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Prince Charming

Dieser OS ist ein Beitrag für Rewind The Classics 2023. Folgender Satz musste in der Geschichte eingebaut werden:

Prince Charming

Es war einmal ein Prinz, der an einem wolkenlosen Tag an einer Weggabelung auf ein altes Mütterchen traf. Sie musterte ihn, sah das glänzende Schwert und die Entschlossenheit in seinem Antlitz, nickte wohlwollend und deutete mit ihrem knochigen Zeigefinger die Straße entlang.

„Zum Schloss geht es dort entlang", wies sie ihm den rechten Weg. Der Prinz bedankte sich und folgte dem gewiesenen Pfad.

Als er am Ende des Weges einen Hügel erklomm, sah er es endlich in der Ferne: Das prächtige Schloss! Oder vielmehr die dicke Dornenhecke, die bis zu den Turmspitzen hinaufgewachsen war und einen faszinierenden Anblick bot.

Ein Jeder kannte die Sage um die Prinzessin in diesem Land und es waren in den letzten Jahren immer wieder Jünglinge aufgebrochen, um zur Prinzessin zu gelangen. Niemand war zurückgekehrt.

Der Prinz schnaubte laut auf. Er war bestens ausgebildet, hatte sein Schwert geschärft und seine Muskeln trainiert. Er würde diese Aufgabe sicher schaffen und die Prinzessin befreien! Er war sich seiner Sache sicher. Mit federleichten Schritten eilte er auf das Schloss zu.

Je mehr er sich dem überwucherten Gebäude näherte, desto seltsamer wurde es. Die Dornenhecke war riesig! So groß dürfte keine Rosenpflanze sein, das war unmöglich. Nicht ein Lüftchen ging, nicht ein Blatt raschelte. Eine Gänsehaut überzog die Arme des Prinzen und erste Zweifel kamen ihm. Was war dies für ein Ort? Er hätte den Gerüchten mehr Gehör schenken sollen, bevor er aufgebrochen war, doch er hatte nur vernommen, dass hier eine schlafende Schönheit liegen soll und dass er als Prinz dazu auserkoren war, sie aufzuwecken.

Von der Mauer des Schlosses war nur an einigen wenigen Flächen das weiße Mauerwerk zu sehen, der größte Teil war von Ranken überwachsen. Sie waren dicht, die Dornen groß und ein Hindurchkommen schien unmöglich, so weit, wie sie sich um das Schloss herum erstreckten.

Er war von weit her angereist, um sich einen Weg in das Schloss zu bahnen und er würde nicht tatenlos aufgeben! Es musste eine Möglichkeit in das Schloss hinein geben.

Also umrundete er das Gebäude und suchte nach einer Schwachstelle in der Pflanze. Er fand keine, also wiederholte er seinen Rundgang.

Er stocherte bei seinem Rundgang immer wieder in die Dornenranken und da! Er war sich sicher, dass an der Stelle des Nordturms die Hecke weniger dicht war. Und waren dort nicht schon einige Ranken abgeschnitten worden? Vom Nordturm aus wäre die Hauptpforte des Schlosses nicht weit, das war perfekt!

Voller Elan hackte der Prinz auf das Gewächs ein und schnitt sich mühselig einen schmalen Pfad frei.

Es war wie verhext. Kaum hatte er eine schmale Schneise freigeräumt, war ihm, als würde die Lücke langsam wieder verschwinden. Als würden die Dornenranken nach und nach wieder zusammenrücken und ihm so ein Fortkommen verwehren. Er sah deutlich die abgeschnittenen Kanten vor ihm, doch schon jetzt war der Durchgang verschwunden.

Der Prinz starrte einen Moment ratlos auf die Pflanze vor sich, drehte sich im Kreis, ehe er sich wieder den Ranken zuwandte.

Wenn er dort hindurch wollte, musste er schneller sein, dämmerte es ihm.

Also schlug, schnitt und brach der Prinz sich mit brutaler Gewalt durch das Pflanzenwerk, doch es war aussichtslos. Je mehr er sich bemühte, je mehr Kraft er in seine Hiebe legte, desto schneller kroch die Hecke auf ihn zu und umschloss ihn schließlich.

Panik erfasste den Prinzen. Aus welcher Richtung war er gekommen und in welche musste er vordringen? Er verlor in dem dichten Bewuchs vollkommen die Orientierung!

Hektisch schnitt der Prinz weiter die Stränge vor sich ab, drückte sich durch die Dornen, die ihm die Haut aufrissen. Er stolperte und fiel zu Boden. Als er versuchte, sich aufzurichten, rollte ein großer Stein davon, auf dem er sich abgestützt hatte. Grauen packte ihn, als er ihm hinterher sah und dieser seinen Blick mit einem Grinsen und mit leeren Augenhöhlen erwiderte. Das war kein Stein gewesen. Es war ein Totenkopf! Ein bleicher, knochiger Schädel!

Der Prinz drückte sich vor Entsetzen weg, doch lauerte dort bereits die Pflanze und schob erneut ihre langen Dornen in sein Fleisch.

Er musste hier raus, bevor es zu spät war!

Er drehte sich um, doch erblickte der Prinz um sich herum nur Dornen. Es gab keinen Platz mehr, das Schwert zu heben, geschweige denn einen Schritt zu gehen.

Er würde hier sterben! Er würde ...

𝔾𝕒𝕞𝕖 𝕆𝕧𝕖𝕣


Jungkook zischte frustriert auf, als die zwei Worte in leuchtend roter Schrift auf seinem Monitor auftauchten und ihn förmlich zu verhöhnen schienen. Er drückte auf der Tastatur herum, in der Hoffnung, den Prinzen doch noch aus dem unheimlichen Gestrüpp zu befreien, doch er landete lediglich im Hauptmenü.

Fassungslos starrte er auf die drei Schaltflächen, die er auswählen konnte: Neues Spiel, Optionen und Spiel verlassen. Es gab keinen Speicherstand, den er laden konnte. Frustriert zog Jungkook die Augenbrauen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein! Gut eine Stunde hatte er in das Spiel gesteckt und alles war verloren!

Er drückte auf Neues Spiel und ganz wie er erwartet hatte, startete die Reise des Prinzen von Neuem. Er sah ihn auf dem Dorfplatz stehen, an dem das Spiel begonnen hatte.

Jungkook drückte Escape und schloss das Programm.

„Seokjin?", rief er über seine Schulter in Richtung seiner Zimmertür und sein Mitbewohner antwortete ihm.

„Ja?", hörte er es vermutlich aus dem Nebenzimmer antworten und einen Augenblick später stand Seokjin in der Tür.

Jungkook blinzelte überrascht. Erst jetzt, als Seokjin ihm gegenüberstand, fiel Jungkook auf, wieso ihm der Prinz aus dem Computerspiel so vertraut vorgekommen war. Er war eine Nachbildung seines Mitbewohners. Zwar kam die virtuelle Variante an Seokjins feine Züge nicht vollends heran, aber die Ähnlichkeit war eindeutig vorhanden.

„Gefällt es dir?", grinste ihn Seokjin an und Jungkook bemerkte, wie sich ein Lachen auf sein eigenes Gesicht stahl.

„Es ist großartig!", erwiderte er begeistert. „Alles wirkt so lebendig! Und der Prinz - er sieht aus wie du!"

Seokjin lachte auf. „Nunja, ich habe das Spiel entwickelt, da wollte ich mich auf die ein oder andere Weise darin verewigen." Seokjin kam zwei Schritte auf ihn zu und sah auf den Monitor.

„Du hast es also nicht geschafft?", erkundigte er sich.

„Nee", gab Jungkook zu und es fuchste ihn. Seokjin war Spieleentwickler und Jungkook hatte oftmals die Chance, diese Indiespiele vor Veröffentlichung auf Herz und Nieren zu testen. Jungkook liebte Computerspiele, vergaß oft die Zeit, wenn er in virtuellen Welten unterwegs war. Heute früh hatte er das Spiel zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen und sich riesig gefreut, es auszuprobieren.

Prince Charming lautete der Titel und Jungkook hatte sich mit Feuereifer darauf gestürzt. Bis er mit seinem Prinzen in den Dornen zu viel Schaden genommen hatte und dort gestorben war.

„Wie komme ich an den Dornen vorbei?"

Seokjin setzte ein schiefes Grinsen auf. „Wenn ich dir das verraten würde, dann würde es dir den Spielspaß rauben. Ich bin mir sicher, du schaffst das."

Jungkook seufzte. Sein Mitbewohner gab ihm selten Tipps, aber es war einen Versuch wert gewesen. Seokjin trottete zurück in sein Zimmer und Jungkook beschloss, sich etwas zu trinken zu besorgen. So wie es aussah, würde es ein langer Abend werden!


„Dort liegt eine Schönheit im höchsten Turme und schläft. Man nennt sie Dornröschen, weil sich Rosenranken um das Schloss winden." All das, was ihm der Mann, der vor ihm saß, erzählte, wusste der Prinz bereits.

„Aber sagt, was hat es denn mit diesen Rosenranken auf sich?", hakte der Prinz nach und der Blick des Dorfbewohners vor ihm wurde skeptisch.

„Das Schloss ist verflucht!", krähte er ihm entgegen und ein paar Besucher des Wirtshauses stimmten ein.

Der Prinz hatte die Taverne ausgesucht, um mehr Hinweise zu erhalten, aber die Bewohner waren nicht allzu willig, mit ihm zu reden und er erhielt kaum nützliche Informationen. Es waren bereits viele Jünglinge zu dem Schloss aufgebrochen und bisher war niemand zurückgekehrt, wurde ihm von den Dorfbewohnern erzählt, aber das alles war dem Prinzen bekannt. Sie trauten ihm diese Aufgabe offenkundig ebenfalls nicht zu und waren verschwiegen und wenig hilfreich.

„Ein Fluch? Wer hat die Gegend verflucht?", fragte der Prinz, weil dies eine Neuigkeit für ihn war, doch die Bewohner hatten keine Antwort.

„Werter Herr, Ihr wisst doch, wie das ist: die Belange der Herrschaften gehen uns nichts an. Wir wissen nur, dass ein Fluch besteht, der nicht als auflösbar gilt."

„So ein Unsinn", entgegnete der Prinz, „wo ein Fluch ist, gibt es auch einen Weg, ihn zu brechen."

Es stand für den Prinzen fest, dass er in diesem Dorf nicht weiterkommen würde, also beschloss er, sich auf den Weg zum Schloss zu machen.

Er spazierte den Pfad entlang, traf auf das alte Mütterchen, das ihm den rechten Weg wies und bald darauf sah er sich wiederholt mit der undurchdringlichen Dornenwand konfrontiert. Obwohl er es besser wissen müsste, versuchte er es erneut. Er hackte und schlug auf die Ranken, die sich nach kurzer Zeit in sein Fleisch gruben, ihn zu Fall brachten und -

𝔾𝕒𝕞𝕖 𝕆𝕧𝕖𝕣


Jungkook startete das Spiel neu.

Der Prinz stand wie gewohnt auf dem Dorfplatz. Er würde nicht in das Wirtshaus gehen, er hatte etwas anderes im Sinn. Gab es nicht in jedem Dorf einen Händler?

Der Prinz suchte nicht lange, bis er den Stand an dem Platz entdeckte, den er suchte.

Ein freundlich dreinblickender Herr sah ihm entgegen.


„Seokjin?", rief Jungkook über seine Schulter.

„Hm?", kam die Antwort aus dem Nebenraum.

„Wieso sieht der Händler aus wie Namjoon?"

Namjoon war Seokjins bester Freund und sein Konterfei im Spiel war ausnahmslos gut getroffen und Jungkook erkannte ihn auf Anhieb.

„Das ist doch vollkommen egal, spiel einfach weiter!"


Der Händler sprach den Prinzen an, der die üppige Auswahl an Waren vor ihm betrachtete.

„Kann ich Euch helfen?"

Der Prinz überlegte nicht lange. „Ich suche eine Waffe, mit der sich die Ranken, die das Schloss umschlingen, bezwingen lassen."

„Dann habe ich das Richtige für Euch." Der Händler deutete auf ein reich verziertes Kurzschwert. Es sah opulent und hochwertig aus.

„Leicht und wendig. Es liegt ein Zauber auf ihm, wodurch es alles durchtrennen kann, was es berührt. Wenn ihr es euch leisten könnt, gehört es Euch."

Der Prinz musste sein eigenes Schwert hergeben, sein gesamtes Erspartes und seinen Mantel, aber dann nannte er das verzauberte Schwert sein Eigen.

Frohen Mutes folgte er dem Pfad zum Schloss und stellte sich mit Zuversicht der Pflanze.

Zunächst lief alles genau so, wie er es sich ausgemalt hatte. Das Schwert schnitt durch die Ranken und das verschaffte ihm ausreichend Raum, sodass er sich ohne Mühe immer weiter vorarbeiten konnte.

Doch dann passierte ihm das Missgeschick: Das Schwert streifte seine linke Hand. Und da es alles mit Leichtigkeit durchtrennte, fiel sie auf den Boden. Fassungslos starrte der Prinz auf seinen blutenden Armstumpf, dann auf die Hand, die am Boden lag -

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Jungkook schlug mit seiner Faust auf seine Tastatur. Das konnte nicht wahr sein! Er war sich so sicher gewesen, dass er die Lösung gefunden hatte und dann das! Vielleicht war er zu tollpatschig gewesen, hatte die falschen Tasten erwischt und er sollte es erneut versuchen ...

„Der Händler ist nicht die Lösung." Seokjin stand im Türrahmen und nahm einen Schluck aus der Tasse, die er in der Hand hielt. Er hatte Jungkook offenbar beim Spielen beobachtet.

Jungkook presste die Lippen fest aufeinander, ehe er ein weiteres Mal auf Neues Spiel klickte, das Programm lud und ihm das vertraute Bild des Prinzen auf dem Dorfplatz zeigte.


Der Prinz fragte sich durch. Es gab Feen in der Umgebung. Jeder Mensch besaß eine gute Fee, allerdings hatte sich die des Prinzen anders besonnen, als seine Eltern bei seiner Geburt alle Feen aus ihrem Schloss vertrieben. Man sagte ihnen üble Dinge nach, dass sie Menschen verfluchten, weshalb seine Eltern sie vertrieben hatten, aber der Prinz wollte nichts unversucht lassen und so suchte er sie mit bangem Herzen auf.

„Das ist mein Schützling!", hörte er eine Frauenstimme durch den Wald schallen, kaum, dass er das Gebiet dieser Wesen betreten hatte. „Wie groß und stattlich du geworden bist!", rief sie aus und der Prinz fühlte sich geschmeichelt, auch wenn das Kompliment unerwartet kam. Er kannte die kleine schwarzhaarige Frau mit den durchsichtigen Flügeln nicht, aber sie erinnerte sich offenkundig genau daran, wer er war. Das konnte er für sich nutzen.

„Ich habe euch nie um etwas gebeten, aber ich habe eine Herzensangelegenheit und brauche Hilfe", erklärte er. Seine gute Fee nickte eifrig und zog sogleich ihren Zauberstab aus den Tiefen ihres Gewandes hervor.

„Was soll es sein?"


Es war herrlich, durch die Lüfte zu fliegen! Der Wind rauschte an seinen Ohren und es war eine Leichtigkeit mit den Vögeln mitzuhalten, die neben ihm ihre Bahnen zogen. Der Prinz war sich sicher: Er würde das Turmzimmer der Prinzessin erreichen. Was sollte ihn so weit oben daran hindern?

Das Schloss kam in Sichtweite, er schoss in beispielloser Geschwindigkeit auf das Gebäude zu. Als er sich näherte, dämmerte ihm, dass er keinen Schimmer hatte, wie er bremsen sollte. Er versuchte sich in der Luft groß zu machen, möglichst viel Fläche zu bieten, damit ihn der Wind greifen, ihn verlangsamen konnte, doch es half nicht. Er fokussierte alle seine Gedanken, konzentrierte sich darauf, anzuhalten, doch auch das war wirkungslos.

Er prallte mit voller Wucht gegen die Mauer des Schlosses.

𝔾𝕒𝕞𝕖 𝕆𝕧𝕖𝕣


Jungkook raufte sich die Haare. Langsam aber sicher gingen ihm die Ideen aus, was er weiterhin versuchen konnte. Aber ein paar wenige besaß er noch.


Der Prinz betrat den Wald, um den die Bewohner des Landes einen großen Bogen machten. Zwielichtige Kreaturen lebten hier, denen man nicht begegnen wollte. Doch genau das war sein Ziel.

Ein Rascheln ertönte über ihm und er hatte keine Zeit zu reagieren. Etwas landete mit Wucht auf ihm, riss ihn zu Boden und Sekunden später wurde dem Prinzen ein Messer an die Kehle gedrückt.

„Was führt Euch hierher?", drang die schnarrende Stimme der Gestalt, die auf ihm saß, an sein Ohr. Der Prinz brachte einzig ein Röcheln heraus und die Klinge nahm etwas Abstand zu seinem Hals.

„Ich ersuche einen Pakt", keuchte der Prinz mit vor Überraschung belegter Stimme.

„Einen Pakt?", quietschte die Kreatur und stieg von ihm herunter.

Vor ihm stand eine kleine Gestalt. Hässlich wie die Nacht, mit spitzen Ohren, krummen Beinen und einer ungesund aussehenden grünlichen Hautfarbe. Der Prinz hatte so eine Kreatur noch nie gesehen. Der Prinz setzte sich auf, fasste sich an den Hals und hustete, ehe er antwortete.

„Ich ersehne die Prinzessin im Turme zu befreien und brauche große Kräfte, um die Dornenhecke zu bezwingen."

„Das wird schwierig, aber nicht unmöglich. Allerdings hat alles einen Preis."

„Ihr bekommt alles, was Ihr verlangt."

„Euer Erstgeborenes."

Der Prinz schluckte, aber nickte zögerlich. Er würde mit der Prinzessin in sein eigenes Königreich zurückkehren. Es war so weit weg, dass die kleine Kreatur ihn dort sicherlich nicht finden würde.

„Einverstanden."

„Ich glaube, ich kann Euch genau das geben, was ihr braucht!!", gierig rieb der Mann seine Hände aneinander.


Dieses Mal würde es gelingen! Der Prinz atmete tief ein und als er ausatmete, konnte er fühlen, wie ihn die Magie durchwirkte. Feuer entwich seinem Mund und verbrannte die Ranken um ihn herum zu Asche. Sie regenerieren sich, schnell, wie eh und je, aber die breite Schneise der Vernichtung ließ ihm genug Platz, um sich zu bewegen. Euphorisch trat er auf die verkohlten Überreste der Pflanze, spie weiterhin ein Feuermeer in den dichten Bewuchs vor ihm und wähnte sich seines Sieges gewiss.

Erst, als das Haupttor lichterloh in Flammen stand, bemerkte er seinen Fehler. Das ganze Schloss brannte! Das Feuer breitete sich rasch aus und walzte alles nieder, was ihm in den Weg kam. Es würde Sämtliches verbrennen! Und die Prinzessin gleich mit! Der Prinz musste etwas dagegen tun, er musste -

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Jungkook stand schwungvoll auf, sodass er seinen Stuhl dabei umwarf. Das Scheppern war laut und sofort befand sich sein Mitbewohner an Jungkooks Tür.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er und half ihm, seinen Schreibtischstuhl aufzurichten.

„Das Spiel ist unlösbar!", beschwerte sich Jungkook und zeigte auf den schwarzen Monitor, auf dem die zwei roten Wörter prangten. „Ich habe alles ausprobiert, man kommt nicht in das Schloss hinein!"

Seokjin grinste schief. „Nein, das hast du nicht. Vielleicht solltest du dich mit dem Märchen genauer beschäftigen." Er drehte sich um und ließ Jungkook allein zurück.

Es ließ Jungkook nicht in Ruhe. Er lag abends im Bett und fand keinen Schlaf, weil er die Möglichkeiten durchging, die ihm blieben. Tatsächlich war er recht ideenlos.

Was hatte Seokjin damit gemeint, als er meinte, dass er sich mit dem Märchen beschäftigen soll? Es war ganz klar Dornröschen und er kannte das Märchen! Schließlich hatte er den Disneyfilm sicher drei Mal gesehen. Jungkook drehte sich auf die rechte Seite und zog die Beine an.

Wenn die Version des Computerspiels dieser Erzählung nahekäme, wo war dann der Drache? Er hatte im ganzen Spiel noch keinen einzigen entdeckt und er wusste, dass Seokjin beim Programmieren dicht an der Vorlage geblieben war. Er hatte es mehrmals betont. Also kannte er offensichtlich nicht die richtige Vorlage.

Jungkook drehte sich auf den Rücken und streckte die Beine aus.

Es half nichts. Er übersah etwas Elementares und es half nur, sich das Originalmärchen vorzunehmen.


„Wie soll das gehen? Was übersehe ich?", fragte er Seokjin, als auch seine neueste Idee, sich in ein Tier verwandeln zu lassen und unter den Dornen hindurchzuschlüpfen, gescheitert war.

„Du kennst das Märchen?", erkundigte sich Seokjin und nippte an seinem Kaffee.

„Dornröschen? Natürlich!"

Er hatte den ganzen Vormittag damit verbracht und verschiedenste Versionen des Märchens gelesen.

Die Geburt der langersehnten Königstochter, der Fluch und der darauffolgende Stich an der Spindel, der sie in tiefen Schlaf fallen ließ, ehe hundert Jahre später ein Prinz zum Schloss aufbricht, sie küsst und aufweckt.

Seokjin sah ihn abwartend an, so als würde Jungkook von ganz alleine auf die Antwort kommen, wenn man ihn nur lange genug anstarrte.

„Was ist das Problem, wenn du das Spiel startest?", half Seokjin ihm.

„Jeder Prinz kommt um." Wirklich jeder Versuch, in das Schloss einzudringen, war gescheitert. Jungkook war mit seinem Latein am Ende.

„Richtig. Und wieso?", fragte Seokjin weiter.

„Weil auf diesem verdammten Schloss ein Fluch liegt und man es gar nicht betreten kann, richtig?"

Seokjin schürzte die Lippen. „Es gibt eine Möglichkeit", widersprach er Jungkook.

Die Nacht lag Jungkook zum wiederholten Male wach und grübelte über die unlösbare Aufgabe nach.

Es war unglaublich, wie viele Handlungsmöglichkeiten man als Spieler hatte. Sie waren beinahe grenzenlos! Jungkook liebte die Spiele, die sein Mitbewohner programmierte. Mit Prince Charming hatte Seokjin ein Meisterwerk geschaffen. Und obwohl es schier unbegrenzte Möglichkeiten gab, schaffte er es nicht, das Ziel dieses Spiels zu erfüllen. Er war der Prinzessin ebenso weit entfernt, wie gestern früh, als er es das erste Mal gestartet hatte.

Was konnte er bloß noch ausprobieren? Was hatte der Prinz in dem Märchen getan?

Nichts Besonderes.

Es war zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Einhundert Jahre, nachdem der Fluch ausgelöst worden war.

Jungkook setzte sich aufrecht in sein Bett.

War das des Rätsels Lösung? Er musste ... Ja was? Warten? Aber wie lang dauerte ein Jahr im Spiel? Was, wenn dort die Zeit ebenso schnell verging, wie in der realen Welt? Das konnte unmöglich die richtige Antwort sein. Also musste er die Gegebenheiten manipulieren. Vielleicht durch einen Zauberspruch?

Jungkook stürmte an den Computer, fuhr ihn hoch und startete das Spiel.

Egal, wo er suchte, er fand kein Wesen, das die Zeit beeinflussen konnte. Nicht die Feen, nicht die kleine Kreatur, die ihm den Feueratem verliehen hatte und auch nicht die Zauberer, die an den Grenzen des Reiches lebten, vermochte dies.

Frustriert drückte Jungkook auf Escape und schloss das Spiel. Er sah auf die Uhr in der Taskleiste. Es war 2:34 Uhr morgens, doch das war nicht der Grund, wieso er bewegungslos auf den Monitor starrte. Unter der Uhrzeit wurde das Datum angezeigt und es brachte ihn auf eine Idee.

Was, wenn er das Datum des Computers hundert Jahre in die Zukunft stellte?

Das ließ sich ohne Probleme bewerkstelligen.

Jungkook startete erneut das Spiel und dieses Mal war er sich sicher, dass seine Idee erfolgreich sein würde. Und tatsächlich: Der Startbildschirm hatte sich verändert! Statt der Dornenranken, die vorher im Hintergrund rankten, befanden sich dort nun große Rosenblüten.

Gespannt drückte Jungkook auf Neues Spiel.


Der Prinz stand auf dem Dorfplatz. Es war bewölkt und auch, wenn es nicht nach Regen aussah, fegte doch ein tosender Wind durch die Straßen.

Jungkook stockte. Das Spiel hatte sich verändert! Das Dorf sah anders aus, das Wetter bewölkter, aber was viel auffälliger war: Der Prinz sah nicht mehr aus wie Seokjin. Er war das Ebenbild von Jungkook!

Was hatte sich Seokjin nur dabei gedacht? Kopfschüttelnd spielte er weiter.

Der Prinz machte sich auf den Weg zum Schloss, passierte die Weggabelung, an der dieses Mal keine alte Frau, sondern ein junges Mädchen stand.

„Seid Ihr gekommen, um Dornröschen aus ihrem Schlaf zu befreien?", fragte sie und der Prinz bestätigte ihre Vermutung. „Dann seid vorsichtig, schon viele Prinzen fanden dort den Tod", warnte sie, doch der Prinz hörte es nicht mehr. Mit federndem Schritt eilte er den Weg entlang und sah sich bald dem dornenbewachsenen Schloss gegenüber.

Er war sich so sicher gewesen, dass sich etwas verändert hatte, dass er stockte, als sich das altbekannte Bild vor ihm erstreckte. Das Schloss war kaum zu erkennen hinter der Dornenpracht, die sich bis zu den Türmen in den Himmel schob.

Vorsichtig näherte sich der Prinz ihnen.

Die Pflanze wich zurück!

Bedächtig setzte er einen Fuß neben den anderen, doch es blieb dabei: Die Ranken zogen sich zurück und gaben den Weg vor ihm frei. Als er durch die Öffnung zwischen der Pflanze hindurchtrat, erblühte sie in einem leuchtenden Weiß. Überall um ihn herum erstrahlten die Rosenblüten und es war ein faszinierender Anblick.

Der Prinz gelangte bis zur Pforte, die sich trotz ihres Alters problemlos öffnen ließ.

Im Inneren des Schlosses war es totenstill. Auch hier wehte kein Lüftchen, kein Geräusch war zu hören, nur die vorsichtigen Schritte, die er auf das Pflaster setzte, zerrissen die Stille.

Er sah im Stall Pferde stehen und näherte sich ihnen. Erleichtert stellte er fest, dass sie schliefen, doch sie wurden nicht wach, als er sie berührte. Im Hof lagen zwei Hunde zusammengekauert und befanden sich ebenfalls tief im Land der Träume. Er strich über das Fell eines Hundes, doch auch er ließ sich nicht wecken.

Der Prinz drehte sich, sah dabei in den Himmel und versuchte sich zu orientieren, in welcher Himmelsrichtung der Turm der Prinzessin lag. Es war sicherlich der höchste Turm, an dem die meisten Rosen blühten! Frohgemut machte er sich auf, stieg die lange Wendeltreppe des Turmes empor und drückte die Tür zum Turmzimmer auf.

Er erkannte vor sich ein Bett mit einer schlafenden Gestalt darin. Außerdem befanden sich im Raum ein Schrank und eine Spindel, die unweit des Bettes standen. Die Rosenpflanze hatte sich ihren Weg durch die Fenster, bis in das Zimmer gebahnt, rankte um die Pfosten des Himmelbettes und hatte die größten Teile des Turmzimmers erobert.

Der Prinz näherte sich dem Bett. Darin lag eine Frau, ganz wie in der Sage, die man sich im ganzen Land erzählte. Dies musste Dornröschen sein.

Sie war betörend und von ansprechender Gestalt. Ihre Haut makellos und hell, ihr Haar lang und golden und ihre Wimpern dicht.

Der Prinz überwand den letzten Abstand zum Bett und kniete sich vor Dornröschen hin. Ihre Hand war warm und weich. Er hatte erwartet, sie kalt vorzufinden, was Unsinn war. Sie schlief lediglich!

Langsam beugte er sich vor, strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und küsste sie.

Dornröschen schlug ihre Augen auf und das Schloss erwachte zum Leben.

Auf dem Bildschirm erschien ein Text.

Du hast den Fluch gebrochen und Dornröschen aufgeweckt.

Herzlichen Glückwunsch.


Endlich! Jungkook hatte es geschafft! Breit grinsend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und las ein weiteres Mal den Text. Seokjin hatte sich mit diesem Spiel selbst übertroffen! Jungkook konnte kaum erwarten, ihm davon zu erzählen, dass er das Spiel durchgespielt hatte. Es war mitten in der Nacht und auch, wenn Seokjin manchmal bis tief in die Nacht arbeitete, so wollte er ihn nicht stören.

Für Jungkook war es jetzt an der Zeit, wieder in sein Bett zurückzukehren und endlich zu schlafen.

Jungkook schloss das Spiel, fuhr den Computer runter und kuschelte sich in sein Bett.

Er träumte, wie er sich durch Dornenranken kämpfte, wie er Bündnisse mit Kreaturen einging, für die er keinen Namen hatte und als er am nächsten Tag die Augen aufschlug, brauchte er einen Augenblick, bis er verstand, dass sein Traum nicht real gewesen war. Die Welt war für ihn manchmal wie ein magisches Theater, in dem sich Märchen und Realität vermischen und er liebte diese Gratwanderung, die ihn aus seinem Alltag riss.


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