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50. ...wird Sturm ernten

The pouring rain sticks my hair to my face

An empty gaze is all I have left

The stars that once lit my way have dimmed, the sky turned grey,

The path, once so clear, faded away

- Turisas, Stand Up and Fight


Alles schmerzte. Seine Schulter, wo Darnoveys Kugel ihn verletzt hatte, selbst nach fast einem Monat. Seine Füße, sein Rücken, seine Arme, dort, wo die Seile eingeschnitten und ihn an den Mast gebunden hatten, sein Kopf, der bei jedem Sprung des Schiffes gegen das Holz gestoßen hatte, seine Beine, die ihn nach dem Ritt nicht mehr gehorcht hatten. Rusty hatte ihn schließlich losgebunden, durchnässt mit eisig kaltem Wasser und durchgefroren, jedoch erst, als sie kurz vor Lichtenturm lagen. Seitdem hatte Nicolas seine Hängematte nicht verlassen, und er dämmerte erschöpft und wütend vor sich hin. Sein Atem bildete Wölkchen in der eisigen Luft.

Doch was am meisten schmerzte, war sein Stolz. Er hatte Stärke beweisen wollen, die Macht und die Kraft des Menschlichen gegen die Bestie, die Darnovey war, und er hatte verloren. Aber er hat meinen Vater getötet. Das war es, was ich wissen wollte. Er hat ihn getötet, und er wollte mich auch umbringen. Doch er hat es nicht geschafft, und für seine Taten wird er sterben. Es gibt keine Gerechtigkeit und keine Ehre auf der Welt, und jeder, der etwas anderes denkt ist entweder dumm oder ein Träumer. So wie ich es war. Ich bin Darnovey zum Dank verpflichtet, er hat mir die Augen geöffnet, dachte er bitter. Er spürte den Wolf in sich schreien, vor Zorn, Freude und Rachedurst. Doch er unterdrückte es nicht. Es kümmerte ihn kaum. Ich habe ihn immer noch unter Kontrolle. Immer noch. Immer noch... Ein wütendes Knurren schmerzte in seiner Kehle, doch er hustete es weg.

Und er hatte Morgaine herausgefordert. Er hätte alles erwartet, ihre übliche Wut, ihre Beschimpfungen, doch am Ende hätte sie nachgegeben. Doch nicht dieses Mal. Stattdessen hatte sie seinen Nachteil gegen ihn verwendet. Ich habe Stärke gezeigt, und sie akzeptiert mich immer noch nicht. Sie bestraft mich, für das, was ich sein sollte. Sie will mich wieder in die Schwäche treiben. Doch das war ich einmal. Ich werde ihr zeigen, was wahre Stärke bedeutet... Die Stärke der Bruderschaft.

Nicolas schnappte nach Luft, als er spürte, wie sich die Knochen in seinem Gesicht verschoben, und der Schmerz in seine Glieder fuhr. Hektisch sah er sich um, doch unter Deck war niemand, die Dunkelheit wurde nur durch eine beinahe heruntergebrannte Kerze erhellt, die gespenstische Schatten um die leeren Hängematten spielen ließ. Um ihn herrschte drückende Stille, bis auf das Lecken des Wassers an die Bordwand und dem Gelächter der Männer draußen. Lichtenturm. Noch so eine elende Stadt wie Port Rodriguez und Amostown.

Als er sich langsam aufrichtete und die Decke von seinen Schultern fiel, in die Rusty ihn gehüllt hatte, erwartete er schneidende Kälte, doch ihm war warm. Schrecklich warm. Alles in ihm schrie nach frischer Luft, nach Rache, nach Blut. Mit zitternden Händen schlüpfte er in seine Stiefel, dann trat er an Deck.

Auch dort war es ruhig, bis auf eine Gruppe Männer, die in einer Ecke saßen, eingehüllt in warme Mäntel, die Schwerter neben sich, und sich über einem Würfelspiel stritten. Eine Flasche wurde herumgereicht, immer wieder warfen wie verstohlene Blicke zur Gangway. Die Wache für diese Nacht. Vage erinnerte Nicolas sich an Morgaines Befehle. Den Männern war es erlaubt worden, sich in der Stadt zu vergnügen, sie selbst war mit Murdoch aufgebrochen, um den Hafenmeister nach einer Überfahrt in den Norden zu fragen, doch sie waren seit mehreren Stunden verschwunden. Wenn sie sich nicht immer noch mit dem Hafenmeister stritt, war sie in der Stadt und ertränkte ihre Sorgen in Rum und Vodka.

Nicolas spürte kaum, wie der eisige Schnee in seine Haut stach, als er zu ihnen trat. „Ihr." Seine Stimme klang rau wie das Gestein des Turms, der die Stadt überragte.

Die Männer sahen von ihrem Würfelspiel auf. Es waren zehn, und Nicolas kannte sie. Sie waren der Abschaum von Morgaines Crew. Die, die ihn am meisten verachteten. Das werden sie nie wieder. Niemals. „Kommt mit mir."

Einer von ihnen lachte. „Träum weiter, Junge."

„Steht auf. Sofort." Etwas in Nicolas' Tonfall war wohl aggressiv genug, dass einer von ihnen aufstand. Er erinnerte sich vage an seinen Namen. Der Eiserne Joe.

„Was willst du, De Oro?" Eisenjoe spuckte auf den Boden

„Folgt mir, für Blut und Gold." Dafür tun sie alles. Die Joes, der verdammte Haracaner, der geschwätzige kleine Hurensohn, Morgaines sadistischer Bettwärmer, sie alle.

Eisenjoe legte den Kopf schief. „Wie außergewöhnlich poetisch. Was genau willst du von uns?"

„Immer wollt ihr töten und kämpfen." Nicolas spürte, wie der Wolf seine Worte verzerrte.

„Ja, und du willst es nicht, du feiger Hurensohn." Eisenjoe lachte, doch Nicolas hörte Interesse in seiner Stimme, und den Willen, für einen Weg aus der Langeweile eine Menge zu tun.

„Oh doch. Das will ich sehr wohl." Nicolas sah die Männer an. „Ihr wisst, wer ich bin, und wer ich sein kann. Und ihr wisst, warum ich hier bin."

„Weil wir dich hierher geschleppt haben, auf deinen Befehl hin, De Oro. Was willst du von uns?" Eisenjoe ließ die Knöchel knacken.

„Darnovey hat meinen Vater getötet. Ich will mich rächen. Doch er nimmt mich nicht ernst. Er denkt, ich sei nur ein kleiner, dummer Junge, der auf die Gerechtigkeit vertraut."

Der Haracaner, Dibah, legte den Kopf schief. „Ist das denn so?" Sein Akzent ließ den Satz wie eine Drohung klingen.

„Nein. Nicht mehr. Ich will Darnovey zeigen, dass ich gelernt habe." Und nebenbei Morgaine heimzahlen, was sie mir angetan hat. „Ich will ihm wehtun. Ihm seinen Weg nach Süden nehmen. Und ihm die Wege der Bruderschaft beibringen, die er so liebt."

Der Steinerne Joe lachte. „Rede nicht, sondern sag uns, was wir tun müssen." Sein Dolch glänzte im Licht der Fackel.

„Folgt mir", sagte Nicolas einfach.

Die beiden Joes waren sofort auf den Beinen, der Haracaner grinste blutdurstig. Jamie Blakk warf einen unwohlen Blick über das leere Deck und schien über eine mögliche Strafe nachzudenken, doch er folgte Nicolas ebenfalls. Ihre Waffen klirrten leise in der Dunkelheit, ihre Stiefel klangen dumpf auf dem Holz des Stegs.

Schweigend liefen sie an den Docks entlang, Menschen, Vintas und Eiswölfe traten nervös aus ihrem Weg, als spürten sie, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Niemand hinderte sie, als Nicolas auf eine Fregatte zutrat, deren zerfetzte Flagge eine Krone zeigte. „Das ist sie. Wir töten jeden an Bord. Niemand wird verschont. Verstanden?"

„Nicolas!"

Nicolas sah sich nach dem Mann um, der nach ihm gerufen hatte, und entdeckte Rusty. In seinem Gesicht mischten sich Verwirrung und Hoffnung. Schnell verbargen die Männer die Schwerter hinter dem Rücken. „Rusty. Willst du dich uns anschließen?"

Rusty sah ihn und die zehn Männer an. „Wobei?" Seine Stimme wurde eindeutig skeptisch. „Ich wusste gar nicht, dass es dir besser geht. Ich dachte, du wärst noch müde vom Ritt." Er sah unwohl auf seine Füße.

„Es geht mir bestens", sagte Nicolas schroff.

Rustys Lächeln schien etwas gezwungen, doch sprach seine offensichtlichen Zweifel nicht aus. „Warum bist du hier? Die Kneipen und Hurenhäuser sind dort drüben, und nicht hier am Wasser." Er sah an ihm vorbei zu den Männern. „Gerade du, Pokey, solltest das wissen", scherzte er, doch niemand lachte.

Der Eiserne Joe spuckte auf den schlammigen Boden. „Heute Abend wird genau eine Hure gevögelt, und das ist diese da." Er wies auf die Leviathan. „Hilfst du uns? Du bist ein guter Kerl, ein echter Seemann. Da wirst du dich uns sicher anschließen!"

Ein Funken angewiderte Bewunderung regte sich in Nicolas. Er weiß genau, wie er Rusty dazu bekommen kann, uns zu helfen. Wenn er sich uns nicht anschließt, ist er kein Mann mehr. Er spürte Rustys flehenden Blick auf sich ruhen, doch er ignorierte ihn. Du bist mein Freund, oder warst es einmal. Beweise deine Loylität.

Rusty verlagerte nervös das Gewicht. „Natürlich schließe ich mich euch an. Warum auch nicht? Schließlich ist Nicolas unser Anführer, was soll da schiefgehen?" Seine Stimme war um ein paar Töne höher als normal.

Nicolas lächelte dünn. Er wird verschwinden, wie eine Ratte, sobald es ernst wird. „Nun gut. Gehen wir. Wer mich verrät, stirbt."

Irgendjemand lachte ungläubig, doch der Steinerne Joe zischte in die Richtung, aus der das Gelächter gekommen war, und murmelte etwas, das Nicolas nicht verstand. Wahrscheinlich eine Warnung.

Leise schlichen sie voran, auf den Steg, über die Gangway, auf das schlafende Schiff. Ein einsamer Mann brütete über einer Öllampe, eingehüllt in eine Decke. Er sah den Dolch, den Pokey ihm in die Kehle rammte, nicht einmal kommen. Morgaines Männer traten hinab unter Deck, bewaffnet mit Schwertern und Äxten, und Nicolas sah an ihren Bewegungen, dass es nicht das erste Mal war, dass sie eine Besatzung überraschten. Mit eisiger Genugtuung folgte er ihnen. Er griff an seine Hüfte und tastete nach dem Schwertgriff, doch seine Hand fuhr in die Luft. Für einen Moment war er versucht, nach einem Schwert zu suchen, doch dann hörte er den Ruf.

Komm zu mir, komm her, runter zu mir. Töte sie alle. Zeige ihnen, wer du sein kannst, wer du wirklich bist. Töte die Männer, töte Darnovey, töte jeden, der dir schaden will. Zeig der Welt den wahres Gesicht. Wer braucht Waffen, wenn man wahre Macht haben kann? Der Wolf krallte sich eisern in sein Bewusstsein, sein Gesang war laut wie der Donner vor dem Westerturm. Nicolas taumelte einen Schritt zurück, als der Abgrund zuschlug. Er spürte das Fell auf seiner Haut, seine Knochen verschoben sich knirschend, als sein Gesicht sich in die Länge zog. Ein Knurren ballte sich in seiner Kehle zusammen, und als er es losließ, spürte er die Erleichterung.

Er hatte das Gefühl, nach einer langen Hitze in eiskaltes Wasser zu tauchen. Macht floss durch seine Adern, kalt wie das Meer, tödlich wie die Dämonen des Nordens. Am Rande seine Bewusstseins spürte er, wie er fiel, Fell überzog seine Haut, seine Sinne schärften sich. Er roch das brackige Wasser, die Menschen auf dem Dock und das Blut der Seemänner unter ihm, die in ihren Hängematten ermordet wurden. Der Wind in seinem Fell fühlte sich an wie die Finger einer Frau, sanft und voller Liebe, und brachte den Geschmack von Tod und Kampf. Das Licht des Vollmonds ließ das Schiff blau leuchten. Du bist da, summte der Abgrund, und Nicolas spürte, wie sich seine Schwäche verflüchtigte. Ich bin unsterblich. Niemand, weder Darnovey, noch Morgaine, noch die Bruderschaft kann mich aufhalten, auf meinem Pfad der Rache.

Ein Schrei zerriss das Rauschen in seinen Ohren, und er starrte auf die Luke, die hinab in die unteren Decks führte. Schritte wurden laut, und mit einem grausamen Knurren folgte er den Männern.

Unter Deck herrschte das Massaker. Die Mannschaft war nicht vorbereitet gewesen, und sie fielen unter den Schwertern der Männer wie Grashalme unter einer Sense. Ein paar wenige wehrten sich halbherzig, doch ihre Müdigkeit und ihre Überraschung war ihr Verhängnis.

Plötzlich entdeckte er einen einzelnen Mann mit dunkelblonden Haaren, der mit einem Schlüsselbund die Treppen hinunter rannte, tiefer in die Eingeweide des Schiffes hinein. Ohne zu Zögern stürmte er ihm hinterher, seine Pranken trommelten dumpf über die Planken. Auf der Treppe stolperte er, schmerzhaft prallte er gegen die Wand, doch er erhob sich wieder und nahm die Verfolgung wieder auf. Der Mann hetzte durch die Ladung, Dinge hinter sich umstoßend, scheinbar mit einem Ziel. Nicolas setzte über ein Fass und einen Sack hinweg und schnappte nach dem Blonden, doch seine Kiefer erwischten nur die Luft. Mit einem frustrierten Heulen sprang er erneut auf ihn zu, seine Krallen zerrissen sein Hemd, doch er verlangsamte seinen Schritt nicht.

Als Nicolas' Heulen aus dem Schiffsbauch erwidert wurde, stutzte er. Ist Darnovey noch hier? Nein, das kann nicht sein.

Die Sekunden, die er in seiner Verwirrung verbrachte, nutzte der Seemann, um bis zu den wenigen Zellen vorzudringen. Mit bebenden Fingern zückte er einen Schlüssel und öffnete die Zellentür, die sich mit einem scheußlichen Quietschen öffnete. Als er einen Schritt zurücktrat, versenkte Nicolas seine Zähne in seinem Brustkorb und schleuderte ihn zur Seite. Der Mann fiel zu Boden und blieb reglos liegen.

Aus der Dunkelheit neben ihm, aus der Zelle, drang plötzlich ein Knurren, lauter und dunkler als sein eigenes. Etwas regte sich, und als Nicolas prüfend Luft einsog, roch er fauliges Fleisch und den Gestank eines wilden Tieres. Die Kreatur stemmte sich stöhnend auf die Beine, und als Nicolas sich zusammenkrümmte, um sie anzugreifen, traf eine Pranke ihn in die Seite, und er wurde gegen die Bordwand geschleudert. Wütend schüttelte er sich die Benommenheit aus dem Kopf und knurrte seinen Angreifer an.

Er war ebenfalls ein Wolf, doch statt wie Nicolas selbst schmal, mit sandfarbenem Fell und flink zu sein, ein Mischwesen aus Wolf und Mensch, war er gigantisch, groß wie ein Pferd, mit einem breiten, muskulösem Brustkorb und kräftigem Kiefer. Seine Vorderpranken waren bewehrt mit schwarz glänzenden Klauen, stark genug, um ihm mit einem Schlag die Eingeweide herauszureißen. Sein Fell hing ihm lang, struppig und grauschwarz am Körper hinab. Als er die Klauen über die Planken zog, hinterließen sie tiefe Rillen. Seine Knurren klang wie Donner.

Ein Gefühl kroch in Nicolas hoch, das er nicht sofort erkannte. Der dunkle Wolf schüchterte ihn ein, und er kämpfte gegen den Drang an, davonzurennen. Wütend schob er seine Angst beiseite und trat er auf die Bestie zu und fletschte die Zähne. Ich bin ein Bruder des Lykaon. Ich fürchte niemanden. Auch nicht dieses Biest.

Der dunkle Wolf trat aus der Zelle hinaus, sein Fell sträubte sich im Schein des Mondes, der durch eine Spalte zwischen den Planken hineinfiel. Ein Beben lief durch seinen Körper, als er sich vor Nicolas aufbaute und die Krallen erneut mit einem scheußlichen Geräusch in die Planken schlug. Langsam reckte er den Kopf nach vorn und zog die Lefzen nach oben, seine Zähne schimmerten wie Stahl, lang und schmal wie Dolche.

Plötzlich hörte Nicolas schnelle Schritte hinter sich, und aus den Augenwinkeln erkannte er zwei Männer, die er nicht kannte. Überlebende der Crew. Sie stolperten beinahe über ihre eigenen Füße, als sie die beiden Wölfe sahen, und wieder zurück zur Treppe rannten. Einer von ihnen rief etwas, dessen Bedeutung er erst einige Sekunden später verstand.

„Lauft! Lauft um euer Leben! Er hat Cravo befreit! Lauft! Bringt euch in..." Der Schrei erstickte in einem Gurgeln, als einer der Männer der Kroneneinhorn sein Schwert in seinem Hals versenkte.

Cravo. Das ist also sein Name. Nicolas fixierte den dunklen Wolf und wollte ihn anspringen, als der Wolf die rennenden Männer entdeckte. Sein Kopf ruckte nach oben, seine Nüstern weiteten sich. Sein Heulen klang wie ein Sturm, eine Mischung aus einem donnernden Brüllen und dem Schreien von Wind in der Takelage. Er erinnerte Nicolas an den Ritt, und sein Fell sträubte sich.

Dann preschte Cravo los. Sein breiter Körper riss die Ladung mit sich, Bretter barsten unter seinem Ansturm, als er die viel zu enge Treppe hinaufrannte. Nicolas folgte ihm, über das Unterdeck, durch die vielen toten Seemänner, das Werk der Zehn aus Morgaines Crew. Sie hatten volle Arbeit geleistet. Nicolas knurrte anerkennend durch seinen rasenden Atem. Sie sind Abschaum, doch das ist es, was wie wirklich können.

Mit einem letzten gewaltigen Sprung brach Cravo auf das Hauptdeck, im selben Moment, in dem es Nicolas gelang, seine Zähne im Hinterlauf des Wolfes zu versenken. Cravo heulte auf und wirbelte herum, Nicolas wurde gegen die Reling geschleudert. So befreit, wandte sich Cravo den zehn Männern zu, die mit gezogenen Waffen kampfbereit auf dem Deck standen. Ein paar waren verletzt, doch nicht ernst. In ihren Augen stand die Angst.

Schließlich trat ein Mann vor, mit einer Pistole in der Hand, und schoss. Er verfehlte den Kopf des dunklen Wolfes und traf stattdessen seine Schulter. Zögernd trat er zurück, doch Cravo packte seinen Oberkörper und schleuderte ihn mit einer schnellen Bewegung davon. Knackend prallte er gegen den Mast eines benachbarten Schiffes und fiel mit einem dumpfen Schlag auf die Planken. Jemand schrie erschrocken auf, doch es war sicher nicht der Mann.

Die Neun wichen zurück, der Eiserne Joe gab Befehle, und die ängstlichen Männer formierten sich, die Schwerter erhoben, während Cravo knurrend auf sie zutrat. Nicolas beobachtete ihn, stellte sicher, dass er sich auf die Männer konzentrierte, und sprang ihn dann an. Schnell versenkte er seine Zähne in der kräftigen Schulter des Wolfes, der sich brüllend im Kreis drehte. Das Fell schmeckte nach Dreck und fauligem Fleisch, doch Nicolas ließ nicht los, während die Männer ebenfalls angriffen. Cravo erwischte den Haracaner, Dibah, doch ließ ihn wieder los, als er mit dem Dolch nach seiner Schnauze stach. Stöhnend fiel Dibah zu Boden, sein Brustkorb eine blutige Masse. Ein zweiter Mann, dessen Namen Nicolas nicht kannte, kam ebenfalls zwischen die gewaltigen Zähne des dunklen Wolfes.

Plötzlich spürte Nicolas, wie Cravo sich anspannte. Ein Zittern durchlief seinen Körper, Nicolas verlor den Halt und rutschte hinab auf die Planken. Der Wolf brüllte erneut, laut wie ein Drache, und Nicolas sah, wie ein Schwert zwischen seinen Rippen steckte, während Pokey unbewaffnet vor seinen Zähnen davonrannte. Cravo biss nach ihm, und nur im letzten Moment gelang es Pokey, seinen Arm aus dem Maul zu befreien. Seine Arme zeigten lange, tiefe Kratzer.

Die Menschen auf dem Kai hoben ängstlich und neugierig ihre Köpfe in die Richtung der Leviathan. Beeilung, oder wir haben gleich die Stadtwache am Hals. Oder Morgaine. Doch er fürchtete keinen von ihnen. Er war ein Bruder des Lykaon. Niemand konnte ihm etwas antun. Ich habe Darnovey gezeigt, wer ich wirklich bin. Doch mein Werk ist nicht vollendet, bis dieses Monster tot ist.

Schnell sprang er auf und griff Cravo an. Seine Zähne bekamen den muskulösen Nacken des Wolfes zu fassen, und er biss zu. Cravo heulte markerschütternd, seine Krallen rissen die Planken auf, doch Nicolas ließ ihn nicht los. Er sah, wie der Steinerne Joe auf ihn zustürmte, mit einem Schwert in der Hand. Mit einem Schlachtruf holte er aus und stieß es bis zum Heft ins Auge des Wolfes. Cravo kreischte, seine Beine traten um sich und seine Krallen trafen den Steinernen Joe, der mit einem Wutschrei zurücktaumelte, und blieb dann mit einem letzten Zucken liegen.

Erschöpft löste Nicolas sich von dem Kadaver, schwarzes Blut strömte über die Planken wie Wasser. Er sah, wie der Steinerne Joe ihm anerkennend zunickte. Durch sein Gesicht zog sich ein tiefer Kratzer, Blut lief in sein Auge, und er wischte es weg. Er sagte etwas, das Nicolas nicht verstand, und plötzlich erinnerte Nicolas sich.

Es war lange her, dass er sich zuletzt verwandelt hatte, und die Trennung von seiner Wolfsgestalt schmerzte mehr, als er es in Erinnerung hatte. Zu der brüllenden Pein in seinen Knochen und seinem geschundenen Körper gesellte sich ein dumpfes Pochen in seinem Herzen, ein Verlangen nach Blut und Kampf. Er hatte es früher verabscheut und nie verstehen können, dass man diesem Verlangen nachgab, doch nun wusste er es. Man ist unbesiegbar. Ich konnte es mit dieser Bestie aufnehmen, und das hätte ich als Mensch nie gekonnt. Für einen Moment lag er nackt auf den Planken, doch weder spürte er die Kälte, noch die beifälligen Blicke der Männer aus Morgaines Crew, nur den Nachhall der Kraft des Wolfes.

Als der Steinerne Joe ihm eine Hose zuwarf und so seine seligen Erinnerungen durchbrach, hätte er ihn beinahe angeknurrt, doch er beherrschte sich. Langsam schlüpfte er in das Beinkleid und ließ sich von Steinjoe auf die Beine helfen.

„Respekt, De Oro. Ich habe den Captain schon oft als Biest gesehen, aber du bist 'ne besondere Sorte. Würdest sie sicher besiegen können, wenn du es nur versuchen würdest. Ich meine, du hast ihn besiegt." Er spuckte auf den toten Cravo und wischte sich wieder das Blut aus dem Gesicht. „Hab Jamie nach unten geschickt, damit er dir 'n paar Klamotten besorgt. Ist widerlich kalt."

Ich fühle nichts. Weder die Kälte noch die Müdigkeit. Nur das Hochgefühl. Er hörte kaum, was Steinjoe sagte, und zog sich nur gedankenversunken die blutige Kleidung an, die Jamie Blakk ihm mit einem ehrfürchtigen Blick brachte.

„Bitte sehr, Master de Oro, Sir, hat mich sehr gefreut, an Eurer Seite kämpfen zu dürfen, Sir", sagte er schleimig. Nicolas ignorierte ihn und bändigte seinen Abscheu.

Pokey trat auf ihn zu, die Männer hinter sich. Er verband gerade mit einem Stoffstreifen seinen blutigen Arm. „Was tun wir jetzt, De Oro?"

Fahrt doch zu den Dämonen. Ihr habt getan, was ihr konntet. Ihr wart mein Mittel zum Zweck, und ich brauche euch nicht mehr. Nicolas wandte sich an Pokey und wollte antworten, doch der Eiserne Joe kam ihm zuvor. Mit einem breiten Grinsen legte er seinen Arm um Nicolas. „Wir feiern. Wie haben gesiegt, wir haben diesem Darnovey gezeigt, dass mit De Oro nicht zu spaßen ist, und auf den armen Jonston und den bedauernswerten Bill müssen wir auch trinken. Er soll nicht umsonst gestorben sein, und wir wären miserable Kameraden, wenn wir uns zu seinen Ehren nicht betrinken und ein paar Huren besteigen würden!"

Die Männer jubelten, und Eisenjoe wandte sich an Nicolas. „Vielleicht finden wir auch deine süße kleine Missy Blackheart, und du kannst ihr zeigen, wie es ist einen Wolf im Bett zu haben", flüsterte er ihm mit einem süffisanten Grinsen.

Nicolas erstarrte. Roxane. Mit einem Mal umschloss ihn die Kälte des nordischen Herbstes mit aller Macht, und seine Müdigkeit und sein Schmerz schlugen zu. Ihm wurde dunkel vor Augen, Cravos Leiche flimmerte vor seinem inneren Auge, die toten Seemänner schienen ihn durch die Planken hindurch anzustarren. Beinahe wäre er zusammengebrochen, doch Eisenjoes Arme hielten ihn aufrecht. Was habe ich getan? Was habe ich mir dabei gedacht? Ich war wahnsinnig, ich habe alle meine Prinzipien über Bord geworfen, und warum? Wem wollte ich etwas beweisen? Darnovey? Das einzige, was ich ihm gezeigt habe, ist, dass ich genauso kaputt und ehrlos bin wie er... Ich habe ihm nur recht gegeben. Morgaine? Sie wird mich töten für das, was ich getan habe... und für das, zu dem ich ihre Männer verleitet habe... Oh Geister... Roxane... Er konnte sich ihr Entsetzen, ihre Enttäuschung ausmalen, und wusste, dass er jegliche Chance auf ein Leben mit ihr verspielt hatte. Warum habe ich mich so benommen, als sie mich vor dem Sturm gebeten hat, wieder zur Vernunft zu kommen? Ich war krank vor Zorn und wahnsinnig vor Schmerz, doch warum habe ich mich nicht von ihr zurückholen lassen? Weil ich wusste, dass ich sie nicht bekommen würde, selbst wenn ich mich ändern würde? Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, einfach hier zu bleiben, zwischen den Toten, und in seinen Vorwürfen zu ertrinken, doch er wurde von Eisenjoe mitgezogen. Er wehrte sich halbherzig, doch der Eiserne Joe lockerte seinen Griff nicht.

„Es gibt kein Problem, das nicht so schlimm wäre, als dass man es nicht in Rum ertränken könnte", raunte der Seemann leise. „Bald bist du wieder glücklich. Und wie pflegte unser Freund Levasque nicht immer zu sagen? Man kann mit Geld kein Glück kaufen, aber eine willige Hure und Rum, und das ist verdammt nahe am Glück!"

Nicolas fühlte, wie seine Verzweiflung wuchs. Oh Geister, Rusty... Wo ist er? Ich kann mich kaum erinnern, ihn zuletzt gesehen zu haben... Er hat sicher Morgaine gewarnt... Doch statt die anderen Männer zu warnen, ließ er sich einfach mitziehen, und hoffte, dass Eisenjoes Worte wahr waren.


~ ~ ~

Ich komme und komme nicht weiter. Der Writer's Block hält mich tapfer in seinen Fängen... Hilfe...


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