[7]
Hashirama versucht sich zusammen zu reißen und räuspert sich, um die aufkommende Stille zu unterbrechen.
"Darf ich dich etwas fragen?", beginnt er.
"Du hast mir zweimal das Leben gerettet, von daher ist das ja wohl das Mindeste.", murmelt Tsuru.
Wenn sie die Fragen nur unter diesem Vorwand beantworten will, ist es Hashirama fast schon wieder unangenehm, aber die Chance, dass sie dann zumindest ehrlich antwortet, steigt und er muss Tobirama schließlich irgendwie von ihr überzeugen.
"Ich würde gerne einiges über dich erfahren.", erklärt der Senju und wartet nervös auf eine Reaktion, woraufhin Tsuru nur langsam nickt. "Dann frag ruhig."
"Deine Verletzungen waren so schlimm, dass du tagelang geschlafen hast. Etwas später und du wärst gestorben und einige deiner Verletzungen wirkten nicht aus Versehen. Also erzähl mir bitte, was ist dir passiert?"
"Die kurze oder lange Fassung?", fragt Tsuru überfordert, denn sie weiß, wenn sie so drüber nachdenkt, selbst nicht mehr so ganz, wo ihre Pechsträhne angefangen hat.
"Wie es dir besser passt.", meint Hashirama gleich verwirrt.
"Dann lieber die Kurze.
Mitten in der Nacht ist ein Feuer ausgebrochen und hat meinen gesamten Clan ausgelöscht. Eine Räuberbande kam vorbei, um in den Überresten nach etwas Wertvollem zu suchen und dabei wurde ich gekidnappt. Ich habe versucht zu fliehen, bin dabei in ein paar Jagdfallen getappt und bin kurz darauf von einem Rudel Wölfe angefallen worden. Ich wurde gebissen, bin in einen Fluss gefallen und einen Wasserfall heruntergespült worden. Dann bin ich in euer Kriegsgebiet gelangt, meine Kräfte haben mich verlassen und den Rest kennst du ja vermutlich... Das alles in dieser Reihenfolge und das innerhalb von nur ein paar Tagen.", erklärt sie, ihr Ton wechselt dabei zwischen Sarkasmus und tiefliegendem Schmerz.
Hashirama ist einen Moment still und sieht sie mitleidig an, doch fixiert Tsuru gekonnt einen anderen Punkt, nur um seinen Blick nicht sehen zu müssen, denn Mitleid kann sie nicht gebrauchen.
"Und das alles, um zum Yamanaka Clan zu kommen? Wieso hast du es so eilig?"
"Ich kann es dir nicht ganz erklären, aber ich weiß, dass sie die nächsten sind. Und mein Bruder lebt im Yamanaka Clan. Und mein Opa auch. Darum muss ich sie warnen, sonst passiert etwas schlimmes... Entschuldige, es ist nur gerade einfach alles so viel.", ihre Stimme setzt zwischendrin immer wieder aus und Hashirama tut es bereits im Herzen weh sie so zu hören.
Hashirama nickt verständnisvoll. "Schon gut. Wenn du nicht darüber reden kannst, verstehe ich das. Doch falls du doch irgendwann jemanden brauchst, bin ich da."
Sie nickt ebenfalls, wenn auch nur sehr schlapp und versucht sich ein Lächeln abzuzwingen. "Dankeschön.", murmelt sie und blickt zum Himmel hinauf. Da dies die kurze Fassung war, hat sie einige Sachen ausgelassen und durch den Blick in die Wolken versucht sie sich auf andere Dinge zu konzentrieren als die vergangenen Ereignisse. Denn diese machen sie wirklich fertig.
"Wieso hast du mich gerettet?", fragt Tsuru ohne den Senju dabei anzusehen. Sie denkt schon eine Weile lang intensiv darüber nach, doch ohne eine ihr verständliche Antwort. Sie erinnert sich nur noch wage daran, dass sie zuvor schon jemand entdeckt hatte, doch sie haben ihr nicht geholfen. Und sie versteht eher wieso diese Leute ihr nicht geholfen haben, als, dass sie von den Senju gerettet wurde. Sie ist schließlich eine Fremde.
Doch Hashirama seufzt daraufhin nur. "Weil du aussahst als bräuchtest du Hilfe.", erklärt er als wäre es das Offensichtlichste auf der Welt. "Ich könnte nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, eine ohnmächtig und hübsche, junge Frau am Rande eines Schlachtfelds liegen zu lassen, wo du vielleicht auch noch hättest sterben können. Sogar recht sicher gestorben wärst."
"Das klingt als wäre es für dich selbstverständlich Wildfremden in Gefahr zu helfen.", murmelt sie. "Natürlich.", erwidert er ohne zu zögern. "Das sollte es für jeden sein."
Tsuru lacht kurz auf, dann sieht sie Hashirama doch endlich wieder an und findet seine schwarzen, ehrlichen Augen auf einmal äußerst interessant, da sich so viel darin widerspiegelt. "Und deshalb muss ich auch meine Familie retten.", erwidert sie mit einem sanften Lächeln. "Dafür würde ich alles tun."
"Das würde ich ebenfalls.", gibt Hashirama zurück und die beiden sehen sich einen Moment ruhig in die Augen und es wirkt beinahe so als wären sie alleine auf dieser Welt.
Tsuru trifft eine plötzliche Erkenntnis. Vielleicht wird Hashirama Senju ihr helfen können den Yamanaka-Clan zu retten. Denn sie ist sich sicher, dass er jedes Wort so meinte.
Zwar möchte sie nach allem, was er bereits für sie getan hat, nicht danach fragen, doch wenn es nötig werden würde und sie den Clan doch nicht alleine retten kann, würde sie sich mit großer Sicherheit zuerst an den Senju-Clan wenden, so viel ist ihr sicher. Doch noch mehr will sie ihm auch nicht schuldig sein müssen, so bleibt dies doch nur eine unvervollständigte Idee.
Und da Tsuru ihn nun unbewusst in ihr Herz geschlossen hat - denn außer ihrem eigenen Bruder, ist sie noch nie einer so herzensguten Person begegnet - reden die beiden noch eine Weile über dies und jenes ohne dabei wirklich persönlich zu werden und dies geht so weiter bis der Abend anbricht. Bereits im Halbschlaf murmelt Tsuru dann unbedacht : "Wenn alles vorbei ist, erzähle ich dir die Wahrheit." Es fiel Hashirama schwer es überhaupt zu verstehen, da sie so leise spricht und ehe er sich versieht, ist sie bereits an seiner Schulter eingeschlafen.
In Hashiramas Kopf ertönen mehrere Fragen, die er einfach nicht zu beantworten weiß, so sehr er sich auch bemüht. Wenn was vorbei ist? Und welche Wahrheit?
Doch irgendwie beruhigt es ihn zeitgleich auch, da er wohl ihr Vertrauen gewonnen hat und das macht ihn auf eine unverständliche Art und Weise glücklich. Auch, dass er das Gewicht ihres Kopfes auf seiner Schulter spürt, spricht dafür. Und um sein Herz breitet sich ein warmes Gefühl aus, denn seit dem Tod seiner Mutter und seiner Brüder hat nie jemand so einen Körperkontakt zu ihm gehegt. Und ihn beruhigt es.
Er ist in diesem Augenblick so zufrieden wie lange nicht mehr. Und er wünschte sich dieser Moment könnte noch etwas länger so anhalten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro