I. Junggesellenabschied
Lachend durchquerten sie das Kneipenviertel Londons. Es war ein Abend gewesen, an dem eine Menge Alkohol geflossen war und der deshalb dazu führte, dass sie die verrücktesten Einfälle hatten. Aber es war nicht irgendein Abend, es war der Abend seines Junggesellenabschieds. Lange hatten seine Freunde geplant, strukturiert und organisiert, um ihn unvergesslich zu machen.
Nun war es inzwischen drei Uhr morgens und die Gruppe erreichte jene Straße, in deren Geschäften abseits des 0-8-15-Tourismus' auch andere Dinge und Dienstleistungen angeboten wurden.
„Draco, das ist das Letzte heute Abend.", nuschelte Blaise in sein Ohr und hängte seinen Arm schwer über seine Schulter. Grinsend sah der Blonde auf das neon-pinke Leuchtschild, dass das ‚Péché de ta vie' zu Deutsch: Sünde deines Lebens kennzeichnete.
„Ich dachte ihr seid zu anständig für ein Puff?", platzte es aus seinem viel zu betrunkenen Mund. „Ist das hier auch anständig? Ich hab keine Lust abgezogen zu werden...", fuhr er fort und tippe ihm wankend gegen die Brust.
Gregory stand auf seiner anderen Seite wie ein Fels, aber auch er hatte genug getrunken, um sehr langsam sprechen zu müssen: „Neee... das ist sauber! Hab- [hicks] alles gecheckt."
Blaise drückte Dracos Schulter und ließ ihn los. Er versuchte genau auf seine Bewegungen zu achten, während er zu der dunkelroten, unscheinbaren Tür ging und sie für seine Freunde öffnete. „Nach euch."
Im Inneren des Etablissements war es verraucht und dunkel. Rechts neben der Tür wartete bereits ein Security Mitarbeiter, der sie auf Waffen überprüfte und ihnen ihre Zauberstäbe abnahm. Sie gaben ihre Jacken ab und folgen dem rot gestrichenen Gang, ehe sie eine Theke erreichten, an der Blaise den Eintritt für sie alle entrichtete.
Angenehme Musik spielte im Hintergrund, als die drei den Hauptbereich betraten und am anderen Ende, in der Mitte, die Bühne sehen konnten, an deren Kopf sich eine Poledance-Stange befand. Um die Bühne herum waren Tische und Barhocker verteilt, links und rechts an den Wänden befanden sich Nischen, teils sogar mit Vorhängen. Draco nahm an, dass sie für private Vorstellungen gedacht waren.
In der Zwischenzeit hatte Blaise einen Tisch für sie arrangiert, an den sie von einer knapp bekleideten, kleinen Dame begleitet wurden. Sie trug eine Fuchsmaske, die ihr halbes Gesicht verdeckte. Ihre gelockten, roten Haare fielen ihr über ihre nackten Schultern, das Korsett presste ihre Brüste in ein wunderschönes Dekolleté. Während sie sich wieder von der Gruppe entfernte konnten sie nicht anders, als den wohlgeformten Hintern in der Netzstrumpfhose anzustarren.
„Man, ihr habt sie doch nicht mehr alle!", lachte der Blonde, nachdem er sich erneut umgesehen hatte. „Ich bin mir sicher, dass Astoria euch dafür killen wird."
„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.", antwortete Blaise gleichmütig. Gregory war zu kompletter Stille übergegangen, aber das hatte sein Wesen inne, wenn er betrunken war.
„Was darf ich euch Süßen bringen?", schnurrte eine der Mitarbeiterinnen, die lasziv an ihren Tisch getreten war. Die Maske einer Maus versteckte Stirn und Augenpartie, violetter Lippenstift war feinsäuberlich auf ihrem Mund aufgetragen. Ihre schwarzen Haare waren glatt und zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, sie trug einen Bralette aus schwarzer Spitze und einen kurzen Rock aus Leder.
„Drei Whiskey und drei große Bier.", bestellte Draco und steckte ihr eine Galleone in einen kleinen Beutel, der an ihrem Oberschenkel befestigt war. „Und wie findet es Pansy, dass du hier bist?", fragte er Blaise, nachdem die Bedienung sich auf den Weg machte.
„Pansy ist da ein bisschen anders.", er lächelte und zwinkerte ihm zu. Draco verdrehte seine Augen, er war der Meinung, dass Blaise es zwar so sah, Pansy jedoch trotzdem nach jedem Besäufnis sauer auf ihren Freund war, weil er es jedes Mal übertrieb.
Das Licht wurde weiter gedimmt (dass das überhaupt möglich war, wunderte ihn) und neue Musik eingespielt, während die Maus ihnen ihre Getränke reichte. Höflich bedankten sie sich, verfolgten gespannt das Geschehen. Scheinwerfer richteten sich auf die Rückwand der Bühne, die aus Vorhängen bestand. Eine leise Männerstimme drang aus den Lautsprechern:
„Als vorletzte Vorstellung des Abends dürfen wir Ihnen heute Fox präsentieren. Seit Jahren arbeitet sie bei uns und wird schon immer für ihre Poledance Fähigkeiten bewundert. Wir wünschen Ihnen viel Spaß."
Die Frau mit der Fuchsmaske, die sie zu Beginn an ihren Tisch begleitet hatte, trat zwischen den Samtvorhängen hervor, begann sich passend zur Musik zu bewegen. Auf dem Weg zur Poledance Stange ließ sie ihre Handschuhe und ihre Pumps fallen. Alle paar Schritte ging sie auf eine, für Draco bis dahin noch nie erlebte erotische Art, in die Hocke, um ein paar Münzen entgegen zu nehmen.
So ging die Show dahin und der Kommentator hatte nicht zu viel versprochen, Draco fand ihren Tanz in der Tat beeindruckend. Er war sehr von ihrem Können gefesselt, nippte nebenbei an seinem Bier. Irgendwann warf er einen Blick auf die anderen Gäste und entdeckte eine Bedienung am Tresen, die er als besonders schön empfand, zumindest soweit er es in seinem Zustand noch beurteilen konnte.
Bei ihr war es die Maske eines braunen Hasen, der ihre Identität verschleierte, große, braune Locken flossen wie Schokolade über ihren Rücken und ihre Schultern. Sie war schlank und hatte unglaubliche Beine, die in schwarzen Strümpfen steckten und an Strumpfhaltern befestigt waren, die unter einem kurzen, schwarzen Rock verschwanden. Dazu trug sie ein bauchfreies, durchscheinendes Top, unter dem man einen Spitzen-BH vermuten konnte. Sie kam ihm vor wie eine Erscheinung und das obwohl er in wenigen Wochen eine andere Frau heiraten sollte. Bei weitem wollte er sie niemals betrügen, aber diese Andere, die in einem Strip Club arbeitete und diese schönen Beine hatte, sie brachte ihn auf unerklärliche Art und Weise in Versuchung.
Verärgert schalt er sich, dass er ein minderwertiges Stück Dreck war, wenn er es auch nur in Erwägung zog. Wie konnte er nur solche Gedanken haben? Sie war eine Stripperin, sie zog sich jeden Abend mehrmals aus und wieder an, damit man ihr Galleonen zusteckte und ihren Hintern betatschte.
Astoria hingegen war gut erzogen, reich, eine Augenweide, die ihresgleichen suchte.
Er schüttelte den Kopf über sich selbst und stürzte den Whisky in einem Zug herunter.
„Hey Draco!", zischte Blaise in sein Ohr, er wandte sich von der Häsin ab und blickte zu ihm. „Ich dachte, ich gebe dir heute eine kleine Privatvorstellung aus... du kannst sie dir auch aussuchen."
Wieder bildete sich ein unanständiges Grinsen auf seinen Lippen ab, das Draco nichts Gutes ahnen ließ. Sollte er es annehmen oder nicht? Er könnte die Brünette für zehn Minuten auf seinem Schoß sitzen haben, wenn er wollte. Aber würde es seine Verlobte erfahren, konnte es durchaus sein, dass er sich eine Standpauke anhören konnte, die sich gewaschen hatte. Nachdenklich strich er über sein Kinn.
„Gerade will ich nicht, danke.", entgegnete er unter äußerster Beherrschung. Er leerte sein Glas und bestellte noch eine Runde Getränke für sich und seine Freunde.
Irgendwann war auch Gregory über den Punkt der Stille hinweggetreten und hielt lallend einen Vortrag über seltene Schokofroschkarten. Draco war schon immer wenig von seinem Hobby angetan, aber da er zumindest vorgeben wollte ein guter Freund zu sein, hört er ihm zu, ohne sich zu beschweren. Blaise hatte inzwischen der rothaarigen Fox ein paar Münzen in den Ausschnitt gesteckt und freute sich über ihren Hintern, mit dem sie auf seinem Schoß tanzte.
Die letzte Show des Abends, gezeigt von Cat, beinhaltete eine übergroße Sektschale, in der sie sich räkelte. Blöderweise huschte sein Blick immer wieder zu der Braunhaarigen, die vereinzelt Tische bediente oder an der Theke lehnte und mit der Maus sprach. Die weiteren verzehrten Biere machten es ihm zusätzlich schwer, sich gegen Blaises Angebot zu wehren.
Mit aller seelischer Kraft, die er aufbieten konnte, versuchte er die Schönheit zu ignorieren und die Erklärung von Gregory zu verfolgen, aber er konnte es nicht lassen. Er setzte seine gesamte Zukunft, die Gunst von Frau und Eltern aufs Spiel, als er sich vom Tisch erhob, Blaise ihm lachend eine Hand Galleonen aushändigte und er am Tresen die Dame mit der Hasenmaske bezahlte.
„Guten Abend.", begrüßte sie ihn mit ihren geschwungenen Lippen. Er enthielt sich einer Aussage und ließ sich von ihr in eines der Abteile bringen, die man durch einen Vorhang vom restlichen Geschehen abtrennen konnte. Es musste ein Zauber darauf liegen, denn alle Geräusche verschwanden beinahe, nur leises Murmeln und entfernte Musik drangen zu ihnen. Mit leichtem Nachdruck dirigierte sie ihn auf einen der Sessel, der an der Wand stand. Geschickt umgingen sie dabei die kleine Plattform in der Mitte des Raumes, auf der ebenfalls eine Stange zu finden war. Elegant nahm sie neben ihm auf der Lehne Platz und überschlug ihre Beine. „Was hättest du denn gern?"
„Gibt es einen Namen, nach dem ich dich rufen kann?", nuschelte er. Sie lächelte, legte ihren schwarz lackierten Finger an sein Kinn, kam näher und hauchte:
„Du kannst mich Bunny nennen.", langsam erhob sie sich, nahm den Finger von seinem Kinn, hockte sich vor ihm hin. „Was soll ich tun? Ich kann für dich an der Stange tanzen, mich auf dich setzen... was auch immer du willst, außer Küssen."
„Stange... klingt gut.", murmelte er, noch immer gefesselt von ihren dunkelbraunen Augen, die ihn durch die Maske hindurch ansahen.
„Soll ich mich ausziehen? Das kostet 5 Galleonen extra.", fragte sie, hatte ihm aber schon den Rücken zugekehrt.
„N-nein!", rief er heftiger als beabsichtigt, „Musst du nicht.", an der Stange angekommen drehte sie sich wieder zu ihm.
„Nein ich muss es nicht, aber wenn du es wünschst, dann mache ich alles, was du dir vorstellen kannst."
Er nickte. „Tanzen. Ohne ausziehen.", wies er schließlich an und schluckte. Das, was er hier tat, war bereits schlimm genug und es würde noch schlimmer werden, wenn sie sich auszöge. Womöglich würde er dann für immer an ihre Brüste oder ihren Hintern denken müssen oder die Bewegungen, die sie ausführte. Das wollte er nicht. Nur ansehen, das war es, was er wollte. Diese schöne Person betrachten, während sie tanzte und ihn anlächelte.
Sobald sie die Plattform betrat erklang leise klassische Musik und der Blonde konnte nur staunen. Seine Freunde mussten den Club sorgfältig ausgesucht haben, wenn sogar auf unangenehme Pornomusik verzichtet wurde. Sie legte ihre Hand an die Stange und ging eine Runde darum, berauschend schwang sie ihre Hüften bei jedem Schritt. Wieder vor ihm angekommen, lehnte sie sich mit dem Rücken an, ließ sich entlang des Metalls nach unten rutschen, bis sie in der Hocke saß und anschließend ihre Beine spreizte.
Es war ein wenig zu viel für ihn, sodass er wegsah. Er wollte ihre Unterwäsche nicht sehen. Oder war es eine Art Pflichtgefühl? Was war nur aus ihm geworden, dass er nicht einmal mehr schambefreit eine Frau betrachten konnte? Draco rief sich in Erinnerung, dass Blaise eine Menge Geld gelassen hatte und richtete seinen Blick wieder auf Bunny. Als hätte sie abgewartet, hatte sie in der Position verharrt. Interessiert legte sie ihren Kopf schief, verschloss den Blick auf ihre Mitte und erhob sich. Grazil hob sie sich an der Stange nach oben, legte eines ihrer Beine darum, sodass sie in ihrer Kniekehle war, hielt sich über ihrem Kopf und ließ sich langsam, in einer Spirale, daran kreisen. Mit jeder Umdrehung näherte sie sich dem Boden, bis sie unten ankam, wieder in der Hocke, ihren Rücken durchbog und sich erhob.
Weitere Positionen und Bewegungen, die Draco niemals mit eigenen Worten beschreiben konnte, zeigte sie ihm. Nur erahnen konnte er das harte Training und die Muskelkraft, die dahinterstecken mussten. Aber so schön es auch war, irgendwann war es immer vorbei und sie kam wieder zu ihm. Ihre Hände stützte sie neben ihm auf den Armlehnen auf und beugte sich ihm entgegen. Einen kurzen Blick warf er auf ihren Ausschnitt.
„Hat es dir gefallen?", fragte sie leise. Er konnte nur langsam nicken. Es hatte ihm ein für alle Male die Sprache verschlagen. „Kann ich noch etwas für dich tun?"
„Nein, ich...", unwohl rutschte er auf dem Polster herum, möglichst unauffällig legte er seine Hände in den Schoß, um die Folgen ihres Tanzes und damit seine Erregung zu verbergen.
„Mhmm...", machte sie und richtete sich auf. „Zu schade. Komm doch irgendwann wieder.", er wusste, dass sie charmant sein sollte. Es war ihr Beruf, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen und ihre Schönheit musste es ihr leicht machen.
„Mal sehen...", gab er wage zurück und erhob sich, eine Hand tief in seiner Hosentasche vergraben.
„Komm, ich bringe dich zu deinen Freunden.", ihre seidenweiche Stimme hypnotisierte ihn. Gemächlich ging sie voraus, öffnete den Vorhang und führte ihn an den Tisch, an dem Blaise und Gregory saßen. Blaise gab Fox einen abschließenden Klaps auf den Po, worauf sie kurz erschrocken quietschte.
Auf dem Absatz drehte sie sich und schlug maßregelnd auf seine Hand: „Finger weg, außer du buchst eine Privatvorstellung.", sie lächelte dennoch und entfernte sich einen Schritt. „Bunny, deine Schicht ist gleich vorbei, hilfst du mir kurz an der Theke?"
„Klar. Bis zum nächsten Mal, Süßer.", endete sie an Draco gewandt, der inzwischen wieder auf seinem Stuhl saß. Locker hatte sie ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Sie drückte sie einmal und folgte dann ihrer Kollegin. Entgeistert verfolgte er sie mit seinen Pupillen. Blaise riss ihn aus seinem Starren:
„Wie wars?"
Seine Pupillen ruckten zu seinem Freund. „Gut."
„Danke für die genaue Ausführung.", antwortete er augenrollend. Gregory hatte inzwischen das Stadium der Volltrunkenheit erreicht und war kurz davon im Sitzen einzunicken. „Ihr habt euch wohl schon für das nächste Mal verabredet?"
„Nein. Natürlich nicht.", irritiert leerte er sein Glas. „Ich heirate bald, ich kann es mir nicht leisten regelmäßig in einen Strip-Schuppen zu gehen. Und wehe du erwähnst es gegenüber Astoria oder meinen Eltern auch nur mit einem Wort, dann sperre ich dich in einen Kerker!"
Abwehrend hob Blaise seine Hände: „Schon gut, schon gut! Hatte ich sowieso nicht vor. Aber du hast doch nicht-", er machte eine Eindeutige Geste mit seinen Händen.
„Blaise! Nein! Sie hat sich nicht mal ausgezogen.", erbost zog er seine Augenbrauen zusammen, unfassbar, dass einer seine Freunde ihm so etwas zutraute.
„Also, wenn sie sich nicht mal ausgezogen hat, habe ich mein Geld verschwendet, finde ich."
Draco ließ es dabei bewenden und erhob sich. Mit vereinten Kräften zogen er und Blaise Gregory auf die Beine. Beim Verlassen des Ladens passierten sie die Bar, an der Bunny und Fox ein paar Gläser polierten. Scherzhaft zwinkerte Bunny ihm zu, beschäftigte sich dann jedoch weiter mit ihrer Arbeit. An der Theke beim Ausgang bezahlten sie ihre Getränke, erhielten dann ihre Zauberstäbe zurück und traten in die erfrischende Luft nach draußen.
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