und steht auf.

„Brauchst du eine Fahrt nach Hause?" Caitlins Augen weiten sich leicht, noch ist sie zu überrascht darüber, dass Mr. Rivera ihr kein Nachsitzen mehr erteilt. Dass er selbst mit seinen Kräften am Ende zu sein scheint. Vielleicht hat sie es übertrieben. Hätte seine Gutmütigkeit nicht an die Grenzen drücken sollen.

„Ich, ich bin selbst mit dem Auto hier."

„Gut, dann fahr vorsichtig." Mr. Rivera geleitet seine Schülerin noch zu ihrem Auto, bevor er sich selbst in sein eigenes setzt und für einige Minuten darin verharrt. Der Weihnachtself starrt ihn mit herausgestreckter Zunge an und es entfährt dem Direktor ein Lächeln. So sehr Caitlin auch Weihnachten hasst und er sie dafür bestrafen sollte, kommt er nicht umhin, ihr Talent zu bewundern. Weihnachtselfen sprayen ist definitiv eine ihrer Stärken.

Mr. Rivera startet den Motor, der ihn mit einem sanften Grollen begrüßt. Der Wagen ist schon alt, hat viele Winter überdauert und dieser wird wahrscheinlich sein Letzter sein. Er sollte mit seiner Frau über die Anschaffung eines neuen Wagens reden und auch über die Anschaffung eines Autos für ihren Sohn. Denn diesen alten Brocken wird er unmöglich übernehmen wollen.

Doch als Mr. Rivera zu Hause eintrifft und ihm das selbstgekochte Essen seiner Frau in die Nase steigt, die er mit einem liebevollen Kuss begrüßt, ist von ihrem gemeinsamen Sohn keine Spur.

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