Kapitel 10
Jungkook's Sicht
"Komm erst einmal runter, Kookie", meinte Jimin und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Mark und Yun haben uns aufgehalten. Gegen beide gleichzeitig konnte ich nichts tun. Es sind nur kleine Schnitte. Yun wollte ihr Angst machen."
Ich sah LJ aber die ganze Zeit an. Ich selber war schwerer verletzt, dass wusste ich. Ich blutete an der Schulter und das ziemlich heftig. Dann hatte Jackson mir einen so heftigen Kinnhaken verpasst, dass ich Nasenbluten bekommen hatte, das getrocknete Blut klebte immer noch unter meiner Nase. Und nicht nur einmal hatte er mir einen Hacken verpasst, deswegen war auch meine Lippe aufgeplatzt. Aber am schlimmsten war meine Schulter. Sie war ja eben schon gerissen, als ich unten geboxt hatte und weil sie in Gefahr war, hatte Jin sie auch nicht flicken können ... mal davon abgesehen, dass ich es gar nicht zugelassen hätte. Ich hatte LJ einfach nur da raus holen wollen, es war mir scheiß egal, was mit mir war. Auch wenn mich die Schulter eingeschränkt hatte, sodass Jackson leichteres Spiel mit mir hatte.
"Okay, wir beruhigen uns jetzt ein bisschen und ich versorge jetzt erst einmal deine Wunden", meinte Jin und sah LJ an.
"Jungkook ist schwerer verletzt und das nur wegen mir, bitte kümmer dich erst um ihn", sagte sie dann sofort und zog ihren Arm weg, als Jin ihn nehmen wollte. Sofort sahen Tae und Jimin zu mir. Tae grinste schelmisch. Sie war gerade gekidnappt worden, geschlagen, bedroht worden und doch dachte sie gerade an mich und nicht an sich. Ich wusste, dass ihr das nicht bewusst war und das sie sich einfach nur dumm fühlte. Sie gab sich die Schuld, ich meine, das hatte sie gerade auch selber gesagt, aber mich machte das nur noch wütender. Es war ganz allein meine Schuld.
"Ich komm klar, es ist nichts wildes", meinte ich dann.
"Kann ihr jemand mal was zutrinken holen?", fragte Jin. Ich nickte sofort, weil es mich umbrachte hier einfach nur rum zu stehen, vor allem wenn sie mich so ansah. Ich wusste nicht, was Jackson ihr alles an den Kopf geworfen hatte, aber eins war sicher. Ich musste ihr alles erklären, wirklich alles.
Ich holte aus der Küche ein Glas Wasser und brachte es wieder rein. Jin war schon mit ihren beiden Wunden fertig. Es waren wirklich nur kleine Schnittwunden gewesen, die er desinfiziert und jetzt ein Sprühzeug drauf machte, was wirklich Wunder wirkte. Allerdings machte mir der blaue Fleck wütend, der so langsam auf ihrer Wange zum Vorschein kam. Er hatte sie geschlagen und hätte ich das eben schon gesehen, dann hätte ich ihm sicherlich ein paar Kugeln mehr verpasst.
Jin sah sich dann noch ihre Handgelenke an, die ziemlich aufgeschürft waren. Auch da sprühte er irgendwas drauf, damit es besser wurde und den Schmerz linderte. Ich ging dann zu ihr und gab ihr das Glas.
"Danke", murmelte sie und nahm einen Schluck.
"Gut, verschwindet jetzt alle. Sie braucht ein bisschen Luft", ordnete Jin an und scheuchte Tae, Jimin und Yoongi raus. Hobi stand ja schon nur so im Türrahmen ... im wahrsten sinne des Wortes. Es war ja nur ein offener Torbogen, der von der Eingangshalle ins Wohnzimmer führte ... oder zum Aufenthaltsraum, was auch immer das hier war.
LJ sah mich an und machte den Mund auf, aber dann verdrehten sich ihre Augen und ich sah, wie ihre Finger das Glas los ließen. Das Glas war mir scheiß egal. Ich hechtete zu ihr hin und schaffte es noch, ihren Kopf zu packen, bevor sie vornüber auf den Tisch knallte. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
"Jin", sagte ich sofort und er war bei mir.
"Das war zu viel für sie", meinte er und untersuchte sie kurz. Aber es war alles in Ordnung. "Bring sie ins Gästezimmer, sie muss sich jetzt erst einmal ausruhen." Ich nickte sofort und schob meine Hände unter Jade. Ganz leicht hob ich sie hoch, sie wog ja auch nichts. Selbst mit meiner Verletzung war es nicht schwierig. Jin wollte genau deswegen protestieren, aber da hatte ich Jade schon auf den Armen. "Bring sie hoch und dann komm sofort runter zu mir", sagte er dann wütend. Ich nickte nur und ging dann mit ihr die Treppe hier im Wohnzimmer hoch. Ich brachte sie in das erste Gästezimmer und legte sie sanft auf das Bett. Es war mitten in der Nacht und wahrscheinlich war sie so erschöpft, dass sie durch schlief. Allerdings machte ich nichts. Ich zog sie nicht aus oder sowas ... das einzige was ich machte, war ihr die Schuhe ausziehen. Die stellte ich ordentlich neben das Bett und deckte sie dann zu. Fuck, das war alles meine Schuld.
Ich blieb vor dem Bett stehen und sah auf sie herunter. Sie schlief, ihre Gesichtszüge waren entspannt und zum Glück war ihr nicht zu viel passiert. Sanft strich ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingerkuppen über den blauen Fleck auf ihrer Wange.
Aber dann musste ich auch wieder runter. Wahrscheinlich wollte sie mich auch gar nicht in ihrer Nähe haben. Das ganze war bestimmt zu viel für sie. Also ging ich runter in den Keller und in Jins kleines Arztzimmer. Er hatte sich schon alles zurecht gelegt und drehte sich zu mir um, als ich rein kam. Ich setzte mich auf den Behandlungsstuhl und zog mein Shirt aus, was viel mehr weh tat, als Jade gerade hoch zu tragen.
"Das bist du selber Schuld", meinte Jin und rollte auf seinem Hocker zu mir. "Scheiße, Kookie, die Wunde ist entzündet." Ich antwortete nicht und ließ ihn einfach machen. Er säuberte die Wunde und nähte sie dann wieder. Er gab mir dann noch eine Spritze, für die Entzündung. "Was machen wir jetzt mit Jade?", fragte Jin, aber ich konnte nicht antworten, weil Joon auch schon zu uns kam. Er sah mich an und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Was hast du dir dabei gedacht?", fragte er. Ich sah ihm in die Augen.
"Ich hab nicht gedacht", sagte ich wahrheitsgemäß.
"Sie hat in Jacksons Gebiet gearbeitet, Kookie. Du hättest dich da nicht aufhalten sollen." Es war klar, dass er das alles schnell heraus fand. "So viel Aufwand für Sex?" Ich ballte eine Hand zur Faust und biss die Zähen zusammen. So war es nicht.
"Ich liebe sie", sagte ich dann, aber ohne die beiden anzusehen. Jin erstarrte und drehte sich sofort zu Joon um. Ich spürte Joons Blick auf mir und er war nicht wirklich begeistert.
"Du kennst dieses Mädchen gar nicht", meinte Joon. "Und außerdem hatten wir das schon durch oder etwa nicht? Du machst den selben Scheiß schon wieder." Jetzt sah ich auf und ihm in die Augen.
"Was soll ich machen? Es ist einfach passiert, ich wollte es nicht. Um unseretwillen habe ich mich davon entfernt, ich wollte das nicht noch mal, das kannst du mir glauben, aber sie ..."
"Sie ist wie Paige", mischte sich nun auch Jimin ein. Er war runter gekommen, um nach mir zu sehen und hatte unser Gespräch mitgehört. "Sie ist schlagfertig und lässt sich nichts gefallen. Es war klar, dass du dich in sie verliebst. Du stehst eben nicht auf so Püppchen wie Sora." Joon sah ihn wütend an, denn das war mein nächstes Problem.
An dem Sonntag hatte ich es geschafft ... na ja geschafft war leicht gesagt. Als Sora mich gesehen hatte, hatte sie sich sofort auf mich gestürzt. Wir kannten uns und ich wusste ja, dass sie Interesse hat. Es war ja nicht das erste mal, dass wir uns trafen. Ich hatte nur flirten brauchen, ein paar Berührungen und schon hatte ich sie an der Backe gehabt. Sie hatte mir am Tag danach sofort geschrieben und wollte sich treffen. Die ganze Woche hatte ich sie gesehen ... und dann heute auch noch Jade, mit ihr zusammen. Sora war das genaue Gegenteil von LJ. Den ganzen Tag waren wir shoppen gewesen und es hing mir schon nach einer Stunde zum Hals raus. LJ war hübsch, machte sich auch zurecht, aber sie würde sich nie dumm von der Seite anquatschen lassen. Das war es einfach was mich an Frauen faszinierte. Stärke und Unabhängigkeit. ... wie Paige.
"Ist mir egal, wie sie ist. Wir können sie hier nicht gebrauchen und daran hättest du denken müssen", sagte Joon.
"Hör auf damit", ging Jin dazwischen. "Es ist jetzt passiert, du kannst nicht so tun, als wäre es nicht passiert und sie einfach raus schmeißen. Wir müssen uns etwas überlegen, was wir jetzt machen." Er sah mich an. "Was ist mit Jackson?" Ich schüttelte den Kopf.
"Ich hab ihn am Bein erwischt, aber Bambam und die anderen konnten ihn raus boxen", murmelte ich.
"Dann ist es noch wichtiger, dass sie hier bleibt. Jackson wird nicht aufgeben, nicht bis er Kookie so richtig zerstört hat." Jin seufzte und sah mich an. "LJ muss beschützt werden."
"Sollen wir jetzt auch noch Babysitter spielen?", fragte Joon sauer.
"Ob du es wahr haben willst oder nicht. Kookie hat den Fehler gemacht und wir sind eine Familie, also baden wir das zusammen aus. So war doch dein Wortlaut oder nicht?" Joon atmete tief ein und aus, verschränkte die Arme noch fester vor seiner Brust. Dann nickte er nur und ging. Ich wusste, dass ich Scheiße gebaut hatte ... und das nicht nur ein bisschen. Ich hatte unsere Pläne jetzt durcheinander gebracht und ich hatte LJ's Leben auf den Kopf gestellt. Sie würde nicht hier bleiben wollen ... und vor allem wusste ich nicht, wie ich ihr alles erklären sollte.
Jin legte mir eine Hand auf die Schulter und stand dann auf.
"Geh schlafen, Kookie. Sie wird den Schlaf auch brauchen und morgen wirst du ihr alles erklären." Ich nahm mir nur mein Shirt und stand auf. Ich sagte nichts mehr dazu, ich wusste selber, dass ich ihr alles erklären musste. Aber ich hatte einfach gehofft, dass ich das niemals musste.
Ich ging in mein Zimmer, aber auch nur, um mir was anderes anzuziehen. Dann ging ich zurück ins Gästezimmer und sah noch einmal nach LJ. Sie schlief immer noch, aber irgendwie machte ich mir Sorgen. Also ging ich ins Bad und machte einen Lappen nass, den ich ihr auf die Stirn legte. Dann setzte ich mich in den Sessel im Zimmer und wartete. An Schlaf war jetzt eh nicht zu denken.
Jin's Sicht
Ich machte unten noch alles sauber und ging dann auch hoch. Aber ich ging nicht in mein Zimmer, sondern klopfte bei Joon an.
"Ja", brummte er von drinnen und ich ging rein.
"Brumm mich nicht so an", sagte ich und er seufzte. Er saß an seinem riesigen Schreibtisch, der mitten im Raum stand und starrte auf den Bildschirm. Ich umrundete den Tisch und stellte mich hinter Namjoon. Und dann fing ich an, seine Schultern zu massieren. Er wurde sofort lockerer und hörte auch auf, auf der Tastatur herum zu tippen.
"Du musst mir nicht sagen, dass ich zu heftig reagiert habe", sagte Namjoon dann und seufzte. Ich lächelte.
"Das wollte ich doch gar nicht."
"Und ob du das wolltest."
"Na ja, zu meiner Verteidigung, das ist hier doch meine Aufgabe. Ich stärke den Jungs dir gegenüber den Rücken und bringe dich zur Vernunft." Er hob eine Hand und legte sie mir auf meine, die seine Schulter massierte. Ich hörte auf und er stand auf. "Du musst mit Kookie reden, Joon. Anständig mit ihm reden. Glaub mir, er würde uns das nicht noch einmal antun wollen. Was mit Paige passiert ist, hat auch ihn für sein ganzes Leben gebrandmarkt und nicht nur das. Es scheint bei ihm einfach eine Spirale des Unglücks zu sein."
"Das weiß ich, Jin. Ich hatte nur gehofft ..."
"Was gehofft? Dass wenn du ihn mit Aufgaben abstumpfst, ihm sowas nicht mehr passiert? Mir ist bewusst, dass du ihn für die ganzen Jobs mit den Frauen bewusst eingeteilt hast. Ich meine, er ist ein hübscher Junge und alle Mädchen stehen auf ihn, aber ihn so gegen Gefühle immun zu machen? Das würde niemals funktionieren und das weißt du." Joon ging zu dem kleinen Sidebord und goss sich einen Whiskey ein.
"Ich will ihn doch nur beschützen." Ich lächelte und schlang meine Arme von hinten um ihn. Sanft küsste ich seinen Hals.
"Das weiß ich doch und Kookie weiß es auch, aber wir müssen jetzt für ihn da sein, Joon. Er braucht seine Familie jetzt."
"Und was soll ich deiner Meinung nach machen?" Er nahm einen Schluck und lehnte sich etwas an mich. "Wir können nicht ..."
"Doch, das müssen wir", unterbrach ich ihn. "Wir müssen für LJ's Schutz sorgen, koste es was es wolle."
"Wir sind gerade dabei Mizaki auf unsere Seite zu holen und dafür brauche ich Kookie."
"Deswegen sollst du ja auch mit ihm sprechen."
"Anders kommen wir an Mizaki nicht ran, Jin." Ich ließ ihn los und er drehte sich zu mir um. Ich legte ihm meine Hände auf die Brust.
"Du bist unser großer Anführer, ich denke, dir wird schon etwas einfallen."
"Und wenn nicht? Sora ist verrückt nach ihm und sie ist Mizakis Tochter, wenn wir sie verlieren, dann können wir einpacken."
"Aber jetzt mal ehrlich. Mit ihr wäre Kookie auch nicht glücklich. Dass sie klammern würde, haben wir von Anfang an gewusst und irgendwann hätte er sie fallen gelassen." Joon seufzte. "Okay, lass uns morgen darüber reden. Es ist spät, lass uns ins Bett gehen." Er exte den Whiskey und küsste mich dann. Das war sein zurückrudern.
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