13. Kapitel✔
Als ich nach Hause kam, umarmte mich Alec stürmisch. "Man, ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Abby."
"Ja, tut mir leid, ich habe die Zeit vergessen.", ich drückte ihn fest.
Nach dem Abendbrot ging ich sofort ins Bett. Ich war so müde von dem Tag heute, dass ich sogleich einschlief.
*****
Gestern war ich Pierce so nah wie noch keinem Jungen zuvor gekommen. Er hatte mir Sachen von sich anvertraut, die ich niemals von ihm erwartet hätte. Ich verstehe sein Verhalten nun. Nie hatte ich jemanden, den ich erst so kurze Zeit kannte so eine große Sache anvertraut und ich glaube, Pierce ging es genauso. Dennoch hatten wir heute früh geschrieben und waren zu dem Entschluss gekommen, uns heute noch einmal zu treffen, um weitere Themen unseres Projektes zu besprechen. Da heute, Montag, Feiertag war, stellte sich das auch nicht als kompliziert dar.
15 Uhr ging ich von zu Hause los, um pünktlich zu sein.
Der kalte Wind wehte mir ins Gesicht und ließ mich frösteln. Er spielte mit meinen Haaren, die ich heute offen trug. Schon von weitem sah ich Pierce auf mich zu kommen. Ich lief ihm entgegen. Wie immer hatte er einen dicken Pullover an, wobei ich mich fragte, wie er es bei der Kälte darin aushielt.
Er schlenderte lässig auf mich zu, wobei er ein kleines Lächeln auf dem Gesicht trug. Unsere Augen trafen sich und das Rascheln der Blätter und wehen des Windes verblasste. Wir lieferten uns ein Blickduell. Das Blau seiner Augen war nicht mehr kalt, wie bei unserer ersten Begegnung, nein, es strahlte Wärme aus. Wie immer versank ich darin. Immer näher kam er mir und ich bekam gar nicht mit, wie ich stehen blieb. Das alles passierte wie in Zeitlupe. Und schließlich stand er vor mir. Er schaute mich an. Ich ließ meinen Blick über sein Gesicht gleiten um ihn nicht länger in die Augen sehen zu müssen. Ich blieb an seinen Lippen hängen, was kein bisschen besser war, als in seine Augen zu blicken. Sie waren voll und verführerisch geschwungen. Das Piercing ließ sie gefährlich wirken und zog mich förmlich an. Er beugte seinen Kopf zu mir hinunter und ich hielt den Atem an.
"Hey.", raunte er in mein Ohr, wobei sein Atem über meine Wange strich und verführerisch an meinem Hals kitzelte.
"Hallo", krächzte ich.
Schließlich hob er seinen Kopf wieder und grinste mich frech an.
Es war atemberaubend. Pierce sah unheimlich sexy aus und ich glaubte fast, dass ich noch nie einen attraktiveren Mann gesehen hatte.
Schließlich unterbrach er unseren Blickkontakt und damit stand der Gewinner fest.
"Komm, ich will dir etwas zeigen.", sagte er und verflocht unsere Hände miteinander.
Meine ganze Hand begann angenehm zu kribbeln und schließlich nahm es meinen ganzen Körper ein, wie ein kleines Feuerwerk. Mein Herz fing an schneller zu klopfen und gleichzeitig entspannte ich mich. Dieses Gefühl war mir in den vielen Jahren fremd geworden. Ich war zum ersten Mal wieder glücklich. Ich war glücklich hier bei ihm zu sein. Glück ist, wenn der Schmerz weg ist, hat mir mein Bruder einmal gesagt und genauso war es. Ich fühlte keinen Schmerz, sondern nur diese unbeschreiblich schöne Empfindung. Ich nahm meine kleine Hand in seiner großen wahr und war ihm dankbar, für das Gefühl, was er mir schenkte. Er wärmte meine kalte Hand und brachte mein Herz mit dieser schönen Geste für einen kurzen Moment zum Schmelzen. Ich wusste nicht, wo er mich hinführen würde, aber ich wusste, dass ich ihm vertraute, auch wenn das vielleicht die dümmste Entscheidung meines Lebens war.
Es war schon düster und überall brannten Lichter in den Fenstern. Wenn man in so manches Fenster hineinschaute, sah man viele Leute lachend diskutieren.
Bis wir an einem kleinen Bäcker ankamen, inzwischen hatten wir die Hände voneinander gelöst. Ich stand vor dem Bäcker und der Geruch von frischen Brötchen stieg mir in die Nase. Durch die Scheibe schaute ich in das Innere des Ladens und war überrascht, mit wie viel Liebe er eingerichtet war. Es sah so unheimlich gemütlich aus, dass es mich sofort hineinzog.
"Kommst du?", fragte Pierce und hielt mir die Tür auf.
Das musste er mir nicht zweimal sagen und schon schlüpfte ich unter seinem Arm durch, in die warme Bäckerei. Schlagartig wurde der Geruch von Kaffee noch stärker. Den Duft an sich fand ich wirklich lecker, aber den Geschmack etwas fragwürdig.
"Pierce?!", vernahm ich eine Stimme und kurz darauf kam eine etwas fülligere, ältere Dame zu uns und umarmte ihn herzlich.
"Schön, dass du dich mal wieder sehen lässt, ich hatte mir schon Sorgen gemacht!", fing sie gleich darauf an zu schimpfen.
"Ich freue mich auch sie zu sehen Mrs. Novel. Aber ich hatte die letzte Zeit sehr viel zu tun.", sagte er belustigt und seine blauen Augen strahlten fröhlich.
"Ein Mädchen hast du auch noch mitgebracht und dazu ist sie so eine Hübsche. Warum weiß ich das denn alles erst jetzt?", tadelte Mrs. Novel den braunhaarigen Jungen und überging seinen Kommentar einfach.
Ich errötete, als ich bemerkte, dass sie mich damit meinte.
"Sie ist nicht mein Mädchen, wir bearbeiten nur ein Projekt zusammen."
"Ach stell dich nicht so an mein Junge..." Die ältere Dame bedachte ihn mit einem strengen Blick.
Auf einmal weiteten sich geschockt ihre Augen und kurz darauf fand ich mich schon in ihren Armen wieder.
"Oh nein, wie unhöflich von mir, ich bin Mrs. Novel."
"Ich bin Abby.", stellte ich mich vor und lächelte sie an. Sie musterte mich mit braunen, warmen Augen.
"Endlich." Lächelnd drehte sich die grauhaarige Frau zu meinem Begleiter.
Pierce verdreht die Augen. "Wir sind kein Paar."
Mrs. Novel ging kichernd hinter ihre Bäckerausgabe.
"Setzt euch!", forderte sie.
Nachdem wir uns auf die gemütliche, mit Kissen bedeckte, weiße Bank gesetzt hatten, fing mir Pierce sofort an zu erzählen, woher er Mrs. Novel kannte. Anscheinend war er hier früher oft mit seinen Schwestern gewesen. Mrs. Novel war eine Art ersatz-Oma. Immer wieder mischte sich die ältere Dame in das Gespräch ein, verneinte und bejahte manche Dinge.
"Haach ihr beiden seid bezaubernd.", hörte ich Mrs. Novel schwärmen. Sie zog sich einen Stuhl zurück und stellte uns beiden eine heiße Schokolade vor die Nase. Es bildeten sich Tränen in meinen Augen, die ich schnell weg blinzelte. Anscheinend nicht schnell genug, denn Pierce bedachte mich nun mit einem komischen Blick, denn ich nicht deuten konnte. Konnte es sein, dass ich da Besorgnis in seinen Augen sah? Nein, sicherlich nicht.
Es waren Jahre vergangen, seit ich meinen letzten Kakao getrunken hatte. Meine Mum hatte uns im Winter oft dieses Getränk gemacht. Ich habe es geliebt.
Mrs. Novel unterbrach meine Gedanken, indem sie uns in ein Gespräch verwickelte. Sie erzählte uns von ihren verstorbenen Mann und wie verliebt sie gewesen waren. Zwischendurch wurde sie immer wieder von ihrer Kundschaft unterbrochen, doch dann redete sie sofort weiter. Wir lachten und redeten viel. Ich musste aufpassen, dass meine heiße Schokolade nicht kalt wurde.
"Es hat mich gefreut, sie kennenzulernen.", verabschiedete ich mich.
"Ach, es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ihr hier ward.", sie zwinkerte mir zu.
Letztendlich umarmte sie Pierce und sie tuschelten noch eine Weile.
"Passt gut auf euch auf, Kinder.", sagte sie noch und scheuchte uns schließlich aus ihrem Laden.
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