Kapitel Drei
Wie wild hämmerte ich auf den Schwesternknopf.
Vergeblich ringte ich weiter nach Luft. Eine Horde Schwestern stürmte in mein Zimmer. Alle waren genauso panisch wie ich, nur Helen nicht. Während mir Selly eine Atemmaske aufsetze, Wendy mich mit tausenden Apparat verkabelte und fünf andere mit meinem Bett durch die Gänge rannten, streichelte sie mir über den Kopf.
Alles drehte sich und verschwamm, doch ich musste mich wach halten.
Wenn ich jetzt das Bewusstsein verlor, wäre das mein Ende gewesen.
Mit dem Fahrstuhl fuhren sie mich nach unten. Ich hörte Dinge wie, »Narkose!«, »Kreislauf instabil!« und andere verschwommene Dinge.
Das letzte, was ich sah, war ein Arzt mit einer Spritze. Den Einstich spürte ich nicht, nur die Wirkung.
Es war eine Narkose-Spritze.
Die nächsten Tage waren sehr anstrengend. Die meiste Zeit lag ich in einem wässrigen Schlaf.
Nach ca. einer Woche konnte ich immerhin wieder meine Augen offen halten.
Acht Tage später wurde ich wieder auf mein Stationszimmer gebracht, war aber dennoch noch unter ständiger Beobachtung.
Dad saß neben dem Bett und hielt meine Hand, Helen kontrollierte die Anzeigen.
»Alles im grünen Bereich«, sagte sie zu Dad und er nickte zufrieden.
»Du hast mir so einen schrecken eingejagt«, sagte Dad.
Es klopfte an der Tür. Helen öffnete und sagte dann: »Emma, da sind deine Freunde und die Nervensäge. Soll ich sie rein lassen?«
Ich nickte und Tori, Melissa und Tyson traten ins Zimmer.
»Ich frag mich echt, was du gemacht hast, um Nervensäge genannt zu werden«, meinte ich zu Tori.
Helen meldete sich zu Wort: »Nicht Tori ist die Nervensäge. Der junge Herr hier. Er hat jeden Tag nah dir gefragt. Ich war schon kurz davor, ihm Hausverbot zu erteilen...«
Ich sah Tyson an, er zuckte nur mit den Schultern.
Tori kam auf mich zugerannt und umarmte mich (bzw. Versuchte es).
»Süße, du hast uns allen einen riesen Schrecken eingejagt. Vor allem deinem Romeo« - Tyson boxte gegen ihre Schulter - »Wie dem auch sei... Wie geht es dir?«
»Ganz gut, glaube ich. Sterbe halt nur nebenbei«, antwortete ich.
»Ich geh dann auch Mal nach Hause. Mit Samstag, kleine!«, verabschiedete sich Dad.
Melissa kam zu mir rüber und zog ein Blatt Papier hinter ihrem Rücken hervor. »Hier. Das hab ich für dich gemalt«, sagte sie und reichte mir das Bild. Darauf zu sehen sind vier Strichmännchen: Eines, mit nur einem Arm, ein Kleines und zwei, die Händchen halten.
»Das bist du.« Melissa zeigte auf das dritte Männchen. »Und der neben dir ist Tyson. Er ist ganz doll in dich verliebt und...« Weiter kam sie nicht, denn Tyson packte sie, hielt ihren Mund zu und hebte sie hoch. Sie begann zu lachen und strampelte um sich.
»Sicher?«, fragte ich.
»Sicher«, sagte Tyson und ließ Melissa wieder los.
»Ihr seid echt die Besten!«, rief ich.
Tori und Melissa giegen, weil es Zeit zum Essen war. Tyson setzte sich neben das Bett und nahm wie Dad vorhin meine Hand.
»Willst du nicht auch was essen?«
»Um dich hier alleine zu lassen? Auf keinen Fall! Außerdem würde ich eh nichts mehr umsonst bekommen, weil mein Praktikum seit zwei Wochen vorbei ist. Du warst ziemlich lange weg...«, antwortete er.
»Stimmt das?«, fragte ich.
»Was?«
Ich zeigte auf das Bild von Melissa.
»Ach... Die fantasiert nur...«, meinte er verlegen.
»Deine Ohren verraten dich«, sagte ich. Tyson fasste an seine rot glühenden Ohren und wurde jetzt auch im Gesicht rot.
»Erwischt...« Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
»Tut das weh?«, fragte er und fasste die Sauerstoffschläuche, die meine Nase zierhten, an.
»Es kitzelt. Und man ist gebunden. Hoffentlich bin ich den Kak bald wieder los.«
»Was war eigentlich passiert?«
»So genau weiß ich das auch nicht«, sagte ich. »Irgendwas war verstopft, sodass ich keine Luft mehr bekam, oder so. Jetzt muss ich für die nächsten Tage die Sauerstoffschläuche in meiner Nase tragen. Bleibende Schäden konnten sie gerade so verhindern...«
Auch wenn mir bewusst war, dass der größte Schaden jeden Tag eintreffen könnte: der Tod. Ich legte meine Hand auf Tysons, die immernoch in meinem Gesicht war und nahm die langsam runter und hielt sie fest.
»Ich würde dich Grad echt gerne küssen«, sagte Tyson.
»Sicher?«
»Sicher.«
Die nächsten Tagen waren sehr ereignislos. Tyson kam mich jeden Nachmittag besuchen, blieb eine Weile und redete. Wir redeten viel. Am 15. Mai durfte ich wieder nach Hause. Dad packte meine Sachen in den Koffer, während Dr. Ness noch einmal einen Routine-Check gemacht hatte.
»So, alles so weit in Ordnung. Die Therapie hält das CLE in Schach«, sagte er.
Dad nahm meinen Koffer und wir giegen zum Auto.
»McDonald's?«, fragte Dad im Auto.
»Sicher!«, rief ich.
Dad fuhr also zum nächsten McDonald's (was ein gewaltiger Umweg war) und bestellte unser Standard-Menü. Wir saßen im Auto, aßen und lachten. Es war toll.
Zuhause legte Dad den Koffer auf mein Bett und ich packte ihn aus. Als ich mein Buch nahm, fiel ein Zettel aus dem Umschlag. Ich faltete ihn auf und versuchte, die krakelige Schrift zu entziffern:
Liebe Emma,
Du selbst sagtest, die wahre Liebe sei Wunschdenken. Wenn das wirklich so ist dann wunschdenke ich.
Wenn du den Zettel findest, schreib mir sofort und ich komme vorbei!
PS: deinen Dad habe ich bereits kennengelernt.
PPS: Zieh dir was bequemes an.
Deine Schwester T.
Ich musste grinsen und ließ den Zettel sinken. Schnell raffte ich den Koffer von meinem Bett und ließ mich mit breiten Armen darauf fallen.
Ich scrollte die Kontakte auf meinem Handy durch.
Tyson
Hab den Zettel gefunden.
Was hast du vor?
Zehn Sekunden später bekam ich eine Antwort:
Das ist eine Überraschung!
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