Kapitel 57
Guten Abend, meine Lieben 🤍
Es ist soweit: in den nächsten Stunden könnt ihr die letzten Kapitel von "Broken Heart" lesen.
Und ich kann euch versprechen, dass es nochmal emotional wird.
Macht euch bereit, haltet vielleicht das eine oder andere Taschentuch bereit.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!
• Z A C H A R Y •
"Dad, ist das nicht Camerons Decke?", frage ich verwirrt, als ich die Cars-Decke in seiner Hand sehe. Elijah zuckt mit den Achseln und breitet sie über die anderen Decken aus, die schon auf der Couch im Wohnzimmer liegen.
Es ist Donnerstagabend, und während meine Familie nachher außer Haus ist, bleiben Jonah und ich zuhause. Wir wollen einen kleinen Date-Abend machen, und aus Rücksicht lassen sie anderen uns alleine.
Ich konnte meine Eltern dazu überreden, dass wir uns ins Wohnzimmer zurückziehen können. Es fühlt sich einfach normaler an. Sonst hänge ich ständig nur in meinem Zimmer, liege dort den ganzen Tag herum. Und Jonah kommt zwar immer auf mich zu, sitzt an meinem Bett, wenn es mir nicht so gut geht.
Aber ganz ehrlich, er leidet. Das kann er nicht verbergen und soll er auch nicht. Es tut mir aber weh, ihn so zu sehen. Und auch meine Familie. Meine Geschwister, die manchmal am Türrahmen meines Zimmers stehen und mich beobachten, sich aber nicht trauen, reinzukommen.
Es ist genauso gekommen wie ich es vorhergesagt habe. Meine Liebsten sind verletzt, sie leiden, weil ich mich dazu entschieden habe, nicht mehr leiden zu wollen. Andersherum wäre es aber auch so gewesen.
Ich glaube schon, dass vor allem meine Eltern, Ezra und Jonah verstehen, dass ich diesen Weg, nein, dieses Leben, nicht weitergehen kann. Denn es würden immer Momente geben, in denen es mir wieder schlecht geht. Und dann?
Dann lasse ich meinen Frust, meine Wut, die eigentlich nur gegen mich gerichtet ist, an die Menschen aus, die nichts dafürkönnen. Die immer an meiner Seite sind und mich unterstützen. Die mich bedingungslos lieben.
So wie ich sie liebe.
Es mag auf dem ersten Blick egoistisch aussehen, dass ich mich für genau diesen Weg entschieden habe. Diesen Ausweg aus einem Leben, das mir einiges geschenkt hat.
Aber über all die Jahre habe ich auch miterlebt, worunter meine Familie leiden musste. Meine Krankheit hat auch sie kontrolliert.
Meine Geschwister mussten immer zurückstecken, weil unsere Eltern sich nur um mich gesorgt haben. Immer.
In den letzten neunzehn Jahren haben sie nur für mich gelebt, so kommt es mir zumindest vor. Und das kann und möchte ich ihnen einfach nicht weiter antun.
Das wäre nicht fair.
"Zach?"
Die Stimme meines Vaters lässt mich in die Gegenwart zurückkehren.
Elijah betrachtet mich besorgt. "Ist es dir nicht vielleicht doch zu viel-"
"Dad, mir geht es gut ... Den Umständen entsprechend", sage ich zögerlich, als sein Blick skeptisch wird. "Ich war nur in Gedanken versunken."
Die Schmerzen, die ich im Brustkorb verspüre, spreche ich nicht an. Es ist die Anstrengung, dass ich aus meinem Bett gestiegen und hierhergekommen bin. Weiter nicht. Kein Grund, jemanden zu beunruhigen.
"Naja, na gut", murmelt er wenig überzeugt.
Doch bevor er weitersprechen kann, ertönen die Stimmen von Jonah und Ben hinter uns. Die beiden scheinen in ihrer Unterhaltung versunken zu sein, verstummen aber, als sie uns gegenüberstehen.
"Alles okay?"
Jonah kommt lächelnd auf mich zu und legt seinen Arm um mich. "Dein Vater hat mir nur nochmal den Ratschlag gegeben, auf dich zu achten ... Du weißt schon, diese typische Vater-Cop-Ansprache."
Schmunzelnd lehne ich mich gegen ihn. "Hat er erwähnt, im Haus immer eine Waffe zu haben?"
"Ähm ..."
"Ich wollte nur sicher gehen, dass alles so vonstattengeht, wie du es dir wünschst, Großer", erklärt sich Benjamin und lässt wieder mal den angriffslustigen Vater mit seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt heraushängen.
"Papa, es ist alles gut. Ihr könnt auch jetzt gern-"
Elijah umfasst den Arm seines Mannes. "Komm schon, Ben. Die Kinder wollen unter sich sein. Es sind doch nur ein paar Stunden."
"Aber-"
"Und sollte etwas sein, wird Jonah uns anrufen. Stimmt's?" Elijah schaut zu meinem Freund, der sofort nickt.
"Notruf und die Nummer von Dr. Hall habe ich auf Kurzwahl-"
"Er ist also bestens vorbereitet."
Dass ich ein bekanntes Engegefühl in der Brust verspüre, behalte ich bewusst für mich.
*
Ich schmiege mich enger an Jonah heran, während wir Aladdin schauen, als mich ein kalter Schauer durchfährt. Er bemerkt es und reagiert augenblicklich darauf. "Ist dir kalt? Soll ich noch eine ... eine Decke holen oder-"
"Mir reicht es, wenn du deinen Arm um mich legst", sage ich lächelnd, was er auch gleich darauf befolgt.
Besorgt schaut er auf mich herunter. "Bist du dir sicher? Deine Hau-"
Seufzend hebe ich den Kopf und so treffen meine Augen seine dunklen. "Du musst dir keine Sorgen machen. Es ist ... normal, dass meine Haut so blass ist ... Aber wenn du wegen mir frierst, dann kann ich auch ..."
Er lässt mir nicht einmal die Chance, mich von ihm weg zu lehnen. Stattdessen drängt er meinen Körper enger an seinen eigenen. "Nein, entschuldige. Ich möchte nur, dass es dir gut ge-"
Jonah verstummt, als ich mich aufrichte und ihn küsse. Seine Bartstoppel kratzen über meine Wange und ich liebe es, über seine Haut zu streichen, den leichten Bart unter meinen Fingern zu spüren.
Ich liebe ihn.
Vorsichtig streicht seine Zunge über meine Unterlippe und als ich den Kuss vertiefe, dringt sie in meinen Mund. Jonah küsst mich, bis mir die Luft wegbleibt und mir schon ein wenig schwindelig wird. Gerade bin ich froh, auf der Couch zu sitzen, sonst würden mir die Knie weich werden.
Ich seufze und schmelze gegen seinen Körper.
Jonah tut nichts mit halben Herzen, und das habe ich schon von Anfang an toll an ihm gefunden. Es fühlt sich an, als würde er sein ganzes Herz und seine Seele in diesen Kuss legen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns schließlich voneinander. Wir lehnen unsere Stirn gegeneinander und füllen unsere Lungen wieder mit Sauerstoff.
"Ich finde es so unfair. Wir kennen uns noch nicht so lange. Und trotzdem haben wir nur so wenig Zeit miteinander", flüstert er, bevor seine Lippen nochmals über meine streichen. Dann wandern sie zu meinem Ohr. "Ich habe mich in dich verliebt. Es hat länger gedauert, bis ich das wirklich auch für mich zulassen wollte, und jetzt ... Jetzt ist die Zeit verschwendet worden."
Ich drücke ihm einen Kuss auf seine Schulter. "Jonah, du hast mir in den wenigen Monaten mehr geschenkt als jeder andere. Ich habe mich endlich mal lebendig gefühlt! Und dafür bin ich dir so unheimlich dankbar."
"Gott verdammt, du ... Du bist einfach ..." Sein Arm legt sich noch enger um mich. Als ich ihn wieder anschaue, trifft mich ein Blick voller Gefühle. "Du hast mir so sehr den Kopf verdreht, dass ich irgendwann alles um mich herum vergessen habe. Auch meinen Job. Und du weißt, wie wichtig er mir ist ..."
Schmunzelnd nehme ich seine freie Hand und verschränke unsere Finger miteinander. "Aber ich bin dann eben hartnäckig geblieben, bis du eingeknickt bist."
"Tja, irgendwann ... konnte ich auch nicht mehr dagegen ankämpfen, wie besonders diese Verbindung zwischen uns beiden ist."
Er blinzelt ein paar Male und obwohl er es verhindern will, erkenne ich, wie seine Augen feucht werden. Sie glänzen wegen der Tränen, die er zu unterdrücken versucht.
"Ich liebe dich so sehr, Zach."
Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und schaue zum Fernseher. Dort läuft noch immer Disneys Realverfilmung Aladdin. Und während er gerade zusammen mit Jasmin über die arabische Stadt auf dem fliegenden Teppich fliegt, fließen nun auch über meine Wangen die Tränen.
Aber Jonah spricht mich darauf nicht an. Und ich bin ihm dankbar dafür.
Ich bin wahnsinnig froh, ihn getroffen zu haben. Dass ausgerechnet er, der anfangs völlig tollpatschige und verpeilte Lehrer, mich so umgehauen hat. Jonah ist wirklich das Beste, das mir im Leben passiert ist.
Während wir den Film nun schweigend verfolgen, schmiege ich mich wieder enger an Jonah heran. Er legt ausgerechnet Camerons Decke über uns beide, und ich ziehe sie bis zu meinem Kinn hoch, rieche an ihr und vermisse augenblicklich meinen kleinen Bruder. Meine ganzen Geschwister. Meine Eltern.
Meine Familie.
Ich hoffe einfach, dass sich dieser Kampf lohnt, und dass es ihnen irgendwann besser geht. Auch wenn ich nicht mehr bin. Dass sie weiterleben. Denn genau das sollten sie tun. Nicht immer nur für mich da sein, sondern ein eigenes Leben führen, sich auf sich selbst konzentrieren.
Sie sollten selbst so egoistisch sein, mich für einige Zeit in eine Ecke ihrer Erinnerungen zu drängen, um weitermachen zu können. Und sich nicht von ihrer Trauer und Wut aufhalten zu lassen.
Das wünsche ich mir so sehr.
Irgendwann sehe ich aus dem Augenwinkel, wie Jonahs Kopf zur Seite fällt. Seine Augen sind zugefallen. Der Film neigt sich dem Ende zu, sodass ich mich vorsichtig nach vorne beuge, um den Fernseher auszuschalten.
In dem Moment, als ich mich vorbeuge, dringt ein Stechen in meine linke Brust, dass ich erschrocken zusammenzucke. Die Schmerzen strahlen sogleich in meine Schulter und meinen Rücken.
Verdammt, so schlimm war es seit einiger Zeit nicht mehr.
Ich richte mich auf, um nach den Schmerztabletten zu fassen, die auf dem Tisch bereit liegen. Zwei Tabletten auf einmal lege ich auf meine Zunge, greife dann nach meinem Glas und spüle sie mit Wasser herunter.
Dann lege ich mich wieder zu Jonah. Er schläft noch immer, hat von meinem kleinen Aufsprung nichts bemerkt. Ich platziere ein Kissen auf seinen Oberschenkel und lege meinen Kopf darauf ab.
Konzentriert achte ich auf meine Atmung, ignoriere das steigende Stechen, das Gefühl, kaum Luft zu bekommen.
Es ist nur eine Kopfsache. Mein Körper, mein Herz, es spielt oft solche Streiche mit mir. Oft, wenn ich gerade dabei bin, runterzufahren, mich ein wenig zu entspannen.
Das hier ... Es ist nichts Neues.
Seufzend nehme ich Jonahs Hand und verschränke unsere Finger wieder miteinander. Ich versuche mich auf ihn, auf sein leises Schnarchen zu konzentrieren.
Ich führe die Hand zu meinen Lippen, küsse den Handrücken, und atme den vertrauten Geruch ein.
"Ich liebe dich, Jonah", flüstere ich und schließe die Augen. Seine Hand presse ich gegen meine Brust, gegen mein rasendes Herz. "Und ich ... Du hast meinem Leben eine Bedeutung geben."
Er seufzt leise, und ich spanne meinen Körper an, warte, ob er etwas erwidert. Doch Jonah bewegt sich nur ein Stück, scheint aber im Schlaf vertieft zu sein.
Schließlich gebe ich mich der plötzlichen Müdigkeit hin und versuche zur Ruhe zu kommen. Mit dem Wissen, in den Armen der Person zu liegen, der ich alles von mir gegeben habe.
Und ich bereue es keine Sekunde...
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