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Seine Augen fangen an zu schimmern und Tränen sammeln sich auf dem unteren Lid. „Als würde der Rauch meine Atemwege versperren und ich erstickt von Sekunde zu Sekunde. Die Kontrolle über Körper wie auch Verstand entgleitet mir. Das Feuer versucht mich zu verbrennen. Schafft es auch immer wieder aufs Neue." Er scheint zu überlegen ob er das nächste wirklich sagen möchte.
„Heute hat es mich nicht verbrannt. Du hast es gelöscht. Du glaubst nicht wie dankbar ich dir dafür bin."
Seine Dankbarkeit ist deutlich zu hören. Mir wird schwindelig und etwas nasses läuft meine Wange runter. Eine Träne. Wann habe ich das letzte mal geweint? Wegen einem Mann! Er hebt die Hand und wischt meine Träne weg. Seine Finger sind warm und weich. Gänsehaut breitet sich über meinen Körper aus. Als sein Finger meine Lippe streift, durchfährt mich ein Schauer.
„Du hast erzählt, dass es dein größter Traum ist, ein Job in der Verlagsbranche zu bekommen, richtig?" Sein abrupter Themenwechsel überrascht mich.
„Ja?!" Das Wort ziehe ich in die länge.
„Mein Dad hat seinen eigenen Verlag. Vielleicht kennst du Booksley." Als ob! Wer kennt den Verlag nicht? Das erklärt auch den Reichtum seiner Familie. Booksley ist ein millionenschweres Unternehmen.
„Ich schlage dir einen Deal vor. Du hilfst mir, die Panikattacken in den Griff zu bekomme, ohne dass Mrs. Hilten Luft davon bekommt und ich arrangiere dir einen Job in der Firma meines Dads."
Ich starre ihn an. So eine Chance wird sich mir nie wieder bieten. Ich würde ihm auch ohne Gegenzug helfen, muss ihm das jedoch nicht sagen. Ich tue so, als müsste ich überlegen.
„Abgemacht. Ich kann dir aber Nichts garantieren. Was mir geholfen hat, muss dir nicht unbedingt auch helfen."
„Ein Versuch ist es Wert." Der Motor brummt auf, und ich fahre zu seiner Wohnung. Die Straßenlaternen sind schon aus, nur der Mond spendet Licht.
„Da wären wir." Als wir am Haus ankommen, bleibe ich mit dem Auto am Fuße der Treppe stehen. „Warum hast du mir davon nicht früher erzählt?"
„Es ist mir peinlich. Ein Außenseiter? Kann ich mit leben aber ein Verrückter Außenseiter? Lass mal."
Wieso denkt Henry immer so schlecht über sich? Er sieht gar nicht, was alles in ihm steckt.
„Warum habe ich das Gefühl, dass du möchtest, dass alle so von dir denken? Der Komische."
„Weil es wahr ist", antwortet Henry ohne zu überlegen. „Meine Freunde in der Highschool haben alle den Kontakt abgebrochen. Ich kann es verstehen. Ich gehe nicht aus. Treffe mich mit keinen Mädchen und habe einiges an Scheiße hinter mir. Ich will kein Mitleid oder Sonstiges von dir, aber ich wäre auch nicht gerne mit mir befreundet. Also habe ich mir vorgenommen keine neuen Freundschaften zu schließen, wenn mich eh alle fallen lassen. Also kam ich auf die Idee meine alten Klamotten von Zuhause anzuziehen." Er blickt aus dem Fenster als würde er in seine Heimatstadt gucken. „Ich bin adoptiert und bin die ersten Jahre in einem Waisenheim aufgewachsen. Bis zu meinem Sechzehnten Lebensjahr lebte ich in einer netten Familie. Meine Pflegeeltern starben bei einem Autounfall. Ich war zu diesem Zeitpunkt alleine zu Hause. Ich hatte Freunde, sogar eine feste Freundin. Nichts ernstes aber wenigstens etwas. Ein halbes Jahr später nahm mich ein alleinerziehender Mann auf." Er schluckt hart. „Die Zeit war schwer. Wir kamen nicht miteinander aus."
Definitiv eine untertreibung aber wenn er nicht bereit ist, mir davon zu erzählen, akzeptiere ich seine Entscheidung.
„Mit Siebzehn Jahren wurde ich von den Buckleys adoptiert." Die Andeutung eines Lächelns hellt seine dunklen Augen auf. „Als ich das Anwesen zum ersten Mal gesehen habe, hat es mir die Sprache verschlagen. Ich war Fertigpizza und eine defekte Heizung gewöhnt. Von Heute auf Morgen gehörte ich zu einen der reichsten Familien im Staat. Es gab sogar eine Etikette. Daher die Klamotten. Sie erinnern mich an Zuhause und ich habe mich an sie gewöhnt. Sie wussten dass... dass mein letzter Pflegevater Spuren bei mir hinterlassen hat. In Washington, da wohnen meine Eltern, haben sie einen Psychiater für mich engagiert um über meine Probleme und Albträume reden zu können. Sobald ich in Princeton angekommen bin hat mich Mrs. Hilten kontaktiert. Den Rest weißt du ja."
Wow Respekt. Nach einer Panikattacke über ein so ernstes Thema zu sprechen, fällt niemandem leicht. Er ist stärker als ich dachte. Respekt.
„Danke. Ich schätze es sehr. Nicht jeder ist so stark wie du, Henry. Ich überlege mir die Tage, wie wir deine Panikattacken angehen und frage Ella um Rat."
Er nickt mir als Antwort zu.
Ich räuspere mich. „Geht es dir besser, nachdem du mir davon erzählt hast?"
„Tatsächlich irgendwie schon. Die einzige Person, der ich ansonsten davon erzählt habe ist Dan."
„Vielleicht lerne ich Dan ja mal kennen, damit ich ein Bild von dem Helden bekomme", spaße ich.
Er lächelt. Er lächelt tatsächlich. „Das wirst du. Wir sehen uns und danke. Für alles."
Er läuft rot an. Bilde ich mit das bloß ein, oder denkt er an den Kuss. Der Kuss.
„Gern geschehen. Du hast übrigens kein Recht." Fragend zieht er seine linke Augenbraue hoch. Ein Tick von ihm.
„Du meintest, du gehst nicht aus, triffst dich nicht mit Mädchen und wirkst langweilig. Heute traf nicht eine einzige Sache davon zu."
Er lächelt und geht hinauf in seine Wohnung.
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