Kapitel 4
"Guten Morgen." Manuel öffnete müde die Augen. Es blieb dunkel, zumindest bis er die Schlafmaske abnahm und zur Seite legte.
Patrick war zu ihn ins Schlafzimmer gekommen und reichte ihm eine Tasse. Manuel griff sie mit beiden Händen und nahm zufrieden einen Schluck.
"Dafür, dass du selbst keinen Kaffee trinkst, kannst du den ziemlich gut kochen." Patrick lächelte und setzte sich neben ihn auf das Bett.
"Ich nehm das als Kompliment. Wie sieht es aus? Was hast du heute vor?" Manuel schloss kurz die Augen und strich sich eine der langen Strähnen aus der Stirn. "Ich geh gleich duschen und Zähne putzen und dann geht es ab zur Arbeit. Ich habe heute nen Frühdienst, gegen eins komme ich wieder. Wie sieht es bei dir aus? Wie lange bleibst du noch in Essen?"
Patrick seufzte leise und senkte den Kopf. Manuel sah ihn misstrauisch an. "Kann ich dir etwas sagen, was... Naja?" Patricks Stimme war leise, fast schon unsicher. Manuel stellte die Tasse auf seinen Schenkeln ab und wendete sich dem anderen zu. "Klar."
Patrick atmete tief ein und aus und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
"Ich habe meinen Job verloren." Gab er dann zu. "Das Hotel in dem ich war musste Mitarbeiter entlassen und weil ich noch neu war, hat es mich auch getroffen. Ich musste meine Wohnung aufgeben... Ich wusste einfach nicht, wo ich hin sollte. Deswegen bin ich jetzt hier."
Manuel sah zu Patrick und runzelte kurz die Stirn. Dann griff er seine Hand und drückte sie fest.
"Das muss dir doch nicht unangenehm sein. Weißt du, das kann jedem passieren. Ich finde es schön, dass du wieder hier bist, auch wenn das natürlich nicht so erfreuliche Umstände sind."
Patrick lächelte matt und legte den Kopf kurz an Manuels Schulter. "Pass auf, dass dir die Tasse nicht runter fällt." Das Problem ließ sich schnell lösen, Manuel nahm sie wieder und trank einen nächsten Schluck.
"Wie geht es jetzt bei dir weiter?" Fragte Manuel nach einigen Momenten der Stille. Patrick zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Jetzt bin ich erstmal hier, aber das ist wohl auch nicht von Dauer." Manuel strich ihm über den Rücken. "Naja, solang du bei deiner Mutter wohnst, hast du ja erstmal keinen Stress und kannst dir in Ruhe überlegen, was du in Zukunft machen möchtest."
Patrick lachte hell auf. "Ich habe gerade richtig heftigen Streit mit meiner Mutter. Sie war nicht begeistert davon, dass ich eine Ausbildung angefangen habe, du weißt ja, dass sie immer wollte, dass ich was studiere. Ich will aber lieber noch eine andere Ausbildung machen und das findet sie noch schlimmer. Aktuell wohne ich in einem Hotel, Zuhause habe ich es nicht ausgehalten."
"Hey." Manuel war sich nicht sicher, was er sagen sollte, deswegen drückte er den anderen erst einmal nur fest an sich. "Ich finde es nicht schlimm, dass du eine Ausbildung machen möchtest. Muss ja nicht jeder studieren."Versuchte er ziemlich ungelenk zu trösten. Patrick lächelte schwach.
~
"Hallo Manuel." Assad begrüßte ihn mit einem Lächeln. Manuel nickte zur Begrüßung. Der Dunkelhäutige kam von der Zeitarbeit, er war auch am Vortag schon da gewesen. Obwohl er nett war und sich wirklich Mühe gab, hätte Manuel lieber jemanden hier gehabt, der sich auskannte und dem man nicht alles erklären musste.
"Was soll ich machen?" Manuel band sich den Schuh zu. "Am besten bringst du Emma und Lise schon mal ihr Essen aufs Zimmer." Assad nickte sofort, doch sein Blick wanderte zur Uhr. Es war noch nicht Zeit fürs Frühstück. "Die brauchen immer lang zum Essen, wenn sie fertig sind, können wir sie schnell anziehen und haben dann keinen Leerlauf."
Während Assad davon lief, machte Manuel sich auf den Weg in das erste Zimmer. Er hatte am Vorabend vergessen, das Geschirr abzuräumen, das wollte er jetzt noch nachholen.
Er klopfte und es kam keine Antwort. Kein Wunder, Dieter konnte nicht mehr reden. Als er in das Zimmer trat, wendete der alte Mann ihm den Kopf zu und lächelte ein zahnloses Lächeln. Manuel lächelte zurück. "Guten Morgen. Na, wie geht es Ihnen?" Er kam an das Bett getreten und drückte kurz die knochige Schulter. "Ich räum jetzt ab, ja?" Keine Antwort. Manuel nahm den Teller trotzdem und verließ das Zimmer wieder.
Dani war in der Küche. Sie räumte gerade die Spülmaschine ein, als Manuel zu ihr in die Küche kam und ihr das Geschirr auf den Tresen stellte.
"Na?" Sie lächelte ihn an, als er sich eine Tasse Kaffee nahm und sie mit wenigen Schlucken leerte. "Wie läuft es?" Manuel zuckte mit den Schultern. "Ich hoffe, Assad hat sich ein bisschen was von gestern gemerkt und braucht weniger Hilfe. Ich bin echt kaputt."
Kaum dass er auch die zweite Tasse geleert hatte, verließ Manuel die Küche wieder und ging zu Frau Mortsiter. Sie begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln und hielt ihm eine Dose mit Süßigkeiten hin.
"Vielen Dank für das Angebot, aber ich kann so früh nichts essen." Lehnte Manuel freundlich ab und schlug die Bettdecke zurück. "Darf ich Ihnen schon beim Aufstehen und Anziehen helfen?" Die alte Dame nickte und setzte sich langsam auf.
Manuel reichte ihr die Hand und half ihr auf die Beine. Sie konnte noch selbstständig stehen, während er neue Klamotten aus dem Schrank nahm.
"Lieber das rote oder das gelbe Shirt?" Fragte er. "Das Rote." Er legte das Gelbe zurück auf den kleinen Stapel im Schrank und kam zurück zu ihr. Sie ließ sich in das Shirt helfen und setzte sich dann selbstständig auf die Bettkante, während Manuel ihr die Hose, Socken und Schuhe anzog.
"Machen Sie noch einen kleinen Spaziergang oder kommen Sie direkt mit zum Frühstück in die Küche?" Frau Mortsiter griff seine Hand und hakte sich bei ihm unter.
"Bringen Sie mich in die Küche." Bat sie. "Und machen Sie bitte auch das Fenster auf." Manuel nickte sofort. "Mache ich." Versprach er und führte sie raus auf den Gang. "Dani hat ihnen bestimmt schon etwas zum Essen hingestellt und den Tee bring ich Ihnen gleich. Wie haben Sie geschlafen?"
Auf dem Flur trafen sie auf Herr Morgen. Er war noch so mobil, dass er sich selbst fertig gemacht hatte und jetzt selbstständig auf dem Weg zum Frühstück war.
"Guten Morgen Manuel, die Dame." Herr Morgen nickte ihnen freundlich zu und passte sein Tempo an ihres an. Frau Mortsiter errötete leicht und kicherte. Manuel nahm sich vor, Anika mal zu der Thematik zu befragen. Anika wusste gefühlt alles, sie kannte immer den neusten Klatsch.
Er lieferte die beiden in der Küche ab, wo Dani ihnen schon das Essen bereit gestellt hatte und machte sich auf den Weg zum nächsten Bewohner.
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