Mord in anderen Sphären
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„Ich bin jetzt auf dem Weg nach Hause. Etwa eine Stunde, dann sollte ich da sein", sprach ich zu meinem Telefon, welches gerade eine Sprachnachricht aufnahm, die ich sofort an meinen besten Freund schickte. Kurz sah ich noch einmal auf den Chat und lächelte leicht, als Tae einen Daumen nach oben schickte. Eigentlich antwortete er fast immer mit Smileys. Selbst seine Nachrichten bestanden aus aneinandergereihten Bildchen, die ich am Ende entziffern musste und nur zu 50 Prozent verstand. Taehyung sprach immerzu in Rätseln, so als wäre er von einer ganz anderen Welt.
Den Gedanken schob ich beiseite, als ich in meinen kleinen Hyundai stieg, den Schlüssel ins Schloss schob und mich anschnallte. Es würde eine nervenaufreibende Fahrt werden, da meine Großeltern am Arsch der Welt lebten und die nächste Hauptstraße gut 30 Kilometer entfernt lag. Noch dazu kam der ganze Schnee, der in den letzten Stunden unaufhörlich von Himmel gefallen war, so als würde er mir sagen wollen, dass ich lieber bei ihnen bleiben sollte, so wie sie es mir angeboten hatten. Ich hatte abgelehnt und mich in das Schneegestöber gewagt, da ich ungern auswärts schlief. Zuhause war es eben doch am schönsten.
Mit flinken Fingern stellte ich die Heizung auf volle Leistung, startete die CD, die ich von Oma geschenkt bekommen hatte und schaltete das Licht ein. Vielleicht würde ich auch zwei Stunden nach Hause brauchen. Ich seufzte, fuhr aus der Parklücke und anschließend den Berg hinunter. Ich kannte den Weg, daher brauchte ich auch keine Navigation, die mich sowieso nur genervt hätte. Stattdessen lauschte ich den sehr einlullenden Klängen aus den rauschenden Boxen und starrte konzentriert auf die Straße. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 30km/h und eigentlich stand mein Fuß ständig auf der Bremse. Zum Glück gab es um diese Zeit kaum Verkehr auf den Straßen, aber andererseits machte es das auch nicht einfacher, weil ich so noch weniger von der eh schon völlig zugeschneiten Fahrbahn sah.
Nach einer guten halben Stunde steuerte ich eine kleine Parkbucht an, stellte den Motor ab und lehnte mich im Sitz zurück. Seufzend schloss ich meine Augen und rieb mir die Schläfen. Das war noch anstrengender als ich gedacht hatte. Meine Scheibenwischer kamen kaum hinterher und die Sicht war unfassbar schlecht.
„Es wird doch länger dauern. Ich habe das Gefühl kaum weiterzukommen. Warte nicht auf mich", brummte ich missmutig in das Mikrofon meines Handys und schickte die Nachricht ab. Kurz darauf klingelte es und ich hob sogleich ab.
„Hey, Kookie. Bist du sicher, dass du das durchziehen willst? Fahr doch lieber wieder zurück und schlaf bei deinen Großeltern", drang Taehyungs besorgte Stimme aus dem Lautsprecher und ließ mich resigniert seufzen. Ich hasste es einen Rückzieher zu machen, aber vielleicht hatte er Recht. Vielleicht sollte ich doch wieder zurückfahren und auf den Morgen warten.
„Hm. Also gut. Dann bis morgen Tae."
„Bis morgen und fahr vorsichtig."
Ich nickte, obwohl ich wusste, dass er das nicht sehen konnte und legte auf. Mein Handy warf ich in die Ablage, startete den Wagen und blickte auf das Armaturenbrett. Es war halb neun, also würden meine Großeltern noch wach sein. Noch einmal nickte ich mir zu und fuhr danach in die entgegengesetzte Richtung, dabei drehte ich die Musik noch etwas lauter und versuchte das letzte bisschen Konzentration aufzubringen.
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Vielleicht war es die Musik, oder meine Müdigkeit, die letztendlich dafür sorgten, dass ich mitten auf der Fahrbahn stehenblieb und auf das Licht starrte, welches in meine Augen stach. Es lag weit entfernt und schien mich zu rufen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Mein Herz schlug schneller als gewöhnlich und ich spürte, wie ein aufgeregtes Zittern durch meinen Körper glitt. Ich wusste daher nicht, was mich auf einmal steuerte, aber ich fuhr weiter, bog nicht an der Kreuzung rechts ab und fuhr noch tiefer in den Wald. So weit, bis es kein Weiterkommen gab und ich ausstieg.
Sofort zog ich den Anorak fester um mich, schlang meine Arme um meinen Körper und stiefelte durch den Schnee. Dass der Motor meines Autos noch lief, das Licht den Wald erhellte und selbst die Musik noch durch die Luft schallte, bemerkte ich nicht. Ich fühlte mich von dem Licht angezogen, wie eine Motte.
Erst als ich kurz davor stehenblieb, bemerkte ich, dass mein Körper sich wie ferngesteuert hierher bewegt hatte und nun fürchterlich zitterte, weil mir unsagbar kalt war. Ich hatte absolut keine Ahnung wie lange ich bis hierher gebraucht hatte, noch wo genau ich war. Die Waldgrenze lag hinter mir und vor mir ersteckte sich eine riesige Lichtung, auf der ein kleines Haus stand. Als ich im Augenwinkel jedoch etwas Rotes im Schnee erblickte, war ich von Neugierde ergriffen und folgte den immer größer werdenden Flecken. Dafür passierte ich das kleine Tor, welches nur obligatorisch Fremde davon abhielt das Grundstück zu betreten.
Das Licht, welchem ich gefolgt war, hüllte die komplette Lichtung in ein schummriges Orange und die leisen Klavierklänge, die ich aus dem Haus hörte, welches ich umrundete, lösten eine Gänsehaut bei mir aus. Es war gruselig, aber auch aufregend, weswegen ich weiter den roten Spuren folgte und letztendlich vor einer Person innehielt. Sie lag im Schnee eingerollt, bewegte sich nicht und um den Körper herum färbte sich der Schnee immer mehr mit Blut. Ich war mir sicher, dass es welches war und kniete mich deshalb zu der Person herunter. Mit zittrigen Fingern griff ich nach ihr, drehte sie auf den Rücken und starrte in leere Augen eines Mannes.
Erschrocken wich ich ein gutes Stück zurück, während meine Atmung stolperte und ein merkwürdig hoher Laut meine Kehle verließ. Verdammt! Was war hier nur los? Ich fasste mir an die Brust und versuchte meinen Körper zu beruhigen. Erst danach suchte ich meine Taschen nach meinem Handy ab, welches ich jedoch nirgends finden konnte. Vermutlich lag es noch im Auto in der Ablage, wo ich es zuletzt hingelegt hatte.
„Mist", fluchte ich leise, näherte mich wieder vorsichtig dem leblosen Körper und tastete nach seinem Puls. Es war bereits zu spät. Der Mann war tot und trotzdem floss das Blut weiterhin aus seiner offenen Wunde am Hals, die er versucht hatte mit der Hand zu verdecken. Vermutlich war er aus dem Haus geflohen, also war der Mörder vielleicht noch dort.
„Nehmen Sie die Hände hoch und erheben Sie sich ganz langsam!", donnerte auf einmal eine Stimme hinter mir, die mich erschrocken hochfahren ließ.
„Ich sagte langsam! Und drehen Sie sich zu mir um!", ermahnte er mich, weswegen ich seiner Aufforderung nachkam und meine Hände hob. Zeitgleich drehte ich mich zu ihm herum und staunte nicht schlecht, als ich einem doch ziemlich attraktiven, uniformierten, jungen Mann gegenüberstand, der seine Pistole auf mich gerichtet hielt. Mit bedachten Schritten kam er auf mich zu, fasste an mein Handgelenk und zog es mir unsanft auf den Rücken, weswegen ich leise aufzischte. Ich verzog das Gesicht, als er kaltes Metall um mein Gelenk legte und auch meine andere Hand damit auf den Rücken fesselte.
„Sie sind festgenommen wegen des Verdachts auf Mord. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Verteidiger leisten können, wird Ihnen einer gestellt. Verstehen Sie Ihre Rechte?"
„Wie bitte? Ich habe nichts getan!", rief ich entsetzt aus und starrte auf die Leiche vor meinen Füßen. Ich war das doch nicht gewesen.
„Und wer soll es sonst gewesen sein? Das Blut an Ihren Händen spricht da eine andere Sprache."
Blut an meinen Händen? Verwirrt und zugleich panisch, versuchte ich einen Blick auf diese zu erhaschen, doch das war ein Ding der Unmöglichkeit. Wieder sah ich auf den Mann, der komplett in schwarz gekleidet im Schnee lag. Hatte ich ihn berührt? Ich hatte ihn nicht angefasst, oder doch? Verdammt! War es das Umdrehen gewesen? Mir wurde schlecht, als ich erneut an die leeren Augen und das ganze Blut dachte und würgte. Ich wurde fürchterlich blass und meine Beine begannen zu zittern.
„Bitte Officer... Ich habe nichts getan. Ich bin nur den Spuren gefolgt und habe den Mann im Schnee liegen sehen. Ich wollte ihm helfen, aber er war schon..." Erneut würgte ich und sank kraftlos auf die Knie und somit in den nasskalten Schnee. Was passierte hier nur und wie war der Polizist überhaupt so schnell hierhergekommen?
„Wer soll es sonst gewesen sein? Hier ist sonst niemand!"
„Der Klavierspieler?"
„Was denn für ein Klavierspieler? Sehen Sie sich doch um! Hier ist weit und breit nichts zu sehen."
„Aber?" Entsetzt sah ich mich um, nachdem ich mich mit Hilfe des Polizisten erhoben hatte. Die Hütte war weg, genauso wie das riesige Licht, welches mich überhaupt hierhergelockt hatte. Wie war das möglich? Bei einem Blick in den Himmel, bemerkte ich den großen strahlenden Himmelskörper, der ganz und gar nicht aussah wie unser Mond, der heute sowieso nicht am Himmel zu sehen gewesen war, da Neumond war. Warum also war dort ein riesiges Gebilde, dass die Nacht regelrecht in einen Tag verwandelte?
„Da war eben noch ein Haus mit einem riesigen beleuchteten Stern auf dem Dach und da hat jemand Klavier gespielt. Das ist unmöglich."
Jetzt sah sich auch der Polizist genauer um, hielt mich aber trotzdem an der Schulter fest, damit ich nicht verschwinden konnte. Wo auch immer ich überhaupt hinsollte, denn das hier fühlte sich nicht mehr wie Zuhause an.
„Das ist unmöglich!", riss mich der Beamte aus meinen Gedanken. Er hatte mich losgelassen und war ein paar Schritte in die Richtung gegangen, aus der ich gekommen war. „Das Tor ist weg."
Sofort kam er wieder auf mich zu, fasste an meine Schultern und begann mich zu rütteln.
„Was haben Sie getan?", fragte er panisch, doch auch ich wusste keine Antwort auf diese Frage. Woher auch? Ich war nur diesem Licht gefolgt, welches mich völlig in seinen Bann gezogen hatte.
„Warum sind Sie hierhergefahren? Warum haben Sie jegliche Straßenregeln missachtet, haben Ihren Wagen im Wald stehen lassen und sind hierhergekommen?", fragte der Beamte, als er wohl realisierte, dass ich auch keine Antwort auf seine zuvor gestellte Frage hatte.
„Das Licht... es hat mich hypnotisiert, oder so... und ich weiß es nicht. Mein Körper hat mir nicht mehr gehorcht und erst als ich vor dem Tor stand, bin ich wieder zu mir gekommen und bin den Blutspuren gefolgt. Ich wollte nur helfen, Officer. Wirklich. Sie müssen mir glauben", bat ich ihn, doch er sah nicht sonderlich erfreut aus. Stattdessen konnte ich ihn dabei beobachten, wie er sich dem Leichnam zuwandte und ihn zu untersuchen begann. Ich sah ihm schweigend dabei zu, wobei ich immer unruhiger wurde.
„Officer? Haben Sie auch das Gefühl, dass wir beobachtet werden?", fragte ich leise, nachdem ich mich zu ihm in den Schnee gekniet hatte. Ich war immer noch gefesselt, aber das hinderte mich nicht daran meine Sorge kundzutun.
„Seien Sie still. Ich muss mich hier konzentrieren!", brummte dieser jedoch nur und sah mich dabei nicht einmal an. Stattdessen suchte er den Toten weiter ab und fand nichts. Kein Handy, keine Geldbörse, keinen Ausweis.
„Ich werde jetzt Verstärkung rufen", sagte der Officer und griff nach seinem Walkie-Talkie, in welches er sprach, jedoch keine Antwort erhielt. Argwöhnisch hob er seine Augenbraue, steckte es kopfschüttelnd zurück und sah wieder zu mir.
„Ich gehe zum Auto und Sie bewegen sich nicht von der Stelle, Mr.?"
„Jeon. Jeon Jungkook, Officer." Ich fühlte mich nicht wohl dabei, dass mich der Mann alleinlassen wollte, weswegen ich mich ebenfalls erhob und ihm folgte. Zum Glück sagte der Polizist dazu nichts und steuerte den Wald an. Ein noch mulmigeres Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit, als wir gemeinsam die ersten Bäume hinter uns ließen.
„Sind Sie sicher, dass wir hier lang müssen?", fragte ich besorgt und legte einen Zahn zu, nur um noch enger bei dem Mann zu sein, der mir zumindest etwas Sicherheit gab, auch wenn ich ihn nicht kannte.
„Wenn Sie mir schon so nah auf die Pelle rücken, dann überlassen Sie mir wenigstens die Führung. Ich weiß, was ich tue, ganz im Gegensatz zu Ihnen."
„Was soll das heißen?"
„Na das, was Sie vorhin beschrieben haben! Sie waren in einer Art Trance? Jedenfalls haben Sie meine Rufe nicht gehört und sind einfach weitergegangen. Es war nicht einfach Ihnen zu folgen. Sie hatten es scheinbar sehr eilig."
Entsetzt starrte ich den Polizisten an und vergaß beinahe weiterzulaufen, weswegen eine Lücke zwischen uns entstand. Sofort fühlte ich mich wieder unwohl.
„Warten Sie!", rief ich und folgte ihm mit schnellen, aber kleinen Schritten, damit ich nicht fiel. Er wartete tatsächlich und packte mich am Arm, als ich ihn wieder eingeholt hatte und so liefen wir gemeinsam weiter, bis der Polizist stehenblieb.
„Die Autos sind nicht mehr da."
„Was?", fragte ich entsetzt, sah mich um und erkannte den Waldweg, aber keine Reifenspuren im Schnee. Ich konnte auch meinen Hyundai nicht ausfindig machen und einen Streifenwagen erstrecht nicht.
„Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?", fuhr ich mit meiner Fragerei fort und bekam ein Schnaufen zur Antwort. Der Polizist stemmte seine geballten Fäuste in die Hüften und sah mich finster an, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Vielleicht sollte ich mir den einzigen anderen Menschen hier nicht zum Feind machen, dachte ich und entschuldigte mich kleinlaut.
„Was sollen wir denn jetzt machen?"
„Können Sie auch noch etwas anderes, außer Fragen stellen?", brummte der Polizist und sah mich weiterhin genervt an.
„Entschuldigung, aber ich verstehe das hier doch auch nicht. Das da ist nicht unser Mond und das bedeutet, dass das hier nicht unsere Welt ist!", entfuhr es mir, während ich auf das riesige Gebilde am Himmel deutete.
„Wie soll das möglich sein?"
„Ich weiß es nicht! Ich bin kein Physiker – ich bin ein einfacher Student, der seine Großeltern besucht hat und nur Zuhause schlafen wollte. Verdammter Schneesturm." Ich hätte heulen können, doch vor dem anderen wollte ich mir die Blöße nicht geben. Nachher dachte er noch, ich wäre ein kleines Kind.
„Lassen Sie uns zurück zu der Lichtung gehen", schlug der Polizist vor, der mich daraufhin von den Fesseln befreite und sich mir als ‚Officer Park Jimin' vorstellte. Wir beeilten uns zurückzugehen, doch als wir endlich ankamen, trauten wir uns nicht den Wald zu verlassen, weil die Lichtung von etlichen dunklen Gestalten geflutet worden war, die sich alle über die Leiche hermachten. Was zur Hölle geschah dort und wo waren wir gelandet? War es vielleicht ein Ritualmord gewesen? Oder eine Opferung? Hatte das Licht noch mehr arme Seelen angelockt?
„Ich glaube nicht, dass wir hier erwünscht sind. Womöglich könnten wir eher als Nachspeise dienen", murmelte ich nachdenklich und schluckte im nächsten Moment schwer. Ich presste mir meine Hand über den Mund und versuchte keinen Laut von mir zu geben, während wir die Kreaturen weiter beobachten. Was sollten wir tun? Wir konnten doch nicht hierbleiben. Wir mussten einen Weg zurück in unsere Welt finden. Nur wie? Ich hatte keine Ahnung und Officer Park schien ebenfalls mit seinem Latein am Ende zu sein. Jedenfalls gab er keinen Ton von sich und wirkte stattdessen wie erstarrt.
„Ihr Narren. Ihr hättet nicht hier sein dürfen!"
Erschrocken fuhren wir herum und erblickten in der Baumkrone eine vermummte Gestalt, die mir eine fürchterliche Gänsehaut über den Rücken jagte.
„Wer sind Sie?", fragte Officer Park mit fester Stimme, während ich mich an seinen Arm klammerte.
„Das geht euch nichts an! Aber ich bin euer Ticket zurück in die Menschenwelt", erklärte die dumpfe Stimme und mit einem Satz, stand die Gestalt auf einmal vor uns. Sein Gesicht war unter der Kapuze nicht zu erkennen und auch sonst war nicht viel zu sehen. Der schwarze Stoff war fließend.
„Wo sind wir?", fragte ich mutig und leckte mir nervös über die Lippen.
„Stellt keine Fragen, deren Antwort ihr eigentlich nicht wissen wollt. Wollt ihr zurück, oder als klägliche Nachspeise für die Nachtschatten dienen?"
Die Antwort war klar und trotzdem sahen der Polizist und ich uns an. Uns war beiden klar, dass der Mann, der nun tot war, ebenso auf die Lichtung gekommen war, wie ich und dass sein lebloser Körper einem Zweck diente über den ich sicher nicht mehr wissen wollte. Am Ende sahen wir wieder zu der in Schwarz gehüllten Gestalt und nickten.
Keine Sekunde später, war alles schwarz um uns. Ich spürte deutlich Park Jimins klammernden Griff um meine Hand, den ich wohl genauso erwiderte. Angst loderte in meinen Knochen und ich wusste, dass ich mich nie wieder nachts in ein Schneegestöber trauen würde. Nach endlosen Minuten lösten sich langsam alle Bedenken in meinem Kopf in Nichts auf. Es verschwamm alles und wurde zu einem Einheitsbrei.
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Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, hielt ich mein Handy in der einen und meinen Autoschlüssel in der anderen Hand und saß in meinem Wagen. Ich sah hinaus, beobachtete die Schneeflocken, die eine nach der anderen auf meiner Windschutzscheibe landeten und darauf liegen blieben. Was tat ich hier? Was war ich im Begriff zu tun und warum fühlte ich mich, als hätte ich was Wichtiges vergessen?
Letztendlich entschied ich mich dazu, nachdem meine Erinnerungen an mein Vorhaben und den vorherigen Besuch bei meinen Großeltern zurückgekehrt waren, mein Auto wieder zu verlassen und die Nacht bei ihnen zu verbringen. Mit einem warmen Kakao und in eine Decke gehüllt, saß ich vor dem beheizten Kamin und machte eine Sprachnachricht für Tae, in welcher ich ihm mitteilte, dass ich doch hierblieb und erst am nächsten Tag heimfahren würde. Ein erleichtertes Gefühl machte sich dabei in meiner Magengegend breit und ließ mich lächeln. Ich war froh, dass ich mich gegen die Nachtfahrt entschieden hatte und stattdessen noch einen schönen Abend am warmen Kamin mit guter Musik und Gesellschaft verbrachte.
↫↫↫↫↫ Ende ↬↬↬↬↬
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