Kapitel 29
Nach unserem echt unglaublichen Sex, legte ich mich neben Kookie ins Bett und kuschelte mich an ihn. Er legte auch sofort einen Arm um mich und zog mich noch ein bisschen näher. Ich war sofort eingeschlafen und hatte nur noch mehr von ihm geträumt.
Als ich dann irgendwann wach wurde, war es immer noch mitten in der Nacht, aber Kookie lag nicht mehr neben mir. Ich setzte mich leicht auf und rieb mir über die Augen.
"Kook?", flüsterte ich und sah mich um. Allerdings war er nicht im Zimmer. Ich stand auf und nahm mir meinen Slip und Kookies Hemd. Als ich dann fertig war, sah ich ihn auf dem Balkon stehen. Er lehnte an dem Geländer und sah einfach in die Ferne, zudem hatte er eine Zigarette in der Hand, an der er jetzt zog. Ich ging langsam zu ihm nach draußen und lehnte mich mit dem Rücken an das Geländer. Zwar war die Aussicht wirklich unglaublich, aber ich wollte lieber ihn ansehen.
"Hey", lächelte er mich an. "Nicht mehr müde, Schlafmütze?" Ich biss mir auf die Lippe.
"Du solltest mit mir im Bett liegen und ein bisschen schlafen."
"Das Morphium lässt leicht nach, davon bin ich wach geworden." Ich sah auf seine Hand, die gerade wieder die Zigarette an seine Lippen hob.
Ich hab die Drogen genommen, um den Schmerz zu betäuben, ging mir sein Satz durch den Kopf.
"Vielleicht haben wir es doch etwas übertrieben", meinte ich und er lächelte.
"Mach dir keine Gedanken, mir gehts gut."
"Hast du jemals daran gedacht, aufzuhören zu rauchen?" Jetzt sah er auf und mir in die Augen.
"Stört es dich, wenn ich rauche?" Ich schüttelte den Kopf und er stellte sich wieder gerade hin.
"Nein, es stört mich nicht, wobei ich es nicht gut finde, aber das ist jedem selbst überlassen. Ich denke nur ..."
"Dass ich mich bei jeder Zigarette an damals erinnere?", beendete er meinen Satz.
"Ich hab nicht das Recht, dich zu verurteilen", sagte ich.
"Tust du ja auch nicht, du machst dir Sorgen, was ziemlich süß ist." Ich biss mir auf die Lippe und sah ihm in die Augen.
"Ich will nur, dass du nicht daran denkst, was früher war. Dein Leben ist jetzt."
"Ich rauche nicht, um den Schmerz zu ertragen, LJ", meinte er und machte die Zigarette aus. Er schmiss sie in einen Aschenbecher und stellte sich dann vor mich. Sanft strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Das Rauchen hilft mir, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber ... ich rauche nie im Haus oder sonst irgendwo drine. Ich gehe raus und das macht mich ruhig. Meistens denke ich nach, während ich rauche. Wenn ich nen stressigen Tag hatte, hilft es mir." Ich nickte. "Was ich gestern gesagt habe, wegen der einen Familie und dem Schmerz, den ich vergessen wollte, deswegen habe ich Drogen genommen, aber als raus kam, dass ich das tat, hat mich das Jugendamt da wieder raus geholt. Seitdem hab ich keine Drogen mehr angefasst, nie wieder."
"Ich hatte nur Angst, dass du ..", fing ich an, aber er beugte sich vor und küsste mich.
"Ich finde es mega süß, dass du dir solche Sorgen machst", hauchte er an meinen Lippen. Seine Hand war in meinen Haaren und ich umfasste sein Handgelenk. "Mach dir keine Sorgen, du bist meine neue Droge, die mich alles vergessen lässt. Ich brauche nur dich."
"Du hast sie nicht mehr alle", lächelte ich, aber mein Herz pochte einfach so unglaublich schnell, nachdem er das gesagt hatte. Er grinste nur.
"Lass uns zurück ins Bett gehen." Ich nickte und ließ mich von ihm wieder rein ziehen. Im Bett kuschelte ich mich wieder an ihn. So wollte ich mein restliches Leben verbringen, in seinem Arm. Den er auch gerade um mich schlang. Seine Finger schob er leicht unter den Saum meines Slips und ich konnte nicht anders als lächeln. Ich küsste seine Schulter und legte meinen Kopf wieder auf diese. Meine Finger ließ ich erst leicht über seine Haut fahren, aber dann hatte es mir wieder sein Tattoo angetan. Allerdings nahm ich mir schnell seine freie Hand und wiegte sie in meiner Hand. Sanft strich ich über die Flügel des Vogels auf seinem Handrücken.
"Hat er eine Bedeutung?"
"Was denkst du?"
"Es ist ein Vogel, also bedeutet er auf jeden Fall schon mal Freiheit."
"Ja, genau", meinte er. "Nachdem Joon mich gerettet hatte, hat für mich ein ganz neuer Abschnitt meines Lebens angefangen. Die Freiheit, die ich immer gewollt hatte, hatte ich endlich. Joon setzte mir natürlich Grenzen, aber ich wusste endlich, was es hieß zu leben."
"Ist er dein erstes Tattoo?" Kookie schüttelte den Kopf.
"Ich hab ihn mir als fünftes oder sechstes stechen lassen. Ich wollte einen Vogel, der meine Freiheit beschrieb und als ich mir verschiedene Vögel angesehen hatte, entschied ich mich für einen Spatz." Ich spielte mit seiner Hand und dann verschränkte er unsere Finger miteinander.
"Warum ein Spatz? Er ist so klein und mit der am gefährdetsten Vögel, weil er sich nicht wehren kann." Kookie küsste meinen Kopf.
"Ist er nicht. Der Spatz steht für Verantwortung und Zusammenhalt, außerdem ist er ein Symbol für die List in Gefahr, weil seine Federn einen erdigen Ton haben, kann er gut untertauchen." Ich musste lächeln, zog seine Hand zu mir und küsste seinen Handrücken.
"Du bist also ein Spatz", hauchte ich und er lachte.
"Ich dachte, dass er zu mir passt."
"Zu dir passt eher ein Chamäleon, hab ich gehört."
"Wie kommst du darauf?"
"Na ja, Joon benutzt dich doch als solches, um Frauen einzufangen." Er kniff mich in den Bauch und ich fing an zu lachen. "Die Jungs sagten, du seist ein Alleskönner", meinte ich dann ernst.
"Es gibt viele Dinge, die mir leicht fallen, mehr nicht. Da ich keine wirkliche Kindheit hatte und immer nur Kämpfen musste, bin ich darin natürlich besser. Was die Interaktion mit Menschen allerdings angeht ..."
"Bist du genauso gut."
"Nicht, wenn es um Gefühle geht. Ich kann andere ziemlich gut einschüchtern, weiß wie ich ihre Schwächen gegen sie ausspiele, merke Dinge, die vielleicht ein anderer nicht sieht, aber mehr auch nicht."
"Was keine schlechte Charaktereigenschaft ist." Er kniff mich noch einmal und fuhr dann wieder mit seinen Fingern unter den Bund meines Slips.
"Was ist mit dir? Drei Tattoos, drei Bedeutungen?"
"Ich dachte, wir reden hier über dich." Jetzt kniff er mich nicht in den Bauch, sondern in den Po, was mich lachen ließ. "Der Mond und die Sterne hinter meinem Ohr haben keine wirkliche Bedeutung. Sie erinnern mich nur an meinen Vater. Als ich noch klein war, war ich begeistern von Sternen und deswegen ist er nachts immer mit mir in den Garten, damit ich sie mir ansehen konnte." Kookie küsste meinen Kopf.
"Das ist eine natürlich keine große Bedeutung", zog er mich auf und ich boxte ihn leicht. "Was ist mit der Ranke um deinen Ellbogen?"
"Meine Oma trug früher immer solch einen Armreif", lächelte ich und hob meinen Arm, damit ich mir das Tattoo noch einmal ansehen konnte. "Ich liebte ihn und auch sie mehr als alles andere auf der Welt. Das Wochenende gehörte meistens nur ihr und meinem Opa. Ich habe die beiden so sehr geliebt, dass es für mich wirklich schwer war, als sie gestorben sind. Mein Opa ist ziemlich krank geworden und dann gestorben. Meine Oma ist ihm ziemlich schnell gefolgt. Sie waren das Sinnbild für Liebe. Und deswegen hab ich mir ihren Armreif und die Lilien tätowieren lassen. Die Lilie ist die Todesblume, aber sie bedeutet auch Liebenswürdigkeit, Reinheit, Einheit. Das sind alles Dinge, die mich an meine Großeltern erinnert."
"Du hast sie wirklich sehr geliebt", flüsterte er.
"Ja, aber es ist nicht so schlimm. Sie sind jetzt zusammen und das ist das einzige, was zählt." Kook nahm meine Hand, hob sie an und küsste meinen Handrücken.
"Du bist die verständnisvollste Person, die ich je getroffen habe."
"Na ja, ich kann auch sehr stur sein." Er lachte und ließ meine Hand wieder los. Sofort strich ich wieder mit meinem Finger über den Drachen auf seiner Brust, bis ich über eine Narbe strich. Diesmal stoppte ich. "Haben all deine Tattoos eine Bedeutung?" Er ballte seine Hand zur Faust und ich spürte wie er schluckte.
"Nein, nicht so eine Bedeutung wie bei dir. Die meisten sollten einfach die Narben verstecken, die ich habe." Jetzt löste er seine Hand und umfasste meine Hand. "Die habe ich von einem Kampf mit einem aus dem Song-Clan." Er führte meine Hand weiter die Tribals seines Drachentattoos nach. "Das war ein Kugelfragment. Hobi ist getroffen worden, aber die Kugel ist zersplittert und hat mich erwischt." Er fuhr weiter unter seine Brust und sein Griff wurde etwas stärker. "Die ist von einer Glasscheibe, mit der mich mein Pflegevater getroffen hat, weil wir beim Spielen den Ball durchs Fenster geschlagen haben." Er fuhr weiter zu seinem Bauch, wo eine wirklich lange Narbe war. "Die ist von einem Messerkampf mit dem Jong-Clan. Er hat ein altes, verrostetes Messer benutz, sodass sich die Wunde entzündet hat." Mit jeder weiteren Narbe wurde mein Herz immer schwerer. Aber er hörte noch nicht auf. Jetzt war sein Arm dran. "Das war das Küchenmesser meiner Pflegemutter, als sie betrunken war." Die nächste. "Ein Streifschuss, der sich entzündet hat." Und noch eine. "Das Rasiermesser meines Pflegevaters." Ich entzog ihm meine Hand und sah zu ihm auf. Ich schluckte hart und musste meine Tränen unterdrücken. Und das war nur sein eines Tattoo gewesen, das war nur ein Arm gewesen. Der andere war ja auch noch mit Tattoos übersäht. Kookie sah mir in die Augen und nahm sich noch einmal meine Hand. Er zog sie näher und an seiner Seite vorbei, unter seinen Arm. Dort erfühlte ich bestimmt acht kleiner kreisförmiger Narben. Ich wollte es nicht hören und doch sagte er es. "Das sind Brandwunden." Ich schloss die Augen und eine Träne rann über meine Wange. Ich wusste genau, was für Brandwunden es waren. "Sie hat ihre Zigaretten auf mir ausgedrückt, wenn sie betrunken war. Mein Pflegevater hat sie verlassen und das hat sie nicht verkraftet."
"Stopp", hauchte ich und sah ihn mit glasigen Augen an. Kookie ließ meine Hand los und wischte mir sanft die Träne von der Wange.
"Ich wollte dich damit nicht bedrängen", flüsterte er, aber ich schüttelte den Kopf. Ich verstand einfach nicht, wie man das einem Kind antun konnte. Wie konnte man so grausam sein?
"Wie alt warst du da?", hauchte ich.
"Neun." Ich schüttelte den Kopf. Wie hatte er all das überlebt? Wie hatte er zu dem werden können, der er heute ist? Denn er war kein schlechter Mensch. Er war mitfühlend, liebte die Jungs, die seine Familie geworden sind ... und er liebte mich. Wie hatte er das alles durchstehen können? Es war nicht fair, es war alles einfach nicht fair. Wie konnte ich so eine Kindheit gehabt haben und er war in der Hölle aufgewachsen? "Nicht, scht", flüsterte er und nahm sanft mein Gesicht in seine Hände. "LJ, Babe, sieh mich an." Ich musste die Nase hochziehen und sah ihn verheult an. "Nicht weinen, hörst du. Es ist okay."
"Gar nichts ist okay", hauchte ich und umfasste seine Handgelenke. "Ich kann nicht verstehen, wie man das einem Kind antun kann. Wie ... wie ..." Er beugte sich zu mir und küsste mich sanft auf die Lippen.
"Es ist Vergangenheit."
"Das kann sein, aber für dich ist es das nicht."
"Deswegen habe ich die Tattoos, damit ich sie nicht sehen muss, so bin ich damit umgegangen und so werde ich weiter damit umgehen." Es tat mir nur so unendlich weh, dass er all das durch machen musste. "Nicht mehr weinen", hauchte er und wischte mir die letzten Tränen von den Wangen.
"Entschuldige, es kam einfach aus mir raus", hauchte ich, aber er schüttelte den Kopf.
"Ist okay, ich will nur nicht, dass du weinst. Ich ertrage es nicht, wenn du traurig bist." Er lächelte, als meine Tränen versiegt waren und er mein Gesicht auch von ihnen befreit hatte. "Ja, das ist besser. Ich möchte dir alles erzählen, wirklich alles. Das hatte ich noch nie bei jemandem. Selbst die Jungs wissen nicht alles. Jin und Joon wissen es, weil sie die beiden waren, die sich schlau wegen mir machen mussten. Ich war minderjährig gewesen, als ich weggelaufen war, aber sonst wollte ich noch nie jemandem alles erzählen." Er atmete tief ein und aus. "Aber ich will dich damit auch nicht belasten." Ich schüttelte den Kopf und krallte mich noch ein bisschen mehr in seine Handgelenke.
"Ich möchte alles wissen. Du kannst nicht alles in dich hinein fressen und es niemanden wissen lassen, wie du dich fühlst. Dafür bin ich jetzt hier."
"Ich kann es nicht ertragen, wenn du dich schuldig fühlst." Ich setzte mich auf und dann auf seinen Schoß.
"Ich fühle mich nur schuldig, weil ich mir für dich gewünscht hätte, dass du auch solche Erinnerungen hast, gute Erinnerungen."
"Meine guten Erinnerungen fangen mit den Jungs an, mit Namjoon und Jin. Und mit dir." Selbst das war gelogen. Denn schöne Erinnerungen hatten wir nicht und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er welche mit den Jungs und ihrem Job gesammelt haben könnte ... einzelne Erinnerungen sicherlich, aber sein Leben war immer noch voller Schmerz. "LJ, mein Leben ist ein einziger Schmerz und der wird nicht enden." Wieder strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich werde mein ganzes Leben kämpfen müssen, egal was ich tue, weil mein Leben genauso angefangen hat."
"Nur weil es so angefangen hat, heißt es nicht, dass es auch so enden muss."
"Das stimmt und ich tue ja schon etwas dagegen." Er setzte sich auch auf und küsste mich. Dieser Kuss raubte mir den Atmen, denn er war so intensiv und hatte so viel Liebe in sich. "Ich hab dir eben schon gesagt, dass ich denke, dass du mein Licht in der Dunkelheit bist", hauchte er an meinen Lippen. "Und ich werde alles dafür tun, dass du bei mir bleibst." Ich legte meine Hände auf seinen Hals und küsste ihn noch einmal, genauso drängend wie er mich.
"Ich werde dich niemals verlassen", hauchte ich. Er küsste mich wieder und drehte uns dann, legte mich sanft zurück in die Kissen und küsste mich so sanft und doch leidenschaftlich. Diesmal war da nichts hartes oder raues an ihm. Er liebte mich mit der Sanftheit, die er aufbringen konnte und mit solche einer Intensität, die mir die Tränen in die Augen steigen ließ. Danach schlief ich in seinem Arm ein und wir beide schliefen bis zum Morgen durch.
Als ich wach wurde, lag ich allerdings schon wieder alleine in dem großen Bett. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut in Kookies Armen wach zu werden und ihn noch etwas beim Schlafen zuzusehen. Ich sah mich um, aber er war schon wieder nicht im Zimmer. Und auch nicht auf dem Balkon. Also zog ich mir wieder ein Hemd und meinen Slip an und ging nach unten. Auf dem Weg rüber ins Haupthaus, hörte ich schon, wie jemand in der Küche hantierte. Kookie war ziemlich beschäftigt, um uns ein Frühstück vorzubereiten, sodass ich einfach zu ihm ging und ihn von hinten umschlang. Er trug natürlich wieder nur die Boxershort, was ich sehr gerne hatte. Und jetzt hatte ich auch mal richtig die Zeit mir den Phönix auf seinem Rücken anzusehen ... und merkte dann auch, dass er die acht runden Narben verdeckte. Ich konnte nicht anders, beugte mich herunter und küsste sein Schulterblatt, was ihn zu mir sehen ließ.
"Wird das zur Gewohnheit, dass ich alleine im Bett aufwache?", fragte ich und legte meine Hände flach auf seine muskulöse Brust.
"Ich hab nicht damit gerechnet, dass du so schnell aufwachst. Ich wollte dich eigentlich mit Frühstück im Bett überraschen." Das ließ mich lächeln und ich küsste noch einmal sein Schulterblatt ... das war auch das höchste der Gefühle, was ich mit meiner Größe erreichen konnte. "Also geh zurück ins Bett. Ich bin in fünf Minuten bei dir."
"Okay", murmelte ich, konnte aber nicht widerstehen seinen Rücken noch einmal zu küssen. Als ich mich umdrehte, um wieder hoch zu gehen, klapste Kookie mir leicht auf den Hintern. Ich sah ihn böse an, aber er drehte sich nur grinsend wieder zum Herd um. Ich lief also wieder in sein Schlafzimmer und legte mich ins Bett.
Und wirklich nach fünf Minuten kam Kookie mir nach und stellte mir ein Tablett voller Köstlichkeiten auf den Schoß.
"Das hast du nicht alles gemacht", murmelte ich und sah mir alles genau an. Er hatte Kimbab gemacht, die einfach nur mehr wie lecker aussahen. Dazu gab es auch noch Suppe, die jetzt schon köstlich roch, obwohl ich meine Nase noch nicht einmal ansatzweise in die Richtung bewegt hatte. Dann hatten wir gestern noch Melone gekauft, die wir aber gar nicht gegessen hatten. Die hatte er auch aufgeschnitten. Kookie kam zu mir ins Bett und küsste mich hinters Ohr.
Ich nahm mir als erstes eine Kimbab-Rolle und stöhnte auf, als ich den ersten Bissen nahm. Meistens machte man sie mit Reis, der vom Vortag übrig geblieben war, aber das hier war frisch gekochter Reis und machte den Geschmack noch einmal viel besser. Die Suppe war auch der Wahnsinn, sodass ich mir den Bauch mit allem vollschlug.
Nachdem wir alles aufgegessen hatten, stellten wir alles erst einmal auf den Boden und ich kuschelte mich wieder an Kookie. Das von gestern ging mir einfach nicht aus dem Kopf und ich musste wirklich oft daran denken. Kook fuhr mit seinen Fingern in meine Haare und spielte leicht mit ihnen.
"War es in jeder Familie so schrecklich?", fragte ich dann. Kook drehte seinen Kopf zu mir und legte seine Lippen an meine Stirn.
"Als ich zwei war, hatten meine Eltern und ich den Unfall, dann bin ich nicht direkt ins Heim gekommen, sondern in eine Pflegefamilie. Joon hat rausgefunden, dass sie mich weggegeben haben, weil sie dann doch Schwanger geworden sind und nicht zwei Kinder haben wollten. Es war wohl auch nicht geplant gewesen, dass ich all zu lange bei ihnen bleibe. Weil ich so klein war, hatte das Jugendamt für mich jemand suchen müssen. So ist wohl das Prozedere, nur im letzten Ausweg kommen Kinder dann ins Heim."
"Aber davon weißt du ja nichts mehr", murmelte ich.
"Ich kann mich an eine Familie erinnern, die genau danach. Ich kann mich noch an das Heim erinnern, wo ich war und von ihnen abgeholt worden war. Ich war gerade knapp drei Jahre alt, als mich Kairi und Wito adoptierten. Die Zeit mit ihnen ist die mit Abstand beste, die ich gehabt habe. Kairi hat mich wirklich wie ihren Sohn behandelt und Wito war einfach der beste."
"Warum bist du dann von ihnen weg?"
"Es waren glaub ich drei Monate, bevor ich fünf wurde, da wurde uns mitgeteilt, dass Kairi Krebs hatte. Er war unheilbar und sie ist nach und nach dahingerafft, kein Jahr hat es gedauert. Wito hat danach nur noch getrunken und hat mich weggegeben." Er holte tief Luft. "Danach wurde es nur noch schlimmer und schlimmer. Ich kam ins Heim, weil mich keiner haben wollte und da war es auch nicht wirklich einfach." Unter meinen Fingern spürte ich seinen Herzschlag, der sich jetzt leicht beschleunigte. "Im Heim hat dir einfach nichts gehört, die älteren Kinder haben immer auf einen herunter gesehen und haben allen alles weggenommen. Die Erzieher da konnten einfach nichts machen."
"Wann bist du da weg?", hauchte ich.
"Mit sieben. Da kam ich zu Han und Elin. Beide haben nur gestritten, aber wenn das Jugendamt kam, waren sie immer die liebenden Eltern, sodass sie auch ganz schnell ein weiteres Kind adoptiert hatten.", erzählte er und stoppte kurz. "Pina. Sie war drei und eben noch ein Kind, ich eigentlich auch, aber durch die Jungs im Heim wusste ich schnell wie ich mich zu wehren hatte. Han war mehr wie gewalttätig. Er hat nicht nur Elin sondern auch mich und Pina geschlagen. Ich hab sie versucht zu beschützen." Seine Hand ballte sich zur Faust und ich merkte, wie angespannt er wurde. Ich sah zu ihm auf. "Ich konnte nicht. Er hat sie totgeprügelt, mich hatte er vorher mit dem Rasiermesser verletzt." Ich wusste genau, wo die Narbe war, die ihn für immer daran erinnern würde. "Deswegen kam ich wieder ins Heim." Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und legte ihm eine Hand auf die Wange. Ich musste mir alles anhören, ich musste wissen, was er alles durchgemacht hatte, damit ich ihm jetzt nur noch schöne Erinnerungen bereiten konnte. Ich wollte dafür sorgen, dass diese Erinnerungen von neuen überschüttet wurden, damit er nicht mehr daran denken musste. "Ab da wollte ich jeden beschützen, der in meiner Nähe war, aber das war unmöglich, ich war selber erst acht. Was sollte ich schon ausrichten und dennoch hab ich es versucht. Im Heim hab ich mich dann extra mit den großen Kids angelegt, um zu lernen, wie man sich verteidigt. Aber ich hab fast nur aufs Maul bekommen, was aber auch gut war, so hab ich viel gelernt."
"Mit acht?" Er löste seine Faust und strich mir leicht über die Wange.
"Das einzig gute an der Sache war, dass ich schon immer ziemlich groß war."
"Das macht es nicht besser."
"Ich weiß." Er holte Luft und leckte sich über die Lippe. "Kurz vor meinem neunten Geburtstag dann kam ich zu Nora und Jack. Am Anfang war es ganz normal, ich hab gedacht, dass es doch gut werden würde." Aber das würde es nicht. Er war neun, das bedeutete ... "Jack war Amerikaner und Musiker zugleich, er hatte uns dann verlassen und sie kam mit dem Verlust nicht zurecht. Sie trank und benutzte mich als ihren Aschenbecher. Von ihr weg kam ich, als sie mit dem Küchenmesser auf mich los gegangen ist." Und auch da wusste ich genau, wo ihm die Narben geblieben waren. Mit jedem verdammten Wort, wurde es immer schlimmer. Ich dachte, es würde nicht mehr schlimmer kommen, aber er setzte immer noch einen drauf. "Danach kam ich in eine Großfamilie, aber da verlief es auch nicht anders. Sota und Leacher, die beiden Ältesten, nahmen mich mit zu ihren Freunden in die runtergekommenste Ecke hier in Seoul, zu den Drogenabhängigen. Leacher gab mir meine erste Zigarette und auch die erste Ecstasy-Pille an meinem 11 Geburtstag, sein Geschenk an mich." Ich fuhr mit meinen Fingern in seine Haare.
"Wie lange hast du die genommen?"
"Zehn Monate, da ist es dann raus gekommen und ich wurde ins Krankenhaus gebracht, damit ich davon runter komme. Danach war ich nicht lange im Heim, weil sie mich unbedingt in eine Familie stecken wollten, um dieses Trauma los zu werden." Ich konnte mir schon denken, dass auch das nicht funktioniert hatte. "Mit 13 kam dann meine letzte Familie, bei der ich auch ganze zwei Jahre war. Ich war das siebte Kind, was sie adoptiert hatten, einfach um das Geld zu bekommen, was sie fürs Glücksspiel, Alkohol und Zigaretten ausgaben. Dort hatte ich auch wieder eine kleine Schwester, Ari. Sie war fünf und sie hat mich an Pina erinnert."
"Sodass du auf sie aufgepasst hast." Er nickte und ließ seinen Kopf nach vorne fallen, sodass er auf meiner Schulter lehnte. Ich ließ meine Hand durch seine Haare fahren, um dann seinen Hinterkopf zu umfassen.
"Ich konnte sie beschützen, zumindest das. Han hat das aber zum Grund genommen mich immer zu schlagen, egal was passiert war. Die anderen hatten sich nie gegen ihn gestellt, sodass ich sein Lieblings Sandsack wurde. Obwohl die Jungs den Fußball durchs Fenster geschossen hatten, hat er mich dafür bestraft. Ich blieb zwei Jahre und hab das mit mir machen lassen, aber dann bin ich weggelaufen." Und kam endlich zu Namjoon. Was wahrscheinlich nicht wirklich besser für ihn gewesen war, aber besser als dieses ganze Hin und her. Das ganze schlug mir wirklich auf den Magen und ich fragte mich noch immer, wie er das ganze hatte aushalten können.
"Was ist mit Ari?"
"Ich hab sie letztes Jahr getroffen. Sie war gerade 17 geworden." Er hob seinen Kopf und sah mich an. "Weil ich weggelaufen bin, ist das Jugendamt auf Han aufmerksam geworden und hat die Kinder da raus geholt, auch Ari und sie hat eine andere Familie gefunden, eine die sie wirklich geliebt haben ... immer noch tun." Ich lächelte.
"Du hast sie gerettet und auf sie aufgepasst." Ich atmete tief ein und aus. "Oh Kook."
"Nicht wieder anfangen zu weinen."
"Tu ich nicht", sagte ich und schüttelte den Kopf und dennoch lag ein Kloß in meinem Hals. Und dennoch waren da noch so viele Fragen in meinem Kopf. "Wann hast du in dem Chaos Jackson kennengelernt?"
"Zu der Zeit bei Han. Natürlich bin ich immer in die Schule gegangen, das war das einzige gute an all dem. Aber er ist auf mich zugekommen, nicht anders rum. Ich war in der Schule immer leise und wollte mit niemandem etwas zutun haben, damit bin ich schon an vielen Ecken angeeckt und hab mich auch oft geschlagen. Jackson ist in einem perfekten Haushalt groß geworden." Er seufzte und legte sich wieder zurück. Mit beiden Händen fuhr er sich erst durchs Gesicht und dann in die Haare. "Er war wohlbehütet aufgewachsen und eher einer von der Streberhaften Sorte. Ich weiß nicht, was er in mir gesehen hat, aber er wollte unbedingt mein Freund sein. In der Schule hab ich mit ihm geredet, mit ihm gegessen, aber mehr auch nicht. Ich hatte ihn von meinem Leben fernhalten wollen." Und doch ... "Und am Ende habe ich ihn und Paige auf dem Gewissen."
"Sag das nicht", hauchte ich.
"Ich hab ihn zu dem gemacht, LJ." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn im Grunde hatte er ja Recht. Wenn Jackson wirklich sonst ein normales Leben gehabt hatte.
"Die Schuldgefühle, seine Schwester nicht retten zu können, habe auch dazu beigetragen."
"Und wer hat seine Schwester in diese Situation gebracht? Im Grunde habe ich all das verdient, was er mir angetan hat und im Grunde habe ich dich nicht verdient. Alles was er mir an den Kopf geworfen hat, all das was er mir gewünscht hat ... das verdiene ich."
"Nein, du verdienst es auch endlich einmal glücklich zu sein und das ist dein Recht. Dein ganzes Leben hast du schon mit Schmerzen leben müssen und durch Jackson hast du gedacht, dass dir einmal etwas gutes geschehen könnte. Wenn du eine gute Zeit mit ihm in der Schule hattest, dann wirst du dir gedacht haben, dass es jetzt auch mal für dich an der Zeit ist Glück zu haben und hast dich in Paige verliebt. Daran ist nichts falsch."
"Daran ist auch nichts falsch. Falsch war, dass ich mich auf sie eingelassen habe ohne ihr zu sagen, wer ich bin."
"Das hätte sie auch nicht gerettet." Er sah mir in die Augen. "Und mich auch nicht. Du kannst nicht mehr ändern, was passiert ist, Kook, das kann niemand von uns. Jackson hätte auch einen anderen Weg einschlagen können. Er hätte zu dir kommen können, mit dir reden können und es akzeptieren können. Du kannst nicht die Schuld auf dich nehmen, von Leuten die ihren eigenen Weg gewählt haben." Er setzte sich wieder auf, legte mir eine Hand auf den Hals und küsste mich innig. Ich war so froh, dass er mich so in seine Gedanken einbezog, dass er mir alles erzählte, was ihn bewegte. Ich erwiderte den Kuss nur zu gerne und vertiefte ihn auch ein wenig. Ich zog meine Lippe in den Mund, als wir uns lösten und legte meine Stirn an seine. "Ich weiß, es ist schwer, aber bitte gib dir nicht die Schuld an allem. Jackson hätte sich Hilfe holen können, aber seine Hilfe bestand darin, sich zu einem Mafiaboss hochzuarbeiten, um dir dann wehzutun, wie auch ihm wehgetan wurde."
"Ich verstehe, was du sagen willst, LJ, aber ich bin daran Schuld, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Egal wie ich es drehe und wende. Ich bereue nicht, dass es so ein Ende gewesen ist, weil er dich mit hineingezogen hat, obwohl du am wenigsten damit zutun hattest. Dass du das ertragen musstest, hätte nicht passieren müssen." Ich schluckte und löste mich leicht von ihm, damit ich ihm besser in die Augen sehen konnte.
"Ist es krank, wenn ich sage, dass ich nichts ändern wollen würde?" Er schluckte und fuhr mit seinen Fingern in meine Haare.
"Ich würde alles ändern wollen", hauchte er. "Denn auch wenn ich dich jetzt nie wieder gehen lassen will, habe ich Angst, dir wehzutun, weil ich einfach so ein Mensch bin." Ich schüttelte den Kopf.
"Bist du nicht."
"Doch bin ich, denn ich muss gleich zu Sora zurück." Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen. Wir wussten beide nicht, was passieren würde, aber natürlich wusste ich, dass es nicht leicht werden würde. Meine gesamte Beziehung zu ihm würde sicher immer in Frage gestellt werden. Denn wir mussten uns einfach eingestehen, dass wir beide uns jetzt ein Eigentor geschossen hatten. Dadurch, dass wir uns aufeinander einließen, waren wir die Zielscheibe für alle. Die Jungs waren große Fische in der Mafiabranche und waren bis jetzt ungeschlagen, klar dass alle anderen auf sowas gewartet hatten. Und dadurch, dass Sora sich an mich erinnert hatte und jetzt bestimmt wusste, was ich Kookie bedeutete, würde auch sie darauf abfahren. Sie würde sicher alles tun, um ihn zu verführen, mal davon abgesehen, dass sie sicher schon Sex gehabt hatten. Ich hatte mit Kookie nicht darüber sprechen wollen, aber ... in diesem einen Monat war sicher viel zwischen den beiden passiert. Was auch sein gutes Recht war, ich hatte ihn nie wieder sehen wollen, klar, dass er nicht auf mich wartete.
"Musste das sein? Ich weiß genau, was du mit ihr gemacht hast und das jetzt anzubringen ist echt nicht nötig."
"Ich will nur, dass du weißt, mit wem du dich hier eingelassen hast."
"Das kommt dir jetzt in den Sinn?" Wir sahen uns in die Augen und er zog seine Hand zurück. "Wenn ich jetzt nicht gegangen bin, meinst du, dass ich jetzt gehen werde?"
"Nein, aber du bist deswegen schon gegangen."
"Ja, das stimmt, aber da wusste ich noch nicht wo wir beide standen. Du hast mir nicht wirklich gezeigt, dass du mich wollen würdest und mich in dem Glauben gelassen, du würdest nur mit mir spielen." Ich legte sie mir auf die Wange und lehnte meine Wange in seine Handfläche. "Ich kann dich mit niemandem teilen, Kook, dazu bin ich nicht in der Lage, aber ich werde diese Situation akzeptieren müssen, denn das hier ist passiert, als wir angefangen haben Gefühle für einander zu haben. Das ist dein Job und dem will ich niemals im Weg stehen. Das ziehen wir durch, aber danach gehörst du nur mir alleine." Kookie konnte nicht anders als grinsen.
"Bist du dir da sicher? Du redest schon wie ein Mann." Ich kniff ihn.
"Hör auf, auch wir Frauen können das sagen, nur weil ihr mehr den Beschützer raushängen lässt, heißt das nicht, dass wir Frauen das nicht auch können. Wir sind noch schlimmer."
"Das stimmt." Er beugte sich vor und küsste mich. Ich umfasste sein Handgelenk und genoss den Kuss. Kookie drückte mich zurück in die Kissen und stemmte sich neben meinem Kopf ab. Ich vertiefte den Kuss jetzt, weil ich mich einfach nicht von ihm lösen wollte. Aber er machte ja auch keine Anstalten sich zu lösen. Zwar wusste ich, dass wir darüber sprechen mussten, aber ich hatte jetzt alles gesagt. Ich musste mich jetzt einfach damit abfinden, dass er zu ihr fahren würde und dass wahrscheinlich ein paar Dinge zwischen ihnen passieren werden. Aber dennoch war ich mir sicher, dass er Null Gefühle für sie hatte. Er gehörte mir und genau das zeigte er mir hiermit auch. Also wenn ich mir jetzt nicht sicher sein konnte, dass er mich liebte, dann musste ich wirklich dumm sein. Denn er hatte mir seit gestern sein gesamtes Herz ausgeschüttet. Mehr konnte er mir wirklich nicht geben. Und genauso viel will ich ihm geben.
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