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Der Wald lag in vollkommener Stille vor mir. Niemand ging joggen, spazierte oder führte den Hund aus.
Sie alle taten, was eigentlich ich tun sollte: In ihren Betten, eingekuschelt zwischen Kissen und Decken, liegen und schlafen.

Trotz der Tatsache, dass die Wolkendecke jeden Regentropfen herausschrie, war kein Ton zu hören. Bloß das Geräusch, wenn das Rad ein paar Ästchen zum Brechen brachte. Der Fahrtwind nagte sich hartnäckig in mein Gesicht, durchbohrte gemeinsam mit den Tropfen des Himmels meine Haut und stach sich durch den Stoff des wärmenden Mantels. Es duftete nach Tannengrün, Schornsteinen und nach klirrend kalten Wintermorgen und ich musste zugeben, dass die Atmosphäre im menschenleeren Wald eine bis dato unbekannte Freude in mir weckten. Eine Art von Glück, die bis zu jenem Tag noch nie durch meine Adern geflossen war, führte doch jede Form der Euphorie auf dieselben Paar Hormone zurück. Mein Herz klopfte schneller, mit jedem Meter, der mich näher an Sophie brachte.

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Irgendwann krochen die ersten Leute aus ihren Häusern heraus.
Mache führten den Hund aus, gingen joggen oder suchten Pilze.
Ich stoppte das Fahrrad, weil die Sonnenstrahlen, die durch die weiße Pracht am Himmel hindurchlinsten, den Herbstwald in ein güldenes Licht tauchten, das mir den Atem raubte. Das Rot-Orange-Gelb-Grün der alten Bäume glitzerte heller als Kinderaugen an Weihnachten. Sie schauten aus wie alte, knorrige Hölzer, die schon alles gesehen hatten. Wie Zeugen der Zeit, in der Märchen noch echt waren. Just in jenem schicksalhaften Moment aber, kamen mir die Bäume lebendiger als alles Andere vor. Es wirkte so, als ob der Wald atmete. 

Jeder einzelne Tautropfen schimmerte, als würde die Seele eines, mit ganzem Herzen Liebenden, aus ihm herausschauen. Das goldfarbene Licht verwandelte selbst den trüben Wolkenvorhang in feinste Zuckerwatte. Fast bildete ich mir ein, dass die Luft von Kirmesduft erfüllt wurde.  Zuckersüßer Zauber floss in Form von glitzernden Spinnenfäden durch den Wald. Wie ein kleines Kind begann ich, mit offenem Mund und schillernden Augen. Ich bildete mir ein, die Feenflügel auf meinem Rücken flattern zu hören. Die Flügel, die nur in den Herzen von Johanna und mir existiert hatten, gesponnen aus dem Traum vom Fliegen. Jojo war eine Ozean-Elfe mit blau-weißem Gewand gewesen und ich hatte imaginäre, sonnengelbe Kleider getragen. Und dieser Teil glimmte nun auf, während der Wald seine Arme um mich legte. Ich sah mich, wie ich mit rotem Anorak und dicker Skihose durch das Schneegestöber rannte. Ich sah Papa, der abwechselnd hoch über seinen Kopf warf und wir für genau einen Moment tatsächlich fliegen konnten. Mama hat in diesem Sekundenbruchteil ein Foto gemacht und es hängt in Johannas Zimmer. Sie sagt es nicht, aber ich weiß, dass sie es sich manchmal anguckt und dann daran denkt, wie es war, klein zu sein. Wir waren einfach. Und ich vermisse das. 

Groß sein bedeutet nicht, dass man nicht träumen soll. Aber es bedeutet, dass die Träume nicht mehr einfach wahrwerden können. Mit den Patsche-Händchen habe ich auch die Zauberkraft aufgegeben, mit meiner Schwester Hand in Hand Richtung Horizont zu fliegen. Ich konnte nicht mehr einfach so vom Hochbett springen und eigentlich Jojos Schiff entern. Den Zauberstab in meinem Kopf hatte ich gegen einen Stift und tausende Seiten voll mit Schulstoff getauscht. Ich durfte jetzt am frühen Morgen mit dem Fahrrad durch die halbe Welt gondeln, aber nicht mehr an Mamas Hand durch die Stadt laufen. Warum? Warum war es so, groß zu sein?

Der Zauber wirkte auf mich ein und ich spürte, dass dies ein Anblick war, den ich nicht vergessen würde. Die karminroten Bänke, die Bäume, deren Frisuren die Farben eines Lagerfeuers trugen, und das goldene Licht der Sonne. Im Hintergrund fliegende Kraniche, deren schwarze Silhouetten wie Farbklekse am klaren Winterhimmel ausschauten. Ich saugte alles in mich auf, dieses überaus perfekte Gesamtkunstwerk der Natur. Es war klar. Die Fragen in mir, nach meiner Identität, dem Sinn und der Zukunft, waren weggewischt. Das Bild, der mir gebotene Anblick, hatte sie sich auflösen lassen. Ich wollte nicht weggehen oder gar den Blick abwenden. Die kostbaren Sekunden würden zerplatzen und bloß als glühender Punkt in mir weiterwohnen. 

"Immer hast du den Kopf in den Wolken", hörte ich die Stimme meiner Lehrerin an meinem Ohr. Sie hatte nie verstanden, dass die Vögel in der alten Eiche neben dem Klassenzimmer interessanter waren als die Leute um mich herum. Mein Kopf war in den Wolken und ich liebte es. Mich fesselten Dinge, die nicht wichtig waren. Ich schenkte dem Unscheinbaren Aufmerksamkeit. Zum Beispiel Sophie Abellaister. 

Und so stand ich, mit leuchtendem Herzen da und vergaß die Kälte, bis mein Blick auf den zierlichen Körper eines Menschen fiel. Da saß ein Mädchen im roten Mantel auf einer der roten Bänke. Auf ihrem Schoß lag ein Buch, aber ihre Augen spielten mit dem Wald. Ihre königliche Körperhaltung, die vollen, leicht aufgerissenen Lippen und die blonden Haare ließen mich an das Mädchen hinter dem Tresen denken. Aber das war nicht sie. Das konnte nicht sie sein. Es fehlte die Schüchternheit. Dieses Mädchen verschwand nicht hinter einem um die Hüften gelegten Handtuch oder Bergen an Geschirr. Sie saß auf dieser Bank und war einfach großartig. 

"Ähm ich, ja, ich ... hallo!" Meine Stimme klang eingeschüchtert. Ich wirkte nervös und so, als würde ich lieber schnell wieder gehen wollen. 

Sophie schwieg einfach, richtete aber ihren Blick plötzlich auf mich. Dann stand sie auf, strich den roten Filzmantel glatt und tat ein paar feste Schritte auf mich zu. Ihre Hände gruben sich in die Tiefe der Manteltaschen und ich merkte, wie ihr Atem begann, schneller zu werden. "Hallo!", flüsterte sie und schaute sogleich wieder weg, auf die Spitzen der abgenutzten Vans an ihren Füßen. Mit zittrigen Fingern zog Sophie einen Zettel hervor. Er hatte die Farbe eines Ziegels, der zusammen mit vielen Weiteren das Haus bildete, in dem Leonard und sie wohnten. Als sie ihn in meine Hand fallen ließ, berührten sich unsere Finger für den Bruchteil einer Sekunde. Sie sog scharf Luft ein, als habe sie sich verbrannt. 

Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und folgte dem Weg, der sie tiefer in den Wald hinein führte. Ich konnte ihr nur hinterherschauen, gefesselt von Magie und Herzklopfen. Der Zettel in meiner Hand schien zu brennen, weil Sophie ihn geschrieben hatte. Als das Mädchen hinter dem Tresen in dem Laubregen des Morgens verschwunden war, faltete ich das Papier mit aller Sorgfalt auf. 

Morgen bin ich im Café, du sollst auch kommen. Wir werden da sitzen, über unwichtige Dinge sprechen, die doch irgendwie wichtig sind, und ohne Ende Kakao essen. Du wirst lachen, ich werde kichern und Herr van Haars wird uns mit wackelnden Augenbrauen betrachten. 

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