38
An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Ehrlichkeit
Ist es nicht tragisch, dass wir uns erst nach der Trennung für einander öffnen? Wie kann das sein? Warum konnten wir uns nicht einfach gemeinsam an einen Tisch setzen und darüber reden, was für Probleme wir haben? Wie missverstanden und unsichtbar wir uns fühlten. Es hätte uns so viel Schmerz erspart. Wir beide hätten einfach weitermachen können, doch stattdessen stehen wir jetzt vor den Scherben unserer Erinnerungen. Wir haben so viel Mist gebaut. Wir beide haben so viele Fehler begangen und ich bin mir nicht sicher, ob wir uns diese Fehltritte je verzeihen können.
Ich möchte Dir verzeihen, doch unsere Lügen, unsere Geheimniskrämerei und unsere Trennung werden mich immer verfolgen. Sicher würde ich mich fragen, ob Du gerade wieder mit einer anderen Frau schreibst, oder welche Lügen Du mir servierst. Schlimmer noch, welche Probleme und Ängste Du vor mir geheim hältst. Mir fehlt das Vertrauen. In Dich, in mich, in uns.
Danke, dass Du mir von Deinem Vater erzählt hast. Es bringt so viel Licht ins Dunkel und ich verstehe, warum Du Dich immer wieder zurückgezogen hast. Ich kann nachvollziehen, warum ich Dir nicht helfen durfte, denn Du hast Angst, dass ich Dich mit dieser Schwachstelle später bestechen, dich verletzen könnte. Eine derartige Erfahrung brennt sich in jede Zelle eines Körpers und lässt die Seele nicht einfach so frei. Es ist lange, harte Arbeit, bis diese Brandmarken wieder verschwinden. Vielleicht werden sie das niemals.
Morgen ist es soweit. Die Beisetzung Deiner Mutter steht an. Kann ich Dir noch bei irgendetwas helfen, oder hast Du soweit alles erledigt? Wie geht es Dir?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro