❄The Night Before Christmas 1/2 [Taekook]
Taehyung
Es war der 23. Dezember und ich sah mich mit mehreren Unannehmlichkeiten gleichzeitig konfrontiert: Hunger, müde, kalt, Langeweile, Staub, volle Blase. Und ich war alleine. Zusammengekauert in der Ecke meines halbdunklen Wohnzimmers, welches nur durch die bunte Lichterkette am Weihnachtsbaum beleuchtet wurde. Hinter meiner Gardine. Und starrte auf den liebevoll geschmückten Baum. Seit zwei Stunden.
Drei dieser Sachen waren ein Dauerzustand. Vier, wenn ich überlegte, wie lange diese Gardine hier wohl schon unbeachtet rumhing. Meine süße Nordmanntanne hatte seit dem sechzehn Nadeln verloren und ich hatte noch immer keine Antwort auf die Frage, wie das Leben in den Lebkuchen kam. Man könnte mich jetzt sicher bemitleiden, aber das wäre völlig überflüssig. Ich hatte Freunde und Familie, es gab nicht das geringste Problem mit ihnen und eigentlich war um diese Zeit immer jemand da. Ich hatte gern Besuch, vor allem in der Weihnachtszeit. Schließlich ging es um das Beisammensein.
Doch ich hatte meine Freunde vor ein paar Stunden einfach rausgeworfen. Wir waren alle überrascht, das sich unser gemütliches Abendessen so entwickelt hatte. Es war ein altbekanntes Thema aufgekommen: Der Weihnachtsmann. Ich war mir sicher, es gab ihn. Damit war ich aber ziemlich allein. Mit Mitte zwanzig war ich wohl ein Einzelkämpfer bei diesen Diskussionen, welches gutmütig von meinen Mitmenschen belächelt wurde. Es kam ja sowieso meist nur durch Scherze zustande.
Mir war das egal, jeder glaubte etwas zu wissen, was er nicht beweisen konnte und damit war es gegessen. Doch dieses Mal waren sie zu weit gegangen. Mich als naives Kind zu bezeichnen und meine Argumente mit schlechten Witzen abzutun, war eine Sache. Irgendeinen Mann dafür zu bezahlen, sich als Weihnachtsmann zu verkleiden, das hatte meinen Stolz nun doch verletzt. Niemand von ihnen konnte mir erklären, woher immer dieses eine Geschenk kam, welches für jeden unter dem Baum lag, aber nie von einem von uns kam. Ständig sagten alle jemand erlaube sich einen Scherz, doch sie wussten, wie ernst es mir war. Wir haben das Thema jedes Jahr und keiner meiner Freunde würde mich so belügen. Meine Familie schon gar nicht. Es gab also nur diese eine Erklärung. Der Weihnachtsmann war echt. Und ich würde es beweisen!
Deshalb hatte ich kurzen Prozess gemacht und meine Wohnung geräumt. Ich war allein. Es war wirklich ungewöhnlich für mich und ich würde gerade liebend gern mit jemandem reden. Aber jeder weitere in diesem Haus würde meinen Plan gefährden und ich wollte es jetzt ein für alle Mal klären. Der Plan war simpel wie genial, verstecken und warten. Als Kind hatte ich es nie geschafft lang genug aufzubleiben, dann hatte ich schlichtweg die Motivation verloren auf ihn zu warten. Heute Nacht war er fällig!
Ich werde ein Selfie mit ihm machen und dann kann niemand mehr lachen! Der einzige Haken daran war, dass das Hocken in der Ecke nicht gerade bequem war. Mein Hintern tat weh, genau wie meine Knie. Außerdem hatte ich wenig zu tun. Ich überlegte mir gerade ernsthaft, ob es das wert war. Langeweile war nichts, womit ich umgehen konnte, es machte mich unruhig. Die Frage verwarf ich genauso schnell, wie sie gekommen war. Wenn ich etwas anfange, bringe ich es auch zu Ende.
Die Uhr schlug Zwölf. Der sanfte Klang des alten Erbstücks war ein Segen in dieser Stille. Doch er verhallte wieder ohne das etwas passierte. Keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber pünktlich um Mitternacht kam er schon einmal nicht. Er hielt sich auch nicht an das akademische Viertel. Eigentlich hielt er sich an gar nichts, denn um ein Uhr morgens, hatte er sich immer noch nicht her bequemt. Ich fühlte mich versetzt und lehnte meinen Kopf an die Wand. Ein bisschen Dösen wäre sicher in Ordnung oder?
Ein leises Klicken.
Ich dachte, es wäre nur Einbildung oder der Rest eines Traums, aber da war doch gerade meine Wohnungstür aufgegangen! Meine Hyungs hatten versprochen nicht vorbeizukommen. Einbrecher oder Weihnachtsmann, Einbrecher oder Weihnachtsmann, Einbrecher oder Weihnachtsmann? Ich linste hinter der Gardine hervor. Eine schlanke Gestalt schob sich lautlos durch die Tür und direkt Richtung Nordmanntanne. Die Hände in der Tasche eines schwarzen Hoodies vergraben, eine einfache Jeans und Boots bei denen ich mich fragte, wie er sich überhaupt lautlos bewegte. Die Teile sahen schwer aus.
Er hatte mich nicht bemerkt und darüber war ich froh. Vom Weihnachtsmann erwischt werden, okay. Vom Einbrecher erwischt werden, kritische Situation. Der junge Mann betrachtete stumm meinen Baum. Nicht die Geschenke klauen! Bitte nicht die Geschenke klauen! Mit angehaltenem Atem starrte ich ihn an, wie er den Baum anstarrte. Dafür hätte er auch einfach klingeln können. Schließlich kam Bewegung in die Sache. Er zog eine Hand aus der Bauchtasche und legte etwas unter den Baum, dann strich er seine Kapuze vom Kopf und ehrlich ich wusste nicht, wo ich zuerst hingucken sollte.
In sein Gesicht mit den funkelnden Augen, welche die bunte Lichterkette zu reflektieren schien oder auf seine Hände, welche gerade ein Geschenk nach dem anderen aus diesem Hoodie hervorzauberten, die da nicht mal einzeln reingepasst hätten. Wie war das möglich? Ich zückte mein Handy, ein Beweisvideo für was auch immer das jetzt war, wäre wohl definitiv notwendig. Ein Einbrecher, der nichts mitnimmt, sondern Geschenke da lässt. Das glaubt mir doch keiner! Doch es passierte, was irgendwie immer passierte, wenn man heimlich ein Foto oder Video machen wollte, der Blitz.
Der Einbrecher hielt inne, drehte sich leicht um und ließ seinen Blick dann durch den Raum wandern, die Brauen suchend zusammengezogen. Er sah schließlich direkt in meine Richtung, die schmalen Lippen leicht nach unten verzogen. Hatte er mich gesehen? Was für eine bescheuerte Frage, ich hatte gerade den Blitz an verdammt... Trotzdem würde ich einfach hier bleiben. Das war eindeutig sicherer.
Ich beobachtete hinter meiner Gardine, wie er nun ein Monokel aus seinem Hoodie zauberte. Also so ein Teil will ich auch haben. Scheiß auf die Bluetooth Box. Sollte mir der Weihnachtsmann, so einen Hoodie schenken. Er sah hindurch und direkt in meine Augen. Holy Shit! Ich hätte einfach schlafen gehen sollen. Wieso machte ich nie, was meine Hyungs sagten?
Der Kopf des Fremden kippte leicht zur Seite, seine Lippen kräuselten sich zu einem Schmunzeln und er schnaubte. "Du hast Glück Taehyung, ich muss dir keinen narkotisierenden Schneeball ins Gesicht werfen. Also komm da raus. Wie lange wartest du schon auf mich? Hast du in deinem Alter nichts Besseres zu tun?", kommentierte er das ganze direkt höchst amüsiert.
Sein Stimmungswechsel war ja on fleak. Ich wäre hinter meiner Gardine geblieben, aber erstens hatte er mich bereits bemerkt, zweitens kannte er sogar meinen Namen, drittens war es wirklich unbequem hier und viertens der Zauberhoodie. Ich stellte mich also hin, vor die Gardine, schön in meiner Ecke, nur zur Sicherheit.
"Ich habe gar nicht auf dich gewartet... Wer bist du überhaupt?", wagte ich mich einfach todesmutig vor. Es wäre nur fair mir zu antworten und ein Typ, der heimlich Geschenke unter den Baum legte, war sicher nicht böse. "Jungkook", meinte er schlicht, stopfte seine Hände wieder in seinen Hoodie und ging dann zu meinem Sofa um sich darauf fallen zu lassen, als wäre das hier sein zu Hause und nicht meines.
"Warum brichst du bei mir ein?", erkundigte ich mich, vielleicht würde er es mir ja wie seinen Namen einfach verraten. Jungkook streckte die Beine aus und sah wieder auf den Baum, welcher ihn in die verschiedensten Farben tauchte. "Na ja, um die Geschenke vorbeizubringen", zuckte er mit den Schultern. Sein Tonfall machte deutlich, dass das ja wohl sehr offensichtlich war. "Aber warum?", wiederholte ich mich, seine Antwort war nutzlos, schließlich hatte ich ihn doch gerade erwischt. Oder eher er mich. "Das ist mein Job. Ich bin ein Weihnachtsmann." Er sah mich an. Ich starrte mit großen Augen zurück.
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