Der Ruf des Wassers
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Ich brauchte gefühlte Stunden um aus dem Bett zu kommen. Niemands Geschichte lag neben mir auf dem Bett, kurzerhand packte ich sie auch in die Schultasche. In den zwei Freistunden saß ich mit Ellen in der Bibliothek und überlegten, was wir jetzt tun sollten. „Er sagte wir sollen nicht nachforschen.", meinte Ellen, als er die Geschichte zu Ende gelesen hatte. „Aber ich will wissen wer er ist.", meinte ich und drehte meine Haare um den Finger. „Und was wenn du's weißt und dir die Antworten nicht gefallen? Oder alles gelogen war?", merkte Ellen an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich setzte mich an den PC, der eigentlich nur für Hausaufgaben bereitgestellt war, aber es war grade keine Aufsicht da also wieso nicht. Wir fingen an nach tödlichen Autounfällen zu suchen, doch es waren einfach zu viele. Wir grenzten es immer weiter ein. Bis wir es auf drei Männer in dem geschätzten Alter eingegrenzt hatten.
„Gestern dem 12.3.2000 ist der Jugendliche Max (Name von der Redaktion geändert) mit dem Auto in einen Unfall verwickelt worden. Zeugen besagen, dass er wohl auf einer Party kam und er sich von seinem damaligen Lebensgefährten getrennt hatte. Der leicht alkalisierte Max war die Vorfahrt genommen worden, sein Auto wurde von der Fahrbahn gedrängt und geriet in den Gegenverkehr. Er verstarb noch am Unfallort....", ich las nicht weiter. „Das wird es sein." meinte ich. Wir beschränkten uns genau auf diesen Tag und erfuhren, dass er wirklich Manuel hieß. Die Schulglocke unterbrach uns. Ellen bestand darauf es dabei zu belassen, aber ich wollte nicht locker lassen. Der Unterricht zog sich nur so dahin. An meinem Spinnt hin ein Zettel.
„Hör aufzusuchen.
Niemand"
„Siehst du, da hast dus.", meinte Ellen. „Woher weiß er das wir gesucht haben wir waren ganz alleine.", meinte ich. „Niemand ist ein Gespenst.", witzelte er und machte „buu" Ich lachte ihn aus. „Geister gib's doch gar nicht." Aber irgendwie hatte ich dabei ein ganz komisches Gefühl.
Müde schmiss ich mich ins Bett und begann den Brief für Niemand.
„Hallo Niemand,
Ich wusste nicht, was ich dir Antworten sollte. Das mit deinem Freund tut mir sehr leid. Aber es war nicht deine Schuld. Wo immer er jetzt auch ist, er ist dir sicher nicht mehr böse. Woher wusstest du das wir danach gesucht haben?
Deine Anastasia.",
Schrieb ich und warf den Brief ein. Müde machte ich mir eine Tütensuppe und verbrachte den Rest des Abends mit Grübeln. „Niemand ist nach dem Tod seines Freundes von einer Klippe gesprungen...", dachte ich und es gab hier in der Stadt wirklich einen Ort der hin und wieder dazu benutzt worden war, um Selbstmord zu begehen. Plötzlich saß ich hellwach im Bett im selben Jahr, wo der Autounfall war ein Junge von der Klippe gesprungen, aber der ist gestorben. Es machte alles keinen Sinn. Niemand hatte recht, ich wurde immer frustrierter. Ich kuschelte mich wieder in meine Decke. War vielleicht doch alles gelogen? Das Klappern von Schlüsseln verkündete das Eintreffen ihrer Mutter. „Wie sieht es denn hier wieder aus? Anastasia kannst du nicht einmal aufräumen. Den ganzen Tag liegst du nur faul rum!", schimpfte sie, das war ihre Art „Hallo" zu sagen. Es war erst 18 Uhr, aber ich stellte mich schlafend. „Die Küche sieht ja noch schlimmer aus jetzt reichts du hast Stubenarrest.", brüllte sie und ich ignorierte sie. Geschirr klapperte und ich hörte, wie die Gefriertruhe sich öffnete. Sie machte sich eine Pizza, während sie weiter meckerte, anscheint, war ihr Tag heute nicht so gut gewesen. Ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren um sie nicht mehr hören zu müssen.
Am nächsten Morgen fand ich einen Zettel auf dem Brotkasten.
„Du hast Stubenarrest, wenn ich wieder komme, ist die alles pikobello"
Ich rollte mit den Augen und warf den Zettel in den Müll. Nach dem Frühstück räumte ich noch einen Geschirrspüler ein. Auf dem Weg zum Hoftor kam ich an meinem Fahrrad vorbei. „Vielleicht sollte ich mit dem Fahrrad fahren?", überlegte ich und fuhr los. Auf dem Weg kam ich an der Klippe vorbei. Ein kalter Schauer strich mir über den Rücken. Ich hielt an, wie ferngesteuert lief, ich zur Klippe das Wasser rauschte in meinen Ohren. Wasser hatte in mir schon immer ein seltsames Gefühl ausgelöst. Es schien mich immer zu rufen. Ich schritt immer näher an die Klippe. Das Wasser brauste unter mir und schlug gegen die Steine. Keine würde es überleben hier runter zu springen und ich stand nun an der Klippe. Das tosende rufende Blau unter mir. Einen Schritt und ich würde stürzen. „Ob es wen interessierte?", schoss es mir in den Kopf. Ich blickte tief hinunter.
Plötzlich zog jemand an mir, riss mich weg von den Kippen und der Zauber des Wassers brach. Ich kehrte ins hier und jetzt zurück. Blickte in Ellens Augen. Meine Beine knickten ein und ich sang zu Boden. Er rüttelte mich, sprach auf mich ein, doch es kam nichts bei meinen Ohren an. „Was wenn er nicht gekommen wäre?", rauschte es in meinen Kopf. „Ich wäre gesprungen.", antwortete ich mir selbst. Ellen zog mich auf die Beine. Er schüttelte mich. „Komm zu dir!", rief er und zog mich immer weiter weg. „Wieso bist du hier?", fragte Ellen und umarmte mich. „Ich wollte nur mit dem Fahrrad fahren und ich dachte gestern an Niemand und die Klippe und niemand kann den Sturz hier runter überleben.", stotterte ich und blickte zurück. „Wieso bist du eigentlich hier?", fragte ich ihn und griff nach dem Fahrrad. „Du warst nicht im Bus und dann hab ich dich da stehen sehen und bin ausgestiegen.", meinte er. „Was meinst du wollen wir heute mal blau machen?", fragte Ellen.
Er wusste sicher, dass ich die Schule so nicht bestreiten konnte. Auf dem Weg zur Schule war ein Eiscafé, in dem es auch Kleinigkeiten essen konnte. So saßen wir mit Salamibaguettes und einen Milchshake in der Sonne. „Ich hatte diesen Zettel im Briefkasten.", sagte Ellen und gab ihn mir.
„Halte Anastasia vom Wasser fern. Niemand" stand darauf.
Ich zerknüllte den Zettel. „Solange er mir Märchen erzählt werde ich nicht mehr antworten. Woher wusste er das mit dem Wasser überhaupt?", meinte ich wütend. „Vielleicht weil er selbst mal gesprungen ist?", überlegte Ellen. „Mich zieht es schon immer zum Wasser.", gestand ich und nahm einen Zug von meinem Shake. „Vielleicht solltest du dich wirklich davon fern halten. Du warst wie weggetreten... Wie hypnotisiert.", flüsterte er. „Was hast du gesagt?", fragte ich geschockt. „Du warst wie ferngesteuert nicht, nicht bei Sinnen.", erklärte er mir und biss in sein Baguette. „Weist du, meine Mutter hat mir Stubenarrest erteilt. Was glaubst du was passiert, wenn sie rausbekommt das ich auch noch Schule schwänze.", grinse ich. „Oje wie kannst du nur.", stimmte Ellen lachend ein, der Themawechsel kam wie gerufen.
„Sie erwartet, dass ich alles alleine mache, damit sie bei ihren Pferdchen sein kann.", motze ich und mache mich nun auch über mein überbackenes Baguette her. „Meine Eltern machen den Haushalt zusammen und ich helfe, wenn ich nach Hause komme.", erklärt er mir. Nachdem wir gegessen und gezahlt hatten, liefen wir durch den Stadtpark.
Wir hörten sie schon, bevor wir sie sahen. Ein Pferd ritt genau auf uns zu und natürlich war es niemand anderes als meine Mutter. In einem leichten Trab und sehr wütend ritt sie auf mich zu. „Was machst du hier?", rief sie und kam vor mir zum Stehen. „Schule schwänzen, die Sonne gießen.", meinte ich trotzig. Meine Mutter schwang sich vom Pferd und sah mich wütend an. Doch nahm sie jetzt Ellen ins Visier. „Du hast sie sicher dazu angestiftet. Wenn du meiner Tochter nochmal Flausen in den Kopf setzt, werde ich dafür sorgen, dass du sie nicht mehr siehst!", meckerte sie ihn an und zog mich und das Pferd mit sich. Eine halbe Stunde später saßen Ellen, der später nachgekommen war in Mathe. Wir hatten inzwischen die 5. Stunde noch eine Stunde Mathe und eine Bio waren noch übrig. Meine Mutter holte mich von der Schule ab. Im Briefkasten lag wieder ein Brief von Niemand.
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