2. Vor den Toren der Kaiserstadt ⏳
Cyrodiil war hauptsächlich in zwei Gebiete einteilbar. Colovia, was sich vom Jerall Gebirge über den großen Wald bis zur Goldküste erstreckte und die Bucht von Niben, ein Gebiet aus See und Flussarmen die in eine sumpfige Region überging. Sly und seine Begleitung Lenny befanden sich gerade auf dem Weg aus dem großen Wald. Skingrad lag bald voraus und die Kaiserstadt befand sich am Horizont.
"Da drüben! Hinter den Bäumen da! Das ist die Kaiserstadt. Warst du schonmal dort?..." Fragte Lenny und stolperte beinahe über einen Stein. Mittlerweile war es früher Morgen und die Luft war angenehm frisch. Sly antwortete nicht sofort, also begann Lenny weiter zu quatschen. "Wenn wir mehr südlich gehen kommen wir nach Skingrad, von da aus ist es einfach zur Nibenbucht zu gelangen. Bravil ist nach Skingrad die nächste Stadt. Dann befinden wir uns am Niben See oder wie auch immer man den nennt... Cheydinhal liegt auf der anderen Seite."
"Ich will zwar nicht, aber wir sollten mal in der Kaiserstadt vorbei sehen." Denn Sly brauchte unbedingt mal wieder ein neues Hemd, sein jetziges war schon völlig zerrissen und voller Löcher.
Durch den kaputten Stoff konnte man seine rötliche Haut sehen, die ziemlich muskulös war, wie auch der restliche Körper des Tieflings. Es würde fast schon besser aussehen, wenn er gar kein Oberteil anhätte, aber halbnackt wollte er nicht durch das Land ziehen. Da Lenny ihm sein Gold wiedergegeben hatte, konnte er es sich nun leisten, außerdem wären einige Vorräte nicht schlecht und einen Schmied müsste er auch mal besuchen. Denn seine Äxte waren schon wieder so abgenutzt, dass sie geschliffen werden mussten, Schädel stumpften die Klingen ziemlich ab.
"Bist du sicher, dass du dich der Kaiserlichen Legion nähern solltest? Die Kaiserstadt ist eigentlich kein Ort in dem man für sein Aussehen vertrieben wird... Die Argonier, diese Echsenmenschen und das Katzenvolk ist da ja auch vertreten... Nur du siehst aus wie Mehrunes Dagon, der diese Stadt vor hunderten Jahren ja persönlich angegriffenen hat. Eine Drachenstatue erinnert daran. Keine Ahnung wo die Statue genau herkommt, aber ich höre immer wieder das wäre Martin Septim gewesen, der letzte Drachen Kaiser oder was auch immer. Ich will ja auch so bekannt werden, aber in Sachen Geschichte bin ich trotzdem nicht so gut. " Lenny hörte nicht auf zu reden. Die letzten großen Bäume lagen nun hinter ihnen und voraus lagen verschiedene kleine Siedlungen und Bauernhöfe. Die Kaiserstadt von Tamriel lag auf einer großen Insel, inmitten eines Sees.
"Du kannst doch deine Haare ändern... Kannst du noch mehr?" Das ganze Gerede zu der Stadt und dessen Vergangenheit ignorierte er.
"Ja, mit einem Zauber. Abgeschnitten hab ich sie mir nicht. " Lenny überlegte.
Er hatte eine sehr lange Zeit üben müssen, bis her seine Haar- und Augenfarbe ändern konnte. Mittlerweile konnte er auch die Länge seiner Haare verändern. Diese Art von Kraft war ihm angeboren, doch sie entfaltete sich leider nur sehr langsam.
"Dich verändern kann ich nicht, falls du das meinst. Ich kann meine Haare und meine Augen verändern, mehr auch nicht. Bis ich das hinbekommen habe hat es lange gedauert. Ich versuche es immer wieder mit meiner Hautfarbe, doch bisher habe ich davon nur Flecken, wie eine Kuh auf der Haut bekommen." Erklärte der Waldelf.
"Dann ist dieser Zauber doch völlig nutzlos..." Sly überlegte und seufzte dann. "Ach verdammt nochmal, gehen wir einfach rein, jeder der Stress will, wird meine, wenn auch stumpfe, Axt spüren."
Dann trottete er los, direkt auf die Stadt zu, auf Lenny wartete er nicht, da sich der Elf eh an seine Fersen heften würde. Die Stadt kam langsam näher und Lenny betrachtete die Gebäude der Farmen. Fachwerk und Strohdächer waren aus was die Bauernhäuser bestanden. Feldarbeit und Weinbau waren in Cyrodiil groß. In der Mitte des Landes gab es Äpfel, Birnen und allerlei anderen Anbau. Getreide, Kartoffeln und Möhren gab es natürlich auch im Überfluss.
Gen Osten, in der Nibenbucht war der Reisanbau sehr einfach und im Südwesten, an der goldenen Küste waren es die Weinreben. Während Sly schnellen Schrittes, stur voran lief, begutachtete die Elfe alles und ließ die malerische Landschaft auf sich wirken. Die Hauptstadt, aus weißem Stein war nicht mehr weit entfernt. Die Kaiserstadt bestand aus einem hohen Turm in ihrem Herzen und mehreren in Ringen gebauten Stadtvierteln drumherum. Eine große Brücke führte über den See zur Stadt.
An den kleinen Siedlungen lief der Tiefling einfach vorbei und ignorierte die Bewohner, die ihn wie erwartet anstarrten. Mit den Händen in den Taschen hielt er seinen Blick auf den Weg gerichtet, damit sich auch keiner mehr bedroht fühlte, als eh schon. Schließlich wollten sie ungestört bleiben. Als er ziemlich dicht an einem der Häuschen vorbeilief, ließ eine Frau ihren Wäschekorb fallen und flüchtete ins Innere. Der Rothaarige seufzte einfach nur genervt.
"Wenn ich das mit meiner Haut hinbekomme, dann kann ich sie ja auch Mal rot färben, wie die wohl dann reagieren würden?" In der Nähe der Brücke zur Stadt, befanden sich ein paar Häuser und eine Taverne.
Von weitem waren die Stadtwachen der Kaiserstadt gut zu erkennen. Ihre Rüstungen schimmerten in der Morgensonne. Als sie den Tiefling und seinen Anhänger sahen, gingen sie automatisch in eine Schutzhaltung, so als müssten sie dem Rothaarigen sofort den Kopf abschlagen, wenn er sich falsch bewegen würde. Natürlich kannte Sly dieses Verhalten und da er immer alleine war, konnte er nie etwas erklären, sie wollten ja nie zuhören. Doch jetzt hatte er Lenny, den er zum Erklären und besänftigen voran schicken konnte. Da der Elf aber etwas langsamer lief als er selber, blieb er kurz stehen und wartete, bis sie auf gleicher Höhe waren.
Dann packte er Lenny hinten am Kragen und schob ihn vor sich. "Du gehst jetzt zu diesen Männern und sagst ihnen, dass wir nur was einkaufen wollen und ich nicht der bin, für den sie ihn halten, alles klar?"
Zunächst sagte Lenny nichts, doch dann drehte er sich um und schaute Sly an. "Spiel mit und wir haben keinerlei Probleme..."
Lachend begannen seine Hände zu leuchten. Magische Energie in Form eines lila Leuchtens umhüllte ihn und er schoss einen Lichtstrahl auf den großen roten Mann. Sly wurde unsichtbar und Lenny wiederholte die Prozedur. Nach etwas Herumfuchtelei zauberte er ihn wieder sichtbar und das Licht umkreiste ihn.
"Wir tun so, als wäre ich ein Magier und du ein Dremora den ich beschworen habe, okay"
Irritiert sah der Tiefling den kleinen Elfen an, doch nickte er einfach. *Wie muss ich mich denn verhalten?*
Im Thema Schauspielerei und ähnlichem war Sly nicht geschult. Doch jetzt mussten sie es durchziehen, denn die Aufmerksamkeit lag noch fokussierter auf beiden. Also lief der Rothaarige Lenny hinterher.
"Brülle immer wieder wie schwach wir Menschen sind und dass du ein mächtiger Daedra bist. Das machen echte Daedra so und du wirkst nicht gerade, als weißt du, wie man einem eine Rolle vorgaukelt." Lenny lief einfach auf die Wachen zu und sagte nichts mehr.
Um Sly herum waberte noch immer ein Lichtschein. Die Kunst der Illusion hatte Lenny drauf, doch jede Nummer musste sich auch gut verkaufen lassen, ansonsten war jede Szene die er mit den Kaiserlichen spielen wollte nutzlos. Das war echt lästig, dachte Sly. Doch was sollte er tun? Sonst würden ihn die Wachen nie rein lassen, also musste er wohl mit machen.
"Schwache Menschen!" Rief er und starrte die Wachmänner an. "Ich bin ein mächtiger Daedra und kann euch Winzlinge zermalmen!" Sly fühlte sich so dämlich bei dem Ganzen, aber es war besser als sie zu töten und dann alles zu stehlen, was er brauchte.
Die Wachen blickten Lenny und seinen Dremora Krieger an. Einer von ihnen schluckte und wusste nicht was er tun sollte. "Ihr habt diesen Daedra beschworen?! Wofür?! Was wollt Ihr hier?!" Rief die andere Wache, trat mehrere Schritte nach vorn und zog ihr Schwert. "Das ist die Kaiserliche Hauptstadt, also seit vorsichtig was Ihr tut!"
Ohne sich davon beirren zu lassen, schritt Lenny voran "Ich möchte neue Kleider kaufen. In der Stadt versteht sich. Die Händler außerhalb der Mauern interessieren mich nicht. Das ist mein Daedra und er ist hier, weil ich mich ohne ihn unsicher fühle, ihr dämlichen Kaiserlichen. Ich vertraue nicht auf die Klingen von Menschen wie Euch." Antwortete Lenny und machte den Wachen eine Szene. Er erntete einen bösen Blick und Verwirrung in den Gesichtern anderer Passanten und Stadtwachen. "Beschwörung ist ja nicht illegal oder?"
Die Wache beäugte die beiden und trat zurück. "Haltet ihn von den Bürgern fern, sonst wird die Kaiserliche Stadtgarde Euch ein schnelles Ende bereiten, das schwöre ich." Sagte der Mann in glänzender Rüstung.
Die Rüstung der Stadtwache erinnerte an einen Zenturio aus der Legion und doch waren sie lediglich Ordnungswächter. Der Elf und sein Dremora liefen an ihnen vorbei und betraten die lange breite Brücke.
Da gerade kein anderer in der Nähe war, bückte sich Sly zu seinem kleinen Begleiter hinunter. "Warn mich nächste Mal vor, verstanden! Ich sagte doch, dass ich mir keine Befehle geben lasse!"
"Du meinst das ernst, aber du bist echt in der Rolle. Du hörst dich wirklich an wie ein Dremora... Keine Angst, das war nur für den guten Einstieg. Die Leute werden uns jetzt in Ruhe lassen, glaub mir. Wenn die uns über die Brücke gelassen haben, werden die da drüben nicht auch nochmal Stress machen." Lenny und Sly gingen die Brücke hinab und erreichten die Kaiserliche Insel.
Soldaten trainierten auf einem neu angelegten Hof ganz in der Nähe, Händler hatten vor den Toren ihre Zelte aufgeschlagen und ein paar Wachen waren auf beiden Seiten neben dem Stadteingang postiert. Man beobachtete ihn und Sly, doch aggressiv war tatsächlich niemand. Ein Kahjiit, ein Katzenmensch präsentierte abseits des Weges seine Waren und versuchte Lenny zu sich herüber zu rufen. Er hatte Fell, den Körper eines Menschen und einen Kopf wie eine Katze.
"Kommt her! Dieser hier möchte euch seine Waren zeigen! " Rief der Katzenmann.
Flüsternd wandte sich der Tiefling an Lenny. "Ich vertraue diesen Katzen nicht... Na gut ich vertraue aber auch niemanden."
Sly lief etwas schwerfällig, versuchte irgendwie weiter in der Rolle zu bleiben, doch wollte nicht mehr so auffällig rumbrüllen.
"Vielleicht hat er ein paar exotische Kleider. So ein Sommerkleid aus Elsweyr würde mir bestimmt stehen, falls es sowas gibt." Lenny wollte anhalten und zu der Katze gehen.
Augenrollend lief der Rothaarige ihm hinterher, doch hielt gewissen Abstand zu den Kahjiit. Schließlich hatte er in seiner Tasche eine Menge Geld, das er nicht so einfach loswerden wollte. Doch wenn auch diese Katze dachte, dass er eine Beschwörung war, dann würde er ihn vermutlich eh in Ruhe lassen.
Die Katze hockte auf einem Teppich auf dem Boden, hatte die Beine übereinandergeschlagen und begrüßte Lenny und seinen Dremora. "Habt ihr irgendwelche Kleider oder so Etwas? Für mich ein schönes Sommerkleid und etwas, was mehr an die Statur meines Begleiters passt?"
"Natürlich. " Sagte der Kahjiit und hielt Blickkontakt mit einer Artgenossin. Die Katzenfrau war dem Alter nach wahrscheinlich seine Tochter. Sie holte mehrere Kleider, eine Kiste mit Rüstungsteilen und anderen Anziehsachen. "Schaut es nur durch, dieser hier ist sicher, dass Ihr etwas finden werdet. " Sagte der Händler und ließ Lenny und Sly zu der Kiste.
Beide hoben einzelne Stücke heraus und besahen sie, doch von der Rüstungskiste blieb Sly weg. Stattdessen schaute er sich dunkle, einfache Stoffhemden an, die teilweise zu klein waren. Einige die ihm passten waren ihm zu auffällig, viel zu viel Schnickschnack. Doch dann hielt er ein ganz schlichtes, graues Hemd, dass ihm auch zu passen schien. Eine stählerne Rüstung passte nicht zu Lenny, also legte er den Brustharnisch wieder zurück und fand ein Kleid. Es war schön anzusehen und fühlte sich noch schöner an, etwas passte ihm allerdings nicht. Die Stahlrüstung glänzte ein bisschen und war eigentlich ganz schick.
Aber wer konnte schon ein Kleid und eine Rüstung gleichzeitig tragen? Wahrscheinlich er, dachte Lenny und grinste. "Ich nehme dieses Kleid und den Harnisch, mein Dremora hier nimmt was er sich da ausgesucht hat, okay? "
Der Katzenmann nickte und begann die Preise für alles zu schätzen. "Fünfhundert Septime für alles zusammen." Sagte die Katze und lächelte.
*Ich weiß schon, wieso ich mich von den Kahjiit fern halte...* Dachte Sly und sah genervt zu Lenny.
Damit er nicht wutentbrannt auf die Katze losging, wollte er den Elfen das klären lassen. Dabei hielt er seine innere Zerstörung zurück, um nicht sofort nach seiner Axt zu greifen.
"Fünfhundert?" Fragte Lenny und streckte eine Hand aus, starrte der Katze in die Augen und zauberte einen dezenten Lichtschein in seine Hand. "Wolltet Ihr nicht nur zweihundert für das alte Zeug?"
Der Kahjiit hörte zu, blickte auf die Waren und überlebte noch einmal. "Zweihundert... Ja, dieser hier hat einen Fehler gemacht, vergebt mir."
Verwundert sah der Rothaarige zu der Waldelfe und war erstaunt, seine Zauber waren praktisch. Die von Sly waren jedoch auch nicht zu verachten, da er mit ihnen noch keinen einzigen Kampf verloren hatte, seit er sie beherrschte. Während Lenny das Geschäft abwickelte, riss der Tiefling sich das alte, kaputte Hemd auf und steckte es in die Tasche, vielleicht konnte man es noch gebrauchen. Als er dann an sich heruntersah, bemerkte er, dass er mal wieder in einem Fluss baden musste, denn seine rote Haut war staubig und an den Stellen wo die Löcher waren, zierte ihn sogar Erde.
"Sollen wir überhaupt noch in die Stadt rein oder verschwinden wir lieber gleich? " Fragte Lenny nachdem er bezahlt hatte und sie sich vom Händler entfernten.
Die Soldaten, die vorhin noch am Trainieren waren standen in Reih und Glied und wurden von einem Legat der Armee aufgefordert mit ihm zu kommen. Die Kaiserlichen Soldaten marschierten am Eingangstor der Stadt vorbei, gingen auf die Straße und schritten hintereinander über die Brücke auf das Festland hinaus.
Während sie gingen zog Sly das gekaufte Hemd an. "Na ja Cheydinhal liegt auf der anderen Seite, sagtest du. Ist es dann nicht einfacher, einfach hier durchzulaufen, anstatt außen rum?"
"Auf der Seite von Cheydinhal gibt es keine Brücke, wir müssen ein Fährboot nehmen. Wären wir in Richtung Bravil gegangen, hätten wir dort oder am Niben Ufer auch eine Fähre nehmen müssen. Hier sind wir aber tatsächlich näher, als wenn wir gen Bravil gezogen wären..." Lenny überlegten. "Na ja, wären wir nicht zur Kaiserstadt, wären wir natürlich etwas mehr von der Zivilisation weg gewesen. Egal, gehen wir zum nächsten Fährmann!"
"Aber lass uns etwas schneller laufen, ich will nicht länger hier sein als nötig. Und wenn du wieder so schleichst, dann werfe ich dich einfach über meine Schulter..." Kriechende Begleitung fand der Tiefling schon immer lästig.
Klar war er mit seinen langen Beinen im Vorteil, aber das änderte nichts an der Tatsache, dann mussten die kleineren eben einfach schnellere Schritte machen. Wenn Sly alleine unterwegs war, legte er die längste Strecke zurück, da er wenig Pausen brauchte, da seine Ausdauer ausgezeichnet war. Außerdem musste er dann nicht alle hundert Meter auf die Begleitung warten.
"Wir können ja auch rüber schwimmen oder du trägst mich und schwimmst rüber... Nein, Spaß beiseite. Ich bin ein guter Schwimmer, aber da drüben wäre ein Boot und eine Fährfrau." Lenny schaute noch immer den Soldaten hinterher und versuchte seine Gedanken beiseite zu schieben.
"Solange wir kein Gold verdienen, sollten wir so günstig wie möglich auskommen. Du kennst das vielleicht nicht, aber mir kauft niemand einfach so was ab." Sagte Sly und dachte wieder daran zu baden. "Wenn du nicht nass werden willst, dann nehme ich dich auf meine Schultern und du hältst meine Kleidung im trockenen."
Ihn anstarrend überlegte Lenny und nickte. "Wieso nicht? Ich dachte eigentlich du würdest mich lieber ertränken, statt mich irgendwo rüber tragen zu müssen. "
"Noch hält sich meine Mordlust in Grenzen, außerdem will ich danach wieder trockene Kleidung anziehen, dafür brauche ich dich. Aber wenn du sterben willst, dann nerv mich nur weiter mit deinem Geplapper, dann dauert es nicht lange." Belustigt zog der Rothaarige eine Augenbraue hoch und lief weiter.
Sie liefen gemeinsam Richtung Ufer. Lenny sah ihn an und musste grinsen. "Schon gut, ich versuche währenddessen so still wie möglich zu sein. Gib mir einfach das ganze Zeug und wir bekommen das schon irgendwie hin. Die Tasche kann ich auch nehmen."
Dann begann sich der Tiefling bis auf seine Unterhose auszuziehen und knüllte es zusammen, da er nur kleine Taschen an den Beinen hatte. Alles zusammen drückte er nun Lenny in die Hand und schnallte wieder den Lederriemen um, der seine große Axt trug. Als er fertig war, stellte er sich hinter den Elfen und packte seine Hüfte, um ihn hochzuheben, so als würde er gar nichts wiegen.
Er setzte den Kleineren auf seine Schultern. "Geht's so?"
Leicht überfordert versuchte Lenny herunter zu schauen und betrachtete Sly. Er war stärker als er das dachte. "Äh... Ja, das passt..." Er versuchte alles beieinander zu halten und versuchte sein Gleichgewicht zu halten.
"Okay, dann los." Warnte er Lenny vor und schritt auf das Wasser zu.
Es war kalt, Sly war zwar hitzeresistent, aber bei Kälte hatte er schon mehr Probleme, doch es war auszuhalten. Immer tiefer trat er hinein, bis er langsam keinen Boden mehr unter seinen Füßen spürte. Die Füße von Lenny hingen leicht im Wasser, aber dagegen konnte Sly nichts tun, er versuchte einfach, dass der Großteil der Sachen trocken blieb.
"Ich kann das Zeug mit einem Zauber stabil halten, erschrecke nicht! " Lenny nutzte wieder einmal einen seiner Zauber und hielt die Sachen wie mit Telekinese stabil, nun hatte er eine Hand frei und schaute wieder zu Sly nach unten.
"Es war zwar nicht schwer, aber so ist es leichter, danke." Murmelte Sly und schwamm weiter.
Dabei fragte er sich, was dieser Knirps noch alles konnte, denn er war noch nie lange bei einer Elfe gewesen und schon gar nicht so nah. Lenny schaute sich Sly's Tasche an und fragte sich wo er die Klinge hingetan hatte. Mehrunes Klinge hatte er wohl in einer der Taschen verstaut, die an seiner Hose befestigt waren. Nachdem er es bemerkt hatte, holte die Elfe das dämonische Artefakt vorsichtig heraus und nahm die Klinge in die Hand. Der Dolch hatte eine schwarze Scheide, in der die Klinge zur Vorsicht gesteckt war.
Das Symbol eines Oblivion Tores war darauf, ein Buchstabe im Daedrischen Alphabet, Lenny wusste nicht was er bedeutete. Er konnte dem Verlangen die Klinge hinaus zu ziehen nicht widerstehen und zog sie heraus. Die Schneide war an beiden Seiten geschärft und äußerst gefährlich. Sein Puls stieg.
Mit dem Daumen fuhr er die Klinge entlang und begann zu schwitzen. Eine kleine Wunde hatte er in seine Haut geritzt und leckte sofort das Blut ab um den Schmerz den die Klinge angerichtet hatte zu betäuben. Die Sachen waren immer noch fixiert, auch wenn er beide Hände bei sich hatte. Mehrunes Klinge konnte einen auch nur mit der kleinsten Verletzung töten, jeden, jedes Wesen was existierte konnte dieser Macht nicht entkommen. Sein Herz überschlug sich.
Ihm war nichts geschehen, er war noch am Leben, doch stellte sich vor wie Mehrunes Dagon ihn gerade auslachte. Lenny steckte die Klinge in die Scheide zurück und tat sie vorsichtig in die Tasche der Hose. Die Augen geschlossen atmete er etwas durch. Sie hatten das Ufer fast erreicht und das Verlangen die Klinge zu besitzen wurde immer größer.
"Cheydinhal ist nicht mehr so weit. Wenn wir an Land sind müssen wir aber noch einige Meilen laufen. " Sagte er und hatte sich wieder beruhigt.
Daraufhin legte Sly einen Zahn zu, denn die Kälte sickerte langsam durch seine dicke Haut hindurch und schlich sich in seine Knochen. Es war auszuhalten, doch die Lippen den Rothäutigen färbten sich blau, was bei ihm allerdings eher lila war. Endlich spürte er wieder Land unter seinen Füßen und der Tiefling stapfte durch das Wasser, bis er schließlich am anderen Ufer stand. Lenny musste, von dem hohen Punkt aus, eine gute Übersicht haben, die Sly aber unterbrach, indem er ihn wieder an der Hüfte packte und auf dem Boden absetzte. Kurz überlegte der Rothaarige, ob er jetzt seine trockene Kleidung über seine nasse Unterwäsche anziehen sollte oder ob er sie einfach ausziehen und hierlassen sollte.
"Du kannst mich nicht zufällig mit irgendeinem Zauber trocknen oder?" Fragte er Lenny.
"Ich glaube das kann ich schon. Ich muss bei meiner Magie oft improvisieren, aber ich denke das kriege ich hin. " Die Elfe betrachtete Sly und ihm fiel seit gestern das erste Mal richtig auf wie gut er gebaut war. Es war nicht nur seine Kraft die ihn beeindruckte eigentlich war es der ganze Kerl. Ein roter Berserker, wie ein Ork nur noch brutaler. Er war wie zwei Barbaren in den Körper eines Daedra gepresst. Normalerweise mochte er zu gut gebaute Typen nicht, wobei Nord Kriegerinnen dieser Statur ihn immer faszinierten. Lenny's Geschmäcker waren ab und zu unbegründet und seltsam, aber vielleicht war Sly es, weswegen er bei ihm blieb und nicht Lenny's elsternhafter Instinkt an Gold und Macht zu kommen.
"Nicht bewegen! " Er formte die Hände, als wolle er einen Blitzzauber wirken und Elektrizität aus der Luft erzeugen, doch was er hinbekam waren keine Funken, sondern Wind. Er ballte die Kraft in seinen Händen und war bereit ihn trocken zu föhnen. "Das könnte etwas frisch werden... "
Er hatte Recht, es war kurz etwas kühl, doch dann ließ die Kälte des Wassers nach und Sly fühlte sich besser. Aus Lenny's Händen nahm er sich seine Hose in die er schlüpfte und die Taschen, die er sich dann wieder um die Beine band. Als letztes zog er sich auch das Oberteil wieder an, sodass ihm gleich wieder wärmer wurde, da der Elf es an sich gedrückt hatte. Die Äxte befestigte der Tiefling wieder an seinem Gürtel und schnallte den Lederriemen seiner Großaxt wieder um.
Nun war Sly wieder bereit und sie konnten weiter gehen. "Danke."
Das Duo machte sich auf den Weg nach Cheydinhal. Eine Farm lag, vom Ufer aus, auf einem etwas höher gelegenen Plateau. Sie gingen an der Farm und einer kleinen Kuhweide vorbei. Es waren noch einige Stunden Fußmarsch, doch dieser Weg hatte ihnen definitiv Zeit gespart. Lenny war ruhiger als sonst, aber das störte Sly keines Wegs. Die Route über die Straße war die einfachste, doch es zog den Weg erheblich in die Länge. Der Magie Schimmer, den der Tiefling für den Dremora Trick um sich herumgehabt hatte, war seit einiger Zeit auch wieder verschwunden. Sie liefen schnell voran, die Elfe versuchte nicht zurückzufallen und konzentrierte sich auf den Weg statt die Bauern und Tiere zu beobachten.
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