Nobodys POV

„Da wären wir!", sagte Chan mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Herr Seo , sein potentieller Vermieter, stand etwas hinter ihm. Man konnte ihn ansehen, dass er sehr aufgeregt war. Der schwarzhaarige junge Mann hatte ihn anvertraut, dass es seine erste eigene Wohnung war. Chan kannte es zu gut. Er hatte ihn ebenfalls gespürt, als er in seine erste eigene Wohnung eingezogen war. Dieses Gefühl alles für sich alleine zu haben, keiner der seine Privatsphäre störte, war zu berauschend. Chan erinnerte sich, dass er nicht schlafen konnte, weil er alles noch in sich einwirken lassen musste. Er starrte die noch leere Wände an und konnte nicht aufhören zu grinsen. So wird sich Herr Seo auch fühlen. „Ich bin gespannt, wie es von innen aussieht", sagte Changbin erfreut. Der Vermieter öffnete ihm die Tür und lies ihn nach drinnen, damit Herr Seo alles anschauen konnte. Chan wurde etwas nervös, als er den etwas herunter gekommenen Zustand der Wohnung sah. Es war ein Grund Herr Seo vom Einzug abzuhalten. 

Noch immer verstand der brünette Vermieter nicht, wieso ausgerechnet so ein liebenswürdiger und freundlicher junger Mann in so eine Bruchbude leben wollte. Außerdem besaß die Gegend keinen guten Ruf. Verbrechen waren an der Tagesordnung und Chan hatte sich an die Polizeisirenen schon längst gewöhnt, wenn sie wieder jemanden Kriminellen schnappten. Der Grund musste alleine das Geld sein. Weil dies keine gute Gegend war und die Wohnung viel zu vernachlässigt war, musste Chan sie sehr billig vermieten. Es war schlichtweg zu teuer die Wohnung zu renovieren und sie nicht mehr zu vermieten wollte er nicht. Egal wie wenig seine Miete war, er brauchte jeden Won davon. 

Chan lief über den dunklen Holzboden, der leicht vermodert roch. „Hier ist das Wohnzimmer. Die Aussieht ist nicht gerade gut aber hier gibt es wenigstens Fenster", meinte Chan und lachte trocken über seinen eigenen Witz. Er verstummte sofort, als er merkte, dass Herr Seo nicht lachte. Peinlich berührt blieb er im Hintergrund. Changbin sah sich aus. Ihm war der leicht vermoderte Geruch des Holzes unter seinen Füßen auch schon aufgefallen, aber er kommentierte es nicht. Ihm war schließlich bewusst, auf was er sich eingelassen hatte und er war einfach zu fertig, um sich mehr Wohnungen anzuschauen. Die Mietpreise wurden immer heftiger und Changbin konnte sich das einfach nicht mehr leisten. In eine WG zu ziehen und sie sich so die Miete aufzuteilen war auch nicht für ihn drinnen. Changbin brauchte seinen Freiraum und es war ihm egal, was er dafür zahlen musste. Auch wenn das hieß in eine Bruchbude zu leben. Lieber das als bei seinen streitenden Eltern zu leben. Dort hielt er es keinen weiteren mehr Tag aus. Er würde also die Wohnung nehmen.

„Ich nehme sie", sagte er kurz und knapp, was Chan sichtlich erfreute. „Aber erst, wenn sie mir ein bisschen über die Nachbarn erzählen." Verständlich wollte Herr Seo von seinen neuen Nachbarn wissen und Chan könnte sich selbst ohrfeigen, weil er mit der Information nicht eher rausgerückt war. Er war der Rolle als Vermieter nicht gewachsen. Da half nichts, dass er seit Jahren seine Bruchbudenwohnungen an Menschen vermietete. Niemand hatte sich allerdings je bei ihm beschwert. Wer etwas sehr billig angeboten bekam, hatte keinen Grund sich zu beschweren und so nahm Chan einfach hin, dass seine Vermieter zufrieden waren.

„Natürlich. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen das vorenthalten habe! Es gibt drei weitere Vermieter mit ihnen, falls sie wirklich hier einziehen wollen. Zum einen haben wir Frau Yeong. Sie ist sehr alt und schwerhörig. Wenn Sie sie sehen, dann müssen sie besonders laut sein, sonst hört sie Sie nicht, aber sonst ist sie sehr nett. Dann haben wir Herr Tak. Ein Businessmann durch und durch. Er lebt nicht wirklich in seiner Wohnung. Ständig ist er auf irgendwelchen Geschäftsreisen. Sie werden Ihn also eher selten sehen. Zuguterletzt hätten wir da noch Herr Hwang. Der müsste sogar in ihrem Alter sein. Ein sehr verschlossener junger Mann und redet kaum. Ich denke nicht, dass sie Smalltalk mit ihm machen können." Changbin sog die Informationen wie einen Schwarm auf. Das hörte sich alles nach Nachbarn an, mit den er klar kommentierte könnte. Er hatte schon Angst gehabt, dass Herr Bang ihn von irgendwelchen Nachbarn erzählte, die Schlagzeug spielten oder regelmäßig Geschlechtsverkehr betrieben. Die Wände sahen nicht sehr dünn aus und Changbin graute es vor schlaflosen Nächten.

„Wenn Sie möchten, dann können wir gleich Ihre neuen Nachbarn besuchen! Herr Tak ist sicher nicht da, aber Frau Yeong und Herr Hwang. Herr Hwang arbeitet als Nachtwächter in irgendeiner Firma. Mehr hat er mir nicht erzählt. Es ist schwierig irgendwelche Information aus ihm zu bekommen." Chan hatte es oft versucht sich mit seinem Vermieter zu unterhalten, aber seine Antworten beschränkten sich immer nur ein paar Wörter. Irgendwann hatte er es dann aufgegeben. Herr Seo schien viel gesprächiger zu sein als Herr Hwang. „Gerne!" Es würde nicht schaden seine Nachbarn schon im Voraus kennen zu lernen. Dann fiel ihm das Umziehen sicher viel leichter.