5.
Hand in Hand liefen Rey und Ben in Richtung der Suiten der Ersten Klasse.
„Wo gehen wir jetzt hin?", fragte Ben seine Freundin.
„Zu dir. Hux und Palpatine kommen zwar erst in einer Stunde aus dem Rauchersalon zurück, aber das Risiko ist es mir nicht wert."
„Gut." Ben zuckte mit den Schultern, ihm war es egal, ob seine Eltern wussten, dass Rey bei ihm war.
Sobald sie die Zimmertür hinter sich geschlossen hatten, küsste Ben Rey wieder.
„Wofür war das denn?", fragte Rey erstaunt. Ben zuckte mit den Schultern.
„Naja, du siehst einfach wunderschön aus und da konnte ich mich nicht zurückhalten."
Ben's Zimmer war urgemütlich, fand Rey. Er schien etwas unordentlich zu sein, da einige Kleidungsstücke grob über einen Stuhl geworfen worden waren. Auf dem Nachttisch neben dem riesigen Himmelbett lag ein Stapel Papier, ein Lineal, Bleistifte und sogar ein Zirkel. Ansonsten war der Raum nur mit prunkvollen Möbeln vollgestellt, die Ben nicht gefüllt hatte.
Der junge Solo ließ sich rückwärts in die weichen Kissen fallen. Rey ließ sich kichernd neben ihm nieder und ließ sich von ihm durchkitzeln.
„Ben! Stopp!", schnappte sie lachend nach Luft.
Ben setzte sich ruckartig auf.
„Ja, was ist? Zu ihren Diensten Mrs. Palpatine.", meinte er schelmisch. Rey boxte ihm gespielt gegen die Schulter.
„Du bist doch Architekt?", fragte Rey vorsichtig, woraufhin Ben nur nickte.
„Mir ist aufgefallen, dass es zu wenig Rettungsboote gibt. Ich glaube wir würden nur die Hälfte des Schiffes unterbringen können. Deshalb würde ich gerne wissen, wie sicher dieses Schiff wirklich ist. Alle sagen, dass die Titanic unsinkbar ist und das glaube ich auch, ich meine, was sollte uns schon schaden können.", stellte Rey fest.
Ben sah bedrückt auf die weiße Bettdecke unter sich und schluckte.
„Rey, das ist eine Lüge, die Titanic ist sinkbar und ich hoffe nur noch, dass ich Amerika überhaupt erreiche. Die Gefahr zu sinken, ist gerade größer denn je.", gestand Ben.
Sie sah ihn entsetzt an und schüttelte hektisch mit dem Kopf. Er schloss sie in die Arme.
„Ich wünschte, ich könnte es leugnen, aber alle meine Rechnung sprechen dagegen. Wir sind zu leichtsinnig geworden, die Natur wird immer stärker sein als der Mensch."
„Von was sprichst du?" Rey war interessiert, wie verängstigt zugleich.
„Ich spreche von Eisbergen.", sagte Ben wie erstarrt, stand auf und lief zur Tür, die zu seinem privaten Promenadendeck führte. Rey folgte ihm.
„Die Luft ist eiskalt. Es sind mindestens fünf Grad Minus, die Wassertemperatur beträgt vielleicht 1 Grad Minus. Perfekte Bedingungen für Eisberge und die entsprechenden Warnungen gibt es auch. Wir haben Neumond, das heißt, dass das Eis kein Licht reflektiert."
Ben rieb sich leicht fröstelnd die Hände und ging mit Rey wieder nach innen. Er ließ sich von Rey etwas Papier und einen Bleistift bringen.
„Es ist windstill. Das heißt, keine Wellen, die sich an den Eisbergen brechen können. Falls wir auf einen stoßen, bemerken wir ihn erst, wenn er auf Sichtweite ist. Bei Nacht vielleicht 750 Meter vorher.", erklärte Ben fachmännisch und setzte einen Punkt auf das Papier. Etwas weiter vorne zeichnete er eine Eisspitze.
„Ab jetzt ist es egal, was wir machen. Umfahren wird nicht funktionieren, dafür ist die Titanic zu groß und zu schwer, außerdem sind wir viel zu schnell. Den Eisberg einfach zu rammen und ihn wegzuschieben, wäre eine Möglichkeit. Diese hängt aber von der Größe des Eisberges ab. Bei einem, der höher als vier Meter über der Wasseroberfläche misst... unmöglich."
Ben zeichnete in seiner Skizze den weitern Kurs der Titanic ein. Rey sah sofort, dass sie den Eisberg rammen würden, aber nur am vorderen Oberdeck.
„Gut, aber wenn das Oberdeck kaputt ist, das macht doch kaum etwas aus.", bemerkte Rey etwas entspannter.
Ben zeichnete an die freie Ecke des Blattes eine gewellte Linie, die Wasseroberfläche, dann darüber schematisch eine Eisbergspitze.
„Rey, das kannst du nicht wissen, aber der Großteil eines Eisberges liegt nicht über der Wasseroberfläche, sondern darunter."
Dann ergänzte Ben den restlichen Eisberg.
Rey schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.
„Der Eisberg reißt uns riesige Löcher in die Seiten. Die Nieten, die verwendet wurden sind billig, die werden der rohen Kraft des Eises nicht standhalten. Sie werden die Schotten dichtmachen, doch diese reichen auch nur bis zum E-Deck. Das Wasser schwappt ab jetzt von Schotte zu Schotte, sobald die fünfte Schotte vollläuft ist die Titanic verloren, dann kannst du nur noch beten für die, die nicht der Ersten Klasse angehören. Ich hoffe nur, dass es niemals so weit kommt."
Rey nickte unter ängstlichen Tränen. „Hoffen wir, dass es niemals so weit kommt."
Ben küsste sanft ihre Tränen weg, als es an der Tür klopfte.
„Ben? Vor unserer Tür steht Mrs. Pryde und fragt, ob du Rey gesehen hättest. Was soll ich ihm sagen?"
Dafür würde er seine Mutter ewig lieben.
„Sag ihm, dass ich nicht da bin und, dass du Rey den ganzen Tag nicht gesehen hättest, ebensowenig wie ich. Ist das okay Rey?"
Leia und Rey nickten.
„Wir hauen ab, Rey. Lass uns Sternbilder betrachten, vorne bei den Sonnenbänken am Bug."
Ben und Rey flitzten Hand in Hand über das Deck.
„Na natürlich! Ich hätte selbst darauf kommen müssen, dass mein Großvater seinen Bodyguard auf mich ansetzt, wenn ich alleine unterwegs bin. Scheiße Ben, er weiß alles über uns." Rey schien verzweifelt.
Doch Ben zuckte nur mit den Schultern, um möglichst entspannt zu bleiben.
„Spätestens in Amerika wäre es sowieso aufgefallen."
Rey schmiegte sich verliebt an Ben. So wollte sie es, mit Ben für die Unendlichkeit. Sie gehörten zusammen, das konnte ein blöder Heiratsvertrag nicht ändern.
„Das ist der große Wagen." Ben deutete auf einige Sterne, die sich tatsächlich zu einem Wagen verbinden ließen.
„Und hier siehst du den Polarstern... Verdammte Scheiße!"
Rey setzte sich wieder neben ihrem Freund auf. Blanke Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Auf Sichtweite ragte eine riesige Eiswand in die Höhe, mindestens zehn Meter hoch.
Die Männer im Ausguck läuteten wild an einer Glocke und gaben ihre Sichtung zur Brücke weiter.
Ben sprintete los.
Der stellvertretende Kapitän, Mr. Mitaka stand am Steuer und leitete die folgenden Schritte ein.
Einer der Wachmänner versuchte Ben zurückzuhalten.
„Sir! Steuern sie geradeaus in den Eisberg und evakuieren Sie die Bugkabinen.", rief Ben.
„Mister, Sie sollten nicht hier sein. Seien Sie aber unbesorgt, meine Männer und ich haben alles im Griff. Wir werden den Eisberg sicher umfahren. Gehen Sie schlafen."
Ben lief kreidebleich zu Rey zurück und schüttelte den Kopf.
„Hoffen wir, dass ich mich verrechnet habe.", murmelte er leise und drückte Rey fest an sich.
Ein heftiger Ruck ging durch das riesige Schiff, die Maschinen waren gestoppt wurden. Kurz darauf folgte ein weiterer Ruck, die Titanic bewegte sich unaufhaltsam auf den Eisriesen zu.
Gerade hoffte Ben nur, dass sie so langsam wendeten, dass sie mit der Spitze in den Eisberg stießen.
Langsam, keine 200 Meter vor dem Eisberg begann sich der Bug der Titanic nach links zu bewegen.
Ben zog Rey von der Reling fort. Sie würden kollidieren.
Das Metall quietschte, als es am Eis entlangkratzte und mehrere fußballgroße Eisbrocken knallten auf das Deck.
Rey sah Ben mit entsetzten an, er war mit Abstand der intelligenteste Mann, den sie kannte.
Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis all der Luxus am Meeresboden lag, dem war sich Ben bitter bewusst.
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