3. Kapitel✔
*****
"Du wirst dich gefälligst von diesem Jungen fernhalten, hast du mich verstanden?" Mein Vater schaute mich zornig an.
*****
Erik, mein Stiefbruder, hatte Killian und mich zusammen gesehen und es Vater erzählt. Er hatte ihm total empört berichtet, wir hätten uns geküsst und Händchen gehalten. Jedoch hatte er den Kuss nur erfunden. Erik war ein großartiger Schauspieler. An diesem Tag waren wir nämlich nur Hand in Hand durch die Stadt gelaufen. Erik hatte sofort gewusst, dass dies unserem Vater ganz und gar nicht gefallen würde. Er hatte es in vollen Zügen genossen, als er mich zusammenschlug.
Dabei hatte ich noch nie gewusst, weshalb mein Vater damit so ein großes Problem gehabt hatte.
Ja, ab da hatte ich mich von Killian distanziert und nein es war mir überhaupt nicht leicht gefallen. Schließlich hatte ich ihn wirklich gemocht. Er war der einzige gewesen, bei dem ich mich lebendig gefühlt hatte. Bei dem ich das Gefühl gehabt hatte angenommen zu sein. Er war der einzige, bei dem ich meine Berührungsängste fast überwunden hätte. Killian ist immer für mich da gewesen und ich hätte ihm fast von meinem Vater erzählt. Doch ich hatte Angst gehabt, dass ihm das zu viel geworden wäre. Es war von Anfang an ein Fehler gewesen, ihn so nah an mich heranzulassen, denn ich wusste, dass es mir verboten war. Das Einzige was mich zurückgehalten hatte mich weiter heimlich mit ihm zu treffen, waren die Drohungen meines Vaters gewesen.
Er hatte nicht mir gedroht.
Er hatte Killian gedroht.
*****
Es war Abends, als es an der Tür klingelte.
Mein Vater war nicht da, Erik nicht, genauso wenig wie meine Mutter und Alec.
Meine Mom hatte ich von Anfang an in das Thema eingeweiht.
Sie hatte mir nur einen Tipp gegeben: "Sei vorsichtig mein Liebling und treffe dich niemals mit deinem Jungen an einem Ort, an welchem euch dein Vater oder Erik finden könnten."
Ich öffnete die Tür und ein mit dunklen Augenringen versehener Killian kam mir entgegen. Er sah besorgt und traurig aus.
Killian kam auf mich zu und schloss mich fest in seine Arme.
"Ich liebe dich und deshalb kann ich mich nicht mehr länger von dir fernhalten." Nur vierzehn Worte und doch wurde mir mit einem Mal bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Sogar nach dem Klang seiner Stimme hatte ich mich gesehnt.
Sein Gesicht befand sich so nah vor meinem, sodass ich bei jedem Wort, welches er sagte, seinen Atem auf meinen Lippen spürte.
Und dann küsste er mich. Verzweifelt klammerte ich mich an ihm fest. Ich konnte die Tränen nicht länger zurückgehalten. Die Gefühle des Kusses warfen mich um, denn es lag so viel Trauer, Verzweiflung und auch Hoffnung darin. Ich schluchzte laut auf, denn ich wusste, wir hatten keine Chance. Es gab keine Hoffnung mehr. Ich durfte mich nicht täuschen lassen. Killian musste so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden. Mein Kopf wiederholte die Worte meiner Mom immer und immer wieder und ich konnte sie nicht verdrängen. Ich durfte sie nicht verdrängen!
"Du musst...", fing ich an, doch bevor ich den Satz beenden konnte, presste er seine Lippen erneut auf meine.
,,Das Einzige, was ich gerade muss, ist bei dir zu sein und dich zu küssen.", erwiderte Killian. Wir küssten uns solange, bis wir völlig erschöpft auf meinem Bett landeten. Er vergrub seinen Kopf an meinem Hals.
"Ich habe dich so vermisst.", flüsterte er.
"Ich dich auch", erwiderte ich mit Tränen in den Augen und küsste seinen Kopf.
So gut wie ich wusste, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, so weh tat es zu wissen Killian zu verlieren. Ich musste das alles beenden, bevor die anderen nach Hause kommen würden.
"Wir können uns nicht mehr treffen." Ich konnte die Tränen, die mir, nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, über die Wangen liefen, nicht zurückhalten.
"Ich darf dich nicht lieben.", wisperte ich. Ich munterte mich etwas mit der Tatsache auf, dass es Killian ohne mich besser gehen würde. Ich wollte nicht riskieren, dass ihm das, was ich jeden einzelnen Tag aushalten musste, widerfahren könnte. Weder mein Vater noch Erik, würden Killian einfach so entkommen lassen, wenn sie uns erwischen würden. Genau deshalb musste er so schnell wie möglich von hier verschwinden.
"Ich liebe dich nicht mehr. Es tut mir leid. Du solltest jetzt gehen. Ich will dich nie wieder sehen." Bei jedem Wort, das ich aussprach, zerbrach mein Herz ein Stück mehr. Ich wusste, dass er eine bessere Antwort verdient hatte, doch es musste schnell gehen.
"Was sagst du da?"
Zutiefst verletzt schaute er mich an. Ihn so zu sehen, machte mich total fertig. Jedoch musste ich ihn beschützen. Ich wusste in dem Moment, dass ich uns beiden das Herz brach, aber es war besser so. Ich konnte ihn den wahren Grund nicht verraten, dann würde er sich in noch größerer Gefahr befinden. Er würde mich beschützen wollen und das könnte ihn das Leben kosten.
Die Tür wurde aufgeschlagen und mein Vater kam zum Vorscheinen.
Er war früher mit der Arbeit fertig geworden. Erschrocken sprang ich vom Bett auf und stellte mich schützend vor Killian. Mein Herz hämmerte so stark gegen meinen Brustkorb, als wollte es herausspringen.
"Wir haben nur geredet.", sagte ich beschwichtigend, wobei sich meine Augen mit Tränen füllten. Ja genau, NUR geredet. Wenn ich mir das eine Weile einreden würde, würde ich es vielleicht sogar glauben.
"Ach, ihr zwei seid ja so süß zusammen.", sagte er und setzte sein gekünsteltes Lächeln auf. Killian würde auf das Gerede meines Vaters vielleicht reinfallen, aber ich nicht.
"Kommst du mal bitte zu mir Killian." Er lächelte ihn an.
"Nein kommt er nicht." Meine Stimme klang überraschend fest.
"Habe ich mit dir geredet Schätzchen?"
Ich könnte kotzen.
Killian stand auf und ging zu meinem Vater. Mein Vater packte ihn am Kragen. Und schlug ihn mit der Faust, sodass sein Kopf gegen die Wand knallte. Ich schrie auf.
"Bitte Vater, lass ihn und bestrafe mich. Es ist meine Schuld, ich habe ihn angerufen und ihn hergebeten.", log ich.
Doch er ignorierte mich vollkommen.
"Du wirst meine Tochter in Ruhe lassen und nie wieder sehen, hast du verstanden?!", schrie mein Vater rum. Als Killian nicht sofort antwortete, schlug er wieder zu. Blut tropfte aus Killians Nase und sein Auge war schon ganz angeschwollen. Ich warf mich zwischen die beiden und der harte Schlag meines Vaters traf mich in der Magengrube.
"Verstanden?!", brüllte er wieder und ignorierte mich dabei. Der Schmerz war so stark, dass ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen.
Killian brachte ein träges, "Ja.", zustande.
Mein Vater ließ ihn los. Ich eilte zu Killian, um ihn zu stützen. Ich durfte ihn ans Auto begleiten.
"Es tut mir so leid. Alles.", schluchzte ich und küsste ihn ein letztes Mal.
"Jetzt wird alles besser werden, du darfst nur niemandem von diesem Vorfall erzählen.", redete ich weiter auf ihn ein. Mit einem nassen Tuch tufte ich seine Nase ab. Ich gab ihn zwei Taschentücher Tüten mit. Auf die Wunde über seinem Auge schmierte ich eine Salbe und klebte ein Pflaster darauf.
Killian sagte gar nichts, er saß einfach nur schweigend da. Wie betäubt schaute er durch die Frontscheibe.
"Tschüss.", wisperte ich. Wobei ich wusste, dass es wahrscheinlich für immer war. Ich schloss die Autotür und humpelte zurück ins Haus. Killian fuhr mit quietschenden Reifen davon. Es war besser so, er würde mich jetzt hassen und nie mehr in die Nähe meines Vaters kommen. Ich verkroch mich in meinem Zimmer und weinte, solange bis ich einschlief. Meiner Mom würde ich nichts erzählen, sie wusste auch nicht, was mein Vater mir jeden Tag antat, denn ich wollte sie nicht mit mir belasten.
*****
Genau aus diesem Erlebnis hatte ich gelernt, dass man sich nicht verlieben sollte. Ich sollte es besser wissen, denn irgendwann würden alle Menschen, die man liebte, gehen. Diese Gedanken waren nicht auf den Typen von gerade eben bezogen, sondern auf das allgemeine Leben.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro