20. Kapitel:
Als ich am Montag in meinen Kursen saß, konnte ich mich fast nicht konzentrieren. Ich fühlte mich schlecht, weil ich mich in Nick verliebte und doch eigentlich mit Logan zusammen war. Meine Beziehung mit ihm fühlte sich für mich auf einmal nur noch wie eine Lüge an. Sonntagabend hatte ich sogar noch mit ihm telefoniert und hatte kein Sterbenswörtchen von der Sache mit Nick erwähnt. Das war nicht fair gewesen auch nicht richtig.
Logan und ich waren von Anfang an immer ehrlich zueinander gewesen und jetzt tat ich ihm so etwas an. Ich log ihm jedes Mal eiskalt ins Gesicht. Ja, unsere Beziehung bröckelte immer mehr, aber das war noch lange keine Entschuldigung jemanden zu betrügen. Immerhin war Ehrlichkeit auch das Wichtigste in einer Beziehung. Warum nur traute ich mich dann nicht Logan die Wahrheit zu sagen? Ich fürchtete mich vor den Konsequenzen. Ich hatte Angst, wenn wir uns trennten, dass wir auch keine Freunde mehr waren. Wir hatten uns versprochen, dass wir uns niemals hassen würden, auch wenn unsere Beziehung einmal enden sollte. Doch ich wusste nicht, ob dieses Versprechen auch in diesem Falle galt.
Nach meinem letzten Kurs war ich immer noch am Grübeln, was ich nur tun sollte. Sollte ich Clary vielleicht doch einweihen und sie um Rat fragen? Nein, das wäre wahrscheinlich keine gute Idee. In meinem Zimmer versuchte ich wirklich alles, um fürs College zu lernen. Ich würde alles dafür geben zu lernen, anstatt mich mit diesem Problem herum zu schlagen. Ich fühlte mich wie der einzige Mensch auf dieser Welt, der solche Probleme hatte. Eines war Fakt, so konnte es nicht weitergehen. Ich musste mit meinem Gewissen ins Reine kommen. Ich musste mit Nick nochmal über unseren Kuss sprechen und danach würde ich Logan die Wahrheit sagen.
Ich hatte keine Ahnung, woher ich auf einmal diesen Mut nahm. Aber das musste ich ausnutzen, solange er anhielt. Also sprang ich von meinem Bett auf und zog mich an. Clary sah mich verwundert über ihr Skizzenheft an. „Wo willst du ihn?", fragte sie verwirrt nach. „Ich muss noch etwas Wichtiges klären. Bis später!", antwortete ich hektisch und war auch schon aus der Tür, bevor Clary noch irgendwelche Fragen stellen konnte.
Ich machte mich auf den Weg zum Verbindungshaus. Es war früher Abend, also musste Nick doch bestimmt da sein. Umso näher ich dem Haus kam, umso nervöser wurde ich. Ich hatte Angst vor dem, was Nick vielleicht dazu sagen würde. Was machte ich, wenn er gar nicht da war? Als ich beim Verbindunghaus ankam, stand unten die Tür offen, also ging ich gleich rein. Ich holte nochmal tief Luft als ich die Treppen nach oben stieg. Ich wusste noch genau welches Zimmer seines war, also steuerte ich direkt darauf zu. Die Tür war angelehnt, also ging ich davon aus, dass Nick da war. Ok, jetzt oder nie.
Ich klopfte an die Tür und ging hinein. „Nick, wir müssen", fing ich an, doch stockte, als ich nicht wirklich glauben konnte, was ich da sah. Nick saß auf seinem Bett an der Bettkante ohne T-Shirt und Ruby saß nur in Unterwäsche auf ihm und steckte ihm gerade ihre Zunge in den Hals. Geschockt konnte ich mich nicht von der Stelle rühren und Tränen füllten meine Augen. Nick schien mich bemerkt zu haben und löste sich von Ruby, die verärgert schnaufte. Nicks Augen weiteten sich, als er meine geschockte Reaktion sah. Ich musste hier schnellstens weg. Das hier war eine blöde Idee gewesen.
„Sam", fing Nick ruhig an, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss hier weg", entgegnete ich schluchzend und machte sofort kehrt. Ich hörte, wie Nick mir hinterherlief, doch ich dachte erst gar nicht daran mich zu ihm nochmal umzudrehen. Ich könnte mich eher Ohrfeigen, dass ich hierhergekommen war und gedacht hatte, dass zwischen Nick und mir mehr gewesen war. Was war ich nur für ein naives Dummchen gewesen. Ich hatte doch wirklich gedacht, dass Nick sich etwas geändert hatte. Aber nein! Wieder trieb er es mit Ruby. Ich war so doof gewesen. Wie hatte ich nur glauben können, dass da mehr zwischen uns war.
„Sam, bitte warte doch!", rief Nick hinter mir. Inzwischen war ich schon aus dem Verbindunghaus draußen. „Lass mich verdammt nochmal in Frieden Nick!", schleuderte ich ihm entgegen, als ich mich doch nochmal kurz zu ihm umdrehte. Nick hatte sich ein schwarzes T-Shirt übergezogen und war mir bis hierher hinterhergelaufen. Aber das interessierte mich nicht. Ich hatte genug gesehen. Ich drehte mich wieder um und rannte los.
Tränen rannen mir übers Gesicht und all den Mut, denn ich vorher gehabt hatte, hatte mich verlassen. In letzter Zeit kamen mir wirklich häufig die Tränen und oft war auch Nick der Grund dafür. Ich schämte mich Gefühle für ihn entwickelt zu haben. Das war ein Fehler gewesen. Ich war froh, dass ich noch nicht mit Logan darüber gesprochen hatte. Er war der Richtige für mich. Er würde mir so etwas niemals antun. Ich setzte mich an eine leere Bushaltestelle und wischte mit meinem rechten Ärmel meine Tränen weg. Ich hatte mir so viele Gedanken um Nick umsonst gemacht. Er war nicht einmal eine Träne wert, aber ich konnte es nicht einfach abstellen.
Ihn zusammen mit Ruby gesehen zu haben, schmerzte einfach. Warum war er mir überhaupt noch hinterhergelaufen? Nicks Handlungen ergaben einfach keinen Sinn und ich war es leid über ihn nachzudenken. Damit war jetzt Schluss. Ich musste akzeptieren, dass zwischen uns niemals etwas war und auch niemals etwas sein würde. Ich konnte mich glücklich schätzen jemanden wie Logen zu haben. Diese Beziehung war sicher. Das war genau das Richtige. Wie hatte ich nur jemals etwas anderes denken können. Doch warum tat diese Entscheidung dann so weh?
Bevor ich zurück zu Clary ging, machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Ich wollte mich erstmal etwas sammeln, bevor ich ihr gegenübertrat. Ich musste mir noch etwas einfallen lassen, um ihr zu erklären, warum ich so plötzlich aufgebrochen war. Was ich mir eigentlich hätte schenken können. Ich überlegte während meines Spaziergangs, ob ich Logan anrufen sollte. Ich würde jetzt einfach gerne seine Stimme hören, jemanden Vertrautes, meinen besten Freund. Also zögerte ich nicht lange und wählte seine Nummer, während ich auf dem Campusgelände vor dem Wohnheim auf und ab lief.
„Hi Sam, was gibt's?", meldete er sich nach wenigem Klingeln. Es tat gut seine vertraute Stimme zu hören. „Hey Logan! Es gibt nichts Besonderes. Ich wollte einfach nur deine Stimme hören, das ist alles", gab ich offen zu. „Du weißt aber schon, dass wir erst gestern Abend miteinander gesprochen haben Sam", lachte Logan und mein Herz füllte sich voller Trauer und Reue. „Ja, aber ich habe das jetzt einfach gebraucht." Logan wurde stutzig und sein Lachen verstummte. „Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte er besorgt nach. Ich schluckte eine Träne hinunter und nickte aus dem Reflex raus. „Ja, ja alles gut, wirklich. Es war nur ein stressiger Tag gewesen und da hatte ich meinen Freund gebraucht. Du bist halt einfach immer noch mein allerbester Freund."
„Und das wird auch immer so bleiben Sam", versprach mir Logan hoch und heilig und ich betete, dass das auch der Wahrheit entsprach. Ich konnte Logan als Freund einfach nicht verlieren. Ich brauchte meinen besten Freund. „Das ist gut", entgegnete ich und trat einen Fuß vor den Andern. „Sag mal hast du Mittwoch schon was vor?", erkundigte sich Logan. Er fragte mich tatsächlich mal wieder nach einem Date, doch diesmal war ich diejenige, die nicht konnte. „Sorry, ich muss da leider arbeiten, aber sehr gerne an einem andern Tag", entgegnet ich. „Hmm, ich würde ja das Wochenende vorschlagen, aber da kann ich leider nicht, weil wir einen Familienausflug machen, aber wie sieht es mit Montag aus, also am Abend nach Unischluss?"
Ich lächelte leicht. Das klang doch mal positiv. „Ja, sehr gerne", antwortete ich. „Wunderbar! Dann hole ich dich von deinem Wohnheim ab. Schreiben wir uns am Wochenende nochmal zusammen, wann und wohin?" „Ja, das klingt wundervoll. Ich vermisse dich Logan!" „Ich vermisse dich auch Sam. Ich wünschte, ich müsste jetzt nicht auflegen, aber es gibt Abendessen und ich habe tierischen Hunger." Ich schmunzelte leicht. Immerhin brachte mich Logan wieder etwas zum Lächeln. „Ja klar, kein Problem. Ich möchte schließlich nicht, dass du verhungerst. Gute Nacht, dann schon mal und bist dann!" „Danke Sam und ich freue mich jetzt schon. Hab noch einen schönen Abend und dir auch eine gute Nacht!"
Ich legte auf und packte mein Smartphone weg. Nachdenklich starrte ich auf meine Füße. Was für ein Reinfall war dieser Tag doch gewesen. Ich war so unendlich wütend auf Nick. Immer wieder schaffte er es mich zu verletzen, egal ob mit Worten oder nicht. Er sollte mir bloß nie wieder unter die Augen treten. Ich konnte nur froh sein, dass ich immer noch Logan an meiner Seite hatte. Aber war das, das was ich wollte und brauchte?
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Glaubt ihr Nick hat wirklich wieder etwas mit Ruby? Findet ihr es von Sam gut, dass sie weiter mit Logan zusammen sein wird und nichts sagt? Wie wird es jetzt mit ihr und Nick weitergehen?
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