Ich hatte in einer meiner Vorstellungen nach einem Buch gefragt, was ich mal gelesen hatte, aber ich kam einfach nicht auf den Titel. Nach Monaten habe ich es gefunden und daraufhin nochmal gelesen.

Randinformationen: Cecelia Ahern, Irin, ist bekannt durch ihren Roman "PS: Ich liebe dich", der auch verfilmt wurde. Der erste Band von Flawed erschien im Jahr 2016 und hat 461 Seiten.

Celestine ist perfekt. Das wurde ihr immer gesagt. Sie ist perfekt und sie lebt in einer nahezu perfekten Welt. Es gibt nur schwarz und weiß. Perfekte und unperfekte. Fehlerhaft sind Bürger, die sich moralisch oder ethisch falsch verhalten haben. Damit sind keine Kriminellen gemeint. Die kommen ins Gefängnis. Natürlich bekommen alle Fehlerhaften ein "faires" Gerichtsverfahren, durch die sogenannte Gilde. Die Fehlerhaften werden mit einem F gebranntmarkt. An verschiedenen Stellen, je nach dem, was sie angestellt haben. Dazu müssen sie eine Armbinde tragen, damit sie jederzeit identifiziert werden können. Sie sind aus der Gesellschaft ausgegrenzt und müssen nach besonderen Regeln leben.

Wie üblich sitzt Celestine im Bus neben ihrem Freund, als ein alter Mann einsteigt. Ein Fehlerhafter. Die zwei Plätze für die Fehlerhaften sind besetzt von nicht Fehlerhaften, obwohl es noch viele freie Plätze gibt, sodass er stehen muss. Als er auch noch anfängt zu husten, blutigen Husten, und die zwei Frauen auf den Plätzen nicht aufstehen, kann Celestine nicht mehr innehalten. Obwohl sie weiß, dass sie dadurch verhaftet werden kann. Trotzdem tut sie es, denn es gibt ein Problem, dass sie lösen kann. Sie geht zu den zwei Frauen, bittet sie die Plätze zu wechseln, damit der alte Mann sich setzen kann. Aber sie hören nicht. Der Mann droht zu ersticken. Sie fragt nach einem Arzt, aber niemand reagiert. Sie trauen sich nicht und schon erklingen die Sirene der Gilde. Nicht um den Mann zu helfen, sondern um Celestine mitzunehmen.

Den Einstieg finde ich schwierig. Die ersten Seiten sind sehr holprig. Ich finde es gut, dass die Welt direkt erklärt wird. Aber nach den ersten Seiten will ich nicht unbedingt weiter lesen. Es fesselt nicht. Erst ab Seite 48, finde ich, dass es anfängt. Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie ich das beim 1. Mal Lesen empfunden habe. Wer das Buch schon gelesen hat, kann dazu ja mal ein Kommentar schreiben, ob nur ich den Anfang so komisch finde. Vielleicht ist es auch nur, dass man sich an den Schreibstil und Celestines Sicht gewöhnen muss.

Ich sollte wohl anmerken, dass das ein Buch ist, worüber man sich sehr gut aufregen kann. Es ist kein "gute Laune" Roman. Man macht sich darüber Gedanken und schüttelt den Kopf, für was Menschen gebranntmarkt werden und das sie überhaupt gebranntmarkt werden. Natürlich werden die verschiedenen Prozesse in den Medien ausgeschlachtet und es ist widerwärtig, wie die Zuschauer drauf reagieren. Aber was an Dystopien toll und schlecht zugleich ist, dass unsere Realität gar nicht mal so fern ist. Wir urteilen auch über die Menschen, wenn wir gehört haben, was sie für uns ethisch und moralisch verwerfliches getan haben. Das ist gut in Flawed umgesetzt. Sehr realistisch.

Und vielleicht mag ich deswegen das Buch und den 2. Band so sehr. Es ist realistisch. Klassische "Hungerspiele" wie in TvP werden wir wahrscheinlich keine bekommen, aber Menschen verurteilen, weil sie Menschen sind, tun wir schon. Was hindert uns daran, sie als fehlerhaft zu kennzeichnen? Was auch schon passiert ist, nur, dass Juden z.B. nicht fehlerhaft sind, weil sie Juden sind.

Ich finde es schwer, auf den Punkt zu bringen, worum es in dem Buch geht, ohne alles vorweg zu nehmen. Wer auf Dystopien steht und mal eine andere sucht, und damit meine ich wirklich, dass Flawed anders ist, sollte sich einfach mal trauen rein zu lesen und das auch über 50 Seiten hinweg, bevor man aufgibt. Es lohnt sich, wirklich. Ich habe immerhin ungefähr 5 Jahre später immer noch dran gedacht und nicht, weil es so schlecht war.

Das Buch ist nicht perfekt, aber darum geht es ja. Auch ein Buch über Perfektionismus ist nicht perfekt.

~Lauf!~