Kapitel 33
• Z A C H A R Y •
Sadie [14:54 Uhr]: Ich kapiere nicht, wie jemand sauer auf etwas sein kann, was nicht einmal passiert ist. Warum sind Mädchen so, Zach?
Schmunzelnd lehne ich mich auf meinem Sitz zurück und tippe eine Antwort.
Zach [14:54 Uhr]: Deine Freundin wird sich schon wieder beruhigen. Was kannst du denn dafür, dass ihr Schwarm dich zu seinem Geburtstag einladen will, aber sie nicht?
Zach [14:55 Uhr]: Und glaub mir, Jungs sind mindestens genauso irre im Kopf
Sie schickt einen weinenden Emoji zurück.
Sadie [14:56 Uhr]: Sie wirft mir vor, ich hätte mit ihm geflirtet. Dabei mag ich ihn nicht einmal! Und was wäre ich vor allem für eine Freundin, wenn ich mich in den Schwarm meiner besten Freundin verknallen würde?
Das ist eine interessante Frage. Ich bin aber gleichermaßen verwirrt darüber, warum ausgerechnet ich als ihre Seelensorge hinhalte. Ein so großes Sozialleben habe ich nun auch nicht, dass ich von Erfahrungen sprechen könnte. Und es ist ja auch nicht gerade so, dass ich mich in solche Situationen bringen würde.
Nein, lieber versuche ich, meinen Lehrer dazu zu bringen, uns eine Chance zu geben. Das ist natürlich deutlich einfacher...
Zach [14:57 Uhr]: Sadie, dann lass sie doch schmollen und unternimm etwas mit deinen anderen Freundinnen. Sie wird schon merken, dass du nichts falsch gemacht hast
Sadie [14:57 Uhr]: Als wäre das so einfach...
Hinter mir wird die Tür aufgerissen. Schwere Schritte hallen wider. Ein Schmunzeln umspielt meine Lippen.
Sadie [14:57 Uhr]: Die anderen halten doch auch alle zu ihr! Und ich bin die Idiotin der Gruppe!
Als Jonah an mir vorbeiläuft, hebe ich nicht den Kopf, weiß aber, dass er mir einen grimmigen Blick zuwirft. Mir fällt natürlich sofort auf, dass er allein ist. "Sind wir etwa doch ungestört?", frage ich den jungen Lehrer deshalb und höre ihn einen Moment später genervt seufzen. "Überspann nicht den Bogen, Zachary. Mrs. Graham wird jeden Moment dazustoßen. Du könntest dein Smartphone weglegen und schon mal das Manuskript..." Er hält inne, als ich das besagte Buch in die Höhe halte. "Liegt schon bereit, Sir."
Schnell tippe ich ein einziges Wort an meine Schwester, wo ich mir sicher bin, dass es sie aufmuntern wird.
Zach [14:59 Uhr]: Mädelsabend?
Ihre Antwort reduziert sich wieder nur auf ein Emoji. Doch dieses Mal ist es ein rotes Herz.
Gut gelaunt, meiner kleinen Schwester eine kleine Freude gemacht zu haben, lege ich mein Handy beiseite, und folge Jonah mit dem Manuskript in meiner Hand auf die Bühne.
Er scheint mich entweder ziemlich gut zu ignorieren oder ist so abwesend, dass er nicht bemerkt, wie ich mich hinter ihn stelle und über seine Schulter hinweg schaue, was er tut. Anscheinend hat er Aufzeichnungen aus seiner Zeit als Romeo mitgebracht. Die Blätter sind nicht mehr in einen so guten Zustand, scheinen aber von Bedeutung für ihn zu sein. Warum sonst hat er sie aufgehoben?
"Da ist jemand aber gut vorbereitet", lobe ich ihn. Erschrocken zuckt er zurück. Ich schmunzle über seinen grimmigen Blick, den er mir sogleich zuwirft. "Spinnst du? Was tust du denn hier?" "Ähm, bist du etwa so verwirrt, Jonah? Wir wollen doch..."
"Ich meine, was du hier, hinter mir, willst!", drückt er sich nun deutlicher aus, mich interessiert es aber eher, dass seine Wangen rot anlaufen.
Verdammt, wie schafft er es bloß, gleichzeitig süß und attraktiv zu sein? Wobei, er ist zur selben Zeit wütend und schüchtern, also liegt es wohl in seiner Natur, dass er das kann.
Unschuldig hebe ich die Hände. "Keine Sorge, ich hatte keine bestimmten Absichten, falls du das denkst."
"Ich...du, also...Zach! Hör auf, sowas anzudeuten!", herrscht der junge Lehrer mich nach einigen Anläufen an. "Ich habe doch gar nichts gemacht", entgegne ich grinsend und lehne mich ein wenig vor.
Reflexartig weicht er mir aus und hält sich am Tisch hinter ihm fest. "Hör mal, du kannst von Glück reden, dass ich..."
"Glück bedeutet für mich, sowas wie dich zu haben."
"Man, Zach. Jetzt lass das doch bitte", fleht er mich an und versucht, mich von sich wegzudrücken. Seufzend gehe ich tatsächlich zur Seite. "Das macht es immer noch komplizierter, wenn du mit mir flirtest."
"Ich bekomme dich aber nicht aus meinem Kopf."
"Und du denkst, es wird einfacher, wenn..."
Von der Ferne wird die Tür aufgemacht. "Schön, ihr beide seid schon da!", ruft uns Mrs. Graham zu. Jonah beißt sich nervös auf die Unterlippe, während ich mich lächelnd an meine Klassenlehrerin wende. "Es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie beide mir bei der Rolle helfen. Romeos Charakter entspricht nicht unbedingt meiner...Person."
Ich höre Jonah leise schnauben, bevor er sich von mir abwendet und sich auf seine Unterlagen stürzt.
"Keine Sorge, Zachary. Du wirst ein grandioser Romeo, das spüre ich", verspricht sie und legt ihre Hand auf meine Schulter.
*
"Mr. Campbell, ist alles in Ordnung?", fragt Mrs. Graham ihren Kollegen, der mich in dem Moment unter den Tisch tritt. Grinsend lasse ich mir nichts anmerken, sondern mache mir weiter Notizen.
"Natürlich, Entschuldigung. Ich war gerade...egal", murmelt er und wirft mir einen giftigen Seitenblick zu. "Vielleicht, ähm, sollten wir für heute Schluss machen. Es ist schon ziemlich spät geworden, oder nicht?"
Augenverdrehend sammle ich die Papiere ein. Wir sitzen gerade mal ein paar Stunden hier dran und er hat schon keine Energie mehr? Das ist aber schade. Gut, möglicherweise ärgert es ihn, dass ich einige Male etwas unter dem Tisch versucht habe. Aber es war nichts Schlimmes.
Mrs. Graham schaut auf ihre Armbanduhr. "Ich habe noch ein Elterngespräch ausgemacht, da sollte ich nicht zu spät kommen. Würdet ihr beiden hier noch ein wenig aufräumen, falls ihr Zeit dafür habt?", bittet sie uns. Ihr Kollege sieht wenig begeistert aus, meine Gesellschaft noch weiterhin zu ertragen, nickt aber, wie auch ich.
Sie verabschiedet sich von uns und eilt die Treppen nach oben, nur um schließlich den Saal zu verlassen. So sind Jonah und ich allein. Doch anstatt mich zu ignorieren, dreht er sich zu mir und bedenkt mich mit einem wütenden Blick. Mit hochgezogener Augenbraue erwidere ich ihn. "In letzter Zeit schaust du mich ganz schön oft so an, weißt du."
"Was fällt dir ein, mich anzugraben, während neben dir deine Lehrerin sitzt?", fährt er mich zischend an. "Also ein richtiges Angraben war das nicht. Ich habe nur..."
"Ich bin ganz Ohr! Was hast du in den letzten Stunden getan?"
"Ein bisschen gefüßelt. Nicht mehr und nicht weniger", entgegne ich achselzuckend und mache mich daran, mein Manuskript in meinen Rucksack zu packen. "Was tust du da?" "Aufräumen. Das sieht man doch. Wolltest du denn nicht so schnell wie möglich vor mir fliehen?", stelle ich ihm eine Gegenfrage und merke ihm an, dass ich ins Schwarze getroffen habe. "Du solltest dringend noch an dir arbeiten, damit es unauffälliger rüberkommt, Jonah."
Während ich die leeren Kaffeebecher der beiden nehme und einen Mülleimer hinter der Bühne ansteuere, kehre ich ihm den Rücken zu.
Ich gebe zu, dass ich mich ihm gegenüber auch ziemlich unfair verhalte. Für ihn steht einiges auf dem Spiel, das verstehe ich. Ich hätte aber mehr Verständnis, wenn er selbst nicht auch immer wieder meine Nähe suchen würde. Er ist genauso schuld daran, dass sich das zwischen uns nicht lösen will. Nein, das Band zwischen uns beiden scheint noch stärker zu sein.
Nachdem ich die Becher weggeworfen habe, finde ich den jungen Lehrer am Tisch sitzen. Er hat seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt und wirkt auf mich ziemlich übermüdet.
Jonah achtet nicht auf mich, als ich vor ihm stehen bleibe. Ich lege den Kopf schief und betrachte ich etwas genauer. "Was ist mit dir?"
"Das fragst du mich ernsthaft, Zachary?", sagt er leise. "Ich bin fertig mit den Nerven. Du...du bringst mich so durcheinander, dass ich mich am liebsten vergessen und dich einfach jetzt an Ort und Stelle küssen würde." Überrascht über seine ehrlichen Worte, sehe ich ihn einfach nur an, während er weiterhin seine Augen geschlossen hat. "Aber weißt du, in meinem Kopf kreisen ständig irgendwelche Gedanken darüber, wie es weitergehen sollte, wenn wir zusammen wären."
Ich finde meinen Mut und schleiche mich langsam um den Tisch herum an ihn heran. Er redet einfach weiter: "Ist dir eigentlich bewusst, wie nervenaufreibend es wäre, unsere Beziehung geheim zu halten? Nicht nur hier in der Schule, sondern auch außerhalb. Wenn jemand uns sehen und sich seine Schlüsse ziehen würde, dann könnte es..."
Er verstummt, sobald meine Lippen über seine streifen. Nur ganz leicht berühren sie sich, doch schon das reicht, um mein Herz zum Flattern zu bringen.
Als ich von ihm weiche, öffnet er die Augen und sieht zu mir hoch. "Du tust wirklich nie das, was ich dir sage, oder?" "Hast du in den letzten Minuten davon gesprochen, dass ich dich nicht küssen dürfte?" Jonah erwidert darauf nichts, sondern sieht mir hinterher, während ich mich zu ihm setze und nach seiner Hand greife. Tatsächlich lässt er es zu.
"Darf ich dich etwas fragen? Wenn man jetzt mal diese blöden Gesetze beiseiteschiebt, was würde noch dagegensprechen, das zwischen uns einfach zu genießen?"
Er überlegt kurz, bevor er seufzt. Mir entgeht nicht, wie sein Daumen über meinen Handrücken wandert. Es ist ein entscheidender Fortschritt, dass er seine Hand nicht weggezogen hat und sich auf diese Unterhaltung einlässt.
"Du hast es ja schon zugegeben, dass du über uns beide nachdenkst", fahre ich fort, als er nichts sagt. "Du würdest uns beiden also eine Chance geben." "Es geht aber nicht." "Jonah, ich habe aber auch nicht vor, einfach aufzugeben." Er lacht auf. "Einfach? Das hier ist alles andere als einfach, Zach."
Augenverdrehend ignoriere ich diese Bemerkung und drücke seine Hand. "Es fühlt sich doch gut an, was wir haben, nicht wahr?" "Das bedeutet aber nicht, dass es richtig ist." "Wer sollte uns denn ans Bein pinkeln wollen? Ich bin volljährig. Also..." "Das ändert aber nichts daran, dass ich dein Lehrer bin und somit gegen das Gesetz verstoße." "Kannst du einmal diese negativen Aussichten lassen? Kein Wunder, dass du frustriert bist", brumme ich und entlocke ihm damit tatsächlich ein kleines Lächeln.
Es ist, als hätte ich hunderte Schmetterlinge im Bauch, als ich in seine dunklen Augen schaue. "Ich kann mich nicht von dir fernhalten", haucht er und lehnt sich nach vorne. Seine Stirn berührt meine. Wir schließen beide die Augen. "Dann tu es nicht. Denn ich will es auch nicht." "Und was ist, wenn..." "Nicht nachdenken, Jonah. Für einen Moment solltest du nicht über das Mögliche nachdenken, sondern..." "Genießen?", beendet er meinen Satz.
Schmunzelnd nicke ich und atme tief ein. Es fühlt sich so gut an, ihm nahe zu sein. Ich möchte dieses Gefühl nicht mehr missen.
"Zach?"
"Mhm?"
Seine Finger umfassen mein Kinn und heben es an, sodass sich unsere Münder treffen. Der Kuss ist anders. So viel offener und voller Gefühle. Als würde Jonah sich mir endlich wirklich öffnen.
Meine Hand legt sich in seinen Nacken und ziehen ihn enger an mich heran und wir küssen uns, bis uns die Luft wegbleibt. Irgendwann löse ich mich von ihm und berühre seine Lippen mit den Fingerspitzen. Sie sind samtig. Weich. Er öffnet den Mund. Sein Atem ist warm an meiner Hand. Langsam fahre ich mit einem Finger seine Oberlippe nach, dann die Unterlippe.
"Okay", sagt er, was mich innehalten lässt. Verwundert blicke ich von seinem Mund auf und begegne seinen braunen Augen. "Okay?" "Ich...möchte es versuchen. Das mit uns. Es ist wahrscheinlich ein verdammter Fehler, aber, naja, vielleicht fällt uns irgendwas ein und..." "Jonah." "Was?" "Du solltest das Atmen nicht vergessen", rate ich ihm und grinse wie ein Idiot. Jonah lässt sich davon anstecken. "Entschuldige, das ist alles so neu für mich."
"Ach, kein Problem. Ich verführe alltäglich meinen Lehrer", entgegne ich scherzhaft und weiche lachend seiner Hand aus, als er mir einen Klaps auf den Hinterkopf verpassen möchte.
Er richtet sich auf und fährt sich durch die Haare, während er sich umsieht. "Also, ähm, vielleicht sollten wir von hier verschwinden. Es ist wirklich schon spät", meint er und nimmt seine Tasche vom Stuhl, die er zuvor extra dorthin gelegt hatte, damit ich mich nicht neben ihn setzen konnte.
Aber sowas gehört jetzt wohl der Vergangenheit an.
"Natürlich, Sir. Wie Sie wünschen", erwidere ich gut gelaunt und greife nach meinem Rucksack. Bevor er die Bühne verlässt, halte ich ihn auf. Fragend wendet er sich zu mir um, sieht es aber nicht kommen, dass ich mich zu ihm herunterbeuge und ihn nochmals küsse.
"Wofür..."
"Wir werden keine weitere Gelegenheit mehr dafür bekommen. Draußen wartet mein Vater auf mich", erkläre ich und stupse ihn von der Seite an.
Meine Lieben, öffnet die Champagnerflaschen! 🍾🍾
Die Geburtsstunde von Zach und Jonah ist eingeläutet - endlich! 😍 Hat lange genug gedauert...
Wie man Jonah kennt, wird er sicherlich nicht so einfach abschalten können, aber immerhin möchte er sich und der Beziehung zu Zach eine Chance geben. Und das bedeutet schon etwas 😏
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