4. Penitus Oculatus ⏳
"Ich brauche deine Hilfe, Sly! Die Dunkle Bruderschaft ist wahrscheinlich in Gefahr!" Rief Lenny hinter sich und stolperte über eine Wurzel. Mit dem Gesicht voraus knallte er in ein paar Blumen hinein. Mit einem stählernen Brustpanzer tat ein solcher Sturz noch einmal extra weh und es war auch schwieriger aufzustehen, trotzdem stemmte er sich auf und rannte weiter. Der Tiefling hatte aufgeholt, doch noch hatte Lenny Vorsprung und erreichte einen Pfad. Cheydinhal war auf diesem Wege nur noch eine gute Meile entfernt. Die Stadt war noch nicht sichtbar, aber ein kleiner Fluss. Er sprintete zur Straße und wollte die Brücke darüber erreichen. Bäume mit schönen weißen Blüten säumten die Straße ein. Am anderen Ufer, hinter einer Steigung lagen die Mauern und das Stadttor von Cheydinhal.
Langsam wurde der Tiefling immer wütender, Lenny verarschte ihn doch. Das ließ er sich nicht gefallen und rannte schneller, doch durch die Müdigkeit war er langsamer als normal.
*Was interessierte ihn die Dunkle Bruderschaft?!* Dachte der Rothaarige beim Rennen. *Gehört er etwa zu diesen Mistkerlen?*
Über die Brücke und die Steigung passiert, waren die Soldaten zu sehen. Eine Patrouille bewachte das Eingangstor und Lenny rannte direkt auf sie zu. Die Penitus Oculatus hatten das Versteck wahrscheinlich bereits erreicht, er durfte keine Zeit mehr verlieren. Im Schutz der Dunkelheit machte sich die Elfe unsichtbar und zog Mehrunes Klinge aus der Scheide. Wie ein fliegender Schatten eilte Lenny auf die Soldaten und Stadtwachen zu, sprang in die Luft, löste seine Unsichtbarkeit dabei auf und stach einem Soldaten den Dolch in den Hals. Gurgelnd sackte der Mann zusammen. Das Blut spritzte Lenny entgegen und er wich einer Schwertklinge aus, bekam einen Fußtritt in den Magen und stach dem Angreifer den Dolch in den Bauch. Er schrie und das Leben verließ seinen Körper sofort, Mehrunes Dagon's Macht saugte das Leben aus ihm heraus. Weitere Soldaten kamen auf ihn zu.
"Im Namen des Kaiserreichs! Bezahlt für Eure Taten!" Brüllte einer und stürzte sich mit einem Schild voraus mit vollem Gewicht auf Lenny.
Sly erreichte das Schlachtfeld und rannte mit gezogener Axt darauf zu. Lenny durfte nicht sterben, nicht bis er seine Klinge wiederhatte. Außerdem wollte der Tiefling verstehen, was das Ganze zu bedeuten hatte. Also sprintete er die letzten Meter zwischen einigen Soldaten hindurch und hielt seine Axt fest umklammert. Da Lenny außer Reichweite war, konnte Sly seine Großaxt Herumwirbeln und köpfte die Kaiserlichen, die zu nahestanden. Plötzlich sah Sly, wie ein weiterer Soldat sich auf den Elfen stürzte und ihn töten wollte. Im letzten Moment zog der Rothaarige seine Wurfaxt und schleuderte sie in den Rücken des Soldaten.
Während der eine erschlafft und reglos auf ihn stürzte, schaffte sich Lenny den anderen mit einem Feuerzauber vom Hals. Sein Schild hielt den Flammen stand die aus seiner Hand schossen, doch als der Soldat zurück wich erstach ihn die Elfe mit der Daedra Klinge. Sly hörte es auch. Ein finsteres, grausames Lachen klang in Lenny's und seinen Ohren. Mehrunes Dagon war erfreut über die Leben, die seine Klinge nahm. Völlig erschrocken starrte die Elfe die Klinge an. War das gerade wirklich was er glaubte gehört zu haben? Völlig perplex sah er die Axt im Rücken des einen Soldaten und zog sie raus. Das Stadttor stand offen und die Wachen von Cheydinhal hatten das Massaker bereits entdeckt und kamen in Formation auf die Tore zu.
"Deine Axt!" Rief Lenny und warf sie Sly so zu, dass er sie auffangen konnte.
Der Tiefling fing sie problemlos auf und warf sie gleich in den Kopf eines Soldaten, die sich gerade formierten. Aus Schreck wich der Soldat daneben zur Seite, sodass Sly die zweite Wurfaxt in seinen Nacken warf. Ohne zu warten stürmte der Barbar los und wirkte dabei wieder seine Transmutation, die ihn in seinen Wutanfall versetzte und er Mehrunes bis aufs Haar glich. Mit den Schildern hochgehalten rannten die Soldaten auf Sly zu, doch dieser sprang Problemlos über ihre Köpfe und riss einen, mit seinem zusätzlichen Arm ab. Seine Hand entflammte und ließ den Schädel wie einen Feuerball brennen. Dann warf Sly diesen zu den Soldaten, die mit dem Rücken zu ihnen standen und auf einige sprang das Feuer über. Bevor der Tiefling weiter Angriff, warf er einen prüfenden Blick zu Lenny, er durfte nicht entkommen.
Cheydinhal war eine besondere Stadt. Schöne, mehrstöckige Fachwerk Häuser mit spitzen Ziegeldächern, Lichterketten, die über die Straße, von Haus zu Haus gespannt waren und überdachte Brücken führten über den Wasserlauf der die Stadt teilte. Die Penitus Oculatus Agenten waren bereits in den unterirdischen Hallen der Dunklen Bruderschaft und töteten jeden der sich noch darin befand. Lenny wich den Wachen aus, stach einen Soldaten nieder und entfernte sich von Sly.
"Hierher Sly! Die haben den Geheim Eingang der Bruderschaft gestürmt!" Er winkte den Tiefling zu sich. Die Straße herunter war ein zerstörter und trocken gelegter Stadtbrunnen. Feuer brannte und verletzte spikten den Weg. Ein toter Assassine, eine junge Frau im Mantel der Dunklen Bruderschaft lag am Ende einer Blutspur. Ein Schwert steckte in ihrem Körper und sie schien, nach einem verzweifelten Versuch davon zu kriechen, dem Blutverlust erlegen zu sein.
Schnell erledigte Sly noch die restlichen Soldaten und eilte dann zu Lenny. *Dieser Kerl macht mich wahnsinnig!*
Flaggen mit den Symbolen der Assassinen Gilde, der Schwarzen Hand, brannten neben dem Brunnen auf der Straße. Gold und andere Schätze, die im Besitz der Dunklen Bruderschaft waren, wurden von Soldaten aus dem Versteck geräumt und auch auf der Straße abgestellt. Die Stadt befand sich im Ausnahmezustand. In jedem Haus brannte Licht, aber kein Bürger war auf den Straßen. Die Nacht war noch immer sternenklar. Lenny beugte sich zu einer weiteren Leiche hinunter, noch ein Mitglied der Bruderschaft. Es war jemand den Lenny kannte. Er hatte keinen Puls mehr und war bereits seit einigen Minuten tot. In der rot, schwarzen Lederkluft des alten Mannes war ein kleiner Zettel, den die Elfe an sich nahm. Ein kurioser Moment der Ruhe kehrte um Lenny und Sly herum ein. Die Soldaten und die Stadtwachen hatten sich zurückgezogen, denn ein Mann in dunkler Rüstung trat aus der Ruine des Stadtbrunnens heraus, ein Agent der Penitus Oculatus.
"Wenn das keine Überraschung ist! Ein übergroßer Mann in Form von Mehrunes Dagon und eine kleine Elfe die die Klinge desselben Daedra führt... Seit ihr Mitglieder der Dunklen Bruderschaft? Seit ihr deshalb hier und nehmt es mit uns auf?" Rief der Mann seine Fragen über den Platz. In einer Hand hatte er einen Zauber vorbereitet und in der anderen trug er ein Schwert.
Nun, da Sly Lenny eingeholt hatte, könnte er ihn packen, ihm die Klinge entreißen, doch er spürte die Bedrohung, die von diesem Kerl ausging. Also wollte er den Moment der Abrechnung verschieben und widmete sich eher dem Mann mit dem Schwert.
"Wer bist du?!" Rief er dem Unbekannten zu.
Der Mann lächelte. "Ich bin Vasexus Leonarian, ich betreue diesen Einsatz und bin Agent der Penitus Oculatus. Und was bist du?"
Während die Aufmerksamkeit auf Sly lag, las Lenny den Inhalt des Papierfetzens und nahm kurz danach den mysteriösen Agenten in den Fokus. Vaxidaxi Leon oder wie auch immer der hieß hatte bestimmt damit gerechnet, dass Mitglieder der Bruderschaft auftauchen würden, die nicht in der Zuflucht waren, aber bestimmt nicht mit Sly, dachte Lenny.
"Ich bin ein Tiefling, gehörst du zu der dunklen Bruderschaft?" Fragte Sly und machte sich kampfbereit.
Er war zwar eigentlich nicht sein Ziel, doch der Rothaarige machte jeden kalt, der sich mit ihm anlegte.
Bevor Lenny dazwischen rufen konnte, ergriff der Kaiserliche Agent das Wort: "Ich bin ein Agent der Penitus Oculatus, das hab ich doch schon gesagt, Tiefling..." Er fasste sich an den Kopf. "Oh, tut mir leid. Du weißt wahrscheinlich nicht was das ist, habe ich Recht? Die beziehungsweise der Penitus Oculatus ist die Leibwache des Kaisers von Tamriel, Titus Mede dem Zweiten. Wir fungieren meist im Geheimen, leiten Operationen wie die Zerstörung der Bruderschaft oder..." Er machte eine kleine Sprechpause um Sly zu provozieren. "Oder die Tötung von Möchtegern Daedrischen Fürsten wie dich..."
Zähneknirschend starrte er diesen Bastard an, doch mehr als die Beleidigung, störte ihn etwas anderes. "Habt ihr wirklich alle der dunklen Bruderschaft getötet? Oder gibt es überlebende?" War seine offene Rechnung vielleicht schon tot?
Ein Schimmern flog auf Agent Leonarian zu, als die Unsichtbarkeit der Elfe brach. Dieses Mal war es Lenny der die Aufmerksamkeit auf sich riss und er erschien direkt vor ihm. Er zielte mit der Klinge auf seinen Oberkörper und stach zu. Wie ein Sportler, neigte der Mann den Oberkörper nach hinten, drehte sich um die eigene Achse und kickte die Elfe von sich um einen Blitzschlag auf ihn zu schießen. Ein blaues Leuchten paarte sich mit lautem Knistern und ein Kettenblitz aus purer Magie entlud sich nur wenige Zentimeter neben Lenny. Der Blitz schlug in der Straße ein, doch sprang über und traf ihn. Wenn auch weniger schwach, als der volle Angriff, haute ihn die Elektrizität davon.
Diesen Moment nutzte Sly, um sich seinem Gegner zu nähern, doch näher als zehn Meter kam er nicht, da plötzlich ein riesiger Golem vor ihm auftauchte. Er war etwa so groß wie der Troll aus der Nacht, nur wirkte dieser weitaus stärker. Sofort schlug der Steingolem nach dem Tiefling, der seine Axt im letzten Moment hob und abblockte. Anders als beim Troll flog Sly nicht weg, denn nun war er in seinem Blutrausch und konnte einiges mehr wegstecken. Schwerfällig bewegte sich der Golem und war noch in der Schlagbewegung, diesen Zeitraum nutzte der Rothaarige und schlug mit voller Wucht auf das Bein ein. Mit einem Ohrenbetäubenden kratzen und Funken die blitzen, durchtrennte Sly das Bein am Oberschenkel, sodass er fiel. Gerade so sprang der Tiefling zurück und wich so dem niedersausenden Arm aus. Dann warf Sly einen Blick auf seine Axt, die immer abgenutzter aussah. Wenn er sie nicht bald reparierte oder auswechselte, würde das noch sein Tod ein und gerade dieser Kampf wirkte, als bräuchte er alle Kraft.
*Halte wenigstens diesen Kampf noch durch!* Bat er zu seiner Großaxt.
Der Golem hielt sich mithilfe eines Arms gerade noch aufrecht, krachte aber um. Während die Elfe wieder auf die Füße kam, sprang Leonarian, sie ignorierend über seinen eigenen Golem und schlug mit dem Schwert auf den Tiefling ein.
Die ledrige Haut des Tieflings schützte ihn teilweise vor Schaden, doch eingeschnitten wurde sie trotzdem. Eine Blutlinie lief über seinen Rücken, da Leonarian Sly's Nacken traf. Doch mit einem Feuerzauber, den der Rothaarige um sich herum wirkte, gab er eine Stoßwelle ab, die Vasexus abhielt, weiterzuschlagen. Dadurch konnte Sly etwas Abstand gewinnen. Der Agent nutzte einen Schutzzauber um die Flammen so gut es ging abzuwehren. Mit einem lila Leuchtfeuer kam Lenny auf die beiden zu und schoss einen Illusionszauber auf den Boden, der in einer riesigen Wolke explodierte. Der Agent bekam ihn voll ab und konnte nicht mehr klarsehen.
Er sah seine Feinde doppelt, den riesigen Elfen und den kleinen Tiefling. Eine der Leichen auf dem Boden lag begann mit ihm zu sprechen und er erblickte ein regenbogenfarbiges Einhorn in Ponygröße, welches wütend auf ihn zu galoppiert kam. Die Wirkung des Zaubers ließ nicht nach, doch spätestens als ihn das Horn durchstoßen hatte und er nichts dabei spürte, war er in der Lage über die Illusion hinweg zu sehen. Kaum hatte er den Tiefling zwischen Lichtern und Schmetterlingen entdeckt, bekam er Lenny's Klinge gegen den Arm und wurde geschnitten. Alles schmerzte, doch er war noch immer am Leben. Der Elf war nun zwischen ihm und dem Tiefling. Mehrunes Klinge war ein echtes Problem, er wusste genug über dieses Artefakt um zu kapieren, dass er eben sehr viel Glück gehabt hatte. Der Elf fuchtelte weiter mit dem Dolch doch Leonarian wich zurück.
Während er Schritt für Schritt von Lenny wegtrat, beschwörte er schon das nächste, was sich allerdings Sly widmete, da dieser sich wieder einmischen wollte. Hinter dem Tiefling tauchten Ketten auf, die sich aus dem Boden schlängelten und noch bevor Sly reagieren konnte, erfassten sie seine Hände und spannten die Ketten. Da sie alle vier Arme erwischten, fiel ihm die Großaxt aus den Händen und er wurde zu Boden gezerrt, sodass er knien musste. Noch bevor er überlegen konnte, wie er sich befreite, erschien die nächste Kreatur vor ihm. Wie ein rückwärts schmelzender Eisberg, setzte sich der Eisgolem zusammen und war noch größer, als der aus Stein.
*Gar nicht gut...* Dachte Sly, denn Eis und Kälte waren seine Schwäche. Ob das der Agent wusste?
Einzelne Eiszapfen wuchsen an den Schultern des Wesens und Sly ahnte nichts Gutes. Sie waren spitz und näherten sich dem Tiefling, der sich trotz Zappelns nicht wehren konnte. Schon einen Moment später drang ein Zapfen in die Schulter von Sly ein, der bestialisch brüllte, da seine Knochen durchbohrt wurden. Blut lief aus seiner Haut, doch der Golem zog sich nicht zurück, verweilte einfach in dieser Position und konnte zusehen, wie sich Sly's rote Haut, langsam lila verfärbte.
Ketten und ein Eisgolem? Dieser Mann war wohl im Ganzen noch beeindruckender als Sly's pure Kraft. Leonarian hatte Abstand gewonnen. Für einen einzigen Moment schien die Zeit wie still zu stehen. Der Golem hatte Sly fixiert und der Fokus des Agenten lag nun wieder auf ihm. Er zielte mit einem weiteren Blitz in Lenny's Richtung und verfehlte nur knapp. Er schlug in die Fassade eines Hauses ein und hinterließ ein Loch im Mörtel. Der Kerl war beinahe wie eine Einmann Armee.
Mit einem Feuerzauber versuchte Lenny ihm entgegen zu wirken, doch kaum hatten die ersten Flammen seine Handfläche verlassen, wirkte der Agent sein Schild und blockte. Er hielt die Flammen aufrecht und bewegte sich seitwärts auf den Golem zu und warf sich auf den Boden um zwischen Sly und den Giganten zu rutschen. Verzweifelt stach er auf den kalten, massigen Körper ein.
„Ich lass dich nicht hängen, Sly!" Rief er und nach dem dritten Schlag löste die Kraft von Mehrunes Dagon aus. Während die Stimme des Dämonen Fürsten in Sly's und Lenny's Ohren hallte, zersplitterte das beschworene Monster in viele eiskalte Splitter.
„Tötet ihn! Ihr zwei sollt ihn töten!" Sprach Mehrunes Stimme wie aus dem Nichts.
Der Golem war vernichtet und ein Blitz schleuderte auf Lenny zu und traf ihn frontal auf die Brust. Die Energie durchströmte ihn und zwang ihn in die Knie. Leonarian stürmte auf die Elfe zu und bohrte ihm das Schwert in den Bauch, rammte es hinein, dass es auf der anderen Seite wieder hinaustrat. Lenny brüllte, das Blut quoll und spritzte aus der Wunde.
Der Tiefling sah dabei zu, wie sein Begleiter durchbohrt wurde. Vor Wut zerrte er immer weiter an den Ketten, denn die Stimme von Mehrunes gab ihm Kraft. Es war als würde mehr Macht in ihn fließen, lag es an Lenny's Worten? Doch noch bevor er richtig nachdenken konnte, spannte Sly seinen gesamten Körper an und sprengte die Ketten, die klirrend zu Boden fielen. Sobald er frei war, stürmte der Tiefling los und warf sich auf Leonarian, dabei vergaß er völlig seine Axt. Stattdessen nutzte er seine scharfen Krallen, die er in die Schultern des Agenten bohrte.
„Na wie fühlt sich das an?!" Brüllte Sly, als wäre er wahnsinnig geworden.
Während Vasexus ihn nun angsterfüllt ansah, grinste der Tiefling nur dreckig.
Wieder ertönte Mehrunes Stimme in seinem Kopf. „Blut! BLUT!"
Der Instinkt lenkte ihn und Sly biss in die Kehle von Leonarian, der gurgelnd aufschrie. Blut lief dem Tiefling in den Mund, welches er aufleckte und den ausblutenden Körper wegwarf. Der Agent zuckte noch, doch Sly hatte etwas anderes im Kopf, sodass er zu Lenny sah, der blutend am Boden lag. Sofort fing er sich wieder und rannte zu dem kleinen Elfen. Das Schwert steckte noch in seinem Bauch, weshalb der Tiefling ihn einfach zusammen aufheben musste und vorsichtig mit seinen vier Armen stützte.
„Halte durch, Kleiner! Wir schaffen das, ich bringe dich hier weg!" Verzweifelt wie noch nie sah Sly sich um und suchte einen Weg nach draußen.
Verzweifelt versuchte der Agent seine Halswunde zu heilen, doch mehr als unkontrollierbares Zucken bekam der Mann nicht hin. Er hatte seinen Kollegen angeordnet zu warten, doch nun kamen die restlichen Penitus Oculatus Mitglieder aus ihren Verstecken. Zwei tauchten aus einer Gasse auf, gleich drei Agenten traten aus dem Brunnen heraus, noch einer rannte auf Leonarian zu, stürzte sich neben ihn auf den Boden und versuchte seinen allmählich leblos gewordenen Körper mit einem Heilzauber zu retten. Als wären sechs Mitglieder der Kaiserlichen Geheimpolizei nicht genug kamen langsam auch Soldaten und Stadtwachen wieder und sahen sich den, Schlachtfeld gleichen, Kampfplatz an.
„Zwischen den zwei Häusern da, da..." Lenny war noch immer bei Bewusstsein. „Da ist ein kaputtes Stück Stadtmauer... Da können wir durchbrechen..." Als der Tiefling, der ihn trug, sich in Bewegung setze, schaute Lenny die Klinge und die Eintrittswunde an. Wie hatte er so einfach die Rüstung aus Stahl durchbohren können? Seine letzte derartige Verletzung war lange her, aber die Elfe konzentrierte sich darauf durchzuhalten.
Sly suchte den Ort, den Lenny meinte und fand es zum Glück schnell. Normalerweise wäre er jetzt einfach durchgesprungen und hätte die restliche Mauer eingerissen, doch mit Lenny schlängelte er sich vorsichtig durch das Loch. Draußen atmete er kurz durch, es schien sie keiner zu verfolgen. Dennoch versuchte der Rothaarige so schnell wie möglich weg zu rennen, am besten zu ihrem Nachtlager zurück.
„Wir sind gleich da, du musst wach bleiben Kleiner! Hast du verstanden?" Mit den vier Armen konnte Sly ihn ziemlich bewegungslos tragen.
Lenny konnte an Sly's Seite vorbei hinter sie blicken und sah Soldaten aus dem Stadttor rennen. Die Mitglieder des Penitus Oculatus kamen nun auch hinterher. Sie zwängten sich durch die Mauer, schossen Feuerbälle und Blitze hinter den Flüchtigen her.
„Wir müssen in den Norden..." Stammelte die Elfe. Voraus lag der Fluss, doch die Brücke lag auf höherem Längengrad und das Ufer war zu Teilen zerklüftet und felsig.
Die leisen Worte von Lenny erreichten ihn kaum, doch er sah in die genannte Richtung. Langsam erkannte er den Bach, Zeit auszuziehen hatte er jetzt nicht. Also lief er schnell darauf zu und überwand die Felsen am Ufer. Mit den Armen in der Höhe, hielt er die Elfe davon ab nass zu werden.
Mit zwei seiner vier Arme schwamm er nun auf die andere Seite. Ein Eisstachel schlug dicht hinter Sly ein und verfehlte ihn. Die Kaiserlichen Soldaten waren eigentlich nutzlos. Die perfekt trainierten Agenten waren allerdings gute Verfolger.
„Richtung Norden! Bruma! Himmelsrand!" Sagte Lenny so laut er konnte zu seinem Retter. Die Elfe starrte durch die Luft, hinter sie und immer wieder auf das Schwert in ihm. Er blieb eisern wach, hielt Mehrunes Klinge fest in einer Hand und das Papier in der anderen.
-Ich habe unsere liebe Mutter genommen und die Reise zusammen nach Anderswo begonnen. Wie befohlen, wie befohlen werden die uns niemals holen. Gezeichnet Cicero.- Stand auf dem Zettel.
Lenny wusste ganz genau was mit Anderswo gemeint war. Cicero der Hofnarr war ein besonderer Kerl mit einer besonderen Vorgeschichte. Schon einmal war eine Zuflucht zerstört worden und er überlebte. Der letzte Zuhörer der Bruderschaft allerdings nicht. Nun war der Mann der die Rolle des Narren angenommen hatte, samt Mutter der Nacht, einer mystischen Mumie mit wichtiger Rolle für die Bruderschaft, war er schon seit Tagen auf dem Weg nach Himmelsrand um eine letzte Zuflucht und einen neuen Zuhörer zu finden. Die Mutter der Nacht sprach zu ihrem Zuhörer und dieser dann zur Dunklen Bruderschaft. Cicero hatte nie den Segen sie zu hören und war nun ganz auf sich allein gestellt.
„Im Namen des Kaisers! Bleibt stehen!" Rief ein weiblicher Penitus Oculatus Agent und schoss einen Feuerball nach dem anderen. Die Frau war die Einzige die dicht an ihnen dran war.
Einer der Feuerkugel traf den Rücken von Sly, sodass er ins straucheln kam. Doch die Hitze machte ihm nichts aus, es war eher die Druckwelle, die ihn zum Stolpern brachte. Schnell fing er sich wieder und versuchte Lenny ruhig zu halten. Sein Wutanfall hielt noch immer an, sodass er sich noch einmal zusammenriss und schneller rannte. Lange würden diese normal sterblichen dieses Tempo nicht durchhalten, dafür war der Tiefling zu trainiert.
Verzweifelt sah er kurz zu dem Elfen. „Du Vollidiot! Wieso bist du da einfach mit meiner Klinge rein gerannt?!"
Dass die Schulter von Sly immer noch blutete, bemerkte er schon gar nicht mehr. Die Kälte hatte es soweit betäubt.
„Meine Geschwister, ich brauchte deine Hilfe um meine Familie zu schützen, aber es sind alle tot... Alle außer Cicero. Cicero lebt und ich weiß wo ich ihn finden kann... Danke, dass du für mich da warst" Sagte Lenny und lächelte trotz tödlicher Verletzung seinen Kameraden an. Es war wahrscheinlich der Blutverlust der ihn sein Misstrauen und seine vorherigen Pläne vergessen ließ. Die Agentin hielt noch eine ganze Weile lang mit, war aber langsam aber sicher aus der Puste.
*Seine Familie? Cicero, dieser Bastard, gehört zu Lenny's Familie?!* Sly war außer Rand und Band.
Dieser Hofnarr war sein Ziel in dieser Stadt und jetzt war es ein Verbündeter von Lenny? Würde es Sly aufhalten, nur weil er den Elfen jetzt kannte? Doch darüber konnte der Tiefling nicht nachdenken, denn entkommen war jetzt das Einzige, was zählte. Der Rest konnte auch danach noch geklärt werden. Immer weiter, blind der Anweisung von Lenny nach, lief er durch den Wald. Schritte und Rufe von Verfolgern waren noch lange zu hören. Die Agentin schien außer Sichtweite. Der Tiefling und die Waldelfe waren in Richtung Berge gekommen und wo der Wald langsam endete begann das Jerall Gebirge, welches Cyrodiil und Himmelsrand trennte. Die Nacht war sternenklar. Je näher man dem Norden kam, desto kühler wurde es, da es ziemlich bergauf ging. Jenseits der Bergspitzen war, klitzeklein, das Leuchten der Nordlichter zu erkennen. Die Monde standen so, dass sie das Gebirge erleuchteten und so öffnete sich ein Horizont voller Berge vor ihnen. Dazwischen thronte ein merkwürdiger Spitzer Turm inmitten der verschneiten Berglandschaf, der Frostcrag Spire, wie der magische Turm hieß. Irgendwo in dieser Richtung lagen Bruma und die Straße nach Himmelsrand. Die Penitus Oculatus Agenten waren immer noch irgendwo, die Distanz schien aber relativ sicher. Noch waren Sly und Lenny nicht an der Schneefall Grenze angekommen. Auf einem höher gelegenen Plateau, von Felsen eingezäunt lag eine Höhle. Dieses Mal war die Höhle verlassen und kein Troll hauste darin. Im Wald waren noch immer Lichter von Fackeln und Laternen.
„Ich muss das Schwert heraus ziehen..." Sagte Lenny mit kreidebleichem Gesicht und zitteriger Stimme. „Leg mich irgendwo ab..."
Sofort ging er in die Höhle und suchte einen Platz, wo sie bleiben konnten. Die Gefahr war groß, dass Lenny verblutete, wenn er das Schwert rauszog, doch es musste sein. Vorsichtig legte er den verletzten Elfen auf dem Boden ab und setzte sich daneben. Den Kopf bettete Sly auf seinem Oberschenkel.
„Okay also ich ziehe es jetzt raus, ja?" Fragte der Tiefling und sah den blassen Lenny an.
„... Bei Sithis... Mach dir keine Sorgen um mich... Tu es!" Sagte Lenny und legte selbst Hand an der Klinge an.
Doch damit Lenny sich nicht noch die Handflächen Einschnitten, packte er schnell den Griff. „Okay."
So senkrecht wie möglich und ohne zu zittern zog Sly das Schwert raus. Dass Lenny soeben Sithis erwähnt hatte und ihm somit klarmachte, dass er zur dunklen Bruderschaft gehörte, ignorierte der Tiefling. Schließlich hatte er nicht gegen jeden was, sondern nur was gegen Cicero. Das Loch im Harnisch blieb zurück und Sly wollte gerade die Wunde mit Feuer verschließen, doch erstaunt sah er auf Lenny's Körper.
Lenny verkrampfte und presste die Hand gegen den Brustpanzer. Vor Schmerz schreiend, versuchte er ihn auszuziehen und bekam dabei Hilfe von Sly. Das Kleid war ruiniert, wenn es auch hochwertiger gemacht schien als die Rüstung, die ihnen der Kahjiit verkaufte. Die Blutung war bereits gestoppt und Lenny nutzte einen einfachen Heilzauber. Sein Körper hatte außergewöhnliche Selbstheilungskräfte, heilte ihn stets von jedem Leiden und hatte ihn schon oft genug vor dem Tod bewahrt.
Ein Anhänger von Sithis, jemand der bisher noch nie sterben konnte und körperlich sonst schwach war, das war die blasse, menschlich wirkende Waldelfe Lenny. Der Wunsch den Tod zu töten, der Gedanke als jemand großes vorherbestimmt zu sein, war nichts als ein aus dem resultierenden Größenwahn. Ein Anhänger von Sithis, der den Tod töten wollte, paradox.
Geschwächt schaute er Sly an und atmete durch. „Wie glaubst du, hab ich mein bisheriges Können erlangt? Ich bin immer wieder gescheitert und oft fast drauf gegangen und jetzt bin ich hier... In deinem Schoß." Er grinste, doch sein Atmen machte es ihm schwer.
„Nicht sprechen. Ganz ruhig..." Doch als Sly wieder zu der Wunde sah, bemerkte er, dass die Wunde nicht mehr blutete. „Was zum..."
„..." Lenny wollte etwas sagen, doch schwieg.
Es war wie mit dem Verändern seines Aussehens, seine Kräfte waren sonderbar und es war schwierig sie gezielt einzusetzen. Anders als der Versuch die Hautfarbe zu verändern, klappte das Wunden Verschließen ganz gut. Die Haut an seinem Bauch war unter Stress, schwer in Arbeit und verheilte. Alles was zurück blieb war der Schmerz.
Wie in Trance streichelte Sly über Lenny's Haare. Sein Kopf war wie leergefegt und seine Gedanken waren blank. Langsam entspannte er sich und seine Mehrunes Verwandlung ließ nach. Mit knirschenden Geräuschen zogen sich das zweite paar Arme zurück und seine Haut war wieder in dem normalen Rotton. Es war anstrengend im Nachhinein, diese Verwandlung zurückzuhalten. Doch umso länger er es aufrechterhielt, desto müder war er danach.
„Warte, ich mache uns ein Feuer..." Körperlich am Ende, konnte Lenny immer noch zaubern. Es war nichts Brennbares in der Nähe, aber für sein Feuer brauchte er das nicht unbedingt. Auch Sly's Feuerstein war dieses Mal nicht nötig. Die Elfe öffnete eine Handfläche und ein Feuer entstand darin. „Damit wir... Damit... Damit es nicht kalt ist."
Nach dem Showdown in Cheydinhal waren beide sehr müde geworden. Lenny's Flamme war klein, brannte aber, trotz dass er eingeschlafen war immer noch. Die Kaiserlichen würden sie nicht finden, nicht heute. Manchmal hatte das Schicksal etwas mit einem vor. Bei manchen mehr als bei anderen. Lenny glaubte fest daran besonders zu sein, seine Kräfte mussten schließlich etwas bedeuten, dachte er Tag für Tag.
Aber wie entschied das Schicksal wer wichtig dafür war und wer nicht? Wie entschieden die Götter ob Vasexus Leonarian ein unwichtiger Name blieb oder ob er überlebte? Das Universum befand sich im Wandel und das Leben von Sly und Lenny waren Teil davon. Die Leben von allen waren wie eine Alternative für das Schicksal dieser Welt. Ob es der Kaiser war, Ulfric Sturmmantel, ob Narfi, ein Bettler aus Himmelsrand oder der Kahjiit Händler vor der Kaiserstadt und natürlich Cicero der Hofnarr, alle ihre Leben waren wie eine Alternative, eine neue Chance für das Schicksal.
Drachenbruch, ein Bruch von Raum und Zeit, ein Bruch von Geschichten und ihren Welten. Im Original konnte Cicero alleine und ohne Familie in der Zuflucht von Cheydinhal gelebt haben, keiner hatte ihn gefunden, kein Penitus Oculatus und keine Waldelfe. In der Alternative hatte er Familie, ein kleines Brüderchen namens Lenny und eine Familie die er heute, beim Massaker von Cheydinhal, verloren hatte. Dies war erst der Anfang, dies war erst der Beginn der alternativen Geschichten Schaffung und der Start von Sly und Lenny, ihrer Protagonisten.
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