Kapitel Zwei
»Guten Morgen, Em!«
Verschlafen blinzelte ich mir den Augen. Langsam konnte ich die Umgebung um mich herum erkennen. Tyson strahlte mich an.
»Wie spät?«, knurrte ich.
»Halb zwei«, sagte Tyson.
»Was machst du hier?«, fragte ich.
»Heute bin ich deine Krankenschwester. Schwester T.«
Als er mich angrinste, musste ich unweigerlich auch grinsen.
Ich setzte mich auf und sah ihn an.
»Jetzt erzähl schon. Was hat dich hierher verschlagen?«
Tyson atmete hörbar aus. »Also... Wir müssen eine Soziale Woche irgendwo machen. Ich habe mich für hier entschieden, weil meine kleine Schwester hier war.«
Auch ohne nachfragen zu müssen, wusste ich, wofür war stand.
»Tut mir leid«, sagte ich.
»Schon gut«, sagte Tyson.
»Was hatte sie denn?« »CLE.«
Mir versetzte es einen Stich.
»Laut deinem Plan hast du heute keine Untersuchungen. Nur eine Infusion heute Abend. Darf ich dich ins Café einladen?«, fragte er.
»Was soll das werden? Ein Date?«
»Das hast du gesagt«, meinte er lächelnd, sodass man seine Grübchen sah. Er hatte hübsche Grübchen.
»Ich kenne dich nicht einmal. Vielleicht kippst du mir heimlich K.O. Tropfen in den Kaffee, entführst mich und schreibst einen Erpresserbrief an meinen Dad«, sagte ich.
»Warum kannst du Gedanken lesen?«, witzelte er.
Ich lachte und nickte. »Ok, du darfst mich ins Café einladen. Aber nur unter einer Bedingung: Wir gehen nicht in das Café des Krankenhauses.«
Tyson überlegte kurz, willigte dann aber ein. Ich bat ihn, aus dem Zimmer zu gehen, damit ich mich umziehen konnte. Nachdem wir das Krankenhaus verlassen hatten, hackte ich mich bei ihm unter und zeigte ihm den Weg.
»Hier ist es« Wir standen vor einem schon etwas in die Jahre gekommenen Backsteinhaus mit großen Glastüren. Schon von außen sah man, dass im Inneren Vollbetrieb war.
Tyson suchte einen Tisch und wir setzten uns.
»Warst du oft hier?«, fragte er.
»Früher. Meistens bin ich nach der Schule her und hab meine Hausaufgaben gemacht«, antwortete ich.
Ich studierte die Karte. Tyson beobachtete mich dabei.
»Warum schaust du mich so an?«
»Weil ich mich frage, wie oft diese schönen Lippen schon geküsst wurden«, sagte er.
»Noch nie.«
»Sweet Sixteen and never been kissed. Traurig. Wirklich, sehr traurig.«
Ich musste lachen. Tyson wunk eine Kellnerin zu uns.
»Was darfs denn sein?«, fragte sie höflich.
»Für mich eine Cola und für die Dame...«
»Wasser! Ein Wasser«, unterbrach ich ihn.
Die Kellnerin schrieb die Bestellung auf einen kleinen Block und gieg.
»Du bist hübsch.«, sagte Tyson.
»Wenn du eine wandelnde Leiche hübsch findest...«
»Wenn du wirklich eine wandelnde Leiche bist, stirbst du als Jungfrau. Wenn du willst, können wir das heute noch ändern.«
In diesem Moment wusste ich zum ersten mal, was flirten hieß. Und es gefiel mir. Er gefiel mir.
Also spielte ich mit:
»Gute Idee. Kennst du da wen?«
Er überlegte.
»Hmm. Gut aussehend, sexy und ein großes Herz? Er sitzt dir in diesem Moment gegenüber.«
Ich wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, da kam die Kellnerin und brachte unsere Getränke.
Ich nahm einen Schluck Wasser und schloss die Augen.
»Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick oder soll noch Mal reinkommen?«
»Kenn ich schon«, sagte ich grinsend.
»Ich muss ganz schnell bei Gott im Himmel anrufen. Ihm fehlt ein Engel.«
»Wohl eher in der Hölle«, meinte ich.
»Das ist unfair. Lass dich gefälligst von mir anmachen!«, rief Tyson.
»Warum sollte ich das zulassen?«
»Weil du echt der Hammer bist«, sagte er.
»Sicher?«
»Sicher.«
Schweigend tranken wir eine Zeit lang.
»Glaubst du an die wahre Liebe?«, fragte Tyson plötzlich.
»Ich weiß nicht. Ich war schon öfter als ein Mal verliebt, aber keine wahre Liebe. Ich glaube, dass ist einfach nur Wunschdenken der Menschheit.«, antwortete ich.
»Wow...«, stammelte Tyson. »Was für ein Mädchen!«
»Warum fragst du?«, hagte ich nach.
»Ich wunschdenke«, sagte er nur.
Als wir unsere Gläser leer hatten, rief ich die Kellnerin zum Bezahlen. Tyson bestand darauf, zu bezahlen, weil er mich ja eingeladen hatte. Ich verdrehte die Augen und packte mein Geld wieder weg.
Der Rückweg war anstrengend, der ganze Tag war es (bzw. Der Halbe).
Doch eine Hürde stand ja noch bevor: Tyson musste meine Infusion übernehmen.
Ich erklärte ihm, wie er den Beutel am Tropfhänger anbrachte. Als der das Teil an meiner Nadel befestigte, berührte er ausversehen meine Hand. Ein Kribbeln durchzog meine Hand und fuhr durch meinen Körper.
Er drehte das Rädchen auf und die Flüssigkeit fuhr in meinen Körper. Wie gelähmt lag ich da und Tyson fragte mich, wo mein Handy sei. Ich bekam gerade noch so mit, wie er die Nummer im sein Handy abtippte, bevor ich ins Land der Träume geschickt wurde.
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