Kapitel 2
»Der plötzliche Tod von 200 religiösen Oberhäuptern wird derzeit untersucht. Der Vatikan wird hierzu noch eine Erklärung abgeben müssen, aber schon jetzt bezeichnen es einige als einen Akt Gottes«, sagte die Nachrichtensprecherin.
»Wir allen haben ihn gesehen«, erklärte eine Augenzeugin. »Keinem Bart und keine Robe. Er war jung und ... sexy -«
Sofort schaltete ich den Fernseher ab. Schweigend, aber mit finsterer Miene wandte ich mich ab.
Auch in den nächsten Tagen ereilten uns weitere schlimme Nachrichten.
»Als Anschlagsziele gelten Organisationen, die die Vorherrschaft der weißen Rasse als Ziel haben. Laut FBI soll vor allem der Ku-Klux-Klan zerstört werden.«
»Durch Blitzeinschlag und Feuer ist das Zentrum für Schwingungserleuchtung niedergebrannt. Ein Sprecher sagte: 'Diese Tragödie stellt den größten Verlust in der neuzeitlichen Motivationsredner-Geschichte dar'.«
»Motivationsredner?«, fragte Sam mit in Falten gezogener Stirn.
»Ja, ich bin mir nur nicht sicher, ob der neue Cas Ironie besser versteht als der alte«, meinte Dean. »Klar, der alte Cas hätte nicht den Madison Square Garden zerschmettert«, er und sein Bruder schlossen langsam die Motorhaube des Impalas, »nur um zu beweisen, dass er recht hat. Er hat es mehr als auf die Spitze getrieben. Und er scheint es zu genießen.«
»Wir sollten nicht so viel über den alten Cas reden und was dieser gemacht hätte und was nicht«, meinte ich mit leiser Stimme. Die vergangenen Stunden hatte ich nur dagesessen, den Brüdern beim Reparieren des Impalas zugesehen und den Nachrichten gelauscht.
»Glaubst du, es bringt etwas, wenn wir noch mal mit ihm reden?«, fragte Sam mich.
Ich schüttelte träge den Kopf. »Wenn du nicht scharf darauf bist, dein Leben zu verlieren«, sagte ich und erhob, »solltest du das lieber seinlassen.« Ich ergriff eine Bierflasche von der Arbeitsfläche und öffnete diese. »Cas hat klar und deutlich gesagt, was passiert, wenn wir ihm noch einmal über den Weg laufen - und ich traue ihm hundertprozentig zu, dass er dieses Versprechen einhält.«
»Also lassen wir ihn einfach machen?«, fragte Sam. »Es ist immerhin Cas ...«
»Nein, das ist Gott«, entgegnete Dean. »Und wenn Gott Gerechtigkeit übt, sollte man ihm nicht im Weg stehen, hast du das nicht in der Bibel gelesen?« Der Winchester wirkte ziemlich aufgebracht.
»Ja, schon ...«, sagte Sam kleinlaut.
»Cas wird nie wieder zurückkommen. Er hat uns angelogen, uns benutzt und dich im Stich gelassen. Der Fall Cas ist erledigt - ein für alle Mal.«
»Okay ...«
»Gib mir den Steckschlüssel da«, sagte Dean nur mit finsterer Miene und Sam ging dieser Anweisung schweigend nach.
Ich befand mich auf einem Spielplatz. Überall waren Kinder, doch wollte ich nicht mit ihnen spielen, so dass ich mich auf die Schaukel setzte und leicht hin- und herschwankte. Meine Eltern wurden von einem jungen Pärchen angesprochen, das ein kleines Baby im Arm hielt.
Ich ließ meinen Blick schweifen und meine Augen erfassten einen Jungen, der einige Meter von mir entfernt die spielenden Kinder wehmütig beobachtete. Der Junge war nicht viel älter als ich. Er trug braunes kinnlanges Haar, dessen einzelne Strähnen ihm der Wind ins Gesicht wehte, zudem eine zerschlissene Hose und ein weites Shirt.
Da sprang ich von der Schaukel und lief zielstrebig auf ihn zu. »Hey«, begrüßte ich ihn, als ich ihn erreicht hatte. Ich musste den Blick heben, weil er fast einen ganzen Kopf größer war als ich.
Verwundert sah er mich an. »Redest du mit mir?«
»Nein, ich rede mit mir selbst«, gab ich mit einem schärferen Ton zurück, als ich beabsichtigt hatte, so dass ich hinzufügte: »Du sahst so einsam aus. Ich dachte, du könntest Gesellschaft gebrauchen.«
Er musterte mich kurz, erwiderte jedoch nichts.
»Wieso bist du hier?«, fragte ich schließlich. »Du wohnst nicht in der Gegend, oder?«
»Woher willst du das wissen?«, entgegnete er tonlos.
»Du spielst mit keinem der Kinder. Vielleicht bist du zu alt dafür, aber dein Blick hat dich verraten - du würdest gerne, aber anscheinend bist du zu schüchtern.«
»Du wirkst auch nicht gerade selbstbewusst«, meinte der Junge und ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
»Ich rede doch gerade mit dir, einem fremden Jungen«, entgegnete ich. »Also noch mal: Kommst du von hier oder nicht?«
»Wir sind auf Durchreise - mein Dad, mein Bruder und ich«, erklärte der Junge schließlich.
»Wo sind dein Vater und dein Bruder?«, wollte ich interessiert wissen.
»Auf der Jagd. Hier in der Nähe ist ein Jagdrevier.«
Ich nickte verstehend und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin übrigens Catherine.«
Er nahm sie zögernd an und gerade als er seinen Mund öffnete, um sich vorzustellen, erschien ein älterer Junge, vielleicht um die 16, 17 Jahre alt, mit blond-braunen Haaren, der genau auf uns zulief.
»Sam!«, rief er bereits von Weitem. »Sammy!« Er blieb vor uns stehen und ohne mich zu beachten, wandte er sich an den Jungen: »Dad sucht nach dir - und er ist ziemlich sauer.«
»Ich wollte nur spazieren gehen«, verteidigte Sam sich.
»Dad hat etwas für dich vorbereitet. Komm jetzt.« Sam Bruder wandte sich ab.
»Aber -«, begann der jüngere.
Mit einem ernsten Gesichtsausdruck wandte Sams Bruder sich um. »Ich sag's nicht noch einmal.« Sein Blick fiel auf mich. »Du solltest jetzt aufwachen, Cat.«
Verwirrt zog ich die Stirn in Falten. »Was?«
»Du solltest aufwachen«, wiederholte er. »Wach auf.«
Ich reagierte nicht.
»Cat, wach, verdammt noch mal, auf!« Deans Gesicht erschien vor meinem und erschrocken wich ich zurück. Die Decke fiel dabei zu Boden und ich beinahe auch, hätte ich mich nicht rechtzeitig festgehalten.
»Dean, was soll das?«, verlangte ich aufgebracht zu wissen, doch war es eher der Schreck, der aus mir sprach.
»Du hast im Schlaf geredet«, erklärte der Winchester und trat einen Schritt zurück. »Und bist umhergezuckt, als ständest du unter Strom.«
»Ich -«, begann ich, doch wurde ich sogleich von dem Mann unterbrochen.
»Wir wollen den König der Hölle rufen. Der kann uns vielleicht bei Cas helfen.«
»Ich dachte, der Fall Cas sei abgeschlossen ...«, meinte ich und erhob mich.
»Dank des Kerls gehen Leute drauf. Ich denke, das sagt alles.«
Sam und Bobby hatten unten im Keller bereits alles vorbereitet und als Dean und ich zu den beiden aufschlossen, zündeten sie die Schale mit den Beschwörungszutaten an. Crowley erschien kurz darauf in der Teufelsfalle mit einem Glas und einer Flasche Whiskey in der Hand. Verwundert wandte er sich zu uns um und sofort verdunkelte sich sein Gesicht. »Nein!«, rief er aufgebracht. »Nein, nein, nein. Ich bitte euch.«
»Tu doch nicht so überrascht«, sagte Bobby.
»Mein neuer Boss wird mich umbringen, nur weil ich mich mit euch unterhalte«, meinte Crowley.
»Du hast Glück, dass wir dir nicht deine hässliche Vissage zerschneiden«, zischte Dean abfällig.
»Warte, warte«, ging Sam dazwischen. »Welcher neue Boss?«
Der König der Hölle blickte zu dem jüngeren Winchester. »Castiel, du Sackgesicht.«
Bobby hob eine Augenbraue. »Er ist dein Boss?«
»Er ist jedermanns Boss«, entgegnete Crowley. »Was glaubt ihr, was er macht, wenn er rauskriegt, dass wir uns verschwören? Ihr ... wollt euch doch verschwören?«
»Nein, wir wollen nur, dass du da stehst und hübsch aussiehst«, meinte Bobby mit einem sarkastischen Unterton.
Crowley zuckte mit den Achseln. »Ich höre ...?«
»Wir brauchen einen Zauber«, begann Dean, »um den Tod zu verpflichten.«
»Verpflichten?«, wiederholte Crowley. »Den Tod versklaven? Soll das 'n Witz sein?«
»Luzifer hat's getan.«
»Er ist Luzifer.«
»Zauber ist Zauber«, meinte Sam.
»Ihr glaubt wirklich, so viele Pferdestärken beherrschen zu können? Ihr seid ja wahnsinnig!«, brüllte Crowley.
»Der Tod ist noch die einzige Figur, die im Spiel ist und stark genug ist, Cas herauszufordern«, warf Dean ein.
»Die beiden werden uns zerquetschen wie Erbsen. Wieso sollt' ich euch bei dieser Selbstmordaktion helfen?«
»Weil du nicht willst, dass Cas der Gott der Welt ist«, meinte ich und richtete mich auf.
»Oh, Kitty-Cat spricht«, stichelte Crowley mit einem spöttischen Unterton.
Ich reckte nur das Kinn, ohne auf seine Aussage einzugehen. »Und? Hilfst du uns? Oder willst du für immer der Sklave eines bekloppten Engels sein?«
Crowley überlegte eine Weile, doch schließlich schlug er ein. Er konnte uns jedoch nicht sofort helfen, denn musste er zunächst den Zaube finden - also ließen wir ihn gehen, auch wenn jeder von uns Bedenken hatte, dass er wiederkommen würde. Jeder bis auf mir. Ich war seltsam gelassen zurzeit, und das bemerkte auch Sam, der mich oben in Bobbys Küche darauf ansprach.
»Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte er mich, während ich, wie gewohnt, eine Bierflasche aus dem Kühlschrank holte.
»Was soll schon sein?«, gab ich zurück, ohne ihn anzusehen.
»Normalerweise würde dir die Sache mit Cas den Kopf verdrehen«, meinte Sam. »Aber jetzt scheint es so, als würd' es dich nicht interessieren.«
Ich wandte mich ihm zu. »Vielleicht weil's nicht Cas ist?«
Dean trat mit verschränkten Armen in den Türrahmen. »Es ist Cas«, entgegnete er, »und deswegen müssen wir ihn aufhalten.«
»Ich dachte, weil er die Welt sonst in Schutt und Asche verwandelt?«, meinte ich und wollte zwischen den Brüdern vorbei ins Wohnzimmer schlüpfen.
Doch Dean packte mich am Arm und hielt mich zurück. »Deine Gleichgültigkeit und dein unruhiger Schlaf sind ziemlich ungewöhnlich für dich.«
Ich reckte mit ernster Miene das Kinn. »Sag mir, Dean, wenn du von jemanden verraten und enttäuscht wurdest, wie lange trauerst du ihm dann noch hinterher?«
Der Winchester sah mich mit einem festen Blick an, antwortete jedoch nicht, und so riss ich mich von ihm los und betrat das Wohnzimmer - und in diesem Moment spürte ich, wie meine Maske abfiel und wie der Schmerz um Cas' Verrat und Verlust mich erfüllte.
1544 Wörter
Und noch ein Kapi, weil ich heute meine Vorprüfung durch habe 😥
Was sagt ihr zu Cats Erinnerung/Traum?
Was zur ihrem Verhalten gegenüber Cas?
Und wie, denkt ihr, sah Cats Vergangenheit aus? Wer könnten ihre Eltern gewesen sein?
Danke für das ganze Feedback und eure Kommis im letzten Kapi. Fänd es schön, wenn es wieder so wäre ❤
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