Die Nacht ist dunkel und voller schrecken
Scheiße ist das kalt. Wo zum Teufel bin ich hier nur gelandet? Ich weiß nicht ob ich träume oder wach bin. Ich habe den Hang zur Realität verloren. Und ich bin müde, todmüde. Immer mehr Schnee fällt zu Boden.
Hin und wieder ist ein knacken oder knirschen zu hören. Mein Ring jedoch ist kalt. Immer wieder wandern meine Gedanken zu Ash. Zu dem Kuss der tausende Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen lässt. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Wut, Trauer, Angst und liebe, ein ständiger Wechsel. Ob es Kim und Noah gut geht? Wie gerne wäre ich jetzt bei Ihnen. Ich vermisse sie so schrecklich. Obwohl ich es gewohnt bin alleine zu sein. Ich war mein ganzes Leben lang alleine und auf mich selbst gestellt. Doch Kim und Noah sind meine Familie. Ich liebe sie, mehr als mein Leben.
Der Schnee liegt mittlerweile schon Knie hoch.
Was das voran kommen mühselig gestaltet. Meine Zähne klappern unkontrolliert aufeinander. Wenn ich nicht bald einen Unterschlupf finde, werde ich einen schrecklichen Kälte Tod sterben. Im Mondschein kann ich eine Höhle ausmachen. Über der sich ein riesiger Berg erstreckt. Mit letzter Kraft schleppe ich mich dort hin. Ein großer Fels versperrt den Eingang, aber ich kann mich hineinzwängen. Ich hoffe es gibt hier keine Bären oder Wölfe. Die Kälte schüttelt meinen Körper durch. Ich brauch Wärme, sonst werde ich erfrieren. Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht. Als mein Ring zu wabern beginnt.
Wie eine Welle überschwemmt mich die Wärme von den Füßen an bis in die Spitzen meiner Haare. Fasziniert starre ich auf meine Hand. Das Zittern lässt endlich nach. Ich werde wohl nie verstehen wie dieser Ring funktioniert. Völlig erschöpft lasse ich mich an der Wand hinunter gleiten. Meine Hände ertasten einen riesigen Spalt hinter mir. Ich öffne meine Tasche und ziehe das Buch und den Stift heraus heraus. Dank des Mondlichtes kann ich unter großer Anstrengung was erkennen.
Warum habt ihr mich so weit weg von euch nach Kirjat gebracht? Wisst ihr eigentlich was ihr mir da zumutet? Ich wurde von einem Vampir gebissen und von Todessern gejagt! Die Taikuri sind mir auf den Fersen. Und jetzt habe ich nicht die leiseste Ahnung wo genau ich Grade bin! Wie dieser Ring funktioniert weis ich auch nicht!
Die Wörter beginnen zu verschwinden. Wie immer dauert es eine ganze Weile bis endlich das geschriebene erscheint.
Sam, das alles tut uns sehr leid. Jedoch haben wir keinen Einfluss darauf wo du gelandet bist. Das Buch und der Ring selbst entscheiden den Weg. Sie erachten es als wichtig für dich. Das dir solch schlimme Sachen widerfahren, liegt nicht in unserer Hand. Ob der Ring seine Kraft an dich frei gibt, ist alleine seine Entscheidung. Du musst mit dir im reinen sein.
Na toll wütend schließe ich das Buch und stopfe es zurück in meine Tasche.
Das war ja mal sehr hilfreich. Ich starre in die Dunkelheit.In mir tobt die Angst, ich bin hin und hergerissen. Soll ich ein paar Stunden schlafen? Krampfhaft versuche ich wach zu bleiben, jedoch komme ich nicht wirklich gegen die Müdigkeit an. Sie siegt über mich, ich nicke ein paar mal ein. Ich spüre eine Hitze an meiner Hand. Augenblicklich reiße ich meine Augen auf und blicke angestrengt in die Dunkelheit. Was soll ich jetzt tun, ich bin alleine. Ich höre Schritte und ein röcheln vor der Höhle. Der Spalt hinter mir fällt mir wieder ein. Schnell lege ich mich flach auf den Boden. Ich hoffe es geht nicht nach unten. Mit wild klopfendem Herzen robbe ich hinein und bin froh das das es nur eine Vertiefung ist.
Mucksmäuschenstill versuche ich leise zu atmen. Es fällt mir schwer, Todesangst ist mein ständiger Begleiter geworden.
Das röcheln ist immer noch da, lauter werdend.
Meine Hand wandert zu meinen Mund, Tränen schießen mir in die Augen. Ich kann den Spalt sehen, durch den ich mich gezwängt habe. Dort steht jemand oder etwas. Es hört in die Dunkelheit hinein. Weis es das ich hier bin? Die Angst lässt mich meine Muskeln anspannen. Obwohl ich müde bin, bin ich jetzt hellwach. Das Blut in meinen Adern gefriert als ein Kopf sichtbar wird. Oh mein Gott, jetzt weis ich wo ich bin. Ich sehen eisige blaue Augen, die ausdruckslos umherblicken. Mein Herz hat einen neuen Rhythmus gefunden, so muss es sich anfühlen kurz bevor man einen Herzinfarkt bekommt. Wild suchen seine blauen Augen die Umgebung ab. Wenn er mich sieht werde ich sterben. Er spürt das ich hier bin. Es ist der Nachtkönig, ich bin in den sieben Königslanden. Jetzt bekommt der Ausdruck „
Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken"
eine völlig neue Bedeutung für mich. Tränen laufen meine Wangen hinab. In den Spalt zu kriechen erscheint mir jetzt als eine sehr dumme Idee. Wie soll ich entkommen wenn er in die Höhle kommt? Ich werde zu einem weißen Wanderer werden. Kalt und herzlos, aufs töten getrimmt. Ohne Gefühle, nein! So will ich nicht werden. Mir bleibt Die Luft zum Atmen weg. Ich fühle mich eingeengt. So als ob der Fels auf meinem Brustkorb liegt. Die Zeit vergeht und er steht einfach nur da. Hin und wieder lässt er seinen Blick schweifen. Allmählich wird es heller draußen, erneut wächst meine Angst auf ein völlig neues Level an. Wenn es hell wird, wird er mich entdecken. Sein Kopf verschwindet aus meinem Blickfeld. Zieht er weiter? Nein, ich kann sein röcheln hören. Oder bilde ich es mir nur ein? Bewegungslos liege ich einfach nur da. Unfähig an was anderes zu denken wie and seine eisigen blauen Augen. Das Silber meines Ring's ist wieder kalt. Sam reiß dich zusammen! Du bildest dir sein röcheln nur ein. Er ist gegangen. Komm schon sei nicht so ein Feigling. Sonst hätte er mich doch schon längst geholt. Vorsichtig krieche ich aus dem Spalt und Ringe gierig nach Luft. Es ist eine Befreiung. Als wenn tausende Steine, die mich begraben haben, sich plötzlich in die Luft auflösen. Ängstlich gehe ich zum Ausgang der Höhle. Mein Herzschlag ist nach wie vor erhöht. Doch das einzige was ich sehe, sind seine Spuren. Er ist fort. Ohne groß darüber nach zudenken, Zwänge ich mich hinaus ins freie. Ich beginne zu laufen, so schnell mich meine erschöpften Glieder noch tragen können. Meine Lunge brennt wie Feuer, aber es ist mir egal. Ich will einfach nur hier weg und die Grenze zum nächsten Buch erreichen.
Ich glaube ich halte das alles nicht mehr lange durch. Es zerrt gewaltig an meinen Nerven. Ich habe seit Tagen weder geschlafen noch habe ich was gegessen. Geschweige denn geduscht. Was würde ich alles für eine Wanne mit heißem Wasser geben. Tränen laufen mir immer noch über die Wangen, oder schon wieder? Ich will zu Kim, sie fehlt mir so sehr. Sie ist bestimmt bereits krank vor Sorge. Trotz das die Tränen noch immer fließen muss ich grinsen. Kim ist wie eine Glucke. Sie ist immer für mich da.
Vor mir erstreckt sie ein Wald der komplett mit Schnee überzogen ist. Ich sehe einen Weg, ob es eine gute Idee ist ihm zu folgen? Nein, fest entschlossen bleibe ich im Schutze der Bäume. Gehe aber parallel zum Weg weiter. Er wird mich mit einhundert prozentiger Sicherheit nach Winterfell bringen. Ein Geräusch lässt mich inne halten. Hufe, Pferde sind im Anmarsch. Angestrengt versuche ich zu erkennen wer dort an galoppiert kommt.
Bei seinem Anblick wird mir heiß. Jon Schnee, ich glaube es nicht.
Emmet war ja schon eine Augenweide aber Jon, oh Mann.
Ohne darüber nach zudenken laufe ich in Richtung des Weges. Als er mich sieht, zieht er sein Schwert. Okay, das war wohl doch keine so gute Idee. So wie ich aussehe gehe ich als Wildling durch, verdammt.
„ Keinen schritt weiter Mädchen! Oder du wirst mein Schwert zu spüren bekommen. Wer bist du und wie bist du hier her gelangt? Wildlinge haben hier nicht's zu suchen!"
Okay, wie soll ich ihm das jetzt erklären? Er wird mir nicht glauben, für ihn bin ich ein Wildling. Ich versuche mir die Sprache in Erinnerung zu rufen, damit er mich nicht für eine irre hält.
„ Hallo Jon Schnee, Mylord, mein Name ist Sam. Ich bin die Trägerin des weißen Ring's, die weiße Taikuri. Bitte, ihr müsst mir glauben. Ich benötige eure Hilfe. Mein Weg ist noch sehr weit, die Elben erwarten mich. Ich werde bereits verfolgt und ich habe einen weißen Wanderer gesehen. Genauer gesagt den Nachtkönig. Ich habe große Angst und bin erschöpft, da ich nicht weis ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Könnt ihr mir helfen Mylord?"
Ängstlich sehe ich zu ihm hoch. Mein Herz klopft einen harten Rhythmus. Er wird mir nichts tun, das Silber an meinem Finger ist kalt. Von ihm droht mir keine Gefahr, auch wenn er mir nicht traut.
Nach dem er mich eine Zeit lang genauestens gemustert hat, lässt er sein Schwert sinken.
„ Na schön Sam, ich werde dich nach Winterfell bringen. Bevor du hier erfrierst.
Aber ich bin kein Lord, du kennst meinen Namen und meine Herkunft. Du wirst mir alles über dich und über den weißen Wanderer erzählen. Wenn du mich belügst, werde ich dich töten."
Schnell nicke ich. Ich bin erleichtert, ein Stein so groß wie die Erde fällt von mir ab.
Er reicht mir seine Hand und zieht mich zu sich auf sein Pferd. Ganz Gentleman legt er mir seinen schwarzen Mantel über die Schulter.
Wir reiten los. Ich erzähle ihm alles, von Anfang an. Keine noch so kleine Einzelheit lasse ich aus. Über die Schulter kann ich seine Reaktionen erkennen. Erstaunen, Wut und Trauer spiegeln sich in seinem Gesicht wieder.
Er fühlt mit mir. Hier und da wirft er eine Frage ein und ich beantworte sie ihm. Den Weg, den wir reiten wird immer steiler. Es wird bereits dunkel.
Einen ganzen tag haben wir auf dem Pferd verbracht.
Wenn ich daran denke das ich den Weg hätte laufen müssen. Wird mir schlecht. Das hätte ich nie und nimmer geschafft.
„ Sam. Wir sind gleich da. Du kannst in meinem Gemach schlafen, ich werde dir was zu essen bringen. Du siehst nicht gut aus.
Morgen sehen wir weiter."
Schwerfällig nicke ich, meine Augenlider sind fast schon ganz geschlossen. Ich nehme alles um mich herum nicht mehr wahr. Noch bevor wir Winterfell erreichen, bin ich eingeschlafen.
Unruhe macht sich in mir breit. Ich sehe Kim, sie sieht überhaupt nicht gut aus. Ihr eh schon viel zu dünner Körper scheint noch abgemagerter. Ihr Blick ist hinab zum Boden gesenkt. Sie sitzt auf ihrem Sofa. Irgendwas stimmt ganz und gar nicht mit ihr. Mein Herz wird schwer. Kim was ist nur mit dir los?
Ich schreie ihren Namen. immer und immer wieder. Plötzlich blickt sie auf. Sam?
Völlig verstört werde ich wach und blicke mich um. Im ersten Moment weis ich nicht wo ich bin. Etwas schweres liegt auf meinen Beinen. Ängstlich erhebe ich meinen Oberkörper. Ein Schrei entweicht mir. Ein riesiger Schlohweißer Wolf liegt auf meinen Beinen und hebt verschlafen seinen kopf.
Mein Herz schlägt schnell und laut. Die Erinnerung an den letzten Tag kommt allmählich zurück. Ich bin in Winterfell, das muss Geist sein. Okay, soweit so gut.
Meine Gedanken schweifen ab. Ich muss an Kira denken. Hatte sie mich hören können?
Sie hat doch eindeutig fragend meinen Namen gesagt. Wie kann das sein? Ich wünsche mir so sehr das sie hier ist, bei mir. Traurigkeit überfällt mich. Ich würde die Reise zu zweit viel besser überstehen. Noah fehlt mir auch. Ein schmatzen holt mich zurück ins jetzt. Geist leckt sich seine Pfote. Er ist ein beeindruckendes wundervolles Tier. Wenn ich ein Kind der Starks wäre, hätte ich auch den weißen gewählt. Ich schaue mich um. Alles hier ist für diese Zeit wundervoll eingerichtet. Fasziniert sehe ich zu dem Gemälde an der Wand. Neben dem Bett steht ein Tablet mit einem Brotlaib und ein Glas mit einer roten Flüssigkeit darauf. Mein Magen zieht sich voller Vorfreude zusammen. Gierig beiße ich in das Brot, es schmeckt köstlich. Ich trinke einen großen Schluck, es ist Wein. Die Geschmacksknospen in meinem Mund tanzen wild umher. Geist erhebt sich und springt vom Bett. Ohne mich eines Blickes zu würdigen tapst er aus dem Zimmer.
Viel zu spät bemerke ich das mein Ring zu glühen begonnen hat.
Augenblicklich läuft ein zittern durch meinen Körper. Ich springe auf und Eile zum Fenster. Drei Schatten nähert sich der Burg Winterfell. Drei Schatten mit rot leuchtenden Augen. Taikuri.
Sie haben mich gefunden. Fuck! Was soll ich jetzt tun. Mein Herz Galoppiert davon.
Zwei der Schatten verweilen am Waldrand.
Einer jedoch spricht bereits mit Jon.
Ash. Augenblicklich wird mir heiß. Ich hoffe das er es ist, der dort unten mit Jon spricht.
Ich kann sehen wie sie ins Innere der Burg gehen. Ich laufe zurück zum Bett. Ich bin nervös, nein dafür gibt es keinen Ausdruck.
Ich habe seit Tagen nicht geduscht, ich stinke bestimmt fürchterlich. Warum zum Teufel
Denke ich jetzt daran wie ich rieche. Ich bin mir immer noch nicht sicher ob er wirklich die Wahrheit gesagt hat. Was wenn es nur eine Masche ist. Ich höre Schritte und sehe wie die Tür quälend langsam geöffnet wird.
Er hält inne und blickt mich mit seinen wunderschönen Augen an. Blitzschnell eilt er zu mir. Seine Hände liegen an meinen Wangen und seine Stirn presst er an die meine.
„ Sam, dir geht es gut. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich habe deine Angst gespürt, letzte Nacht. Ich weis nicht wie oder warum, aber ich konnte es spüren. Es ist als wäre ich mit dir verbunden."
Mein Herz erfüllt sich mit liebe. Ash macht sich sorgen um mich. Ich ignoriere die Hitze meines Rings. Ich weis jetzt das er mir nichts tun wird.
„ Ash ich kann nicht mehr. Wie soll ich das alles überstehen? Ich werde den Weg nie schaffen. Nicht alleine."
Er unterbricht mich, seine weichen, warmen Lippen liegen sanft auf den meinen. Glücksgefühle durchströmen mich. All die Trauer und die Angst verschwinden in den Hintergrund. Er ist mein Anker, meine Luft die ich zum Atmen brauche. Zärtlich fährt seine Hand über meinen Rücken. Gänsehaut läuft in Wellen über meine erhitzte Haut. Widerwillig löst er sich von mir.
„ Sam ich muss gehen. Sie von dir weg locken.
Wenn sie schlafen werde ich Türmen. Ich komme zu dir zurück. Ich werde dich finden, immer und überall. Verweile nicht zu lange hier."
Die Angst kehrt zurück. Wie ein Schlag in die Magengrube.
„ Nein, Ash bitte, gehe nicht! Lass mich nicht alleine."
Erneut erstickt er meine Worte in einem Kuss. Der so intensiv ist, das er mir den Atem raubt. Ich fühle Liebe. Oh mein Gott, ich liebe Ash. Einen Schwarzen Taikuri. Es fühlt sich so richtig an und doch ist es falsch. Er löst sich von mir und blickt mich ein letztes Mal an bevor er aus der Tür läuft.
Ich kann mich nicht bewegen, wie gefesselt sitze ich da. Und berühre meinen Mund, an der Stelle die er noch vor wenigen Sekunden geküsst hat. Solche Gefühle habe ich zuvor noch nie gespürt. Verwirrt und entsetzt über mich selber sitze ich einfach nur da. Der Ring ist bereits vollständig erkaltet. Jemand klopft an die Tür und holt mich aus meinen Wirren Gedanken zurück. Jon kommt zu mir.
„ Sam du hast über zwanzig Stunden geschlafen. Du musst sehr erschöpft gewesen sein. War es für dich in Ordnung das ich ihm Einlass gewährt habe?"
Was? Ich habe fast einen ganzen Tag verpennt. Super, ich habe ja so viel Zeit.
„ Danke Jon, ja ich habe die letzten drei Tage kaum geschlafen. Ich danke dir wirklich sehr, auch für deine Gastfreundschaft. Es war in Ordnung, Ash wird mir nichts tun. Seine Begleiter jedoch sind aus anderm Holz geschnitzt."
Ein Lächeln umspielt seine Lippen.
„ Dann habe ich alles richtig gemacht. Ich sagte ihnen nur einer darf Burg Winterfell betreten. Sie haben Wasser und Brot erbittet. Der Jüngling hat sich freiwillig gemeldet. Möchtest du ein Bad nehmen? Ich denke es wird dir gut tun."
„ Bitte ja!"
Meine Antwort kommt in Sekundenschnelle aus mir raus. Ohne es zu bemerken stehe ich schon.
Jon lacht ein freundliches lautes Lachen und verschwindet in die angrenzende Kammer.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er lächelnd zu mir.
„ Du kannst jetzt rein, ich lasse dir frische Kleidung bringen. Du brauchst was das dich wärmt. Es wird ein langer Weg und der Winter naht."
Nickend grinse ich vor mich hin. Es ist schon verdammt cool, diese zwei Wörter leibhaftig aus seinem Mund zu hören. Euphorisch laufe ich in die Kammer und entledige mich meiner Kleidung.
Das Wasser ist heißt, es schmeichelt meiner Muskulatur. Ich lasse mich völlig hineingleiten, augenblicklich entspanne ich mich und die Last der letzen Tage fällt von mir ab. Ich schließe meine Augen.
Ich bin krank vor Sorge. Das sieht Sam überhaupt nicht ähnlich. Ich war mir so sicher das ich sie gehört habe. Aber mal ehrlich, das muss ein Hirngespinst gewesen sein. Es war in meinem Kopf. Ich werde langsam verrückt. Ich sehe zu Noah, Angst und sorgen zeichnen sein Gesicht. Er hat seit Tagen kaum geschlafen, genauso wenig wie ich. Die Polizei ist ratlos, es gibt keinerlei Hinweise. Die auf das verschwinden von Sam und Ash hinweisen.
Ihr Licht in der Wohnung war sogar noch an. Mir wird schlecht bei dem was sich mein Hirn zusammen spinnt. Was wenn Ash Sam etwas angetan hat? Ich erinnere mich wie er sie angesehen hat. Ein kalter Schauer jagt mir über den Rücken. Tränen brennen in meinen Augen. Ich werde nicht aufhören nach ihr zu suchen. Sam würde auch nicht aufgeben.
Ich weis das sie noch am Leben ist. Ich kann es spüren, sie ist wie eine Schwester für mich. Uns verbindet ein Band und dieses Band ist nach wie vor zu spüren.
Halte durch Sam.
Als ich zurück in Jon's gemach komme, sehe ich die Kleidung auf dem Bett. Ich bin erleichtert, es ist kein Kleid. Schnell schlüpfe ich in die warmen Sachen. Geist kommt zu mir und sieht mich an. Ängstlich Strecke ich meine Hand nach dem riesigen Wolf aus. Er schnuppert an meiner Hand bevor er seinen Kopf ab ihr reibt.
„ Ja du bist ein guter Junge. So ein Haustier wie dich hätte ich auch gerne."
„ Du musst wissen er ist nicht immer so freundlich Sam."
Erschrocken ziehe ich meine Hand zurück. Ich haben Jon nicht bemerkt. Lächelnd sieht er mich an.
„ Wir müssen los, dein Freund ist in die andere Richtung gegangen. Das Zeitfenster ist nicht besonders groß. Wir müssen zur schwarzen Festung, an die Mauer. Dort sollte laut den Schriften meines Vaters die Grenze sein. Wenn es stimmt was du sagst, über die weißen Wanderer und den Nachtkönig. Müssen wir vorsichtig sein."
Sofort sehe ich die eisigen blauen Augen vor mir. Ein frösteln schüttelt meinen Körper. Keinem von ihnen möchte ich je wieder über die Füße laufen.
„ Okay, ich bin bereit. Jon Danke das du mir hilfst. Ich weis nicht wie ich das alles ohne Hilfe geschafft hätte. Wie soll ich das je wieder gut machen?"
Ganz nah steht er vor mir und hebt mein Kinn so, das ich direkt in seine schönen Augen blicke.
„ Du bist die weiße Taikuri. Unsere aller Dank gebührt dir. Du wirst den Untergang Kirjat verhindern."
Verlegen erröte ich, er kommt näher und gibt mir einen sanften Kuss. Ganz flüchtig und schnell. Es ist kein Kuss der Liebe, Leidenschaft oder Zuneigung. Nein, eher so wie Freunde sich küssen. So wie Noah mich küsst. Dennoch versetzt es meinem Herzen einen Stich. Ich sehe Ash vor mir. Niemand sollte mich küssen, niemand außer er. Verlegen sehe ich ihn, seine Hand liegt noch immer an meinem Kinn.
„Na komm, das Pferd ist gesattelt. Ich habe mir erlaubt Proviant in deine Tasche zu packen.
Denn laut den Schriften meines Vaters, ist es ein karges Land das an unseres grenzt."
Schon wieder diese Ungewissheit. Schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Hoffe ich zumindest. Ich folge Jon die in Stein gehauenen Treppen hinunter. Unglaublich was diese Leute zu ihrer Zeit mit bloßen Händen erbaut haben. Selbst die Einrichtung sieht professionell aus. In Burg Winterfell steckt Jahre lange Arbeit. Wir haben den Hof erreicht. Geist kommt zu mir gelaufen und reibt seinen mächtigen Kopf an meinem Schenkel. Lächelnd streichele ich sein weiches Fell.
„ Geist scheint dich zu mögen, das kommt sehr selten vor. Du bist hier jederzeit willkommen Sam. Nur für den Fall das du irgendwann wieder in die sieben Königslande kommst."
Er lächelt mich an und hilft mir aufs Pferd.
„ Danke Jon, für den Fall das es so kommen wird. Werde ich euch hier Besuchen."
Wir reiten los. Natürlich schneit es bereits wieder. Als wir den Wald erreicht haben, durchfährt mich eine Gänsehaut. Alles hier sieht so unheimlich aus. Kein Fünkchen Licht erreicht den Boden. Keine Sterne am Firmament, kein Mond, einfach nur Dunkelheit. Angestrengt suche ich den Wald beidseitig ab. Ich fühle Angst, Angst vor den eisigen blauen Augen. Ob es in diesem Teil Winterfell's auch weiße Wanderer gibt? So viele Geräusche prasseln auf mich ein. Das jaulen der Wölfe in nicht allzu weiter Entfernung. Das knacken der Äste, von der Schwere des Schnees oder ist dort jemand? Der uns verfolgt. Das Rauschen und pfeifen des Windes, das sich manchmal wie ein röcheln anhört. Ab und an bilde ich mir ein, einen Schatten zwischen den Bäumen zu sehen. Ich hoffe das es nur Einbildung ist. Adrenalin pumpt durch meinen Körper, ich bin hellwach. Mein Herz galoppiert mir davon. Leise flüsterte ich Jon zu.
„ Kannst du überhaupt etwas sehen? Ich sehe nicht mal meine Hand vor den Augen."
Leise lacht er in meinen Rücken.
„ Keine sorge Sam, ich sehe sehr gut in der Nacht. Wir haben die Mauer so gut wie erreicht."
Wieder bilde ich mir ein etwas gesehen zu haben. Aber wenn er in der Dunkelheit so gut sieht, müsste er es ja auch sehen. Oder sagt er nur nichts um mir keine Angst zu machen?
Unser Pferd scheint auch nervöser zu sein. Irgendwo habe ich mal gelesen das Pferde die Gefahr spüren. Erneut wird mein Körper von einer Gänsehaut überzogen. Da ist was, ich weis es genau. Denn mein Ring beginnt mich zu warnen. Ich drehe mich zu Jon um an ihm vorbei zu schauen. Vor Schreck falle ich fast vom Pferd. Eine Unmenschliche Angst explodiert in meinem inneren. Sie verfolgen uns. Eisige blaue Augen, hunderte, nein tausende von ihnen. Wie in Trance starre ich sie an. Jon redet auf mich ein, jedoch verstehe ich ihn nicht. Mein Herz klopft so laut, das sich die Umgebungsgeräusche so dumpf anhören als wäre mein Kopf unter Wasser.
Sie sind schnell, verdammt schnell. Immer näher kommen sie an uns heran. Ein schrecklicher Gedanke manifestiert sich in meinem Kopf. Sie werden uns einholen und sie werden uns töten. Wie in Zeitlupe drehe ich mich wieder nach vorne. Hoffnung flackert in mir auf. Ich kann die Mauer sehen. Noch nie in meinem Leben haben ich etwas so einschüchterndes gesehen. Sie ist so hoch das es mit Worten kaum zu beschreiben ist.
Etwas an meinem Bein erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Spitzer Schrei entweicht meiner Kehle. Jon hat sein Schwert bereits in der Hand und der weiße Wanderer verliert seinen Kopf. Mir wird schlecht, vor Angst, vor Entsetzen. Jon treibt das Pferd immer schneller und schneller. Ich sehe Fackeln, das muss die Nachtwache sein. Sie kommen auf uns zu. Jon schreit ihnen entgegen, Entsetzen klingt in seiner Stimme.
Das Pferd beginnt zu schwanken, es wird langsamer. Noch ehe ich es zu Ende denken kann, werden wir in die Luft geschleudert. Jon reißt mich in seine Umarmung und hält mich fest. Während wir uns mehrere Male überschlagen. Er zieht mich auf die Beine und wir beginnen zu laufen. Noch zwei Meter dann haben wir die Nachtwache erreicht. Ich kann das surren seines Schwertes hören. Immer und immer wieder höre ich wie sehnen reißen, wie Knochen brechen, wie es schmatzend in das längst tote Fleisch der weißen Wanderer schneidet. Mein Magen hat sich bereits entleert, mehrere Male. Die Welt um mich rum dreht sich wie ein Karussell. Immer größer wird meine Angst, wenn ich mich nicht beruhige werde ich in Ohnmacht fallen. Die Männer mit der schwarzen Rüstung sind nun an unserer Seite angelangt. Gemeinsam laufen wir in Richtung der Mauer. Jon ist direkt hinter mir.
„ Sam du musst jetzt laufen, so schnell du kannst! Siehst du den Nebel, dort hinten?
Lauf dort hin los, das ist die Grenze. Wir werden sie von dir fern halten!"
Ich mobilisiere all meine Kräfte die mir noch geblieben sind und sprinte los.
Das brennen meiner Lunge versuche ich so gut es geht zu ignorieren. Noch ungefähr fünf Meter bis zum Nebel. Ein eisiger Hauch an meiner Wange lässt mich aufschreien. Blaue Augen erscheinen in meinem Sichtfeld. Ich sehe ihm direkt in die Augen. Sein Blick ist kalt, irre und mordlustig zu gleich. Etwas riesiges weißes streift meinen Arm und der Wanderer bleibt auf der Strecke.
Geist hat mich vor dem Tod bewahrt. Ich spüre den Nebel bereits im Gesicht. Feucht und Klamm, wie ganz feiner Sprühregen.
Ich höre Jon noch schreien bevor ich die Grenze überschreite.
„ Sam, Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken! Geb auf dich acht."
Kaum das ich vollkommen eingehüllt im Nebel stehe. Verstummt das Geschrei, der Lärm. Als wäre nie was geschehen. Keine eisigen blauen Augen, keine Nachtwache, kein Wolf, kein Jon.
Schwankend stehe ich im Nebel. Mein Atem kommt stoßweise. Ein kribbeln wie tausend Ameisen übermannt meinen Körper. Ich falle zu Boden.
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