68. Der Tod erwartet ihn
And you will kill on my command
And I won't be responsible
- Muse, Psycho
Sonne. Nach all der Kälte. Wie konnte ich es jemals ohne Hitze aushalten?
Ravan stand am Bug der Windschnitter und genoss jeden einzelnen heißen Lichtstrahl, der auf seinen Körper fiel. Seit mehreren Wochen schon hatten sie die kühleren Gewässer des Nordens hinter sich gelassen, hatten in Jenna's Cliff Vorräte und Wasser an Bord genommen und Ravan hatte Bastard, der dort mit seinem Drachen gewartet hatte, nach Naesat geschickt, wo sie einen weiteren Halt einlegen würden. Sie waren an der Südspitze Haracans vorbei gesegelt und hatten das Meer der Vereinigten Königreiche überquert, und seit einem Tag fuhren sie die Küste Eckoyrs entlang, auf dem Weg nach Naesat, wo Sveracsson neue Vorräte an Bord nehmen wollte. Ravan hatte vor, Bastard dort zu treffen und mit ihm und Komarov den Plan zum Attentat auf den König zu besprechen.
Es ist so nahe... Ich muss nicht mehr lange warten, und alles Gold der Welt ist mein. Seine Nerven bebten vor kindlicher Aufregung.
Er warf einen Blick in die Takelage hinauf, zum Krähennest des Großmastes, wo Komarov saß. Seit sie aus Lichtenturm aufgebrochen waren, hatte der Eiswolf den Ausguck nur selten verlassen. Es war der einzige Ort, wo der offene Hass, der ihm aus Sveracssons Crew entgegenschlug, vor allem von dem Kapitän selbst, kaum erreichte. Zunächst hatte Ravan angenommen, die Abneigung würde sich legen und Sveracsson und Komarov würden einander wenigstens akzeptieren, doch der Vintas dachte nicht daran, Komarov auch nur einen Funken der Bequemlichkeit zu gönnen. Er bekam nur die Reste des Essens und wurde angespuckt, sobald er auch nur einen Fuß an Deck setzte. Ravan war sich sicher, dass Komarov mit dem Hass umgehen konnte, schließlich hatte er kaum etwas anderes gekannt, seit er den Zaren getötet hatte, doch es musste ihn dennoch gewaltig stören. Lange hatte Ravan gefürchtet, dass er eines Tages auf einem Schiff der Toten aufwachen würde, mit ihm als einzigen Überlebenden, während Komarov das Blut von seinem rostigen Messer wischte, doch der Killer hielt sich an das Versprechen, das er Ravan im Weißen Fort gegeben hatte. Er griff niemanden von Ravans Verbündeten an, weder körperlich, noch gab er auch nur eine einzige Beleidigung von sich. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er kaum ein Wort gesprochen, seit wir abgesegelt sind. Er nickt mir jeden Morgen zu, bevor er auf den Mast klettert, und bedankt sich, wenn er sein karges Essen bekommt, aber sonst...
Die einzige Person der Crew, die versuchte, des Frieden zwischen der Mannschaft und ihrem tödlichen Passagier zu bewahren, war Alastaire Laroux. Sie hielt ihren Kapitän zurück, wenn er vorschlug, Komarov aus dem Krähennest zu schießen, und wenn die Crew plante, ihn nachts zu ermorden, griff sie ein und verteilte Strafen. Ravan war sich mittlerweile sicher, dass sie der geheime Kapitän des Schiffes war, und dass Sveracsson sie mehr respektierte, als sein anzüglicher Umgang mit ihr verriet.
Die Hitze beeinflusste sie alle. Sveracsson verließ den Schatten seiner Kajüte nur selten, und wenn, trug er nichts außer einer Hose und seinen Waffen und schwitzte erbärmlich. Die Menschen litten unter Sonnenbrand und Hitzeschock, die wenigen Vintas unter ihnen trugen ebenso wie ihr Kapitän nur das Nötigste am Leib. Laroux wurde ebenfalls wesentlich freizügiger, und Ravan vermisste Bastard und seine schmutzigen Kommentare. Bei den Geistern, er hätte sie längst in seiner Kajüte gehabt. Zwar erschien Alastaire Laroux ihm weniger als ein Mädchen für eine Nacht als ihre Schwester, doch nachdem er so lange mit Bastard bekannt war, wusste er, dass er davor nicht Halt gemacht hätte.
Ravan warf einen Blick hinab aufs Mittelschiff und beobachtete die arbeitenden Seemänner. Sie waren gut, weit besser als die Mannschaft der Leviathan. Sie schienen jeden Windzug für ihr Vorankommen zu nutzen und brachten das schwere Nordfahrerschiff in ungeahnte Geschwindigkeiten. Vielleicht war es doch besser, dass wir die Leviathan verloren haben. Mit ihr wären wir erst in Haracan. Doch der Gedanke an den Wert des Schiffes erinnerte ihn daran, was sie verloren hatten. Mein bestes Schiff. Unter dem Befehl des besten Kapitäns.
Raybeau hatte sich am Anfang ihrer Reise in seiner Kajüte verkrochen und hatte jeglichen Kontakt verweigert. Er hatte weder gegessen, noch getrunken, zumindest war es so erschienen, doch als Sveracsson sich über mehrere verschwundene Flaschen Rum beschwerte, wusste Ravan, wohin sie verschwunden waren. Er stellte sich vor Raybeaus Tür und gab ihm den Befehl, sich an De Oro zu rächen. Noch am selben Abend verließ Raybeau seine Kajüte, meldete sich bei Sveracsson und arbeitete fortan bei seiner Crew mit. Er war humorlos und verbissen wie immer, und es schien beinahe, als hätte er sein Schiff nie verloren und er wäre nur ein weiterer Seemann auf der Windschnitter. Zwar beobachtete der Vintas den ehemaligen Kapitän mit ständigem Argwohn, doch offensichtlich leistete Raybeau gute Arbeit, denn Sveracsson verlor selten ein schlechtes Wort über ihn.
Ravan löste sich von der Reling, als Laroux den Befehl gab, den Kurs nach Steuerbord zu korrigieren, und ging übers Mittelschiff zu ihr ans Achterdeck. „Wann erreichen wir Naesat?"
Laroux wandte sich zu ihm, der warme Wind zerzauste ihre roten Haare und die Sonne ließ sie golden glühen. „Nicht mehr lange, Master Darnovey", sagte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Hastig rief sie einen weiteren Befehl, den die Mannschaft ohne zu zögern befolgte.
Als sie schließlich Naesat erreichten, eine von dutzenden, identischen, gelbbraunen Wüstenstädten an den Küsten der Outlands, schlug der Gestank der Stadt nach all den Wochen auf See wie eine Welle über ihnen zusammen. Schon von weitem konnte Ravan sie riechen, der Wind trug den Gestank zu ihnen. Es roch ekelhaft nach Tieren und ihren Ausscheidungen, nach den Kriegerhybriden, die das karge Land bevölkerten, und nach dem fauligen Wasser des Flusses, an dessen Ufer sich die Häuser drängten und sich bemühten, nicht in die braunen Fluten zu fallen, die in das schimmernde Blau des eckoyrischen Meeres mündeten. Misstrauisch beäugten die Menschen und Krieger an den Docks das gewaltige Schiff, das sich zwischen die kleinen Fischerboote und Kriegsschiffe schob.
Bastard betrat die Windschnitter, kaum dass der Kapitän das Schiff verlassen hatte, um mit einem eingeschüchterten Gryff über Vorräte und Gebühren zu verhandeln. Er bedachte Raybeau, der mit ein paar anderen Seemännern leere Fässer an Deck schaffte, mit einem arroganten Blick, und gesellte sich zu Ravan, der am Großmast lehnte und ihm entgegenblickte. „Darnovey."
„Bastard. Ich hoffe, du hattest einen guten Flug?"
„Aye. Ich habe kaum acht Tage gebraucht, wenn man die Tage zusammenrechnet, an denen ich tatsächlich in Richtung Naesat geflogen bin." Bastard hakte die Daumen in seinen Gürtel, und Ravan bemerkte, dass er neu war.
Er hat die Zeit wohl gut genutzt. Er sieht gepflegter aus, seine Behaarung auf Kopf und Gesicht ist auf ein erträgliches Maß zurückgegangen und er riecht nicht mehr nach totem Tier. „Was hast du getan, während wir versucht haben, dich einzuholen?"
„Ich habe einige Zeit damit verbracht, nach De Oro zu suchen, aber das war unmöglich. Er hat zu viel Vorsprung. Ich habe mich ein paar Tage in Haracan herumgetrieben, etwas von deinem Gold ausgegeben und mich der Entspannung hingegeben. Als es mir zu langweilig wurde, bin ich weitergezogen, nach Nyradon, und bin später in Felipe da Cunha auf meine alten Kameraden von den Fuchsbrüdern getroffen. Sie sind nicht begeistert davon, dass du Komarov befreit hast." Er sah Ravan mit leichter Missbilligung an.
Ravan biss die Zähne zusammen. „Vielen Dank, Bastard, dass nun dank dir die gesamte verdammte Welt weiß, wer ihn befreit hat. Vielen Dank."
„Es weiß so oder so schon jeder. Ich bin mir sicher, dass der Zar schon nach dir sucht, und jedem erzählt hat, dass du dafür verantwortlich bist. Nicht nur, weil du seinen Sohn angeschossen hast. Und nein, es kümmert ihn nicht, ob es Komarov war oder du. Er will euch beide hängen sehen."
Ravan zuckte mit den Schultern. „Was kümmert mich dieser erfrorene Hundekönig? Mir geht es um die Kriegerstaaten. Sundarsquir ist weit weg, von dort dringt kein Gerücht durch. Aber einem Haufen geschwätziger Söldner erzählen, was ich angestellt habe... willst du mich auch hängen sehen?"
Bastard versuchte, verlegen zu wirken, doch Ravan erkannte, dass er nichts bereute. Hätte mich bei ihm auch gewundert. Der Söldner zuckte mit den Schultern und lächelte gewinnend. „Es wird wohl nicht so schlimm werden. Denn während du und die anderen hier", er sah sich zu den schwer arbeitenden Seemännern um, „euch dem süßen Nichtstun hingegeben habt, habe ich einen Abstecher nach Caldera gemacht. Ich bin erst vor zwei Tagen zurückgekommen."
Ravan sah ihn erstaunt an. „Du warst in Caldera?"
„Dachte mir, ich sehe mir die Stadt einmal an. Erhöht die Chancen, dass dein Attentat auch wirklich Erfolg hat."
Ravans Groll auf den Söldner verrauchte. Wenn er weiß, wie es dort aussieht, macht das alles wesentlich einfacher. Weniger raten, mehr wissen. „Bastard, das erleichtert unsere Planung ungemein. Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst."
„Danke, du Hurenbock."
„Bitte, du Arschloch." Ravan wandte sich um. „Raybeau!"
Der ehemalige Kapitän unterbrach seine Arbeit und ging zu ihnen hinüber. „Aye, Master Darnovey?" Bastard würdigte er keines Blickes.
„Raybeau, hol Komarov aus seinem Versteck und bring ihn in meine Kajüte. Wir haben etwas zu besprechen."
Raybeau nickte und stieg in die Wanten. Ravan wandte sich um und machte sich auf den Weg hinab in seine Kabine, gefolgt von Bastard. „Dir ist hoffentlich klar, dass ich etwas ungehalten werde, wenn du wieder anfängst, dich mit Komarov und Raybeau zu streiten? Denn das habe nicht vermisst, während du unterwegs warst. Ich hatte genug damit zu tun, zu verhindern, dass Sveracsson, Komarov und Raybeau sich gegenseitig die Köpfe einschlagen."
Bastard zuckte mit den Schultern. „Kein Wunder, dass Sveracsson einen solchen Drang hat. Ich kann ihn..."
Ravan blieb abrupt stehen. „Genau das meine ich, du elender Bastard. Wenn du deinen Mund für eine Beleidigung öffnen willst, dann lass es. Ich will nicht, dass meine treuesten Verbündeten und mein teuer gefundener Attentäter wegen einer Kleinigkeit verrecken."
„Wie du meinst." Bastard zuckte erneut mit den Schultern.
Raybeau traf kurze Zeit später mit Komarov auf den Fersen ein. Der Eiswolf roch ebenso wie Sveracsson widerlich nach Schweiß, sein weißes Fell klebte ihm am Körper. Sein Gestank verschlimmerte den Zustand der stickigen Kajüte noch. Ravan hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, eines der kleinen Fenster einzuschlagen, um wenigstens etwas Luft hineinzulassen, doch er wusste, dass Sveracsson nicht begeistert wäre. Außerdem wäre es bei dem Gestank draußen wahrscheinlich auch nicht erlösend.
„Also, die Herren. Ihr wisst, worum es geht. Das Attentat auf den König." Ravan sah bedeutungsvoll in die Runde. Die anderen erwiderten ausdruckslos seinen Blick. „Bastard, du warst in Caldera. Was hast du herausgefunden?"
Bastard rekelte sich auf Ravans Bett und beobachtete desinteressiert die drei Männer. „Caldera liegt an einer Gabelung des Flusses Sabon, der sich in der Stadt in Sabon im Norden und Rubio im Süden aufteilt. Die Burg des Königs liegt in der Gabelung zwischen den beiden Flüssen. Dadurch, dass man an der Ostseite einen Burggraben gezogen hat, ist die Festung von allen Seiten von Wasser umgeben. Man kann die Festung nur über die Zugbrücken erreichen, oder mit einem Boot, aber dann ist man leicht zu entdecken und die Soldaten können uns einfach abschießen."
Wie ermutigend.
„Aber", Bastard lächelte unheilvoll, „in ein paar Tagen ist ein Turnier zu Ehren der Prinzessin Valerijah. Sie hat sich wohl mit einem Ritter verlobt. Das Turnier wird auf einem Festplatz am Nordufer des Sabon veranstaltet, außerhalb der Burgmauern. Ich habe gesehen, wie eine Tribüne aufgebaut wird. Ein Arbeiter hat mir erklärt, dass das wohl die Loge des Königs wird. Sie ist direkt gegenüber einer Reihe von Häusern. Dazwischen liegt nur der Platz, Unmengen von jubelndem Volk, Soldaten und das Turnierfeld."
„Wie breit ist der Platz? Von den Häusern aus bis zur Loge des Königs?"
„Dreihundert Meter, vielleicht mehr."
Ravan formte im Kopf einen Plan und wandte sich dann an Komarov. „Wie genau seid Ihr mit der Armbrust?"
Bevor er antworten konnte, mischte Bastard sich ein. „Äußerst genau. Glaub mir, Eziel und die anderen würden ein Lied davon singen, wenn sie es noch könnten", zischte er unfreundlich.
Ravan seufzte. Genau das ist es, was ich gemeint habe. Doch er bedachte den Söldner nur mit einem warnenden Blick. „Komarov?"
„Er hat recht", sagte der Eiswolf mit rauer Stimme. „Ich kann das. Dreihundert Meter."
Ravan musterte ihn skeptisch. Sehr selbstsicher. „Nun gut. Ihr erschießt den König von einem Haus aus. Wird der andere Prinz, der ältere, an dem Turnier teilnehmen?"
Bastard zuckte mit den Schultern. „Nach allem, was ich gehört habe, lässt er sich keinen Kampf entgehen."
„Gut. Dann wartet Ihr, Komarov, mit dem Schuss, bis Sekander Castillo im Tjost antritt. Wenn ihr dort seid, kann Bastard sicher etwas über die Reihenfolge der Kämpfe herausfinden, damit Ihr genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort seid."
Bastard zog die Augenbrauen zusammen. „Warum?"
„Sekander Castillo ist immer an der Seite seines Königs. Als ältester fühlt er sich wohl dem Schutz seines jüngeren Bruders verpflichtet. Er wird wahrscheinlich nur zum Tjost seinen Platz neben dem bald verblichenem König verlassen."
Raybeau sah Ravan an. „Warum, bei allen Göttern, ist er nicht König? Er ist der Älteste!"
„Abisyalisches Erbrecht. Der jüngste Mann wird Erbe, der Älteste bekommt einen hohen Posten seiner Wahl, die Damen heiraten und sichern so mehr Verbündete für die Innenpolitik, so, wie es eben überall ist. Wer der Glückliche wohl ist, der die süße Valerijah abbekommen hat... Palaimon ist der Jüngste, noch vor seiner Zwillingsschwester, die ihre Verlobung feiert. Frag mich nicht, warum, ich habe es auch immer etwas albern gefunden." Ravan räusperte sich. „Aber wir schweifen ab. Wenn ihr Palaimon erschossen habt, wird Chaos ausbrechen, und dann, Bastard, machst du dich mit deinem Drachen auf und entführst Sekander Castillo. Er wäre der Erbe des Throns."
„Eigentlich wollte ich mit meinem Drachen immer Jungfrauen entführen", beschwerte Bastard sich.
„Vielleicht ist er ja noch eine."
„Wohl kaum. Und selbst wenn, er ist nicht halb so gut bestückt wie eine Jungfrau sein sollte!"
„Woher weißt du das so gut? Hör auf zu jammern, du bekommst deine Jungfrau schon. So, wie du sie magst. Mit Brüsten und allem drum und dran." Ravan seufzte genervt. Irgendwann schneide ich ihm sein Gemächt ab, wenn es weiterhin so viel seines Denkvermögens verbraucht. „Du entführst Sekander und machst ihm klar, dass er eine Kriegserklärung an Subat unterschreiben und die Grenzgebiete von Subat und Meracon angreifen soll. Die Waffen, die sie zur Ausrüstung brauchen, sollen sie vom Kartell der Virrey von Crowne beziehen. Sollte ich erfahren, dass sie woanders kaufen, werde ich mir überlegen, ob ich nicht noch einen zweiten Killer schicke."
Bastard überlegte. „Das schaffe ich. Wird schwer, aber machbar. Aber denkst du wirklich, dass sich Sekander Castillo, der Goldene Lord, sich von mir einschüchtern lässt?"
Ravan betrachtete Bastard von oben bis unten. „Polier dich etwas auf. Vermummte machen Eindruck, vielleicht solltest du eine Maske tragen. Oder besser nicht, dann erschreckt er sich mehr."
„Hurensohn."
„Bastard. Aber du hast verstanden, was ich meine? Dazu hast du einen Drachen dabei. Er ist zusätzlich furchteinflößend. Die Cerebras sind solche Biester nicht gewöhnt."
„Sie reiten Greife. Reittiere für Weiber und Männer ohne Eier in der Hose." Bastard spuckte verächtlich auf den Boden.
„Das machst du nachher sauber."
Bastard verdrehte die Augen.
„Wenn er es unterschrieben und abgeschickt hat, warten wir einfach. Der Krieg wird nicht lange auf sich warten lassen. Sekander ist der schlechteste Diplomat nördlich von Crusadia, er wird einen Krieg beginnen, weil eine Hure ihn schief anschaut. Wichtig ist nur, dass ihr nach getaner Arbeit so schnell wie möglich aus der Stadt verschwindet. Denn sie werden euch jagen."
Raybeau verschränkte die Arme. „Was soll ich tun? Dem Hurensohn oder dem Eiswolf Gesellschaft leisten?", knurrte er missmutig.
„Du, Raybeau, bist der Mensch, der alles im Auge behält. Wenn etwas schief gelaufen ist, kommst du zu mir und berichtest, was passiert ist. Nebenbei kannst du nach De Oro suchen und ihn umbringen. Die ganze Bruderschaft wird dir dafür danken."
„Woher wisst Ihr, dass er in Caldera sein wird?"
„Wo sollte er sonst sein? Er wird nach Caldera kommen, um mich dort aufzuhalten. Oder jene, die meine Befehle ausführen. Sonst hat er keinen anderen Anhaltspunkt mehr, er weiß nur, dass ich den König in Caldera töten will. Als er in Lichtenturm das Massaker veranstaltet hat, hat er auch seinen Spion ermordet, wie dumm von ihm. Denn der Spion war in den Mannschaft, und von ihnen ist nur einer am leben. Einer, der auf blutige Rache sinnt."
„Wie hübsch", murmelte Raybeau. Doch sein Blick verriet, dass er dort sein würde.
„Eine Frage", sagte Bastard plötzlich und setzte sich auf. „Wo wirst du sein?"
Komarov und Raybeau wandten sich zu ihm um. Zu dritt starrten sie ihn an.
Ravan grinste gewinnend und bemühte sich, sich nicht unter ihren Blicken zu winden. Das ist der unangenehme Teil. „Ich werde in Diavolo Pueblo sein."
Bastard zog die Augenbrauen zusammen. „Wo?"
„In Diavolo Pueblo. Eine kleine Stadt im Norden der Insel Serpiente, die zu den Tierras Santas del Este gehört. Sirea-Territorium."
„Warum bist du dort?", wollte Bastard misstrauisch wissen.
„Ich habe schon oft mit dem Statthalter dort Geschäfte gemacht. Es ist einer meiner Stützpunkte. Das ist der Ort, zu dem ihr fliegen müsst, wenn es vollbracht ist... oder wenn etwas schiefgelaufen ist."
Bastard unterbrach ihn. „Lass mich das kurz zusammenfassen. Du sitzt in Diavolo Pueblo und lässt dich von dem Statthalter verwöhnen, während wir für dich unser Leben riskieren?"
Ich hatte es eigentlich nicht so direkt sagen wollen, aber wenn wir nun dabei sind... Ravan sah ihm in die Augen. „Ay, genau so. Wofür sonst bezahle ich euch?"
„Warum hast du dann die ganze Reise gemacht, wenn du auch mich hättest losschicken können?", zischte er ätzend.
„Weil ich weiß, dass man, wenn etwas richtig erledigt werden soll, es selbst gemacht werden muss. Hättest du es geschafft, Komarov allein aus dem Gefängnis zu befreien? Hättest du es geschafft, in der kurzen Zeit, die wir gebraucht haben, einmal in die Hölle aus Eis und zurück zu segeln? Nein, hättest du nicht. Ich würde auch den König alleine töten. Aber ich bin ein miserabler Schütze, und ich denke, die Cerebras tragen gerne Lykanerpelz. Deswegen will ich es nicht riskieren. Deswegen lege ich es in eure fähigen Hände. Ich traue nur wenigen, und ihr könnt euch geehrt fühlen, dass ich euch diese Sache anvertraue. Das ist das größte Verbrechen, das ich bisher begangen habe, und es wird mir viel einbringen, und eine Menge hängt von euch ab." Oder eher in meinem Namen begangen und die höchsten Wellen schlagen wird.
„Das ist also deine Art zu sagen Wenn ihr es versaut, wird es euch leidtun." Bastard war nicht beruhigt.
„Aye. Das ist der Sinn daran, Handlanger zu haben. Man sitzt im Hintergrund, und lässt sie die Drecksarbeit erledigen. Wenn es schief läuft, bin ich nicht einmal daran schuld." Ravan lächelte und wandte seinen Blick nicht von Bastard, der mühsam beherrscht mit seinem Messergriff spielte.
Der Söldner biss die Zähne zusammen. „Für dich zählt auch nur der Profit. Du bist wirklich eiskalt, oder? So kalt wie er." Er wies auf Komarov, der sich wie Raybeau nicht im Geringsten an Ravans Plänen zu stören schien.
Komarov ist Soldat. Er kennt es, den Kopf für andere zu riskieren. Und Raybeau ist in den Diensten meines Kartells, so lange ich denken kann. Er weiß, was es bedeutet, eine gefährliche Aufgabe zu bewältigen und die Folgen zu tragen, falls er scheitert. Wie oft ist er von Piraten angegriffen worden? Und wie oft hatte er die Flotte der Königreiche im Nacken? Aber warum macht Bastard jetzt so einen Aufstand? Er ist Söldner. Gewalt für Geld. Ob er sich jemals bei einem anderen Auftraggeber so beschwert hat? Ich denke nicht. Aber warum dann jetzt?
Ravan schüttelte seine Gedanken ab und zuckte mit den Schultern. „Wäre ich woanders, als dort, wo ich heute bin, wenn es anders wäre?"
Bastard atmete tief durch. „Nun gut. Verdammt, ich muss nur einmal an dein Gold denken, und ich weiß, was ich tun muss." Sein schnaubendes Lachen war ohne jeden Humor.
„Gut, dann bist du auf dem richtigen Weg." Oder auf dem falschen, wie jeder Mensch mit einem halbwegs intakten Gewissen sagen würde. „Ihr werdet euch noch heute nach Caldera aufmachen. Komarov, Raybeau, ihr werdet euch Greife kaufen." Er überging Bastards belustigtes Kichern. „Ich gebe euch das Geld dafür. Bringt euch nicht gegenseitig um, ich brauche euch noch. Es soll genau eine Person sterben, und das ist der König, habt ihr mich verstanden? Ich zähle auf euch." Wie ergreifend. Bastard wird es schwer haben. Zwei Gefährten, die ihn hassen wie die Pest. Aber bei der Menge Gold, die ich ihm bezahle, die in Crusadia auf ihn wartet, wird er das ertragen.
Raybeau und Komarov nickten Ravan zu und verließen die Kajüte. Bastard erhob sich vom Bett und nahm seinen Waffengurt, den er an einen Nagel in der Wand gehängt hatte. Seufzend schnallte er ihn sich um. „Zumindest wird die Feier zu Valerijahs Verlobung unvergesslich sein", witzelte er und folgte seinen Kameraden.
Ravan überlegte, ob er ihm viel Glück wünschen sollte, und verwarf es. Und wieder tun wir das, was wir am besten können. Einen halbgaren Plan entwerfen, ihn befolgen, warten, bis alles schief läuft, und dann improvisieren. Nur, dass diesmal mein Leben davon abhängt. Wenn es schief läuft, werden sie mich verfolgen, und wenn sie mich haben, werden sie mich nicht nur hängen.
Wieder wurde ihm bewusst, wie nahe am Verderben er tanzte, und dass sein Fall sehr tief sein würde, sollte Komarov scheitern. Und anders als in Imarad spürte er nun tatsächlich einen Anflug von Angst.
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