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Buchzauber

Wenn ihr Tipp- oder Schreibfehler findet, schreibt sie mir doch bitte, damit ich sie ausbessern kann! Viel Spaß, beim Lesen, lasst doch ein Sternchen da, wenn es euch gefallen hat!

Sie lief. Immer weiter und weiter. Ihre Füße schienen sie beinahe von selbst zu tragen, von dem Moment an, in dem sie zum ersten Mal die Silhouette der Stadt am Horizont erblickt hatte. Der Gedanke an etwas Richtiges zu Essen, andere Menschen und womöglich ein richtiges Bett ließ sie immer schneller werden. Ab dem Augenblick, in dem sie die einzelnen Häuser unterscheiden konnte, rannte sie.

Ihr Gepäck schien mit jedem Schritt leichter zu werden, obwohl es schon lange Zeit nicht mehr allzu schwer war. Anfangs hatte sie so vieles dabeigehabt: ein Buch, Wechselklamotten, eine wiederauffüllbare Flasche, Proviant, einen Schlafsack, etwas Geld und einen kleinen Kuscheltierlöwen, aber das meiste davon war auf ihrem Weg verloren gegangen. Ihre nützliche Flasche hatte ein Loch bekommen, als sie einen Hang heruntergekullert ist, nachdem sie auf dem nassen Gras ausgerutscht war. Proviant und Wechselkleidung waren längst aufgebraucht, nur ein einziges, kleines, vertrocknetes Brot war noch übrig. Das Geld war auch beinahe aufgebraucht, und das Buch, nur ein kleines Heftchen, hatte sie eines Morgens vergessen, nachdem sie es schon zum hundertsten Mal gelesen hatte.

Das einzig Erwähnenswerte, das ihr noch blieb, waren ihr zerfleddertes kleines Kuscheltier und der durchlöcherte Schlafsack, der sie lange nicht mehr warmhielt, aber besser als gar nichts war.

Sie starrte die Stadt an, die ihr immer greifbarer schien. Anfangs hatte sie gedacht, es wäre vielleicht eine Fata Morgana, eine Lichtspiegelung, nichts weiter als ihre Fantasie, die ihr einen fiesen Streich spielte. Aber sie war echt. Echter als das meiste, das sie in letzter Zeit gesehen hatte.

Das Mädchen erreichte das Stadttor und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie starrte in die Stadt hinein. Sie war riesig. Eine gewaltige Villa reihte sich neben der nächsten. Aber das, was sie wirklich so faszinierte, war die Architektur an diesem Ort: Rundfenster, deren Ränder aussahen wie aufeinandergestapelte Bücher; gigantische Gärten mit hohen Trauerweiden, unglaublich grünen Wiesen, ungewöhnlich vielen Blumen und kleinen, stumm vor sich hinplätschernden Teichen; Balkone, mit unglaublichen Verzierungen, die aus jeder der Villen ragten, teilweise mit den unglaublichsten Malereien dekoriert.

Sie konnte nicht aufhören zu staunen, während sie tiefer und tiefer in die fremde Stadt hineinlief. Ein Haus sah aus, als wäre es eine Seite aus einem Buch: Jede seiner Wände war mit künstlerischen Buchstaben übersät, die sie nicht entziffern konnte. Zu gerne hätte sie die Geschichte gekannt, die darauf geschrieben war, zu gern hätte sie mehr über diesen Ort gewusst. Nachdem sie einen letzten, resignierten Blick auf diese, für sie ungreifbare, Geschichte geworfen hatte, lief sie weiter. Sie wollte mehr sehen, wollte alles von dieser Stadt sehen, die aus ihren Träumen wahr geworden zu sein schien. Überall um sie herum waren Bücher jeder Art. Überwiegend alte, in Leder gebundene Exemplare, aber auch neuere Taschenbücher. Sie verbargen sich in der gepflasterten Straße, über die sie lief, genauso wie in dem Springbrunnen, der inmitten des Platzes stand, den sie gerade passierte.

Das Mädchen war so fasziniert von alldem, so gefangen in ihrer Betrachtung dieses zauberhaften Ortes, dass sie das seltsamste, aber auch beunruhigendste an diesem Ort lange Zeit nicht bemerkte: Die Stille. Die Leere. Niemand war in dieser Stadt, nicht einmal eine Ameise bahnte sich ihren Weg durch das Buchpflaster der Straßen. Es war eine Geisterstadt.

Sobald ihr diese unheimliche, leblose Stilleerst einmal aufgefallen war, konnte sie sie nicht mehr ausblenden. Drückend lag sie auf der ganzen Stadt und auch auf ihr. Hatte sie noch vor wenigen Minuten noch überhaupt nicht darauf geachtet, wie laut sie war, wurde sie sich plötzlich nur allzu sehr ihres lauten Herzschlages und Atems bewusst. Ihre Schritte hallten wegen ihrer schweren Lederstiefel laut durch die ganze Stadt, verursachten ein Echo, das seine Bahnen durch den ganzen Ort zog.

Sie versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen, der sich unwillkürlich beschleunigt hatte, versuchte, leichter aufzutreten, aber es brachte fast nichts. Noch immer war sie das einzige, was diese Stille durchbrach.

Ein banges Gefühl machte sich in ihr breit. Sie spürte, wie ihre Härchen sich aufstellten. Ängstlich schlich sie weiter.

Die Villen, die sie zuvor noch bewundert hatte, erschienen ihr jetzt plötzlich bedrohlich, wie sie hoch über sie aufragten. Die Trauerweiden, die sie vorher noch so schön fand, schienen plötzlich Hände zu haben, die bei jedem schwachen Windhauch nach ihr ausstreckten, sie fassen wollten.

Und dennoch traute sie sich nicht zu rennen.

Das Mädchen strich sich die Haare mit den Fingern vor die Augen, in der Hoffnung, dass sie, wenn sie das alles erst einmal nicht mehr sah, auch keine Angst mehr hätte. Sie starrte auf die Pflastersteine, die ihr noch am wenigsten bedrohlich vorkamen. Sie wirkten beinahe normal, nur ab und zu schmuggelte sich ein steinernes Buch zwischen sie. Sie waren klein, perfekt rechteckig und beruhigend. Ihre leicht variierenden Grautöne, die kurzen Grashalme dazwischen, all das erinnerte sie an eine gewöhnliche Stadt. Es tat ihr gut, zu wissen, dass es hier, genauso wie in jeder anderen Stadt, etwas so alltägliches wie Pflastersteine gab. Das ließ sie realer, weniger gruselig wirken.

Mit diesem Gedanken nahm sie all ihren Mut zusammen und beschloss, an einer der zahlreichen Türen, an denen sie vorbeilief, zu klopfen. Das Mädchen entschied sich für ein kleineres der Häuser. Es hatte lauter kleine Erker, vor jedem Fenster ein kleines, verschnörkeltes Geländer und war in einem schlichten, hellen Gelbton gestrichen. Das Dach schien mit Buchdeckeln gepflastert zu sein und ein Schornstein, der beinahe wie ein Bücherstapel aussah, ragte daraus hervor. All das wirkte auf sie vertrauenserweckender als die übrigen Villen dort.

Vorsichtig lief sie einen schmalen Kiesweg entlang, an dessen Seiten fremdartige Blumen wuchsen, bis sie schließlich an der Tür ankam, die aus dunklem Holz gefertigt war.

Langsam, beinahe ehrfürchtig, hob sie die Hand. Ein Klopfen würde die Stille vermutlich noch mehr brechen als ihr rasender Herzschlag oder ihre Stiefel, die auf dem Kies knirschten. Ein Klopfen würde diese Stille, diese Leere, wenn auch nur kurzweilig, füllen.

Sie sog tief, wenn auch leise, Luft ein und klopfte schließlich. Doch kein Ton erklang.

Stattdessen schwang die Tür unter ihrer leichten Berührung geräuschlos auf.

Wieder breitete sich eine Gänsehaut über ihren Körper aus. Vorsichtig tat sie einen Schritt nach dem anderen bis sie dann schließlich in dem Gebäude stand. Noch immer ohne einen Ton von sich zu geben schloss sich die Tür hinter ihr wieder. Das Mädchen sah sich in dem Raum um, in dem sie nun stand. Sie hatte Sofas erwartet, einladende Kamine, in denen leise Feuer knisterten, volle Bücherregale, flauschige warme Decken und Kissen, aber was sie dort sah, war das Komplette Gegenteil ihrer Vorstellung:

Der Kamin war lange erloschen, kalte Kohlen und Asche sammelten sich darin. Von der hohen Decke baumelte ein tief hängender Kronleuchter, der ein kaltes, bläuliches Licht verbreitete. Ein leeres verstaubtes Bücherregal nach dem anderen reihte sich an allen Wänden und ein einziger, mit einem staubigen Laken bedeckter Sessel stand in der Mitte des Raumes.

Es fühlte sich falsch an, wie dieses Haus aussah. Sie merkte, dass hier etwas absolut nicht stimmte. Sie wollte unbedingt kehrt machen, raus aus diesem Haus gehen, und dann so schnell es ging raus aus dieser Geisterstadt.

Abrupt drehe sie sich auf dem dunkelgrünen Teppichboden um und riss die Tür wieder auf. Ihr war plötzlich egal, wie laut ihre Schritte durch die Stadt hallten. Sie rannte, immer weiter und weiter. Durch die verwinkelten Straßen und Gassen der Stadt, in der Hoffnung, wieder einen Ausgang zu finden, aber es schien, als wäre die Straße, die sie zuerst entlanggegangen war, vom Erdboden verschluckt worden.

Irgendwann hielt sie dann doch an. Wo war sie? Sie konnte es nicht mehr sagen. Die Straße, auf der sie stand, kreuzte sich mit einer anderen zu einem großen T. Die Villen hier waren kleiner, aber nicht weniger verziert, schön und bedrohlich. Nur eine von ihnen stach heraus: Sie ragte gewaltig über dem Mädchen auf und war vermutlich das höchste und prachtvollste Gebäude der ganzen Stadt. Es war über und über mit den schönsten Gemälden, Wörtern und Schnörkeln verziert, ohne dass es zu überladen wirkte oder nicht zusammenpasste. Es war wunderschön. Die Malereien zeigten die fabelhaftesten Dinge: Drachen, die gegeneinander oder gegen Ritter in strahlender Rüstung kämpften; Paare, die sich in der Natur zwischen den schönsten Blumen küssten; Satyrn, die auf ihren Panflöten spielten und um ein Feuer tanzten und vieles mehr. Die Bilder schienen sich zu bewegen, schienen wahr zu sein. Sie dachte, dass das alles passiert sein müsste, dass der Künstler dort gewesen sein musste, als es passiert war. Sonst hätte er niemals solche Kunstwerke erschaffen können. Nie.

Alles in ihr sträubte sich dagegen, noch einmal eines dieser Häuser zu betreten, aber sie konnte nicht anders. Es zog sie magisch an. Sie wollte wissen, was das für ein Gebäude war, was es in seinem Inneren versteckte, was der Grund dafür war, dass es so wahnsinnig schön aussah. Sie wollte, musste es verstehen. Sie hatte das Gefühl, in jenem Haus wäre die Lösung für alles. Einfach alles.

Ohne noch einmal darüber nachzudenken stieß sie die dunkle Doppeltür auf, die sie von dem Inneren trennte. Problem- und geräuschlos schwang sie auf. Als sie den Saal vor sich betrat, blieb sie überwältigt stehen. Er war unglaublich. Der schönste Ort, den sie je gesehen hatte. Niedrige Holztische und unglaublich bequem aussehende Sessel waren überall in dem riesigen Saal verteilt, wo keine Bücherregale standen. Und diese Plätze waren selten, denn überall, wo sie hinsah sah sie gewaltige Bücherregale, voll bis in den obersten Regalabschnitt. Und sie waren so hoch wie die Decke, die so hoch war, dass das Mädchen nicht mehr erkennen konnte, was auf sie gemalt war, aber so niedrig, dass sie erkennen konnte, dass dort etwas war. Schaute sie geradeaus konnte sie das Ende des Raumes nicht ausmachen, aber doch sagen, dass überall diese Regale standen. Goldene Wendeltreppen schlängelten sich an den Regalen nach oben, womöglich zu einer weiteren, noch größeren Bibliothek, unheimlich lange Leitern lehnten an des Regalen, auf denen sie nun Schienen erkennen konnte, an denen man die Leitern verschieben konnte.

Und das Beste an diesem Ort?

Es roch nach Buch. Dieser Geruch, der dir entgegenschlägt, wenn du ein neu gekauftes Buch aufschlägst und du die Druckertinte noch riechen kannst, gemischt mit dem Geruch alten Leders, frisch gebackener Kekse und eines frisch aufgebrühten Tees.

Nichts wollte sie in diesem Moment mehr, als sich in einen der Sessel fallen zu lassen und zu lesen. Zu lange war sie jetzt schon ziellos durch die Wildnis gewandert. Dieser Ort. Hier hatte sie immer hingewollt. Sie vergaß die Stadt, die vor dem Tor der riesigen Bibliothek lag, vergaß die Angst, vergaß ihren Namen. Sie wollte lesen. Das war das einzig wichtige.

Sie steuerte auf einen der Sessel zu, als sie bemerkte, dass dort bereits jemand saß: ein Mädchen, etwa in ihrem Alter, saß dort und las in einem dicken Buch. Sie war so vertieft darin, dass sie nichts mehr um sich herum mitbekam und las in einer solchen Geschwindigkeit, dass sie alle halbe Minute spätestens umblätterte.

Doch, abgesehen davon, stimmte noch etwas mit dem Mädchen nicht. Sie musterte sie. Ihre Haare waren ungekämmt und fettig, sie war mager, so mager, dass man mit Daumen und Zeigefinger leicht um ihr Handgelenk hätte fassen können. Ihre Kleidung flatterte lose um sie herum, ohne Halt. Ihre Augen saßen tief in ihren Höhlen, umrahmt von dunklen, fast schwarzen Ringen. Als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen. Ihre großen, weit aufgerissenen Augen wirkten unglaublich gehetzt, während sie über die Seiten flogen. Und ihre Lippen waren aufgeplatzt und rissig.

Sie tippte sie an. Das fremde Mädchen zeigte noch immer keine Regung, die ihr sagte, dass sie überhaupt bemerkte, dass sie nicht mehr allein war.

Das Mädchen sah sich um, in der Hoffnung, noch mehr Menschen zu finden, vielleicht jemanden, der dem anderen Mädchen helfen könnte, aber sie sah nur hunderte von anderen Leuten, die genauso wie sie in einem der Sessel saßen und lasen, als ob ihr Leben davon abhinge. Allesamt waren sie mager, müde, gestresst. Sie sah, wie einer von ihnen mit der letzten Seite seines Buches fertig wurde, und sofort wieder, in einer einzigen Bewegung, zur ersten blätterte.

Langsam aber sicher wurde das Verlangen, sich hinzusetzen und zu lesen, schwächer. Sie wollte nicht zu den Leuten gehören, die hier saßen. Gefangen in ihrem Buch, unfähig, irgendetwas zu tun, außer zu lesen, abgekapselt von der restlichen Welt. Gezwungen, immer und immer wieder die selbe Geschichte zu lesen, ohne Veränderung, ohne Ausweg.

Das wollte sie nicht. Auf keinen Fall.

Panik breitete sich in ihr aus, als sie erkannte, was gerade beinahe passiert wäre. Vermutlich saß hier die ganze Stadt fest und beinahe, beinahe hätte sie zu ihnen gehört.

Rückwärts stolperte sie in Richtung Tür. Sie wollte weg hier. Ganz weit weg. Sie wollte hier nicht mehr sein. Das war kein Traum, sondern ein Albtraum, der wahr geworden war.

Als sie aus der Tür raus war, fing sie an zu rennen, lief immer weiter durch die Straßen und Gassen, ohne auf irgendetwas zu achten. Weder ihre Schritte, die wieder laut die Leere füllten, die die Stille hier hinterlassen hatte, noch ihr Atem, der rasselnd immer lauter wurde oder ihr Herz, das in ihrer Brust lärmte. Sie ignorierte alles. Hier musste es doch irgendwo einen Ausgang geben!

Sie fand die Stadtmauer, lief sie lärmend entlang, ignorierte die wunderschönen Häuser, an denen sie vorbeilief. Sie rannte und rannte, in der Hoffnung, doch noch das Stadttor zu finden. Irgendwann sah sie das Tor endlich und beschleunigte ihre Schritte noch ein wenig. Der Schlafsack, den sie über ihrer Schulter hängen hatte, wippte auf und ab und schlug gegen ihren Rücken. Sie rannte immer weiter, durch das Tor hindurch, in irgendeine Richtung, verlor das Zeitgefühl.

Dann, irgendwann, wurde sie langsamer. Sie verspürte das Verlangen, sich umzudrehen, zu sehen, ob sie diese Geisterstadt noch sehen konnte, aber sie unterdrückte es. Sie zwang sich, immer weiter zu laufen. Genauso wie davor. Einfach laufen. Irgendwohin. Irgendwann würde sie ankommen. Wo genau, konnte sie aber noch nicht sagen.

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