5 - Dein Mond
Nach diesem Nachmittag, war es komplett um mein Herz und mich geschehen. Ich verfluchte es, nicht schon früher deutlichere Avancen gemacht zu haben. Jetzt blieb mir nur noch diese eine (frisch verliebte) Woche, bevor es nach Hause ging. Jin's Nähe raubte mir immer wieder den Atem. Seit jenem Nachmittag klebten wir mehr denn jäh aneinander. Unsere gemeinsamen Aktivitäten wurden nun dadurch ergänzt, dass wir offen einander unsere Zuneigung zeigten. Jin liebte es, bei Spaziergängen einfach meine Hand zu nehmen und ich mochte die Art und Weise, wie er mir dann kurze Zeit darauf, beschützend den Arm um die Schulter legte und mich näher an sich heranzog. Seine Jungs – die anderen BTS-Member – neckten ihn hin und wieder und zogen ihn in meiner Gegenwart ein kleines bisschen auf, doch das schien Jin überhaupt nichts auszumachen. Hanna war sich mittlerweile mit Namjoon freundschaftlich etwas nähergekommen. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie öfter nach Vorwänden suchte, um rüber zu gehen und ihn nach irgendeiner Nichtigkeit zu fragen.
Auch heute Abend ging Hanna rüber zu den Jungs. Dieses Mal hatte es jedoch mehr den Hintergrund, dass sie Jin und mich bei unserem Date nicht stören wollte. Ich hatte noch die Augen verdreht, als sie zweideutige Andeutungen machte und gab Kommentare darüber ab, wie klischeehaft ich ihre Bemerkungen fand, doch irgendwie hoffte ein kleiner Teil von mir heute Abend auf...nun ja – klischeehafter Weise eben – mehr. Es war unser letzter Abend hier am See. Morgen würden Hanna und ich Heim reisen.
Ungefähr 20 Minuten, nachdem Hanna mit dem Rad zur Tür raus war, stürmte ich durchs Haus und holte ein paar letzte Vorbereitungen für mein Date an den Haus-Steg: zwei weiche Sitzkissen, eine Decke zum einkuscheln, ein paar Kerzen in windschützenden Gläsern.
Eigentlich ist das doch viel zu kitschig – überlegte ich gerade, als ich mein Werk betrachtete. Doch jetzt blieb mir keine Zeit mehr für Änderungen, denn da erreichte Jin mit seinem Ruderboot auch schon den Steg. „Guten Abend Mylady." Er zwinkerte mir charmant zu und mein Herz hüpfte vor Freude. Spielerisch fiel ich in einen kleinen Knicks. „Guten Abend Mylord" Ich fing die Leine, die er mir zuwarf und band sie am Steg fest. Dann reichte ich ihm eine Hand, um ihm aus dem Boot zu helfen. „Wow", meinte er staunend, als er das Arrangement erblickte. Verlegen strich ich mir eine Strähne hinters Ohr. „Es ist vielleicht etwas übertrieben...ich glaube, da ist etwas mit mir durchgegangen... vielleicht sollte ich weniger romantische Büch...!" Jin schloss mich in seine Arme und küsste mich zärtlich. Als seine Lippen mich freigaben, lächelte er sanft. „Sowas hat noch nie jemand für mich gemacht." Augenblicklich entspannte ich mich und lächelte zurück. „Hab nichts gesagt."
Als wir dann Schulter an Schulter gelehnt auf dem Steg saßen und uns gegenseitig mit kleinen Häppchen fütterten, wurde es in der Abenddämmerung des Sonnenuntergangs nach und nach dunkel um uns. Die ersten Grillen nahmen das Zirpen auf, die Gesänge der Vögel stellten sich allmählich in den Hintergrund und die ersten Sterne erschienen langsam am Himmel. Als sich der Mond gegenüber des Steges über dem Wald am Nachthimmel erhob, hatten Jin und ich uns bereits kuschelnd in die Decke eingehüllt und bestaunten gemeinsam den Aufgang. Heute erschien mir sein Licht gelblicher als sonst, dafür wirkte der Mond aber auch etwas größer. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an Jins starke Schulter. „Können wir diesen Moment einfrieren?" „Kleinen Moment, ich seh nach, ob noch Platz im Tiefkühler ist.", scherzte er zurück und lachte kurz, als ich ihn spielerisch in die Seite knuffte. Dann befreite er seinen Arm aus der Decke und legte ihn um mich, um mich näher heranzuziehen. Als unsere Blicke sich trafen, lächelte er. „Weißt du Emmi...", begann er ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „...es gibt gerade keinen Ort, an dem ich lieber wäre, als hier zusammen mit Dir." Ich legte den Kopf leicht schräg und lächelte ihn an. Meine Hand fuhr über seine Wange. „Für mich gibt es im Moment auch nur Dich und diesen Abend. Ich will nicht, dass die Zeit weiterläuft." Ein Kuss landete auf meinen Lippen, dann einer auf meiner Nase, Stirn und nochmal auf meinem Mund. Langsam ließ ich mich auf den Rücken sinken, während Jin mir folgte, bis er halb auf mir lag.
Nachdemwir eine Weile küssend dagelegen hatten, war es Jin, der sich als erster lösteund sich ein kleines Stück aufrichtete, damit wir wieder zum Himmel blickenkonnten. „Wusstest du, dass Jupiter 12 Monde hat?", sprach er gedankenverlorenneben mir. Als ich einen kleinen Seitenblick aus dem Augenwinkel riskiertestellte ich fest, dass Jin, während er sprach, weiterhin den Sternenhimmelbeobachtete. „Dagegen wirkte die Erde mit ihrem einen Mond früher immer arm aufmich.", sinnierte er weiter. Ich stemmte mich auf meine Unterarme, legte denKopf schräg und sah ihn an. „arm?", wiederholte ich und Jin schnaubte kurz.„Ja. So habe ich zumindest früher als Kind gedacht...so ähnlich wie auch derUnterschied zwischen 12.000 Won und 1.000 Won oder so ...aber willst du wissen,was ich mittlerweile denke?" Sein Blick huschte für einen Moment zu mir. „DieErde ist reich, denn diesen einen Mond muss sie sich nicht teilen. Sie behältihn immer in ihrer Nähe, hält ihn fest und lässt ihn nicht los. Der Monderhellt ihre Schattenseite und weicht nicht von ihr ab. Er bleibt bei ihr – inihrer Umlaufbahn. Er bestimmt ihre Gezeiten. Wenn er nicht da wäre, würde dieNatur aus dem Gleichgewicht geraten. Sie sind und waren schon immer füreinanderbestimmt." Jetzt legte sich sein ruhiger Blick auf mich. „Der Mond brauchtseine Erde. Ohne sie wäre er allein, verloren und ziellos im Universum suchend."Mit einer Hand strich Jin durch mein Haar und begann zu summen. Dann unterbracher die Melodie für einen kurzen Moment. „Ich... habe ein Lied geschrieben."Fragend hob ich die Augenbrauen. „Er heißt ‚Moon'...und er ist für dich, Emmi."Dann begann er leise für mich zu singen. Mein Herz füllte sich mit nicht inWorte zu fassende Liebe und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte ihnnoch nie zuvor singen gehört, dies war das erste Mal. Ebenso war es das ersteMal, dass mir jemand, den ich sehr mochte, einen Song schrieb und sanft vorsang.Beim Klang seiner weichen Stimme schloss ich einen Moment die Augen, bevor ich wieder ihn... und dann wieder den Mond und die Sterne betrachtete, während ichzuhörte. Die Tränen liefen in kleinen Rinnsalen meine Wangen hinunter.Vorsichtig tupfte Jin sie weg, ohne das Lied zu unterbrechen. Er sang leise undmit einer solchen Sanftheit, dass ich Gänsehaut bekam.
„...all for you...", beendete er seinen Song und sah mir tief in die Augen. Immer noch mit Tränen in den Augen, sah ich ihn durch den Schleier an und versuchte mir diesen wundervollen Moment ins Gedächtnis zu brennen. Nicht das kleinste Detail wollte ich verlieren. „Jin...", war alles, was ich mit meinem Kloß im Hals herausbringen konnte. Er schenkte mir ein verschmitztes Lächeln und tupfte abermals über meine Wange. Dann beugte er sich vor und begann zaghaft weitere Tränen weg zu küssen. Als er gerade eine Träne in der Nähe meines Mundwinkels erwischen wollte, drehte ich sie rasch weg, sodass Jins Lippen stattdessen auf meine trafen. Meine Hand legte sich in seinen Nacken und zogen ihn dichter an mich heran. Mit seiner freien Hand strich Jin mir zärtlich über den Oberarm, bevor er abrupt innehielt und den Kuss löste. Noch bevor ich fragen konnte warum, ergriff Jin bereits das Wort. „Du wirst langsam kalt...lass uns ins Haus gehen, ich möchte nicht, dass du dich unterkühlst..." Seinen Blick haltend, stemmte ich mich erst auf die Knie und dann hoch auf die Beine. Dann beugte ich mich vor und reichte ihm eine Hand. Er ergriff sie und ließ sich hochhelfen – noch immer in die Decke eingewickelt. Dann schlang er sie um uns beide und aneinander geschmiegt begannen wir den Steg zum Haus zurück zu laufen. „Ichliebe ihn...", murmelte ich und Jin wand mir sein Gesicht zu. „...deinen Song...", erklärte ich und kämmte mir verlegen eine Strähne hinters Ohr. Doch Jin erwiderte nichts, er sah mich einfach nur immer wieder an, während wir unseren Weg fortsetzten.
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