Kapitel 9
Ruby P.O.V.
Genervt atmete ich aus. Ja, meine Reaktion war ein wenig übertrieben, aber dieser Schultag kostete Kraft und Nerven.
Außerdem war ich übermüdet und da konnte man mich leider schneller reizen. Dieser Riese von einem Mann war aber auch wirklich unhöflich.
Müde fuhr ich mir mit der linken Hand über das Gesicht. Musikunterrricht war für mich pure Folter. In diesem Fach war ich absolut unfähig. Vielleicht war ich auch einfach super unmusikalisch. Morgen würde ich ganze zwei Stunden aushalten müssen. Ein Seufzten verließ meinen Mund und ich wollte mich einfach nur noch zusammenkrümeln und schlafen.
Plötzlich legte sich von Hinten eine kalte Hand auf meine Schulter und kurz darauf nahm ich auch wieder den Lüstling wahr. "Oi, Aya-chan! Ich habe dich vermisst. Lass uns Zuhause etwas spielen." Seine vor Freude triefende Stimme klingelte in meinen Ohren. Ich hatte keine Lust auf ihn und sagte deshalb auch kein Wort. Mit einer fahrigen Handbewegung strich ich seine Hand von meiner Schulter. Warum konnte er nicht seine Finger bei sich behalten? Das nervte.
Reiji sagte kein Wort, als wir drei die Limousine zu Letzt betraten. Sein strafender Blick reichte. Da war mir Vater lieber, dieser verspürte nicht die Lust Blut zu trinken oder uns als dumme Menschenkinder zu bezeichnen. Als dann alle im Auto saßen räusperte sich der Zweitälteste. Seine eisigen Worten richteten sich an meinen goldblonden Zwilling: "Warum versäumst du zwölf Minuten des Geschichtsunterrrichts?" Verstört, dass er genau Bescheid wusste blickte ich ihn an und strich energisch eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr.
Yuna zog die Augenbrauen zusammen und meinte dann: "Ich war beim Schulleiter, um mit ihm über meinen Stundenplan zu reden. Eine Sache war unklar und ich wollte mich darüber informieren. Ich beherrsche das Geschichtsthema, also ist mein Fehlen nicht weiter von Bedeutung." Sprach sie selbstbewusst.
Überrascht hob er seine Augenbrauen, schnalzte mit der Zunge und meinte abfällig: "Dann erwarte ich nur Bestleistung, dein Versagen wird bestraft." Die Goldblonde schüttelte vorsichtig den Kopf ehe sie leise sprach: "Ich wusste gar nicht, dass du mein Vater bist."
Ich biss mir auf die Unterlippe und sah schnell auf meine Hände. Hatte sie nicht gesagt. Ich unterdrückte ein Kichern und konzentrierte mich auf die Landschaft, die an uns vorbei flog. Keiner sprach ein Wort. Mein Kopf sank ein Stück nach unten, meine Augenlider flatterten. Ich war unfassbar müde. Diese Umstellung und der Jetlag setzten doch ganz schön zu.
Ich schreckte auf, als man mir über die Wange fuhr. Mit meinem Kopf stieß ich an einen anderen. "Autsch!" "Hmpf." Ich blickte direkt in violette Augen und schloss meine daraufhin sofort wieder. Geh weg! Geh weg! Geh weg! Meine Hände drückten blind seinen Oberkörper von mir. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Dieser Psycho macht einem eine riesen Angst.
Das vergnügte Lachen des Hutträgers drang an meine Ohren. "Unsere kleine Aya-chan hat Angst vor dir, Kanato-kun." Ungläubig öffnete ich meine Augen und sah den Lüstling an. Dieser Sadist!
Meine verärgerte Stimme traf ihn: "Das ist nicht witzig. Spielt eure Spielchen mit anderen. Ich möchte nicht von euch träumen müssen. Wo sind die anderen? Und wo bin ich?" Aufmerksam sah ich mich um. Das musste ein Gemeinschaftsraum sein. Ich lag auf einem Sofa und der Teddyträger war über mich gebeugt. Sein Bruder saß im Schneidersitz vor der Sitzgelegenheit.
Jetzt wirkte der Rothaarige gelangweilt und antwortete mir trocken: "Wir sind im Hobbyraum und was die anderen machen weiß ich nicht und interessiert mich nicht." Er begutachtete seine Fingernägel und stand anschließend auf. Gefährlich glitzerten seine Augen. Unheimlich ruhig kam er zu uns ehe er Kanato aus dem Raum schob. Ich sah wie er ihm eine Tüte voller Süßigkeiten in die Hand drückte. Der Kleinere kicherte vergnügt auf und verschwand.
Wie eine Raubkatze schlich der modebewusste Vampir auf mich zu. Schnell begab ich mich in eine aufrechte Position und zupfte meinen Rock zurecht. Ich verfolgte jede kleinste Bewegung seinerseits. Aber auf das Teleportieren war ich nicht vorbereitet.
Ich fand mich plötzlich auf Raitos Schoß wieder. Seine Arme hatten sich um meine Taille geschlungen und mein Rücken wurde an seine Brust gedrückt. Überrascht, da das so schnell ging, schnappte ich nach Luft. Seine Lippen lagen an meiner Ohrmuschel ehe er hauchte: "Oh kleine Aya-chan. Du bist noch so unschuldig. Es ist lustig wie du auf mich reagierst." Gegen die Gänsehaut konnte ich nichts machen, aber er war mir wirklich zu nahe gekommen. Eine seiner Hände löste sich von meinem Körper ehe er meine Haare vorsichtig auf meine Brust schob.
Er war zu flink, seine Handlungen waren geübt und perfekt ausgeführt. Mit der freien Hand drückte er meinen Kopf grob nach rechts. Seine spitzen Zähne durchbrachen die dünne Haut meines Halses schmerzhaft. Ein Brennen und Stechen bebten vom Hals an in meinem Körper. "Ahh! Lass das!" Schrie ich den Vampir an. Zu mehr war ich leider nicht in der Lage. Verzweifelt krallte ich meine rechte Hand in seine, die mich fest an der Hüfte hielt. Mit meiner linken Hand zog ich den Hut von seinem Kopf und griff seine Haare. Ich zog so fest ich konnte, was den Rothaarigen aufstöhnen ließ. Seine Zähne entfernten sich von meinem Hals.
"Du Biest!" Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er hielt sich den Kopf. Verdient, du dämlicher Blutsauger. Mit einer Hand griff ich an die Einbissstelle. Raitos Lippen waren mit meinem Blut verschmiert. Sauer drehte ich meinen Kopf weg. Ein pochend stechender Schmerz durchfuhr mich. Ich zischte auf. Kurz verschwammen die Farben vor meinen Augen, bis sie sich langsam wieder ordneten. "Oi, du bist zäher als ich dachte. Aber auch sehr lecker. So mag ich das." Damit schubste er mich von sich und griff sich seinen Hut, der auf dem Boden lag. Süffisant lächelnd leckte er sich das restliche Blut von den Lippen ehe er verschwand.
Schön, dass er mein Blut so mochte. War mir doch egal. Mühsam drückte ich mich vom Boden, wobei ich mich am Sofa stützen musste. Mit langsamen Schritten lief ich auf mein Zimmer. Ohne das Licht an zu machen fand ich mein Bett und ließ mich darauf fallen. Meine Augen schlossen sich automatisch ehe ich in einen tiefen Schlaf fiel.
Ein lautes Poltern riss mich aus meiner Traumwelt, die keine gestörten Vampire enthielt. Mein Zwilling stürmte in mein Zimmer und knipste das Licht an. "Ayaka! Steh auf. Wir müssen Vater anrufen!" Grummelnd warf ich ein Kissen nach ihr und wollte nach der Decke greifen. Blöd nur, dass ich auf der Decke lag. Noch schlaftrunken rappelte ich mich auf und klopfte neben mich. Yuna sprang zu mir aufs Bett und drückte auf den grünen Button.
"Schön, dass sich meine beiden Töchter so früh melden. Ich habe gar nicht lange Warten müssen." Die ruhige Stimme unseres Vaters erfüllte den stillen Raum. Die Goldblonde warf mir einen Blick zu, den ich nur erwidern konnte. Scarlett schluckte und sprach: "Hallo Vater. Wir sind gut in Japan und bei unserer Gastfamilie angekommen. In der Schule lief auch alles super. Entschuldige bitte die Verspätung." Am Ende zuckte sie verzweifelt mit den Schultern.
Nach ganzen zwei Minuten hörte man ein tiefes Seufzen. Davor konnte man seine schweren Schritte hören. Er hatte sich beruhigt. Teilweise.
"Ich bin unfassbar sauer auf euch und dessen seit ihr euch bewusst. Das möchte ich nie, nie wieder von euch erleben. So haben wir euch nicht erzogen!" Tief atmete er ein ehe er fortfuhr: "Wir haben uns Sorgen gemacht und sind froh endlich von euch zu hören. Eure Mutter ist gerade nicht hier, also seid erreichbar. Ständig läuft sie herum und möchte wissen, ob ihr euch bei einem von uns gemeldet habt. Sie ist schwanger und sollte diesen Stress nicht durchleben. Seit verantwortungsbewusst und wohlerzogen. Ich erfahre so oder so von euren Untaten. Ich muss jetzt zur Arbeit und ihr zur Schule. Stellt nichts an, ich habe euch lieb. Bis dann." Damit legte er einfach auf. Vater eben.
Erleichtert atmeten wir gleichzeitig aus. Danach fielen wir uns in die Arme und lachten befreit.
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