♕17 - Eldiven♛
♕ Jeongguk♛
Ich wusste nicht, was in letzter Zeit mit mir los war oder weshalb ich so fühlte, wie ich es derzeit tat, aber aus einem unerklärlichen Grund fingen die Wände meines Gemaches und die Umrisse dieses Palastes an mich zu bedrängen. Ich fühlte mich nicht mehr wohl an dem Ort, den ich Zuhause nannte und suchte deshalb Zuflucht in der Außenwelt. Sowie heute Morgen, als ich mein erstes, wirkliches Gespräch mit Taehyung hatte, das nach wie vor wie eine nicht erlischende Flamme in meinem Kopf brannte.
Sicher würde er behaupten, dass das Blut an meinem Haupt der Grund für mein Gefühlschaos sei, doch ich schüttelte bloß den Kopf und klatschte mir mit den Händen gegen die Wangen.
»Damit sollte ich meine Gedanken nicht verschwenden«, murmelte ich leise vor mich hin und seufzte, während ich in der Nähe des Teiches auf und ab wanderte, ohne überhaupt ein Ziel zu haben.
»Sieh es nicht als Zeitverschwendung an, Prinz von Atirian.« Schlagartig drehte ich mich um und erblickte eine mir völlig fremde Gestalt, deren Gesicht unter der Kapuze ihres Mantels versteckt ist. Alarmiert zog ich mein Schwert aus seiner Scheide, »Wer bist du?«
»Na, na, kein Grund zur Aufregung. Ich möchte mich nur ein wenig umsehen, da wird der Prinz doch sicherlich ein Auge zudrücken oder nicht?«, hörte ich die männliche Gestalt vor mir scherzen und der Fakt, dass ihm der Ernst der Lage scheinbar egal war, brachte mich in rage. Wütend funkelte ich ihn an, »Wer zum Teufel bist du?«
»Ich heiße Gladion und ich bin nichts weiter als ein einfacher Besucher, der sich in Gedanken weit raus in eine friedliche Zukunft träumt.« Irritiert blickte ich ihn an, dieser Kerl hatte eine seltsame Aura und ich war vorsichtig, dennoch sagte mir etwas, dass er keine bösen Absichten hatte.
»Wow, dieser Ort ist einfach unglaublich! Wenn ich an all die Hoffnungen und Sehnsüchte, das Blut, den Schweiß und die Tränen denke, die vergossen wurden um die Menschheit auf einen Stand und in eine Situation wie diese gebracht haben... Glaub ja nicht, dass ich nicht wüsste, welche Machenschaften hier vor sich gehen.« Seine Hand umfasste den Stoff seiner Kapuzen und augenblicklich blickte ich in ein funkelndes, rotes Augenpaar, dessen fester Blick mich unangenehm gegen eine imaginäre Wand nagelte.
»Was soll das heißen?«, fragte ich ihn und biss meine Zähne zusammen, denn eigentlich hätte ich diesen Eindringling schon längst verjagen sollen. Irgendwas in mir drinne sagte mir jedoch, dass ich seinen Worten lauschen sollte.
»Für einen jungen Prinzen bist du erschreckend schwer von Begriff«, sagte er höhnend und schüttelte seinen Kopf leicht.
»Wie bitte?«, wollte ich sichergehen, dass er es tatsächlich wagte in einem solchen Ton mit mir zu sprechen.
»Blut wird vergossen und Leben wird geboren, das ist der Kreislauf dieser Welt und das Schicksal, das die Reiche Atirian und Alvarez schon seit sehr langer Zeit erwartet. Aber genau dieser Kreislauf war es, der die Menschheit schon vor 4000 Jahren fast zum Fall gebracht hätte. Ihr lebt in dem Glauben, der Menschheit und dieser Welt einen Gefallen damit zu tun, doch letztendlich seid ihr im Begriff, die Fehler eurer Vorväter zu wiederholen. Wenn nicht sogar noch größeres Unheil anrichten als eure Ahnen.«
»Also schon jemand, der mir heute einen Vortrag darüber halten will, wie falsch unsere Lebens- und Denkweise doch ist« seufzte ich amüsiert und lachte abrupt auf. Kurz blickte er mich an und schien verwundert, doch dieser Moment währte kaum drei Sekunden bis der Ausdruck in seinen Augen wieder ernst wurde.
Es war seltsam, sein gesamtes Erscheinungsbild machte mich mulmig, denn etwas an ihm störte mich. Diese roten Augen im Kontrast zu seinen schwarzen, zersausten Haaren und dazu dieser Mantel, den ich noch nie in so einer Form gesehen habe. Ich hatte keinen Schimmer woher er kommen könnte, doch für mich stand fest, dass er weder aus Atirian noch aus Alvarez kommen konnte.
»Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«, wollte ich dann von ihm wissen, steckte das Schwert zurück in seine Scheide und verschränkte meine Arme vor meinem Oberkörper. Das Ganze könnte mich in grässliche Probleme bringen, sollten wir hier beobachtet werden.
»Ich sage nicht, dass meine Sicht der Dinge die richtige ist, doch ich kenne die Fehler eurer Vorfahren und kann dir mitteilen, dass es neben notwendigen Opfern auch unnötige gibt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Menschen in all den Jahren nie versucht haben nach neuen Lösungen zu suchen, sondern stattdessen ohne nachzudenken die Fehler von damals wiederholen, gar neue begehen«, plagte er und für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, den Ausdruck von Leid und Trauer in seinen Augen zu erkennen.
Wer um alles in der Welt war er bloß?
»Nichts auf dieser Welt währt ewig, auch die Hoffnung nicht. Aber sag mal, was bedeutet das Wort Hoffnung eigentlich für dich? Was sind deine Hoffnungen, Jeongguk?« Überrascht von diesen plötzlichen Fragen runzelte ich meine Stirn und begann zu überlegen. Über sowas hatte ich mir nie Gedanken gemacht, ich hatte mein gesamtes Leben der Treue zu meinem Königreich gewidmet. Ich habe gekämpft und Blut vergossen, sowie verloren, und das alles um dieses Volk am Leben zu erhalten.
»Ein äußerlich nicht erkennbares Gefühl, das im Grunde genommen ein Ausdruck von Ungewissheit ist. Des einen Hoffnung ist des anderen Verzweiflung«, murmelte ich leise vor mich hin. Interessiert lauschte er meinen Worten, schien sich aber auch auf all die anderen Dinge zu konzentrieren. Er war offenbar einer der Menschen, die keine Worte brauchten, um einen Menschen zu durchschauen.
»Jeongguk, du scheinst nicht zu verstehen, dass der Kampf nicht die einzige Lösung eines Konfliktes ist. Was diese Welt braucht ist keinen Krieger, sondern einen Retter, der die Menschheit wie damals vor ihrer eigenen Vernichtung bewahrt«, sagte er dann und blickte mich wieder funkelnd an.
»Soterios, du kamst, geboren aus der Not dieser Welt. Die Hoffnung und die Zuversicht der Menschen verbanden dich mit uns und riefen dich in unsere Welt, deren Not du in Frieden verwandelst.«
Als diese Worte die Lippen des Fremden verließen, rieselte ein kleiner Schauer über meinen Rücken und ich begann mich mehr denn je zu fragen, wer hinter diesem Kerl steckt.
»Diese Worte kommen dir doch sicherlich bekannt vor oder nicht?«, fragte er mich dann und langsam nickte ich mit dem Kopf.
»Sie stehen in vielen, heiligen Schriften und wurden mir selbst von meinem Vater immer wieder vorgesagt.« Langsam nickte er mit dem Kopf.
»Dass dieser Teil der Sage nicht ausstirbt ist unser Verdienst. Wir sind hier, um die Menschheit davor zu bewahren, ihre Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Also bitte ich dich, Jeongguk, nutze deine Macht für das Wohl aller Menschen und nicht nur für das der Atirianer. Vergiss niemals, wohin die Wurzeln von Atirian und Alvarez führen.«
»Ich verstehe... aber«, wisperte ich.
Nach wie vor brannte mir dieselbe Frage auf der Zunge und ich wollte sie ihm noch ein letztes Mal stellen, denn ich hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch sich dem Ende neigte. »Wer bist du?«
»Ich bin Gladion und ein Nachkomme des Volkes von Eldiven.«
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