16. Weißlauf ⏳
Da die beiden neben dem verlassenen Haus waren, liefen sie nun den länglichen Pavillon entlang und wieder vom Haus weg, obwohl Sly nicht ganz verstand, wieso. Doch er nahm es hin, immerhin war dadurch ihr kleines Tête-à-Tête entstanden und das Gemüt des Tieflings war befriedigt. Der letzte Baum befand sich nun hinter ihnen und von einem kleinen Garten am Hang, konnten sie ganz Weißlauf und das Flachland darum herum erblicken. Der Nachthimmel war wieder finster geworden und dadurch sah man die Stadt und ihre Lichter ziemlich gut, durch die Dunkelheit. Lenny blickte zur Drachenfeste, der großen Festung auf der Spitze des Bergs, der die Stadt war und war sich nicht sicher, ob er diesen Anblick schon einmal gesehen hatte. Sein Gedächtnis war immer noch nicht vollständig da. "Sieh Mal! Hinter der Stadt, da sind noch mehr Lichter. Was das wohl ist?" Der Elf wollte unbedingt da runter und das Tal erkunden, völlig egal, ob es Nacht war. Es interessierte Sly zwar nicht, aber es nervte ihn nicht und er lief leicht belustigt zu dem Elfen. Lenny lief sogar mal schneller als sonst, sodass der Tiefling nicht in Menschenschritten laufen musste. Da Sly sich mal eine Karte angesehen hatte, konnte er die größeren Städte erkennen und hatte einen ungefähren Plan, wo die beiden waren. Da sie nun wieder zurück zum Weg gegangen waren, waren sie wieder ein Stück in den Wald hineingelangt, doch kamen schnell wieder hinaus. Die Straße auf der sie sich befanden führte direkt ins Tal. Nach einiger Zeit erreichten sie das Tal und ein paar Gebäude, eine Met-Brauerei und an eine Flussgabelung. Auf einer der Brücken, über die Flüsse, standen zwei Männer und unterhielten sich. Es war dunkel, doch es schien sich um zwei Wachen aus Weißlauf zu handeln. Eine einsame Straßenlaterne vor der Brauerei erleuchtete die Straße, die zur Stadt führte. Nach längerem Laufen, kamen sie einen Weg zur Stadt hoch und näherten sich dem Tor. Ohne weiteres wollte Sly einfach hindurch laufen, doch die Wachen bemerkten ihn kurzerhand und stellten ihr Gespräch ein. "Hey! Ihr dürft hier nicht einfach rein!" Rief die eine Wache dem Tiefling zu. "Wieso nicht?" Fragte Sly wie jedes Mal, obwohl es eigentlich immer derselbe Grund war. "Die Stadt ist aufgrund der Drachen und den ganzen Gesetzlosen da draußen abgeriegelt!" Erklärte eine andere Stadtwache und fragte. "Habt Ihr etwa noch nichts, wegen der Gerüchte gehört?!" "Gerüchte? Nein, ich halte mich grundsätzlich davon fern. Aber das mit dem Drachen haben wir persönlich miterlebt." Sagte Sly schulterzuckend. "Von den Drachen rede ich gar nicht. Ich rede davon, wer diese Kreaturen aus den Legenden hierher gebracht hat... Diese Völker, die hier aufgetaucht sind, die Verbrecher und Nomaden da draußen. Ihr seid auch von denen oder? Man sagt ihr habt die Drachen mit euch gebracht, als ihr von den Ebenen von Oblivion hierhergekommen seid." Die Wache blickte vor allem den Tiefling an. Jedes einzelne Licht, was auf dem weiten Tal von Weißlauf leuchtete war eine kleine neue Siedlung. Schon tausende lebten auf den Feldern des Fürstentums. Leute, die von ganz weit herkamen, Leute die sonderbare Waffen und Eigenarten mit sich führten. Einige der ersten, hier in der Gegend gestrandeten Menschen, lebten bereits seit Monaten hinter den alten Mauern von Weißlauf. Sly sah Lenny an und dann wieder die Wache. "Mit denen haben wir nichts gemeinsam, aber wir sollten wegen dem Drachen aus Helgen hier herkommen, also lasst uns durch.." "Ihr wisst mehr über Helgen?!" Fragte der Mann und öffnete das Visier seines Helms. "Ja, wir waren doch da. Das habe ich doch eben gesagt.." Der Tiefling war etwas angenervt, aber das war normal, wenn er mit Menschen sprach. Die Wachen blickten sich gegenseitig an und einer sprach: "In Ordnung. Wenn ihr in Helgen dabei wart, dann wird der Jarl ganz bestimmt mit euch sprechen wollen. Er befindet sich oben in der Drachenfeste. Eine Krisensitzung findet im Thronsaal der Feste statt, ihr werdet ihn also, zu solch später Stunde, noch antreffen können." Eine der beiden Torwächter öffnete die großen Türflügel des Stadttors und trat auf die Seite, um den Tiefling und seine Elfe hindurch zu lassen. Zum Glück brauchte es keine Überredungskunst oder Gewalt, denn einmal hatte der Tiefling einen Kampf vor einer Stadt begonnen, da kamen alle Bewohner und gingen mit Mistgabeln auf ihn los. Dass das Dorf keine Chance hatte, musste nicht extra betont werden. Und so liefen die beiden in die Stadt, die beleuchtet war und noch einige Menschen die Straßen füllten, dennoch konnten sich die beiden in Ruhe umsehen. "Wow..." Meldete sich Lenny zu Wort. "So viele Leute sind hier." Die Straßen von Weißlauf waren für diese Nachtzeit immer noch voll belebt. Neben typischen Trunkenbolden, die aus den Tavernen stürzten, um ihren Heimweg anzutreten, waren es vor allem heimatlose Menschen, die die Stadt anfüllten. Viele Obdachlose tummelten sich am Straßenrand und unter vorstehenden Dächern der Hausfassaden. Große Menschen in weiten Gewändern, kleine Familien in Lumpen und einige Personengruppen, von denen Lenny nicht wusste, was sie halten sollten. Das Stadttor schloss sich hinter ihnen und ein paar weitere Stadtwachen beobachten den Tiefling und die Elfe. Eine der Wachen schien kurz davor einzuschlafen und stützte sich an ihrem großen Schwert am Boden ab. "Die Drachen werden uns alle vernichten!" Brüllte ein junger Mann, der aus einer Menschenmenge hinaus brach. "Ich sag euch! Das Ende! Das Ende ist schon lange da! Wir werden alle an diesem Ort sterben, wenn wir die Bewohner nicht dazu bekommen etwas zu tun!" "Schnauze da draußen!" Rief es aus dem Fenster eines Hauses. "Wir wollen schlafen!" Obwohl es schon mitten in der Nacht war, schien die Stadt im dauerhaften Ausnahmezustand zu sein. Überall brannten Feuerschalen und Laternen, eine gewaltige Menge an Menschen nahm jeden Winkel der freien Plätze ein, die nicht auf den Straßen lag und viele Stadtwachen patrouillierten durch die verschiedenen Distrikte. Die Drachenfeste war ganz oben und nur zu erreichen, wenn man die anderen Bezirke durchquerte. Lenny lief mit Sly los. Er betrachtete einige der Leute und schaute sich eine Familie an. Wahrscheinlich hatte der Händler aus Flusswald von jemandem hier den Revolver her. Dieses Getümmel stresste Sly und Mehrunes, der mitsamt seiner Mordlust zurückgekehrt war, wollte sie alle abschlachten. Eigentlich gefiel dem Tiefling diese Idee, aber dann würden sie die Bezahlung nicht bekommen, was dann doch echt lästig wäre. *Aber wenn du alle getötet hast, kannst du dir nehmen was du willst~* Flüsterte Mehrunes Stimme. Die eigene Mordlust, die Sly in sich trug, wurde bestärkt und er griff schon nach seiner Klinge, die sich in seiner Hosentasche befand. Fest umklammerte er den Griff, dabei sah er jeden Menschen an, der nahe an ihm vorbeilief. "Was hast du vor, Sly? Lass es, wir geraten nur in Schwierigkeiten." Flüsterte Lenny seinem Kameraden zu. "Gebt endlich Ruhe!" Sprach eine Wache in strengem Ton und postierte sich mit gezogener Armbrust vor dem Schreihals von gerade eben. "Was willst du von mir?! Ich sage nur die Wahrheit! Ihr tut nichts, obwohl die Anzeichen doch klar sind!" Begann ein Streit zwischen dem Mann und der Stadtwache. Sofort fiel Lenny auf, dass er das Du in seiner Sprache hatte und nicht das landestypische Ihr. Sie liefen genau an diesem Schreihals vorbei, der Sly eine Ader auf die Schläfe trieb. Kurzerhand ließ der Tiefling seine Klinge los und griff stattdessen nach dem Gesicht des Mannes. Mit seiner Handfläche bedeckte er den Mund und hob ihn leicht an, finster sah Sly ihm in die Augen. "Jetzt halte deine Stimmbänder ruhig, oder du hast gleich keine mehr!" Bedrohte der Rothaarige den Schreihals, der vor Schreck ganz ruhig war. Menschen, vor allem in so einer Menge regten den Tiefling immer auf, sodass er sich abreagieren musste, sonst würde er dem Drang nachgeben, alle abzuschlachten. Viele entfernten sich von dem Tiefling und nahmen angsterfüllt Abstand. Abgesehen von Lenny, blieb auch die Wache bei Sly stehen und war höchsterfreut, dass endlich Ruhe war. "Hört auf den Großen. Es ist mitten in der Nacht und wenn Ihr weiter macht, wird Euch am Schluss mehr als nur Eure Stimme fehlen." Die Wache lächelte Sly an, als wäre er einer seiner Dienstkollegen. Doch Sly grinste nicht zurück, daraufhin ließ er den verstummten Mann los, sodass er hinfiel. Seine Hand wischte sich der Tiefling an seinem Hemd ab, da Speichel an ihr klebte. Als der Typ auf den Boden fiel, schaute ihn die Wache noch einmal böse an und er hielt die Klappe. "Musste das sein?" Fragte Lenny und wollte weiter gehen. "Ja, der hat genervt..." Grummelte Sly und folgte seinem Kameraden. Am Ende der Straße kamen sie an den Marktplatz, welcher auch voll besiedelt von Menschen war. Einheimische waren, bis auf die, in Rüstung und gelben Stoff gekleideten, Stadtwachen von Weißlauf, so gut wie keine mehr auf den Straßen. Auf der anderen Seite des Marktes lag eine Treppe, die in den höher gelegenen Distrikt führte. Lenny empfand die Stadt als viel größer, als anfänglich gedacht. Als sie die Treppe hinaufliefen, fühlte Sly sich wieder wohler, da hier kaum einer war, bis auf die Wachen, die ganz oben standen. Von hier oben sahen die Menschen noch kleiner aus als eh schon, noch schwächer, als sie ohne hin waren. Vor ihnen war ein weiterer Weg, noch ein paar mehr Menschen und ein kleiner Park mit einem kahlen, großen Baum in der Mitte. Links befanden sich Wohnviertel und mehr und mehr Menschen ohne Obdach. Der Tiefling lief mit Tunnelblick weiter, doch Lenny schaute überall hin. Die Met-Halle, der sogenannten Gefährten, einer Kämpfer Gilde, war auf einer Anhöhe, weiter Rechts zu sehen. Die Met-Halle war aus einem umgedrehten Schiff gebaut und wurde von einem opulenten Felsen überschaut, der wie ein Falke aussah, der seine Flügel ausgebreitet hatte. Weiter oben auf dem Berg lag die Festung, auf die Lenny und Sly, über eine weitere lange Treppe, zu gingen. Langsam kamen sie dem Gebäude mit einer großen Tür an, aus dem schon heiße Diskussionen zu hören waren. Scheinbar war es, wie die Wache es gesagt hatte, also stapften die beiden die letzten Stufen hinauf, doch einfach reinplatzen konnte der Tiefling nicht, da er aufgehalten wurde. In Himmelsrand ernannten die Herrscher eines Fürstentums, die Jarl, Bürger und Leute, die wichtige Taten vollbracht haben zu einem Thane. Ein Thane war eine wichtige Person in seinem oder ihrem Fürstentum, eine Art Repräsentant. Ein Thane von Weißlauf stand zusammen mit seinem Leibwächter vor der Tür und betrachtete die Neuankömmlinge. Vor der Drachenfeste befand sich ein Wasserbecken, welches etwas wie ein Burggraben fungierte. Sly und Lenny betraten die Brücke, die zur Tür führte. "Eine wichtige Sitzung ist gerade im Gange!" Sagte der Thane in schillernder Stahlrüstung. "Niemand, der nicht zum Hofe gehört, darf hinein!" "Wir wurden hergeschickt und sollten dem Jarl berichten. Selbst die Wache am Eingang sagte, wir könnten jetzt noch zu ihm. Also lasst uns rein." Verlangte der Tiefling. "Was berichten?!" Fragte der Thane und bewegte sich kein Stück. "Ich glaube nicht, dass Euch das was angeht..." Sagte Sly wie immer unfreundlich zu den Menschen und sah dann Lenny an. Mit der flachen Hand klatschte sich der Elf ins Gesicht und übernahm, genervt stöhnend das Reden: "Was er eigentlich sagen wollte ist, wir waren in Helgen und haben Informationen aus erster Hand." Verstummt schauten der Thane und sein Leibwächter, sein Huscarl, wie man es hier bezeichnete, den Elfen und den Tiefling an und machten Platz. "Dann kommt mit rein, der Jarl wird sich sehr interessieren." Es war wohl besser, wenn Sly gar nicht, oder vernünftig redete. Sonst könnte der Rothaarige sie noch in Schwierigkeiten bringen, die nicht sein mussten. Leicht entschuldigend sah Sly Lenny an und lief dann ins Gebäude. "Weißt du?..." Flüsterte Lenny. "Menschen sind einfach zu manipulieren. Sag einfach immer, was sie hören wollen und sie fressen einem aus den Händen... Dafür braucht man nicht Mal Illusions-Magie." Der Tiefling flüsterte zurück. "Und woher soll ich bitte wissen, was sie hören wollen?" Der Elf antwortete nicht, denn er war vom Inneren der Festung überwältigt. Ein Thronsaal mit einer großen Feuerstelle, in der Mitte, tat sich vor ihnen auf. Vom Eingangsbereich führte abermals eine Treppe nach oben, die an die Feuerstelle, mehrere lange Tische und den Thron angrenzte. In genau diesem Augenblick war eine Pause. Lenny hatte sich bereits gefragt, warum dieser Mann sich so für wichtig hielt, obwohl er nicht Mal an der Besprechung teilnahm. Nach und nach kamen Bedienstete und Berater des Jarl zurück. Sie versammelten sich alle und schienen in heller Aufregung zu sein, sodass sie die beiden Neuankömmlinge nicht bemerkten. Sly räusperte sich etwas und zog dann die Aufmerksamkeit einiger auf sich, doch schnell ging der Blick des Tieflings zu seinem Begleiter. Es war deutlich besser, wenn er sprach, damit nicht noch mehr Chaos entstand. Die Leibwächterin des Jarl schaute Sly an und zum Thane, der ihn und Lenny hineingelassen hatte. "Was hat das zu bedeuten?!" Rief Jarl Balgruuf, als er kurz nach seiner Leibwache eintrat. "Wer sind diese Neuankömmlinge?!" "Sagt es Ihnen lieber selbst." Murmelte der Thane leise und hielt sich, kurz darauf, vom Elfen und dem Roten fern. Überlegend, was er sagen könnte, ging Lenny ein paar Schritte näher an die Feuerstelle. Sofort wurden Schwerter und Lanzen auf ihn gerichtet, als wussten sie genau, was in Cyrodiil geschehen war. Die Wahrscheinlichkeit, dass man hier auf Penitus Oculatus Agenten traf, war leider nicht auf null, aber dem Elfen war das egal. Als sich alle beruhigten, begann Lenny zu sprechen: "Wir sind in Helgen gewesen, haben den Drachenangriff miterlebt und Professor Morellus hat uns geraten hierher zu kommen." "Er sagte auch, dass wir hier eine Belohnung bekommen würden." Warf Sly unpassend ein. Diesen Kommentar ignorierten die Anwesenden komplett und der Jarl schaute interessiert zu Lenny: "Professor Morellus?! Das ist der Hochelf mit dem seltsamen Ding auf seiner Nase... Tretet vor! Ich will wissen was Ihr mit diesem Professor zu tun habt!" Der Tiefling spürte das Desinteresse an ihm, dennoch gehörte er zu Lenny und war schließlich auch bei dem Angriff dabei. Also trat er vor und sah sich die Menschen um ihn herum genau an. Sie waren zwar bewaffnet und geübt im Kampf schienen sie auch zu sein, aber es waren immer noch nur einfach, schwache Menschen. Alle bis auf Balgruuf's Huscarl. Die Leibwächterin war eine Dunkelelfe und hatte vor allem Sly im Blick. "Sprecht! Was ist in Helgen geschehen und was hat der Hochelf damit zu tun?!" Der Jarl schaute beide an und setzte sich auf seinen Tron. "Wir waren dabei, als der Drache Helgen zerstört hat. Was der Professor damit zu tun hat? Äh.." Lenny schaute hilfesuchend zu dem Tiefling. Dieser zuckte mit den Schultern. "So genau wissen wir das auch nicht. Aber es ist klar, dass er von dem Drachenangriff gewusst hat, schon vorher..." Zähneknirschend ballte Sly eine Faust. "Dieser Bastard hat uns in eine Falle gelockt." Die ungefähren Worte der Assistentin kamen dem Tiefling wieder in den Sinn und er fragte sich, wie sie Kontakt zu dem Team aufnehmen wollte. Doch zuerst mussten sie hier den Bericht weiter ausführen. Der Jarl tuschelte mit seinem Vogt und den restlichen Beratern, ergriff dann wieder das Wort: "Etwas anderes war auch nicht von diesem Hochelfen zu erwarten. Er muss etwas mit der Rückkehr der Drachen und den anderen Geschehnissen zu tun haben... Könnt Ihr uns noch mehr darüber berichten?" "Dieser Sturmumhang, äh..." Lenny korrigierte. "Sturmmantel war auch in Helgen. Die wollten ihn hinrichten, oder Sly?" Der Elf und der Tiefling mussten wohl beide mit der Situation überfordert sein. "Ja, so wie einige andere..." Leise flüsterte Sly den Rest zu Lenny. "...aber ehrlich gesagt habe ich nur auf dich geachtet..." Nach seinem Satz wurde der Tiefling kaum merklich rot im Gesicht. "Ich hätte wissen müssen, dass auch Ulfric darin verwickelt sein würde." Der Jarl schaute zu seinem Vogt. "Drachen, Ulfric, all diese Leute, was machen wir jetzt Proventus? Flusswald braucht dringend Schutz." Die Leute begannen zu diskutieren. Sly beobachtete die Menschen, die sich angeheizt und Kreuz und Quer unterhielten und bekam Kopfschmerzen. Ohne irgendwelche Gedanken lief er zu dem Jarl und wollte ihn antippen, doch die Leibwächterin stellte sich schützend vor ihn. Also blieb der Tiefling stehen und sprach auf Entfernung zu dem Jarl. "Sind wir dann fertig? Können wir die versprochene Belohnung haben und abhauen?" Sagte er wie immer ungeschickt und viel zu direkt. Der Jarl war nicht beeindruckt, schien aber Sly zu respektieren. "Ich habe euch nichts versprochen, aber ja. Im Gegensatz zu vielen anderen hier, habt Ihr uns echte informationen präsentiert und das gehört belohnt. Was sagt euch am meisten zu großer Mann, Gold oder Stahl?" Der Tiefling überlegte kurz, sah dann aber doch zu seinem Partner. Hätte Sly seine Axt nicht wiederbekommen, würde er den Stahl nehmen, um sich eine neue zu schmieden, aber soweit war er ausgerüstet, sodass er zu Gold tendierte. Allerdings wollte der Rothaarige das nicht alleine entscheiden und winkte Lenny zu sich. Die Elfe kam hinzu. "Wir nehmen Gold, denn mit Gold lässt sich auch Stahl kaufen." Der Jarl nickte und gab einem Bediensteten ein Zeichen. Während jemand das Gold holte wantde sich Balgruuf an Sly und Lenny zurück. "Ihr seht aus, als währt ihr in der Lage Dinge Dinge zu schaffen, das gefällt mir." Sagte er. "Ich hätte da noch etwas, was Ihr für mich tun könnt. Perfekt für jemand mit euren Talenten, wahrscheinlich. Eine weitere Belohnung wäre dann natürlich gewiss." "Ich höre." Antwortete Sly monoton. Balgruuf fuhr fort. "Mein Hofzauberer Farengar ist schon länger an der Forschung zu den Drachen dran und ihr könntet uns dabei helfen." Viele seiner Untergebenen waren alles andere als erfreut, einen großen roten Mann mit Hörnern in die Pläne des Hofzauberers einzuweihen. Das Wort des Jarl galt in seinem Fürstentum aber immer und deshalb kam Farengar Heimlichfeuer, der Zauberer, von seinem Tisch nach vorne. "Farengar, erzähle ihnen was der Plan ist, sag ihnen auch wieso. Ich finde sie sollten es wissen, woher unser Forschungsstand kommt." Der Jarl wartete ab, bis der Zauberer vor den Elfen und den Tiefling trat. Der Hofzauberer war ein großer Nord in einer Robe. Er schaute vor allem den Tiefling an und war von dessen Erscheinungsbild fasziniert. Sly fühlte sich unwohl, da er dasselbe Interesse wie bei Morellus spürte. Dennoch hielt er dem Blick stand und tat unbekümmert. Dann nahm sich der Rothaarige einen Stuhl und setzte sich breitbeinig hin. Seinen Arm stützte er auf die Lehne und bettete seinen Kopf auf der Hand. Es schien eine längere Erklärung zu werden und sein Nacken tat schon weh, da er konstant zu den Menschen hinabschauen musste. Auch die anderen setzten sich hin, sodass für Lenny kein Stuhl übrig war. Also klopfte der Tiefling kurzerhand auf seinen Oberschenkel. Lenny setzte sich auf Sly's Bein. Der Rat aus Balgruuf, seinen Thane, den Beratern und seinem Bruder schwieg, um dem Zauberer zuzuhören. "Also gut..." Farengar schaute alle an, fokussierte allerdings Lenny und Sly. "Aus verschiedenen Quellen, habe ich bereits Informationen über die Existenz einer alten Steintafel erfahren, dem sogenannten Drachenstein, eine Tafel auf der uralte Drachengrabstätte verzeichnet sind. Meine alten Quellen waren sich nicht ganz sicher, wo sich die Steintafel befinden soll, doch unsere neuen Quellen sind eindeutig und zuverlässig. Es gibt da nur eine Sache die mich und uns alle, hier am Hof, beunruhigt... Vor kurzem besuchte mich der Professor, von dem ihr spracht, und erzählte uns genau das gleiche. Der Aufenthaltsort des Drachensteins ist das Ödsturzhügelgrab und wir sollten fähige Leute finden, die ihn bergen können. Ich vertraute den Aussagen des Professors und schickte Leute los, die nie zurückkamen." Der Jarl mischte sich noch einmal ein: "Der Hochelfen Professor, ich habe ihm nie vertraut, aber nichts desto trotz, hat es bisher keiner geschafft den Stein aus dem Hügelgrab zu holen und deshalb wissen wir nicht, ob er überhaupt existiert. Wir brauchen jemanden, der fähig genug ist, in das Grab zu steigen und den Drachenstein zu holen." Eine Gänsehaut überzog Sly, als er den Ort hörte und sah mit einem vielsagenden Blick zu Lenny. Zurück nach Ödsturzhügelgrab? War dieses mächtige Wesen noch da? Und wenn ja, sollten sie dann wirklich zurückkehren? Ohne dass der Tiefling es bemerkt hatte, krallte er sich mit seinen Fingernägeln in die Stuhllehne. "Ich denke wir kennen die Antwort, wieso niemand zurück kam..." Sagte Sly. "Wir haben es auch nur knapp..." Ein Blick ging zu dem Elfen. "...überlebt.." Die Mitglieder des Hofes und der Jarl schauten sich gegenseitig an. "Soll das etwa bedeuten Ihr habt das Hügelgrab bereits betreten und seid entkommen?! Habt ihr den Drachenstein gesehen?! Habt ihr ihn bereits?!" Fragte der Jarl. Sly versuchte sich zu erinnern, doch so ein Drachenstein kam ihm nicht in den Sinn. "Äh keine Ahnung, ob da so etwas war, wir waren anderweitig beschäftigt. Da war so eine Kreatur, die ich noch nie gesehen habe, sie war stark.." "Möglicherweise ist die Kreatur ein mächtiger Draugr gewesen. Das sind die, zurück ins Leben gekommen, Vorfahren der Nord, von uns, wisst Ihr?" Sagte der Zauberer. "Das bezweifle ich.. denn er hatte einen Draugr beschworen, der war zwar auch echt stark, aber den konnten wir besiegen." Antwortete Sly. "Menschen, oder ehemalige Menschen sind nie ein Problem für mich, die besiege ich alle ... Aber das Wesen... Das war ..." Der Tiefling fand keine Worte dafür. "Unbesiegbar..." Rutschte es Lenny heraus. Niemand sagte ein Wort, die Rädchen in ihren Köpfen schienen aber alle zu rattern. Der Elf erinnerte sich an die Begegnung mit der unbekannten Kreatur und versuchte mehr zu erzählen: "Diese Kreatur besaß die Stärke von vier Trollen und die Robustheit mehrerer Riesen, dennoch war sie nur so groß wie ein Mensch... Das war aber nicht alles. Dieses Wesen ließ tote Draugr und Banditen wiederauferstehen, als wäre es so einfach wie Atmen." Nun war erst recht alles still. Jarl Balgruuf und die anderen berieten sich, unterhielten sich lange und schauten Sly und Lenny an. "Irileth, mein Huscarl wird euch begleiten. Ich gebe euch fünfzig Männer und dann holt diese Steintafel. Ihr führt die Aktion an." Der Jarl schaute zu seinen Leuten. Keiner war einverstanden, doch Balgruuf verbat allen die Wiederrede. Der Tiefling sah zu Lenny. Wollten sie wirklich wieder da hin? Kurz wippte Sly mit seinem Bein, um die Aufmerksamkeit des Elfen auf sich zu ziehen und sah ihn dann fragend an. "Also, so wie diese Kreatur war, werden wir vielleicht mehr als fünfzig Leute brauchen. Außerdem ist der Eingang des Grabs eingestürzt, was bedeutet, dass wir alleine für das Freiräumen genug Kräfte brauchen." Erklärte Lenny. "Ist es den ganzen Aufwand überhaupt wert? Für eine Steintafel." Fügte der Vogt des Jarl zu der Diskussion hinzu. "Was ist das überhaupt für ein Ding?" Fragte Sly ganz ungeniert. Der Hofzauberer blickte zum Jarl und schaute die anderen Anwesenden an. "Es ist eine Art Karte, die zeigt, wo alte Drachengrabstätten zu finden sind. Ich dachte, dass hätte ich bereits erläutert." "Die bessere Frage ist doch, was ist das für eine Kreatur, die sie bewacht." Warf die Dunkelelfe ein, die Balgruuf's Leibwache war. Ihre Frage löste Geplauder aus, welches in Blicken auf den Zauberer endete. Die Gespräche waren für mehrere Momente versiegt, da alle gern wissen wollten, um was für ein Wesen es sich handeln konnte. "Nun ja..." Begann der Zauberer. "Die Kreatur scheint ein Totenbeschwörer zu sein, möglicherweise ein Draugr Priester oder ein sogenannter Drachenpriester. Das waren die obersten Menschen des Drachenkults, damals als die Drachen, in der mystischen Ära, das Land beherrschten. Eventuell war es solch eine Kreatur." Bevor weitere Einwände kamen, beendete der Jarl die Krisensitzung: "Egal was davon es ist, die Drachen sind ein Problem und wir können es nicht riskieren unwissend diesem Problem entgegen zu treten." Er blickte zu Sly. "Wir trommeln genug Leute zusammen und dann geht es auf Euer Kommando los! Die Sitzung ist zu Ende!" Doch etwas überrumpelt sah der Tiefling zu Lenny, der noch immer auf seinem Schoß saß. Ein unbekanntes Gefühl machte sich in der Brust des Rothaarigen breit, welches ihn schaudern ließ. Es war ähnlich wie bei dem Anblick auf Lenny's Leiche, aber nicht dasselbe. *Du hast Angst...* Murmelte Mehrunes leise. *Angst?* Wiederholte Sly genauso ruhig und nur für sich. Das Lachen von dem Dämon ertönte. *Weil du weißt, wie schwach du bist! Ohne mich bist du verloren kleiner Tiefling..* Abrupt stand Sly auf, sodass der Elf von dessen Schoß geschubst wurde. Alle im Saal sahen zu den beiden, da der Rothaarige beim Aufstehen seinen Stuhl umwarf. *ICH BIN NICHT SCHWACH!* Schrie Sly in seinen Gedanken zu dem Dämon. Augenblicklich hielt der Tiefling sich den Kopf und krümmte sich, als hätte er Schmerzen. "Was ist los?" Fragte Lenny und nahm seinen Arm. Doch Sly riss sich aus dem sanften Griff ruckartig los, da er nicht realisierte, dass es sein Partner war. Mehrunes übte ein Machtgefühl aus, was den Tiefling noch mehr verunsicherte und ängstigte. Es war Sly einfach zu viel, da der Dämon zuvor nie so etwas getan hatte, da sie ja eigentlich ein Team waren, doch wegen Lenny hatte sich einiges geändert. Wie schon zuvor versuchte sich Mehrunes den Körper zu krallen, was Sly vehement versuchte zu verhindern, doch die Angst machte es ihm schwer. Anstatt auszurasten, atmete der Rothaarige tief durch und versuchte die Kontrolle zu behalten, dabei suchte er mit seiner Hand nach seinem Partner. Auf den Augen war Sly gerade Blind, was durch eine einfache Illusion von Mehrunes kam, der ihm grausame Bilder zeigte, die den Tiefling zum Zittern brachten. Sofort nahm Lenny die Hand des Tieflings. Auch wenn alle ein wenig irritiert waren, befeligte der Jarl seine Leute umher, um sich bereit für die Aktion zu machen. Einige der Stadtwachen gähnten vor Müdigkeit, bewegten sich aber dennoch mit voller Stärke durch die Drachenfeste. Zwischen Jarl, Wachen, Thane und Bediensteten standen der große Tiefling und seine Elfe, die ihn festhielt, damit er sich wieder beruhigte. "Bleib bei mir Sly, was sollte ich nur ohne dich tun?" Sagte Lenny leise. Schnaufend atmete der Rothaarige durch und spürte Lenny's Anwesenheit, die ihn etwas zurück in die Realität brachte. Weiterhin blind suchte Sly die Brust des Elfen, um dessen Herzschlag an seinen Fingern zu spüren. Denn die Illusionen handelten hauptsächlich von verschiedenen Todesszenen, die dem Elfen widerfahren könnten. Das schlagende Herz von Lenny half Sly dabei, sich selbst zu kontrollieren, sodass er die Bilder langsam los wurde. Schwindel übermannte ihn jedoch, sodass der Tiefling zusammensackte und die Augen schloss. Langsam ging es ihm besser und er verdrängte Mehrunes mit all seiner Kraft, was schließlich auch glückte. "Sly?!" Rief Lenny und beugte sich zu ihm hinunter. "Kann ich helfen?" Fragte der Hofzauberer und bereitete einen Heilzauber vor. Der Jarl sah nicht was passiert war, aber seine Leibwächterin schaute zu. Sly stützte sich auf sein Knie und versuchte sich wieder aufzuraffen, dabei nahm er Lenny's Hilfe an. Als der Tiefling stand und den Kopf hob, sahen ihn die Menschen, inklusive Lenny, seltsam an. Der Rothaarige hatte sich etwas verändert, eins seiner Hörner war größer geworden als das andere. Außerdem war der Augapfel auf derselben Seite Blutunterlaufen, was der Tiefling selbst allerdings nicht bemerkte. Er war einfach froh, sich wieder im Griff zu haben. Doch die Blicke ließen ihn unwohl fühlen, wodurch er sich zu seinem Partner wandte. "Geht es wieder? Was war los? War es Mehrunes?" Fragte Lenny. Tief durchatmend nickte Sly und stellte sich aufrecht hin. Lautes Knacken ertönte, als hätte sich der Tiefling Monate lang nicht bewegt. "Ja... aber geht wieder." Antwortete der Rothaarige, dann schüttelte Sly den Kopf. "Was machen wir jetzt? Direkt aufbrechen?" Der Elf fragte sich weshalb der Jarl ihnen so schnell die Leitung dieser Aufgabe übertragen hatte. Wussten sie alle eventuell mehr über all das und sie liefen in die nächste Falle? Sly stellte eine gute Frage, doch bevor Lenny seine Meinung kundtun konnte, stand Jarl Balgruuf's Huscarl, die Dunkelelfin, schon bei ihnen. "In der Tat sollten wir bereits bald aufbrechen. Es ist nicht die Zeit für langsames Handeln. Bereitet Euch vor. Ich bin mit meinen Leuten in einer halben Stunde am Stadttor." Sagte sie. "Darf ich Euch begleiten?" Fragte der Hofzauberer, doch wurde sofort unterbrochen: "Nein Farengar, ihr bleibt hier, wenn diese Kreatur dort ist, sind Verluste zu erwarten und auf Euch, kann der Jarl definitiv nicht verzichten." Leichte Kopfschmerzen plagten den Tiefling und er fasste sich an das veränderte Horn, welches ihm wehtat. Dabei bemerkte er, dass es größer und spitzer war. Verwundert sah er seinen Partner an, denn hier war kein Spiegel, bei dem er seinen Anblick sehen konnte. Eine klare Wasseroberfläche wäre jetzt von Nöten. Lenny blieb stehen, ließ alle anderen außer Acht und fragte leise: "Gehen wir raus in die Stadt?" "Du willst in meinem Zustand raus zu Menschen?" Doch Sly scherzte nur, da er sich gerade wieder stabil fühlte. "Ja lass uns frische Luft schnappen." "Genau das dachte ich. Wir müssen ja nicht gleich auf die Straßen runter." Lenny ging mit dem Tiefling los und die beiden verließen die Drachenfeste. Draußen traf die beiden die kalte Luft, die Sly's Lungen füllte. Zum ersten Mal empfand er die Kälte für angenehm. Streckend sah der Tiefling in den Himmel und dachte ruhig nach. "Meinst du, dieses Wesen ist immer noch da?" Fragte Sly schließlich. Der Himmel war wieder einmal dunkel und langweilig geworden. Lenny dachte darüber nach, aber wusste eigentlich keine Antwort. "Vielleicht." War alles, was er dazu sagen konnte. Es war finstere Nacht und der perfekte Zeitpunkt, um sich unerkannt heranzuschleichen. Blicke schienen die beiden zu verfolgen, doch das Amulett begann zu leuchten und störte die nächtliche Dunkelheit. "Das Ding leuchtet, das ist die Assistentin!" Rief Lenny und nahm das Amulett in die Hand. Es brauchte nicht viel Zeit und es schwebte in die Luft. Genau wie beim -Anruf- des Professors, entstand eine Art Portal, was dieses Mal aber nicht so Recht klappen wollte. Jinora war nur schemenhaft zu erkennen und zu verstehen war überhaupt nichts. "Ich brrrche... Mein... Schweigen nicht lange... Hebfff... Ihrglll... Walkergrr... Vorsicghg..." Keines ihrer Worte war annähernd verständlich und ihr Bild wie von einem Dämon, wüst verzerrt. Sly blickte einfach wortlos in die Richtung und war verwirrt. Was wollte sie den beiden sagen? "Hast du was verstanden?" Fragte der Tiefling. "Nein." Sagte der Elf und ging los, suchte eine Stelle, an der sie mehr alleine waren. "Sie wird von irgendwas gestört." Es sah aus, als wolle eine dritte Partei am Gespräch über das Portal beteiligen und immer wieder flackerte etwas auf. Der Tiefling war so auf ihre Worte fixiert, dass er seinen alten Bekannten, der sich nur unmittelbar hinter ihnen befand nicht bemerkte. Lenny ging mit Sly zu ein paar Fässern und der dritte Mann legte sich hin, um hinter den Metfässern nicht aufzufallen. Während die zwei versuchten Jinora's Bewegungen zu interpretieren, beobachtete der Dunkelelfen-Assasine alles. Endlich hatte er sie. Die zwei, vom Kaiserreich Gesuchten, waren buchstäblich in sein Versteck geplatzt. "Sie möchte uns vor etwas warnen, glaub ich... Vor dem Vieh im Hügelgrab? Wir haben doch schon davon erzählt oder nicht?" Lenny versuchte sich auf die weibliche Elfe, am anderen Ende des Portals, zu konzentrieren, doch das war fast unmöglich. "Sollten wir vielleicht doch nicht hin?" Sly spürte wirklich Angst, zumal Mehrunes nicht mehr ganz auf seiner Seite war. "Aber wir haben jetzt Verstärkung..." Der Zwiespalt war deutlich in seinem Gesicht zu sehen und er schaute Lenny an. Sly wollte nicht schwach wirken, das war das letzte, was er wollte. Nach wenigen weiteren Versuchen von Jinora, ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen, brach die Verbindung völlig ab und das Amulett hörte auf zu leuchten. "Wir gehen dahin und machen dieses Ding kalt... Wir haben den Speer, schon vergessen? Wir bekämpfen es mit seinen eigenen Mitteln... Warte... Haben wir den oder nicht?" Der Elf schaute ein paar Stadtwachen zu. "Ach man, ich bin ein bisschen durcheinander. Lass uns doch schon zum Stadttor. In Bewegung zu bleiben, hilft einem, die Nacht besser zum Morgen durchmachen zu können." Sly überlegte auf dem Weg, aber die Erinnerungen an dieses Ereignis waren durch seinen Schock verschwommen. "Ich glaube... du hattest ihn.. Schau doch mal nach." Der Dunkelelf kam aus seinem Versteck und konnte erkennen, wie der Waldelf einen großen Speer herbeizauberte. Der Tiefling und sein Partner gingen die Treppen in die Stadt hinab. "Achte einfach nicht so auf die ganzen Menschen, dann ist der Weg nicht so schlimm." Sagte Lenny und war mit den Gedanken eigentlich auch nur bei dem Wesen, auf das sie nun noch einmal treffen mussten. Mehrunes mischte sich wieder ein. *Du weißt, dass ich dir nicht helfen werde oder?* Leise sprach Sly zu ihm zurück. "Verdammt Mehrunes! Was habe ich dir getan, dass du dich gegen mich stellst?!" *Du hast unser Ziel aus den Augen verloren und gibst dich lieber mit dem kleinen Knilch ab, mit dem du jetzt auch noch Schäferstündchen abhältst...* Erwiderte der Dämon. Sly wurde rot und versuchte das letzte zu ignorieren. "Ich hab unser Ziel nicht vergessen, es zögert sich nur etwas hinaus... Du hast so lange gewartet, da machen die paar Tage oder Wochen doch auch keinen Unterschied..." *Schon... aber mir gefällt dieser Lenny nicht...* Sagte Mehrunes. "Dann verkriech dich irgendwo und warte einfach, bis ich dich rufe..." Schlug Sly vor. Da diesem Dämon die Kämpfe fehlten, in denen sie zusammen gekämpft hatten, stimmte er vorübergehend zu. Das lag aber hauptsächlich an diesem Wesen, welches Mehrunes tot sehen wollte. Es war noch einiges an Zeit übrig, doch viele hatten sich bereits am Stadttor versammelt. Die meisten Wachen trugen leichte Rüstungen, Armbrüste oder Bögen, einige, mit schweren Schwertern bewaffnete, Stadtsoldaten stießen hinzu. "Endlich wird etwas getan!" Rief einer der obdachlosen Menschen. "Endlich!" Sly beachtete ihn einfach und trottete zu dem Tor, dabei behielt er Lenny in seiner Nähe. Seine Axt war in dem Riemen befestigt und auch sonst war der Tiefling bereit zu kämpfen, gerade weil Mehrunes wieder etwas kooperativer zu sein schien. Würden sie gemeinsam diese Kreatur bewältigen können? Die ganzen Menschen, die auf der Straße lebten, waren in Aufruhr, zu großen Teilen schienen sie sehr glücklich darüber zu sein, dass die Stadtwache wohl hinauszog. Weswegen wusste niemand so Recht, aber das Gerücht ging bereits rum, dass sich um die Monster und Drachen gekümmert werden sollte, die in den jüngsten Tagen über die weiten Felder wanderten. Die Minuten verstrichen und eine beachtliche Anzahl an bewaffneten Frauen und Männern sammelte sich, um, aufs Kommando, loszuziehen. Die Elfe und der Tiefling fühlten sich immer seltsamer, weil alle auf sie schauten, als seien sie der Dreh- und Angelpunkt dieser Aktion. Sly erinnerte sich an ein Ereignis von vor vielen Jahren. Sein Dorf sah ihn genauso an, wie diese Menschen nun auch, nur dass sich der Tiefling damals um einiges sicherer war als in diesem Moment. Niemand in seinem Dorf konnte ihm das Wasser reichen und alles schauten zu ihm auf, weshalb er auch die Masse anführte, um in einen Kampf zu ziehen. Langsam verstand er Mehrunes Worte, damals zogen sie nämlich los, um ein Menschendorf abzuschlachten und nun half der Tiefling ihnen sogar. *Endlich verstehst du mich!* Triumphierte der Dämon. Sly drehte sich weg, damit niemand bemerkte, was mit ihm los war, außer Lenny natürlich. "Ist ja gut Mehrunes... Ich verstehe dich, aber es ist nur, weil wir das gleiche Ziel verfolgen, nicht etwa, weil ich die Menschen mag." *Wir können die Gelegenheit doch auch ausnutzen und-* Mehrunes Stimme wurde unterbrochen. Denn ein weiterer Mann, der eine schwere Rüstung trug, stieß dazu. Er wirkte auf den Rothaarigen wie ein anderer Mensch, denn er strahlte ein wenig Macht aus, so als wäre er der Kommandant oder so. Kommandant Caius wartete nur noch auf Irileth, die kurz nach ihm eintraf. Einige mehr Wachen, als erwartet, waren fertig und marschbereit. "Auf Euer Wort geht es los." Sagte die Frau zu Sly und Lenny. "Ihr führt diese Männer mit Kommandant Caius und mir zusammen an. Ich warte nur noch auf Euren Befehl." Sly schob Mehrunes wieder beiseite und nahm Haltung an. "Dann lasst uns gehen." Er warf einen Blick zu Lenny, der schon eine Weile lang nichts mehr gesagt hatte. "Ihr habt es gehört! Es geht los!" Rief Irileth. Sie, der Kommandant und die beiden, die der Jarl für die Mission auserkoren hatte, gingen zwischen den Soldaten aus dem Haupttor und alle folgten ihnen. Viele Schritte ertönten auf der Straße, polterten im Schritttempo aus der Stadt. Mit Fackeln leuchteten die ersten den Weg, ein Fackelträger ging neben Sly und Lenny her. Der Waldelf war noch immer sehr still und von der Menge an, ihnen ergebenen, Soldaten und Wachen beeindruckt. Alle hatten ein stattliches Tempo drauf, was Sly sehr gefiel und nur Lenny etwas zu schaffen machte, doch er hielt mit. Sie kamen dem gefürchteten Ort immer näher, doch die Angst, die der Tiefling zuvor hatte, nahm immer weiter ab. Denn Mehrunes stärkte seinen Rücken, sie machte ihm den Sieg gewiss. Der gesamte Trupp kam schnell an der Met-Brauerei vorbei und marschierte den Berg in Richtung Flusswald hinauf. Das Hügelgrab war wirklich nicht mehr weit und die Spannung stieg bei jedem Einzelnen. "Dieses Wesen wird uns bestimmt einen guten Kampf bescheren." Fing Irileth ein Gespräch mit dem Tiefling an. Dieser war erstaunt, dass sie das Gespräch zu ihm suchte. "Dieses Mal werde ich ihn erledigen!" Sagte er mit Sicherheit in der Stimme. Die Bewohner von Flusswald wurden bestimmt aus ihrem Schlaf gerissen, als viele Dutzend Wachen an der Brücke zum Dorf vorbei schritten. Die Vorhut führte die Truppe den Berg hinauf. In der Dunkelheit der Nacht war nicht viel zu sehen und über der Schneegrenze auch nicht viel mehr. "Da sind Fußspuren!" Rief jemand und zeigte auf den Schnee. Viele Spuren durchzogen den Weg und der Schnee war völlig festgetreten. Der verlasse Turm, der auf dem Weg lag, war menschenleer, doch außer ein paar Kampfspuren, die auf Sly und Lenny zurückzuführen waren, war nichts weiter zu sehen. "Jemand war definitiv hier. Das da hinten ist alt." Sagte die Dunkelelfin und meinte die Kampfspuren. "Die Fußspuren allerdings, sind alle verhältnismäßig frisch. Das sind ziemlich viele, die sind bestimmt nicht nur von euch." Damit hatte die Dunkelelfin recht, denn Lenny's Füße waren viel kleiner und Sly's viel größer. Langsam stieg die Vorfreude in dem Tiefling an, die eigentlich eher auf Mehrunes zurückzuführen war. Doch das änderte nichts daran, dass der Rothäutige schneller voran lief. Die große Vorfreude wuchs, in jedem einzelnen, auf ein ungesundes Maß an. Als sie um die Ecke des Berges kamen lag der eingestürzte Eingang des Hügelgrabs nicht mehr weit vor ihnen. Je näher sie kamen und mit jeder weiteren Stufe, die sie auf den Vorhof des Hügelgrabs kamen, stockte die Begeisterung und blanker Schrecken breitete sich unter allen Anwesenden aus. Große Steine und kleine Felsen waren alle auf die Seite geräumt worden und der Eingang in die Grabstätte war weit, wie der Schlund eines gigantischen Monsters, geöffnet. Die Spuren im Schnee wiesen eindeutig auf Fremdeinwirkung hin und der Trupp machte komplett halt. "Sagtet Ihr nicht, wir müssten uns erst einen Weg da rein graben?" Fragte Irileth und ging auf die dunkle Höhle zu. "Was auch immer das für eine Kreatur ist, von der Ihr gesprochen habt, sie hatte definitiv Verstärkung und ist bereits entkommen oder wartet mit einer Armee, da drinnen, auf uns... Was soll das?" "Keine Ahnung... Sehen wir doch einfach nach." Sagte Sly und wartete nicht auf eine Antwort. Er setzte zum Gehen an, doch Lenny hielt ihn auf. Er nahm ihn mit beiden Händen an einem Arm und zog an ihm. "Bist du wahnsinnig? Wir müssen das taktisch angehen, wenn das Ding da drinsteht, hast du keine Chance." "Der Kleine hat Recht." Mischte sich der Hauscarl des Jarl sofort ein. "Kommandant Caius und ein Teil des Trupps warten hier und wir gehen in Fünfergruppen in einem Abstand da rein." "Ich bin in der ersten Gruppe." Beschloss Sly einfach Sein Hunger nach einem Kampf stieg immer weiter an und es fühlte sich für ihn an, als würde er verhungern, wenn er nicht sofort gegen dieses Wesen kämpfte. Es grenzte schon an Wahnsinn, doch das war dem Tiefling egal, sein Zorn und seine Rachsucht lenkten ihn. Die Dunkelelfin stellte die Gruppen zusammen und ging zu dem Tiefling in die erste. "Mit guten zehn Metern Abstand können wir immer nach hinten und somit bis nach außen kommunizieren." "Wenn wir genug Leute haben." Fügte Lenny hinzu. Er schaute den Tiefling an und dachte einen Moment lang nach. "Deine Axt, schaffst du es, die auch in einer Hand zu halten?" Demonstrativ nahm Sly sie in die rechte Hand und schwang sie problemlos. "Natürlich, aber wieso?" Ohne etwas zu sagen, ging der Waldelf auf seine linke Seite und nahm ihn bei der Hand. "Gehen wir." Der Tiefling war etwas irritiert, aber nicht wirklich im Negativen, er hatte einfach nicht damit gerechnet. "Solltest du mit deinem Bogen nicht lieber etwas weiter hinten sein?" Es klang zwar so, als würde Sly ihm nicht zutrauen, dass er es schaffen würde, aber eigentlich sorgte er sich nur um seinen Kameraden. Lenny antwortete ihm gar nicht erst, sondern lief los, was den Effekt nach sich zog, dass alle losmarschierten. Mit einem einzelnen Fackelträger an ihrer Seite, betraten sie, ein weiteres Mal, das Ödsturzhügelgrab.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro