Prolog
1 Jahr zuvor
Ich war körperlich und seelisch so erschöpft, dass ich beinahe umgekippt und im selben Atemzug eingeschlafen wäre. Und trotzdem stand ich mitten in der Nacht unter der eisigen Dusche.
Ich fühlte mich dreckig. Innerlich, wie auch von außen. Also schrubbte ich meinen Körper so kräftig, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit Blessuren davon trug. Scheiß drauf.
„Du Schlampe!", hatten mich die gehässigen Leute aus meinem Stadtviertel beschimpf, ohne dabei auf meine Gefühle zu achten.
Denn, oh Wunder: Ich hatte durchaus welche.
Sie hatten mich ausgelacht, gedemütigt und gebrochen.
Dass es immer Zwei Seiten einer Geschichte gab, war den Leuten egal, solange sie einen Grund zum Lästern hatten.
Ich versuchte mich mit letzten Kräften zu reinigen. Doch egal wie oft ich mit dem Schwamm über meine Haut rieb, ich fühlte mich nicht besser. Panik breitete sich in mir aus. Warum ich?
Umso öfter man dir zeigte, dass dich niemand lieben kann, desto mehr glaubte man den Menschen.
Man vergaß das eigene Wohlergehen und zog sich von der Gesellschaft zurück. Man war eine Leere Hülle, die zu brechen drohte.
Also baute ich eine Mauer auf, die der Instabilität entgegenwirkte. Ich setze einen Stein nach dem Anderen auf meine bereits meterhohe Schutzmauer, die jeden Moment einbrechen konnte und mich damit unter den Trümmern vergraben hätte.
Aber nur so konnte ich weitermachen.
Das Schlimmste war, dass ich mich alleine fühlte. Klar, ich hatte Ella und meine Familie, aber ansonsten...? Sie waren alle weg. Er war weg. Einfach so, von heute auf Morgen. Aber ich weinte nicht wegen ihm, nein, ich verabscheuerte diesen Typen. Ich weinte stattdessen um mich, genauer gesagt um mein altes Ich.
Ich wollte meine Ohren vor dem Lärm in meinem Kopf schützen. Doch so sehr ich auch meine Hände dagegen drückte, es nützte nichts. Es war wie in diesen Albträumen, wo du inmitten der Menschenmasse standest, und alle mit dem Finger auf dich zeigten und erbarmungslos lachten.
Was ich verloren hatte und vermisste? Ganz einfach: Liebe.
Zwei Silben, fünf Buchstaben und drei Vokale.
Eines schwor ich mir: Ich werde nie wieder von einer Person so abhängig werden, wie ich es von ihm war. Von keinem Typen der Welt.
Abhängigkeit bedeutete Schwäche. Und Schwäche bedeutete Schmerz.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro