5. Ein eisiger Schneesturm ⏳
Langsam öffnete Sly die Augen, spürte ein leichtes Gewicht auf seinem Bein. Als er seinen Kopf von der Steinwand löste und senkte, sah er den kleinen Elfen, der ruhig auf seinem Oberschenkel schlief. Kurz war der Tiefling beunruhigt und legte seine große Hand sanft auf die Brust von Lenny. Sofort konnte er aufatmen, denn der Elf atmete und schien auch keine großen Schmerzen mehr zu haben. Weiterhin ließ er seine Hand auf ihm liegen und spürte das gleichmäßige schlagen, seines Herzens.
Es war Morgen, die Sonne schien sanft in die Höhle hinein und auch Lenny wurde langsam wach. Das Feuer in seiner Hand war aus und alles Blut auf Haut und Kleidung getrocknet. Der Morgen nach solch einer Verletzung war immer seltsam, eine Last lag auf ihm und er musste seine Gedanken erst Mal wieder ordnen. Eine Last? Dachte er und öffnete die Augen. Sly's Hand lag auf ihm und war warm. Ein Gähnen tönte aus seinem weit geöffneten Mund und Sly zog seine Hand weg und die Elfe beugte sich nach oben.
„Gestorben war ich an der Verletzung nicht oder?" Fragte Lenny mit vollem Ernst und schaute an sich herunter. Die Wunde war nichts mehr, als nur noch ein kleiner heller Streifen auf Bauch und dem Rücken.
Skeptisch sah er den Kleinen an. „Wärst du dann wach?"
Nun konnte Sly sich besser bewegen und winkelte eins seiner Beine an, dabei streckte er sich.
„Vielleicht." Antwortete Lenny und erblickte den Harnisch und das Schwert.
Weniger aktiv als Sly, stand er nach mehreren Minuten auf und schaute die Sachen an. Die vermeintlich gute Stahlrüstung hatte ein Loch und war Blut befleckt, wie als wäre sie aus Butter durchstoßen vom Blut beschmierten Schwert, was daneben lag. Lenny zog sich die Rüstung einfach wieder an und nahm das Schwert in seine Hand während der Tiefling sich, bereits aufgestanden, weiter streckte.
„Wie hieß der Typ dem das Schwert gehört hat?" Stieß Lenny vor und schwang es ein paar Mal.
„Denkst du, ich merke mir den Namen eines toten Mannes?" Fragte Sly und knackte seine Fingergelenke.
Direkt danach knackte jedes weitere Gelenk, denn durch die steife Sitzhaltung taten ihm die Glieder weh. Als der Tiefling seine Hände in den Rücken stemmte und sich dehnte, bemerkte er seinen Dämonenschwanz, der nicht mehr unter dem Stoff seiner Hose versteckt war und umherwedelte. Sofort stopfte er ihn in den Bund zurück und sah flüchtig zu Lenny. Es war fast schon wie ein Komplex den Sly entwickelt hatte, sodass er ihn nie jemanden zeigte.
„Veru Leonit, Leo Vexus..." Ging Lenny ein paar Namen durch. Er hatte das Bedürfnis dem Schwert einen Namen zu geben, doch wusste nicht welchen. „Vielleicht Veolexus? Oder Leoxaris, Leoxaria?"
Natürlich hatte man die halbe Nacht nach dem Elfen und dem Tiefling gesucht, keiner hatte sie aber gefunden. Im Kaiserreich waren sie nun wohl bekannt und es ging bestimmt nicht lange und die ersten Fahndungs Portraits wurden in ganz Cyrodiil verteilt. Bruma war noch ein ganzes Stück entfernt und der Bergpass nach Himmelsrand noch weiter.
Im Norden herrschte Bürgerkrieg, ein Konflikt zwischen dem kaisertreuen Volk und der Armee und den Menschen die den Aufstand etablierten. Dort interessierte man sich wahrscheinlich nicht für zwei cyrodiilische Verbrecher. Lenny ging vorsichtig zum Ausgang der Höhle und schaute hinaus. Keine Lebensseele war zu sehen.
„Wollen wir aufbrechen? Oder wollen wir schauen was tiefer in der Höhle versteckt ist?" Fragte er und schaute um zu Sly.
„Was soll da schon drin sein? Lass uns gehen, aber bist du wirklich schon fit?" Da fiel Sly seine Klinge wieder ein. „Aber zuerst, gibst du mir Mehrunes Klinge wieder."
„Oh, ach ja!" Sagte Lenny, machte eine Handbewegung und zauberte sich die Klinge zurück in die Hand. „Hier bitte." Er nahm nacheinander die Beine hoch und winkelte sie an. „Ja, ich bin noch etwas schlapp, aber das passt schon... Wer weiß ob diese Agenten nicht immer noch nach uns suchen und uns jeden Moment finden könnten, vielleicht sollten wir wirklich aufbrechen. Nach Himmelsrand."
Welchen Weg sie genau nehmen mussten, war ihm nicht klar. Eine Straße war irgendwo im Westen von hier und führte in die Berge. Für Kälte waren sie eigentlich nicht gewappnet, ein Reh Pelz konnte allerdings auch schon warmhalten und diese anmutigen Tiere gab es im Bergland auch.
„Daran bist du doch selber schuld. Wer ist denn einfach rein gerannt?" Fragte Sly genervt, doch lief ihm hinterher. „Meine Großaxt und die Wurfäxte habe ich dadurch verloren. Außerdem..." Ihm fiel seine Schulter wieder ein.
Es blutete nicht mehr, aber das Loch war noch da, verkrustet und man konnte durchgucken. Knochensplitter ragten leicht in den Tunnel aus Fleisch. Schmerzen spürte der Rothaarige nicht wirklich, doch er sollte die Wunde Mal waschen, damit es sich nicht entzündete. Danach würde es gut heilen, schließlich waren Tieflinge ziemlich robust.
Lenny wusste, dass er der Idiot war, der sie in diese Lage gebracht hatte, doch wusste nicht was er dazu sagen sollte. „Wir sollten nach Bruma... Also nicht in die Stadt hinein, aber in diese Richtung. Wir finden etwas anderes für dich, bestimmt. Banditen gibt es hier wie Sand am Meer, vielleicht finden wir auf dem Weg ein Lager voller Schätze."
Die beiden verließen die Höhle und marschierten auf ein noch höher gelegenes Plateau zu. Von dort aus fand man sicher eine Straße, dachte Lenny und schwieg eine Weile.
Irgendwann störten Sly die Fragen in seinem Kopf. „Du gehörst also zu der dunklen Bruderschaft?"
Der Tiefling fühlte sich so leer ohne seine Waffen, das kleine Messer war zwar mächtig, aber nicht sein Stil. Genervt stapfte er dem Elfen hinterher, warum er noch bei ihm blieb, wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber wo sollte er auch sonst hin?
„Ja und nein. Ich bin Mitglied der Dunklen Bruderschaft, doch war meistens eher mit meinem Zirkus unterwegs. Beim Zirkus war ich schon vorher und als wir in Cheydinhal bleiben mussten, lernte ich Cicero kennen und er brachte mich in die Organisation rein, wurde mein Bruder und sowas." Lenny blickte zu ihm, machte langsam, sodass sie auf gleicher Höhe waren. „Jeder der nicht einmal für einen Auftrag gezahlt hat oder das Schwarze Sakrament durchgeführt hat um uns zu rufen, hasst uns, das ist ein großer Teil von Tamriel. Du wahrscheinlich auch, kann das sein?"
„Ja und nein, ich hab was gegen diesen Hofnarren... Aber bei dem Rest bin ich neutral. Ich bin nur gegen die, die gegen mich sind." Antwortete der Rothaarige.
Die Kälte würde Sly wahrscheinlich töten, deswegen mussten sie unbedingt vorbereitet sein. Außerdem brauchte der Tiefling Wasser, um seine Wunde zu versorgen.
„Was hast du für ein Problem mit Cicero? Hat er jemanden getötet, den du mochtest?" Lenny wusste um Sly's Verletzung und hatte einen wagen Plan. Er ging immer weiter auf die Schneegrenze zu und hielt Ausschau nach einer Wasserquelle. Je weiter oben der Ursprung eines Flusses oder Bachs lag, desto klarer und reiner musste er sein, dachte er zumindest und ignorierte dabei völlig die Dringlichkeit der Sache.
„Er ist ein Mensch... Das alleine wäre schon Grund genug, doch er ist auch schuld, dass mich eine Stadt vertrieben hat und töten wollte... So ein Bastard." Meckerte Sly. „Wieso hast du eigentlich keine Angst vor mir?"
„Ich habe schon Kreaturen gesehen, die Furcht einflößender waren als du. Weißt du was ein Sload ist? Ich schon. Außerdem, ich habe keine Angst vor Mehrunes Dagon, sonst hätte ich geschrien als ich seine Stimme gehört hab und wäre vor Schreck gestorben... Na ja, fast bin ich das ja dann auch." Der erste Schnee lag in kleinen Flecken auf Felsen und Pflanzen verteilt. Eine Wasserquelle war nicht zu sehen.
„Ja die kenn ich, habe aber nur einen Mal getroffen. Ich mochte ihn zwar nicht, aber er wird eines Tages nützlich sein. Sein Name war Yetu. Es war zwar nervig, ihm immer wieder was zu fressen zu bringen, aber da er Menschen mit Krankheiten befallen kann, habe ich ihn am Leben gelassen." Erzählte Sly und stieg über einige Felsen.
Lenny beugte sich zum Schnee herunter und nahm ihn mit der Hand auf. Der Schnee war sehr fein und sauber. Es war nicht besser eine Quelle zu finden, dachte er, es war am besten einfach zu nehmen was schon da war. Er ging weiter und sammelte Schnee ein. Auf den Felsen hier und da, war er am reinsten und ohne Schmutz oder Tannennadeln.
„Den nächsten Hirsch und das nächste Reh müssen wir erlegen, dann haben wir Fell aus dem wir uns Mäntel machen können. Kannst du sowas auch?" Fragte die Elfe und betrachtete die Verletzung an Sly's Schulter. Das sah tatsächlich schlimmer aus, als er gedacht hatte.
„Wenn du nichts gegen einige Blutreste und Hautstücke hast, sollte ich das hinbekommen." Antwortete Sly und umfasste Mehrunes Klinge, um bereit zu sein.
Als Lenny sich mit dem Schnee der Wunde näherte, Schritt der Tiefling zurück. „Hey, Hey, warte."
„Anderes Wasser haben wir hier nicht." Mit der anderen Hand, nutzte Lenny seine Wiederherstellungs-Magie Fähigkeiten und erzeugte einen Heilzauber. „Still halten!"
Tatsächlich musste Sly die Zähne zusammenbeißen, denn Kälte war das schlimmste für den Tiefling. Als Lenny den Schnee in die Wunde rieb, knurrte Sly tief, es brannte höllisch. Dennoch versuchte er sich zu versteifen, damit die Elfe in Ruhe machen konnte.
Mithilfe des Schnees und seiner Magie, konnte er die grobe Wunde zum Teil verschließen, der gesamte Heilungsprozess würde aber noch ein wenig dauern. „Schon besser?" Fragte Lenny und schüttelte sich, als ihn ein kalter Wind anblies.
Nachdem die stechende Kälte nachgelassen hatte, nickte Sly. „Ja, um einiges. Dann lass uns jetzt Pelz jagen, mir ist es hier zu kalt..."
Dann hielt der Tiefling Ausschau nach einem Reh. Als er etwas rascheln hörte, lief Sly darauf zu und erkannte braunes Fell, doch es war nicht von einem kleinen Reh oder Hirsch. Denn es baute sich ein großer Bär vor ihm auf, sodass Sly schnell die Klinge zog.
„Lenny, ich hab Kleidung für uns gefunden." Rief er nach hinten, ohne vom Bären weg zu sehen.
Das Tier hatte Sly bereits fest im Blick und kam auf sie beide zu. Sein lautes Atmen war zu hören, als der Bär näherkam. Sein Fell würde für mehrere Mäntel reichen, dachte Lenny, als er ihn entdeckte. Brüllend blieb der Bär stehen und signalisierte, dass man ihm nicht zu nahekommen sollte. Auf zwei Beine stellte sich das Tier und präsentierte seine volle Größe. Die Luft wurde schleichend kälter, da immer mehr Bergwinde aufzogen.
Das Wetter schlug wahrscheinlich bald um. Der Bär brüllte und brüllte, doch weder Sly noch Lenny waren beeindruckt. Die Baumlandschaft schlug hier bereits in Tannen- und Kiefernbäume um. Nicht weit voraus waren alle Nadelgewächse, jede Blume und auch die Straßen und Wege mit Schnee bedeckt. Diesseits des Gebirges gab es viele Goblin Höhlen und manche Banditen Verstecke, ein Bär war groß und gefährlich. Der hier sah aber aus wie ein Einzelgänger und das war sein Fehler.
„Das Vieh hält sich für besonders Furcht einflößend, aber wie gesagt. Ein Sload würde mir persönlich mehr Furcht bereiten." Sagte Lenny. An Ausrüstung fehlte es, doch die Elfe umklammerte das Schwert und ging in die Hocke. Mit einem kleinen Zauber war die Klinge von Leoxaria, wie er sie nun final getauft hatte in magischen Lichtfunken verschwunden und Pfeil und Bogen waren in seinen Händen. „Auf Los?" Fragte er in Flüsterton.
„Los!" Rief Sly und rannte auf den Bären zu.
Mehrunes Klinge war zu kurz, um es ins Herz des Bärens zu stecken, also musste Sly sich auf andere Schwachstellen konzentrieren. Ohne die große Axt wäre es für jeden normalen Soldaten brenzlig, doch nicht für den Tiefling, schließlich hatte er zusätzlich noch seine Krallen und seine rohe Körperkraft. Während der Rothaarige frontal auf den Braunbären zurannte, spannte Lenny seinen Bogen und wartete auf den passenden Augenblick.
Der Bär schlug mit seiner Pranke zu, die der Tiefling mit seinem Unterarm abwehrte. Mit dem Kopf wich er den Reißzähnen aus, die das Tier in Sly's Nacken versenken wollte. Der Tiefling packte das Fell, ohne es auszureißen, und versuchte ihn auf seine Schultern und Rücken zu stemmen. Es war schwer, aber möglich, so konnte sich der Bär kaum noch wehren, da diese Situation zu überfordernd für den Riesen war. Den Kopf vom Tier hielt Sly zu Lenny, damit er ihm den Rest geben konnte.
Wenn Lenny den Pfeil bereit hatte und die Bogensehne gespannt war, sah er die Welt wie in Zeitlupe und ein imaginäre Falkenschrei war sein Okay zum Feuern. Er schoss den Pfeil knapp an Sly vorbei und traf den Bären genau in die Augenhöhle. Er brüllte, während sich die Spitze des magischen Geschosses in seinen Kopf fraß. Das Tier verlor Kraft, doch war noch nicht tot und wollte Sly verletzen.
Doch er konnte schnell genug reagieren, schließlich war es nicht sein erster Bär. Mit einem Ruck warf der Tiefling das Tier über seine Schulter, sodass es mit dem Rücken auf den Boden krachte. Da der Pfeil von Lenny verschwunden war, nutzte Sly seine Klinge. Diese stach er in die, schon verletzte, Augenhöhle und stach sie bis durch den Schädel. Dadurch brüllte der Bär und wollte sich wehren, doch zu schnell war der Stich von Sly. Denn die Spitze der Klinge steckte nun in dem Hirn des Tieres, sodass der gesamte Körper erschlaffte.
„So, das wäre geschafft." Sagte Sly und hockte sich zu dem Bären, um ihn das Fell abzuziehen.
„Wir sind ein gutes Team." Sagte Lenny und kam zu ihm.
Der Wind wurde immer kälter und Wolken kamen langsam von den Bergspitzen im Norden heran. Die Elfe kniete sich wieder auf den Boden, dieses Mal zauberte er den Bogen weg und sein Schwert wieder herbei. Die Spitze in den Boden gesteckt versuchte er die dunkle Klinge des Langschwerts sauber zu machen. Das Blut hatte sich bereits hineingefressen und ging nur schwer ab. Er fragte sich noch immer aus welchem Material es gefertigt war, doch konnte sich zwischen Ebenerz und speziell gehärtetem Stahl nicht entscheiden.
„Soll ich dir helfen?" Fragte er und schaute sich um. „Denn wenn es blöd läuft, geraten wir in einen Schneesturm bevor wir überhaupt die Nähe von dem spitzen Magierturm im Westen von hier erreicht haben."
Der Tiefling fing an dem Bären das Fell abzuziehen und löste es Stück für Stück, dabei darauf bedacht, es an einem Ganzen zu lassen. Nachdem er die Hälfte abgetrennt hatte, schnitt er mit seiner Kralle den riesigen Pelzteppich in zwei Hälften, eine war etwas größer.
„Du kannst doch auch Feuerzauber, damit solltest du die Hautseite rösten und austrocknen, ohne das Fell an zu fackeln." Sagte Sly und tat dies selbst schon bei seinem Teil.
Lenny kam dazu und tat was ihm gesagt wurde und versuchte die Haut mit seinem Feuer zu trocken. Er hatte das noch niemals gemacht, was dazu führte, dass er sich übervorsichtig anstellte und nicht wirklich wusste was er tat. Außer den Flammen hörte man momentan nur den Wind, der immer stärker heulte. Ein Mensch war in der Ferne zu sehen. Sie oder er lief Richtung Norden blickte zu Sly und Lenny, schien sich aber nicht sonderlich für sie zu interessieren und ging weiter.
Sly war fertig und sah zu Lenny, der das Ganze viel zu langsam machte, sodass der Tiefling den Rest übernahm. Dann legte er den kleineren Pelz um den Elfen, damit er wusste, wo sein Kragen war. Diese Stelle markierte er mit Löchern, dann widmete er sich dem Bären und brach mehrere Rippen heraus. Wieder zog Sly den Mantel um Lenny fest und steckte die Knochen rein, damit sie wie Knöpfe hielten.
„Geht das so?" Fragte der Tiefling und schaute sich den Elfen an.
In einem schönen, provisorisch selbstgemachten Bärenmantel lächelte Lenny über beide Ohren und nickte. „Das ist perfekt und es reicht soweit runter, dass meine Beine auch noch etwas Schutz haben." Der Mensch, der schon nicht mehr zu sehen war, befand sich nun in den Gedanken des Elfen, sodass er fragen musste: „Äh, ich hasse Menschen ja nicht unbedingt, aber was ist mit dem der da gerade vorbei ist? Was wenn er Kaiserlicher ist oder uns an einen Soldaten oder sowas meldet?"
„Ein Mensch? Ich hab keinen gesehen. Wo ist der hin gegangen?" Fragte Sly und sah sich um.
„Da entlang." Zeigte Lenny in eine Richtung.
Sly machte seinen Mantel fertig und legte ihn sich um. Den Bären Kadaver ließen die zwei liegen und gingen in die gezeigte Richtung los. Wertvolles Fleisch und weitere Knochen waren noch immer an dem Bären dran, aber vielleicht kamen sie ja zurück, bevor ein anderes Tier, wie beispielsweise ein Wolf kam und den Bären fraß. Sly und Lenny erreichten eine Straße und konnten die Person, in der Ferne sehen. Schneeflocken tanzten vom Berg herunter und die Wolken begannen die Sonne zu verdecken.
Die Straße ging aufwärts und jeder Schritt näher an den Menschen bedeutete weitere Schneeflocken, mehr Wind und eisigere Kälte. In der Zeit von lediglich eineinhalb Minuten wurde die Sicht schlechter und das Menschlein versank in einem leichten Schneesturm. Das Wetter wurde kontinuierlich schlechter, einige Zeit später war es kaum noch möglich etwas zu sehen und der Sturm erreichte eine beachtliche Stärke.
„Gerade noch rechtzeitig... Also die Mäntel!" Rief Lenny und hielt sich dicht bei Sly. „Wenn wir auf dem Weg bleiben sollten wir durch die Berge nach Bruma kommen, ohne uns zu verlaufen! Was meinst du?!"
„Ja ich denke auch, aber siehst du den Menschen noch?" Fragte Sly ebenfalls gegen den Wind rufend.
Sie liefen auf besagtem Weg, dabei peitschte ihnen die Kälte entgegen und ließ die Mäntel flattern. Gut das Sly so ein guter Überlebenskünstler war. Wie Lenny diese Situation wohl alleine gemeistert hätte? Schneeflocken flogen dem Tiefling in die Augen, die er genervt wegwischte.
„Nein! Ich sehe nichts!" Lenny drückte sich den Mantel an den Leib und hielt sich die Hand mit dem Schwert vors Gesicht.
Wer auch immer der Mensch vor ihnen war, ihm musste es gerade genauso gehen wie ihnen, wenn nicht schlechter. Ob der die passende Kleidung für das Wetter hatte wussten sie nicht, falls nicht kam er bestimmt nicht sehr weit.
„Aber denkst du, dass er uns meldet? Wir sind kaum ausgerüstet... Ich hab nur die kleine Klinge..." Meckerte Sly im Nachhinein.
Dass er seine Großaxt einbüßen musste, nervte ihn. Auch die Schulterwunde hätte nicht sein müssen, sie war zwar zusammengewachsen, aber noch lange nicht verheilt. Sein linker Arm war dadurch eingeschränkt und die Kälte ließ die Wunde schmerzhaft ziehen.
„Da ist er!" Rief Lenny und sah einen Umriss im Schneegestöber.
Die Gestalt war stehen geblieben und rührte sich nicht viel. Die zwei kamen näher und die Person war immer besser sichtbar. Von der Statur her schien es sich um einen Mann zu handeln. Er hatte die Gesellschaft noch gar nicht bemerkt als er langsam und mit schweren Schritten weiterlief. Außer einer langen Robe und einem Paar Schuhe trug er nichts. Wie ein Zauberer wirkte der einsame Herr.
„So weit weg!" Hörte man den Magier rufen. „Warum muss ich überhaupt laufen, wenn die mich..." Er redete zu leise um ihn durch das unablässige Jaulen und Grummeln des Winds zu hören.
„Was machen wir? Ihm weiter hinterher?" Fragte Lenny.
„Töten?" Fragte Sly einfach, aber meinte es ernst.
Unter seinem Mantel hielt er die Klinge schon bereit. Die Kälte machte ihn jetzt schon langsamer, aber für einen Mord war er immer startklar.
„Die hätten mich zu sich teleportieren können, die Idioten!" Brüllte der Mann in den Sturm hinein und fuchtelte wie ein Wahnsinniger mit den Armen. Als hätte er gehört, dass man ihn ermorden wollte, ging er auf einmal schneller. Als Lenny und Sly einen Zahn zulegten, machte er es auch.
„Er hat uns nichts getan, wir könnten ihn auch leben lassen!" Rief Lenny zu dem Tiefling. Bevor er antworteten konnte kreischte der Zauberer auf einmal los:
„Ich bin kein Läufer! Ich bin kein Wanderer! Idioten! Idioten! Idioten!" Wie von einer riesigen Frostbiss Spinne gebissen rannte der Mann los und kreischte weiter um sich.
„Er hat uns bemerkt! Der wird uns sicher verraten! Wir müssen ihn töten, jeden den man aus Ungewissheit leben lässt, wird am Ende der Grund sein, dass man vertrieben wird!" Sprach der Rothaarige aus Erfahrung und lief schneller dem Typen hinterher.
Egal wie schnell sie rannten, der Typ war schneller und verschwand immer wieder fast im Schnee. Was er alles sagte war nicht zu hören, doch scheinbar regte er sich über etwas auf. Er war nicht mehr zu sehen, doch es war als höre man sein Schreien mit jedem Windstoß.
„So ein... Wieso ist der so schnell?" Sly war es nicht gewohnt, dass ihm jemand davonkam.
Doch es lag vermutlich an der Kälte und seiner Wunde, die ihn noch immer einschränkte. Lenny versuchte mit Sly mitzuhalten, sein Körper war kleiner und hatte um einiges mehr Mühe dem Wind zu trotzen, seine Beine waren auch kürzer, weswegen er die doppelte Anzahl an Schritten brauchte, was die doppelte Anstrengung war. Die Straße auf dem Boden zu erkennen wurde auch immer schwieriger und nun schlug ihre Richtung nach Westen ein. Nun kam der Wind von der Seite und zerrte an den beiden.
Lenny klammerte sich an seinen Kameraden um besser voran zu kommen. An diesem Punkt war es höchstwahrscheinlich genauso anstrengend zurück zur Höhle zu reisen, wie geradeaus weiter zu gehen. Der Sturm wütete wahrscheinlich auch weiter unten, südwärts. Bei einem Felsvorsprung war der Mann zu sehen, noch immer den Rücken, Sly und Lenny zugedreht, kauerte er sich im winzigen windstillen Bereich und machte irgendwas mit seinen Händen. Er sagte einen Spruch auf, versuchte einen Zauber anzuwenden.
Sly packte Lenny fester, damit er ihn einfach mitzog. Dann lief der Rothaarige mit seiner letzten Kraft so schnell er konnte zu dem hockenden Mann und packte seine Schulter. Eigentlich wollte der Tiefling ihn zur Rede stellen, fragen was er hier machte und sichergehen, dass er sie nicht verriet, ihn andererseits töten. Doch dafür hatte Sly gar keine Zeit, denn kaum hatte er diesen mysteriösen Mann angefasst, ließ die Kälte nach und der Schnee unter ihren Füßen begann zu verschwinden.
Der Zauberer erstarrte vor Schreck und in einem bunten Lichtermeer teleportiere er sich und seine Überraschungsgäste aus dem Schneesturm heraus. Der Wind war fort, der Schnee davon und alle drei knallten gemeinsam auf den Fußboden einer warmen Halle. Das Heulen des Sturms wich einer seltsamen Ruhe und mehrere Zauberer in Roben schauten, ihren Kollegen, den Tiefling und die Elfe an.
„Endlich da!" Rief der Zauberer und blieb unter dem Gewicht der zwei unfreiwilligen Gäste liegen.
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