Kapitel 13
„Clary, ich bin infiziert."
Langsam registrierte ich, was er gerade gesagt hatte. Unfähig etwas zu sagen, starrte ich auf seinen Arm. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein! Er war immun! Zumindest sollte er das sein.
Noch immer geschockt schüttelte ich den Kopf. Meine Kehle schnürte sich zu und Tränen traten mir in die Augen.
„Nein...", murmelte ich, „das darf nicht sein!" Meine Stimme begann zu zittern. „Das ist doch bestimmt nur eine Verletzung... Ja, genau, eine Blutvergiftung! Das ist es!" Meine Stimme begann zu zittern, während ich die unsinnigen Gedanken aussprach, die mein Gehirn gerade zustande brachte.
„Ich wünschte es wäre so.", sprach Newt ruhig.
Dadurch machte alles Sinn! Seine aggressive Haltung in der letzten Zeit! Unter Tränen warf ich nochmal einen Blick auf seinen Arm. Die Adern verliefen bis unter seinen Ärmel, was darauf hinwies, dass es nicht so neu ist.
„Wieso...Wieso ist er schon so weit fortgeschritten?" Er wandte schuldig den Blick ab. „Ich habe es schon länger!"
„Und du hast mir nichts erzählt?!" Seufzend nickte er. „Ich konnte nicht! Ich hatte zu sehr Angst es dir zu sagen. Denn ich selbst will es noch nicht so richtig wahrhaben..." Nun traten die ersten Tränen aus meinem Auge und liefen mir die Wange nach unten. Ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen. Stattdessen starrte ich Newt einfach nur an. „Newt, wir... wir finden ein Heilmittel! Es gibt noch das Serum!" Ebenfalls mit Tränen im Auge nickte Newt langsam.
„Aber zum sicheren Hafen werde ich nicht mitkommen können. Das Serum schiebt alles nur auf." Er hatte leider Recht.
„Es schiebt alles auf, bis wir eines gefunden haben!" Meine Stimme hatte nun einen verzweifelten Ton angenommen. „Ich werde dich nicht im Stich lassen! Ich... ich kann nicht ohne dich leben!" Schluchzend schüttelte ich den Kopf. „Ich will nicht ohne dich leben!"
Krampfhaft holte ich Luft. Ich hatte das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Meine Brust schürte sich zu und der quälende Schmerz sorgte dafür, dass ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Alles um mich herum verschwamm und ich war allein mit meinen Gedanken. Newt würde ein Crank werden!
„Clary..." Als ich seine Stimme hörte, sah ich auf. Ich konnte ihn nur sehr verschwommen durch den Schleier an Tränen erkennen, als er zu mir trat und seine Arme um mich schlang. Nun gaben meine Beine wirklich nach und ich klammerte mich an seine Brust, wie an ein rettendes Seil. Verzweifelt heulte ich auf, während mein Körper immer wieder von unregelmäßigen Schluchzern geschüttelt wurde.
„Nein...das darf nicht wahr sein!", murmelte ich immer wieder, aber ich wusste bereits, dass es wahr war. Jegliche Kräfte verließen meinen Körper und gemeinsam mit Newt sank ich zu Boden.
Der Schmerz wurde nur schlimmer, je länger ich darüber nachdachte und auch Newts Umarmung machte es nicht besser. Sein Geruch hüllte mich ein und für einen Sekundenbruchteil vertrieb er meine Trauer, doch nur, damit sie doppelt so stark zurückkehrte, mit dem Gedanken daran, dass ich mich nicht ewig an Newt kuscheln und seinen Geruch einatmen konnte. Wie ein kleines Häufchen Elend drückte ich mich gegen seine Brust und wünschte mir nichts sehnlicher als aufzuwachen. Zu erfahren, dass es alles nur ein schlechter Traum war. Sogar, dass ich wieder bei WICKED war und es nun doch eine Simulation war.
Beruhigend strich Newt mir über den Rücken, doch auch er weinte, das spürte ich, da auch er immer wieder schluchzte.
Ich weinte so lange, bis sich mein Gesicht anfühlte wie eine schmerzverzerrte Maske. Erst dann schaffte ich es den unendlichen Tränenfluss zu stoppen. Noch immer wurde ich von Schluchzern geschüttelt. Nur schwer konnte ich mich wieder beruhigen, doch irgendwann gelang es mir.
Ich musste einen kühlen Kopf bewahren! Jetzt ging es um Minho!
„Wir kümmern uns einfach darum, wenn wir Minho haben. Er ist jetzt unsere Priorität, verstanden?" Ich nickte schwach. Mühsam richtete ich mich wieder auf und kämpfte gegen die aufkommende Trauer an, indem ich sie wegsperrte. Ich musste jetzt konzentriert bleiben!
Nach einiger Zeit hatten wir uns wieder beruhigt und Teresa war nun auch fertig mit Thomas. Während ich mir die Kleidung anzog, fühlte sich mein Körper stumpf an. Als Thomas zu mir kam und meine verquollenen Augen erkannte, wich sein Blick kurz zu Newt. Dieser nickte kurz und sofort lag Mitgefühl in Thomas Augen. Er trat zu mir und zog mich in eine kurze Umarmung.
„Wir bekommen das hin, ok?", flüsterte er eindringlich. Ich nickte nur schwach und ging mir die komplette Uniform anziehen.
Sobald ich damit fertig war, ging ich wieder zu den anderen und traf gerade Jorge, der das Gebäude verlassen wollte. Er hielt nochmal kurz inne, als er mich sah und ich ging zu ihm.
„Wir sehen uns hoffentlich wieder, Kleines.", sprach er mit einem Grinsen, das verschwand, sobald ich vor ihn trat. Vermutlich fielen ihm meine verheulten Augen auf. „Alles in Ordnung, Kleines?" Sein Blick war besorgt, doch ich winkte nur mit einem matten Lächeln ab. Es freute mich, wie sehr er sich um mich sorgte.
„Nichts, mit dem du dich herumschlagen musst." Er sah mich noch immer etwas skeptisch an, doch scheinbar hörte er auf mich, denn er nickte.
„Pass auf dich auf.", meinte ich und er umarmte mich.
„Das gleiche gilt für dich, Kleines." Er nickte mir nochmal zum Abschied zu und verließ dann das Gebäude.
Als wir alle fertig waren und uns auch mit den Waffen ausgerüstet hatten, ging es los. Teresa wurde von Thomas und Newt begleitet und ich ging mit Gally, damit es nicht zu auffällig war, wenn sie von vier Wachen begleitet wurde. Während die drei durch den Vordereingang gehen sollten, würden wir das Gebäude durch die Tiefgarage erreichen.
Bevor wir unsere Helme aufzogen, trat Newt nochmal zu mir.
„Clary, ich weiß, dass wir uns gleich wiedersehen, aber...", begann er und suchte nach Worten. „Ich will, dass du weißt, dass ich dich liebe." Ich konnte spüren, wie die Trauer nun wieder hervorkommen wollte, aber ich hielt sie zurück.
„Ich liebe dich auch, Newt!" Wir beide lächelten uns gequält an, jeder versteckte seine eigene Trauer. Ich schlang meine Arme um ihn und zog ihn zu mir. Er erwiderte die Umarmung und ich hatte das Gefühl, dass er mich noch stärker zu sich drückte, fast so, als hätte er Angst, dass er mich verlieren würde.
„Gut, Newt, wir gehen los.", informierte ihn Thomas. Als wir uns wieder lösten, spürte ich, wie sich eine Träne aus meinem Auge stahl. Newt fing sie mit seinem Finger auf, bevor er mir einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. „Wir sehen uns drinnen.", hauchte er noch, bevor er seinen Helm aufzog. Bevor er zu Thomas ging, drückte er nochmal zuversichtlich meine Hand und beide verschwanden mit Teresa um die Ecke. Ich atmete einmal tief ein und drehte mich zu Gally um, der seinen Helm noch nicht aufgesetzt hatte. Er musterte mich aufmerksam, während ich mir meine Waffe umhängte.
„Alles in Ordnung mit dir?" Bei seiner Frage sah ich erschrocken auf. „Ich habe dich vorhin weinen gehört..." Ich schluckte schwer. „Ist es... ist es wegen Newt?" Ich rang nach Worten und nickte bloß. „Wenn du reden willst, ich höre gerne zu." Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, doch ich erkannte, dass es ihn selbst hart traf zu wissen, dass Newt infiziert ist. Er wusste es, da war ich mir sicher.
„Jetzt ist es nur wichtig Minho zu retten!", wiederholte ich mein innerliches Mantra. Gally nickte und reichte mir eine zweite Waffe. Es war eines der Gewehre, die die Soldaten immer trugen. Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
„Dann retten wir mal Minho." Wir zogen beide unseren Helm auf und machten uns auf den Weg. Je näher wir dem großen Gebäude kamen, desto mehr Patrouillen trafen wir an, doch niemand schien uns weiter zu beachten. Mein Herz schlug schnell, doch ich versuchte äußerlich ruhig zu wirken. Mit einem festen Griff um die Waffe lief ich neben Gally her. Wir betraten die Tiefgarage, in der ebenfalls einige Wachen umherliefen. Einige Einsatzfahrzeuge standen dort geparkt und ebenfalls in den hinteren Teilen Busse. Nach einiger Zeit liefen wir neben einer Glaswand her, durch die wir in das Gebäude sehen konnten. Ich erblickte Teresa, die von zwei Wachen eskortiert wurde, sofort.
Sobald wir die Tür erreichten, betraten wir beide zielstrebig den Gang und liefen nun direkt vor den dreien. Ich erkannte Newt an seiner roten Uniform sofort. Er nickte mir kurz zu.
Jetzt gab es kein Zurück mehr!
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