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Die Silhouetten der Häuser in der untergehenden Sonne sahen wunderschön aus. Als hätte ein Zeichner die mit schwarzer Tusche in das helle Blau des Himmels gezaubert.

Fein gekleidete Damen und Herren flanierten im warmen Schein unzähliger Laternen durch die Straßen.
Die Lichter zahlreicher Werbetafeln warfen ihre Spiegelungen auf die nassen Steine und ich hielt kurz inne.
Wie wunderschön es hier war.
Jede Woche lief ich hier vorbei und nie war mir in den Sinn gekommen, auf diese Schönheit zu achten.

Die blinkenden Lichter, die winterliche, heimelige Atmosphäre und die glücklichen Leute.

Menschen, warm eingekuschelt in Mäntel und Jacken, verschwammen vor meinen Augen miteinander und kristallisierten sich im selben Moment aus der Menge an Körpern heraus.

Der Duft von heißem Glühwein und kaltem Winter umarmte die abendliche Szenerie wie eine liebende Mutter ihr weinendes Kind.
Leute lachten sich gegenseitig höflich an und schritten, in den Armen ihrer Lieben, aneinander vorbei.

Meine Schritte aber spazierten von
ihnen weg. Durch die Straßen, in denen die Nacht ihre verruchten Geschichten flüsterte.
Durch beeindruckende Schluchten zwischen Bauwerken aus Stahl, die sich immer weiter in Richtung Himmel schlängelten.

Der Wind jagte durch jedes noch so kleine Gässchen der Stadt. Hastig, den Winter auf den Fersen, drückte er seine eiskalten Finger in mein Gesicht. Fegte die khakifarbene "Sankt-Pauli"-Mütze beinahe von meinem Kopf.

Die letzten Meter rannte ich. Kramte mit zittrigen Händen den übergroßen Schlüsselbund aus dem Rucksack und schob sie in das Schlüsselloch.
Die Tür heulte und knarrte, als ich die öffnete und meinen Krempel auf den Boden fallen ließ.
Mit dem Gedanken bei Sophies Suche nach dem Ungewissen.

"Hallo Mäuschen" Meine Mutter kam aus dem Wohnzimmer und schloss mich in ihren Armen ein.
Sie ist eine Expertin in der Kunst des Umarmens. Es war mir egal, dass der Sprecher in der Tagesschau von allerlei Katastrophen in dieser Welt erzählte, bis sie mich wieder losließ und ihre Tochter, ihr Mäuschen, der knallharten Realität aussetzte.
Alles Böse traf mich wie ein Basketball aus Elend in das Gesicht.

Mama schaute mich für einen Moment liebevoll an. "War es schön heute? War heute ein guter Tag?"
Ich nickte.

"Wie schön, Rami! Möchtest du mitgucken?"

Grinsend folgte ich ihr in das Wohnzimmer und boxte meiner Schwester zur Begrüßung gegen den Arm. "Wie geht's?"
Sie rollte in dem knallpink lackierten Rollstuhl bis zum Sofa hin, um mich durchzukitzeln. "Nicht der Rede wert, ich lebe noch. Meine Beine sind bloß weg. ich habe keine Ahnung, wo. wie bei meinem Schülerausweis"

Meine Mutter wandte den Blick vom Fernseher ab. "Sag sowas nicht, Jojo!"

"Wenn ich keine Witze über Behinderte mache, wer denn sonst?", wollte sie wissen und ließ von mir ab, um an ihren Stammplatz zurückzurollen. Mitten im Weg.
Johanna meinte, das gehöre zum Gesamtbild dazu. In Wahrheit lebte sie ihren Drang als kleine Schwester aus: So nervig wie möglich zu sein.

"Wo ist Papa?", fragte ich und ließ meinen Blick die lodernde Flammen im Kamin, die taubengrau gestrichene Bank am Esstisch und den liebsten Sessel meines Vaters abtasten.

"Er kommt heute nicht. Wir sollen das Curry von gestern aufwärmen", erklärte Johanna und legte traurig den Kopf schief.
Ich wusste genau, wieso.
Unser Vater arbeitete. Viel zu viel. Jeden Tag, um einiges mehr als erwartet, um einiges mehr als bezahlt wurde. Und niemand sah das Herzblut, das Papa für jedes einzelne Marmeladenglas aufbrachte. Stattdessen hagelte es Gemecker.

Mama brauchte ihre Töchter nur anzusehen, um ihre Gedanken lesen zu können. Das war schon immer so gewesen.
Als Johanna und ich uns das Glas Honig geteilt hatten, als wir die Fernbedienung in ihren Stiefeletten aus blutrotem Wildleder versteckt hatten. Unsere Mutter wusste davon. Immer, egal was.
Sie war auch dahinter gekommen, dass ich mit elf Jahren verliebt in Daniel Heine gewesen war. Etwas, von dem nichteinmal meine herzallerliebste Schwester erfahren hatte.
Ich betete, dass Sophie vor ihr verborgen bleiben würde.

Verlegen zuckte sie die Schultern. "Ich mach das dann mal warm, ihr deckt den Tisch!"

×××

Am nächsten Tag regnete es. Ich konnte hören, wie Wasser gegen die Scheiben meines Fensters knallte. Wie tausend Tropfen sich, Stecknadeln gleich, in die Erde bohrten.
Ich öffnete die Augen, sah das Grau draußen und schloss sie direkt wieder. Zum Kotzen, die Reinkriech-Kälte und das Winterwetter.

Obwohl mein Bett sich mit fast schon eisernen Fingern an mir festklammerte, pellte ich meinen trägen Körper aus der Decke und stand gefühlte Stunden später angezogen mit Regenmontur im Zimmer. Schwitzige Hosen aus Plastik, eine hässliche Jacke mit Reflektoren am Rücken.

Auf Zehenspitzen schlich ich den Flur entlang, kritzelte in der Küche "Bin bei der Freiheit, wo auch immer das ist! Liebe, Rami" auf einen nächstbesten Zettel, schlüpfte in meine heißgeliebten, petrolfarbenen Doc-Martens und huschte aus dem Haus.
In meinem Rucksack lagen der Haustürschlüssel, ein Regenschirm und eine Flasche Wasser.
Mein Handy hatte ich nach ein paar Sekunden des Überlegens daheim gelassen. Auf der Suche nach der roten Bank störte ein dauer-vibrierndes Ding eher.

Nach ein paar Minuten des Googlens hatte ich ein Foto gefunden, das eine rote Bank zeigte. Irgendwo im Stadtwald, umwuchert von Gestrüpp, geküsst von sanften Sonnenstrahlen.
Mit bösem Blick bedacht' ich den Himmel. Das mit den Sonnenküssen konnte ich heute vergessen.

An mir vorbei rauschten Häuser. Graue Beton-Dingsis, aber auch liebevoll dekorierte Bauwerke mit Lichterketten oder Weihnachtssternen im Fenster. Sie waren allesamt ausgeschaltet, weil die Leute noch schliefen. Vielleicht unterhielten sich die Lichter. Lästerten darüber, wie komisch Menschen doch waren oder warteten einfach nur darauf, angeknipst zu werden und Weihnachtsstimmung in der Welt zu versprühen.

An einem Sonntagmorgen sind wenige Menschen auf den Straßen, so kam auch mir fast niemand entgegen. Allein der Wind stach in meine ungeschützten Wangen und färbte sie rosarot.

Es war superkalt, superungemütlich und supernass. Und trotzdem ging es mir unerwartet gut.
Mein Vorderrad ließ Wasser aus Pfützen tropfen, das an den Beinen meiner Matschhose hinuntertropfte. Mein Haar flatterte im Wind hinter mir her. Es roch nach Winter und nach Regen und nach dem letzten Vogel auf dem Weg in den Süden.

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