
~ Prolog ~
Die Mutter wollte die letzte Kerze löschen, als eine Kinderhand sie aufhielt. Eines der Mädchen mit wunderschönen roten Locken hielt sie am Ärmel ihres Nachthemdes fest.
"Nein, Mama, bitte noch nicht", quengelte das Mädchen. Nachdem sie ihre Mutter losgelassen hatte, schlüpfte sie unter der Decke hervor und hüpfte auf ihrem Bett herum.
"Geschichte, Geschichte" , hörte man den Chor der beiden Mädchen. Das Rothaarige auf dem Bett und das Schwarzhaarige, das sich nun zu ihrer Schwester gesellte. Beide forderten dasselbe von ihrer Mutter.
"Hört ihr dann auf zu springen und Caras Bett kaputt zu machen?"
Abrupt hörte das Lattenrost auf zu quietschen. Cara, der das Bett gehörte, setze sich neben ihre Schwester. Während die Mutter sich ebenfalls neben die zwei setzte, starrten sich die Schwester mit grinsenden Gesichtern an.
"Habt ihr die Geschichte nicht eigentlich zur Genüge gehört?"
Die einzige Antwort, die sie bekam war ein Kopfschütteln von den beiden Kleinen. Nein, sie wollten die Geschichte unbedingt hören. Nun würden sie es, eine Geschichte hören, von der sie bisher nie genug bekommen konnten. Ihre Mutter allerdings teilte ihre Freude nicht. Während sie tief ausatmete, strich sie sich eine ihrer nervigen, losen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Tief im Inneren war sie es Leid ständig davon erzählen zu müssen und vor allen Dingen, ihre Töchter anlügen zu müssen. Es würde nicht lang dauern und beide wären Teenager. Dies war wohl die schwerste Zeit für eine Mutter. Vor allem, wenn sie bisher Geheimnisse vor ihnen hatte.
Die Kinder bemerkten glücklicherweise nichts von den Gefühlen und Gedanken ihrer Mutter, ebenso wenig von ihrer Mimik oder ihrem leichten Zittern. Cara und Laia warteten bloß ungeduldig auf die Geschichte. Bald würden sie platzen, dachte sich die ältere Frau.
"Aber es gibt eine Regel, wer kennt sie noch?" Augenblicklich schellt Laias Hand in die Höhe. "Wir dürfen nicht dazwischen reden, außer wir müssen auf die Toilette und...und wenn wir nicht mehr wollen"
Das dunkelhaarige Mädchen mit den grünen Augen ihres Vaters lächelte stolz, als ihre Mutter nickte und somit Bescheid gab, dass das Gesagte richtig war. Diese Regel des Redeverbots hatte die Mutter nur aufgestellt, um Fragen zu vermeiden, die sie nicht beantworten wollte. Die sie nicht beantworten konnte. Nur beide dachten es sei, damit sie nicht aufhörte zu erzählen, weil sie sich gestört fühlte.
"Nun gut, dann fangen wir mal an...
Es waren einmal vor langer, langer Zeit zwei wunderschöne Frauen, zwei Töchter der Natur. Die eine war anmutig und nachdenklich, aber leider auch recht verschlossen. Die Magie, die sie beherrschte, war die schauerliche Kälte. Die andere Frau, war impulsiv und ehrgeizig, ebenso beschützerisch. Ihre Fähigkeiten entsprachen dem Gegenteil der Eisfrau. Es war das gefährliche Feuer. Im Land der damaligen Zeit waren sie als die Eiskönigin und die Feuergebieterin bekannt. Beide waren wie Yin und Yang, völlig gegensätzlich und doch aufeinander angewiesen, denn sie hatten eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Die Welt der Menschen im Gleichgewicht zu halten. Die Eiskönigin sorgte für die Gewässer und Wälder, wozu alle Pflanzen zählen, sowie letztendlich die Kühle. Die Feuergebieterin war verantwortlich für die Wüsten und die Tiere, doch wohl am Wichtigsten war die Wärme. Mutter Natur übergab alle Aufgaben ihnen, doch die Wichtigsten behielt sie: die temperaturbedingten Vorgänge der Welt. Das hieß, wenn es zu kalt war, konnte keine Blume blühen. War es zu warm, konnte es unmöglich sein, dass es schneite. Außerdem schränkte sie ihr Töchter ein durch die Jahreszeiten. Während des Frühlings und des Herbstes, herrschten beide Schwestern zusammen und während dem Sommer und dem Winter jeweils alleine. Durch den Herbst und den Frühling würde eine immer dafür sorgen, dass die Andere nichts Falsches anstellen. Nun war es in dieser Welt aber so, dass vielen Menschen die Natur egal war. Sie nutzten sie bloß aus, erkannten ihren wahren Wert nicht. Aberhunderte von Tier- und Pflanzenarten haben sie ausgelöscht ohne mit der Wimper zu zucken. Sie vergiften die Pflanzen, Insekten, die Meere und dadurch auch sich selbst. Sie produzieren ohne Ende, alles landet im Meer. Könnt ihr euch die armen Fische vorstellen? Das schlimmste und traurigste ist wohl, dass alle wissen, dass sie damit nicht nur allen anderen, sondern auch sich selbst schaden. Und dennoch, sie machen nur weiter...Doch das alles hatte ein Ende, dank einer jungen Frau, die ihr Leben der Natur hingab und allein zu ihrem Schutz handelte, auch wenn es anfangs nicht so schien. Nun, dann erzähle ich euch mal, wie die Geschichte von Alicara und Claire begann..."
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