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꧁30꧂

Nachdem ich mit Henry getanzt habe, verlief der Abend ereignislos. Gegen Mitternacht verließen erste Gäste die Feier und auch ich zog mich auf mein Zimmer zurück. Henry bestand darauf, beim aufräumen zu helfen, obwohl Mom den Großteil erst morgen erledigen möchte.
Mein Handy zeigt etliche Nachrichten an, doch ich ignorierte sie alle bis auf Ellas.

Ella: Wie war die Party?
Ich: Echt schön, Mom habe ich lange nicht mehr so lebendig und fröhlich gesehen. Die Meisten Gäste sind schon gegangen. Ich ebenfalls.
Ella: Das freut mich. Wie geht es dir sonst? Lange her, dass du in Woodhill warst.
Ich: Gemischt. Der Tag verlief echt schön, Henry versteht sich bestens mit meiner Familie, aber dreimal darfst du raten, wem ich begegnet bin.
Ella: Ich brauche nur einen Versuch. Kolder?
Ich: Ja.
Ella: Shit. Wie ist es verlaufen?
Ich: Ich stand vor ihm wie eine Eisskulptur.
Ella: Mist. Ich hätte ihm eine runtergehauen.
Ich: Den Part hat Henry schon für dich übernommen.

Für einen längeren Moment passiert nichts. Weder schrieb Ella eine Nachricht, noch bekam ich eine andere Reaktion von ihr.

Ellas: WAS?!
Ich: Er hat Kolder in die Fresse geschlagen. Heftig sogar.
Ella: Oh man, hätte ich zu gerne gesehen.
Ella: Ich wusste garnicht, dass du ihm von Kolder erzählt hast.
Ich: Ich habe es ihm selber erst am Freitag gebeichtet.
Ella: Seid ihr jetzt Freunde?

Mmh. Freunde. Warum fühle ich dann Sachen in seiner Nähe, die ich bei keinem anderen Mann bisher gefühlt habe? Abgesehen von Kolder, als ich... frisch in ihn verliebt war. Nein, nicht mal in Kolders Gegenwart waren meine Gefühle derart extrem und intensiv. Scheiße. Verdammte Scheiße.

Ich: So in der Art.
Ella: Hat er nicht voll den Stock im Arsch? So typisch Langweiler?

Wut brodelt in mir hoch. Er hat weder einen Stock im Arsch, noch ist er langweilig. Ella kennt ihn bloß nicht. Sie alle kennen ihn nicht und verpassen etwas, denn sein Charakter ist aus Gold. So darf ich aber nicht denken. Gefühle bedeutet, verwundbar zu sein und ich will keines falls schwach werden. In Henrys Gegenwart darf ich es bloß niemals vergessen.

Ich: Ist er nicht, Ella.
Ich: Schlaf gut ich bin müde, wir sehen uns Montag.

Ohne auf eine Antwort zu warten, schalte ich mein Handy aus und lege es behutsam auf meinen Nachttischschrank um niemanden aufzuwecken. Die anderen müssten ebenfalls bereits in den Betten liegen. Ich starre an die weiße Decke meines Zimmers, als würde ich dort Antworten auf all meine Fragen finden. Weshalb...

„Nein!", schreit eine sehr bekannte Stimme.
Ruckartig setze ich mich aufrecht hin und lausche den Geräuschen meiner Umgebung. Habe ich es mir nur eingebildet, oder war es Henry der gerade geschrien hat. „Nimm die Finger von mir", hallt es zum zweiten Mal in meinen Ohren wieder.

Ohne nachzudenken springe ich auf und renne in das anliegende Zimmer. Der Lichtstrahl aus dem Flur spendet wenig Licht, aber genug um einen um sich schlagenden Henry zu erkennen. Ich stürme auf ihn zu und lasse mich neben ihn fallen. Meine Hände greifen automatisch nach seinem Gesicht. Es ist nass geschwitzt und unheimlich verzerrt. Auch wenn es der schlechteste Moment dafür ist, nehme ich seinen freien, definierten Oberkörper wahr. Er trägt nichts außer eine kurze Shorts. Bevor ich auf falsche Gedanke komme, wende ich mich wieder seiner Oberen Hälfte zu.

„Henry, aufwachen", flüstere ich ihm zu, in der Hoffnung, dass er endlich aus seinem Traum erwacht. Stattdessen schluchzt Henry auf. Dieses Geräusch trifft mich aus heiterem Himmel. Es ist, als könnte ich seinen Schmerz am eigenen Leib fühlen, als würde uns eine nicht sichtbare Verbindung miteinander vereinen, oder eher gesagt unsere Herzen. Augenblicklich zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Was passiert hier gerade?

„Verdammt, Henry!", rufe ich etwas Lauter. Dieses mal dringe ich zu ihm durch, seine Augen schlagen sich panisch auf und blicken direkt in meine.

„Lee..." Seine Stimme ähnelt eher einem tonlosen kratzen, als hätte er die Ganze Nacht geschrien und seine Stimme daraufhin verloren. Tränen rennen über seine Wangen und vermischen sich mit den Schweißtropfen.

„Alles gut, ich bin bei dir?" Tausende Fragen jagen wie wild durch meine Gedanken. Ich schlinge meine Arme um seinen Oberkörper und lausche seinem sich beinahe überschlagenden Herzschlag. Henry drückt mich, als würde er sonst ertrinken. In dieser Position bleiben wir liegen bis sein Puls sich einigermaßen normalisiert hat und ich nicht mehr zu befürchten habe, gleich einen Krankenwagen rufen zu müssen.
Ich versuche mich etwas von seinem breitschultrigen Oberkörper zu lösen und studiere sein Gesicht. Die Panik ist ihm deutlich anzusehen. Doch verglichen zu vor Fünf Minuten, ist sie deutlich kleiner geworden. Sein Blick ist leer und jagt mir eine schreckliche Angst ein.

„Was ist passiert?", frage ich und streich ihm sanft über die Rippen damit er sich weiter beruhigt.

„Es... Es ist eine lange Geschichte."

„Ich höre dir zu. Wenn es nötig ist bleibe ich auch die ganze Nacht wach." Stille erfüllt den Raum. Ich gehe schon davon aus keine Antwort zu bekommen, doch dann räuspert Henry sich und findet seine Stimme wieder. Kratzig, aber dennoch deutlich zu verstehen.

„Du musst wissen, dass ich bisher niemandem davon erzählt habe. Wenn du davon erfährst, sollst auch nur du davon Wissen. Ich rede nicht gerne darüber, aber da du mir von Kolder erzählt hast, werde auch ich mit offenen Karten spielen."

„Du schuldest mir nichts. Wenn du nicht bereit bist, akzeptiere ich deine Entscheidung."

Henry zieht stockend Luft ein. „Ich bin bereit." Seine Finger spielen mit meinen Haarstähnen, wahrscheinlich ohne dass es ihm bewusst ist. „Wie du weißt, bin ich im Kinderheim aufgewachsen. Meine leiblichen Eltern kenne ich nicht, sie haben sich nie bei mir gemeldet oder haben versucht Kontakt aufzunehmen. Die Zeit im Heim war schwer für mich. Die Kinder waren nicht besonders nett und die Angestellten wollten einfach Feierabend machen. Eines Tagen bekam ich die Nachricht, eine Pflegefamilie würde mich aufnehmen und die Zettel seinen bereits unterschrieben. Es war der beste Tag in meinem Leben. Meine neuen Pflegeeltern waren liebevoll und ihr kleiner Sohn war unbeschreiblich süß. Zu dem Zeitpunkt war ich Sieben. Ich ging auf eine öffentliche Schule, hatte viele Freunde und sogar eine Freundin. Nichts Besonderes aber wenigstens etwas. Meine Depressionen, unter denen ich im Heim gelitten haben, ließen Tag für Tag nach. Eines Abends fuhren meine Pflegeeltern und mein Bruder weg. Ich blieb alleine zuhause und traf mich mit Freunden. Ich weiß noch genau wie das Telefon klingelte, während wir Wahrheit oder Pflicht gespielt haben und ein Arzt meinte, meine Familie sei bei einem Unfall verunglückt. Keiner hat überlebt. Die Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen."

Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich hielt sie nicht zurück. „Scheiße. Es tut mir leid." Kein Kind sollte miterleben, wie geliebte Menschen sterben.

Er nickt und fährt fort. „Ich wurde zurück ins Heim geliefert und verlor sämtliche Kontakte zu meinen Freunden. Ich gab mir selber die Schuld an ihrem Tod, denn wer weiß, vielleicht hätte alles anders geendet wenn ich mit dabei gewesen wäre."

„Halt. Das ist Schwachsinn und ich hoffe, dass du das weiß. Höchstwahrscheinlich wäre dir auch etwas zugestoßen." Dass er hätte sterben könne, spreche ich nicht aus.

„Ja, nach einigen Monaten gab ich mir keine Schuld mehr. Ein Halbes Jahr später, mit fast Siebzehn, hat mich ein Mann bei sich aufgenommen. Meine Freude war unbeschreiblich, bis ich ihn vor mir sah. Es war der Bruder meiner verstorbenen Pflegemutter. Mortimer..." Henrys Stimme bricht und er muss sich sammeln um weitersprechen zu können. „Mortimer mochte mich noch nie, aber den Hass, den ich in seinen Augen gesehen habe, als ich vor ihm stand, war unbeschreiblich. Er war anders als üblich, intensiver und tiefgründiger. Es fing relativ harmlos an, eine Drohung hier und verletzende Worte da. Mortimer hat klargestellt, dass er mich nur aufgenommen damit er mir das Leben erschweren kann, weil seine Schwester verunglückt ist und ich der einzige überlebende bin." Henrys Adamsapfel bewegt sich auf und ab, als müsse er die Übelkeit unterdrücken. Ich sehe ihm an, wie viel ihm die Geschichte abverlangt und bin nicht sicher ob ich das Ende hören möchte. „Ich durfte mich mit niemandem verabreden oder telefonieren. Mein Handy war das erste was er mit abnahm. Mein Zimmer durfte ich nur verlassen wenn Mortimer seine Zusage gegeben hat, sogar Essen musste ich alleine in meinen Vier Wänden. Ich... Ich habe es akzeptiert, schließlich bin ich am Leben und nicht tot, das ist die Hauptsache. Nach einiger Zeit hat er mich in meinem Zimmer eingeschlossen und fing an Handgreiflich zu werden. Ein falscher Schritt oder ein falsches Wort, und ich musste bitter bezahlen. Er hat darauf geachtet, keine Narben zu hinterlassen, falls ihm jemand auf die Schliche kommen würde."

Mein Herz zieht sich zusammen und unsere Augen schimmern leicht. Wie kann jemand so schrecklich sein, ein Kind derartig zu behandeln?

„Eines Abends stürzte Mortimer sturzbetrunken in mein Zimmer und behauptete, dass ich es nicht verdient habe zu schlafen. Seine tote Schwester kann es schließlich auch nicht mehr. Schräg gegenüber von meinem Bett stand ein Einbauschrank in dem sich Hauptsächlich meine Klamotten befunden haben. Er war sehr klein aber es war genug platz für einen Menschen, der sich hineinquetschend konnte." Mittlerweile laufen uns beiden die Tränen über die Wangen. Ich bekomme kaum noch Luft und atme stockend. Henry kann doch nicht meinen was ich gerade denke, oder? Mir wird übel.

„Von dem Tag an schloss er mich nachts in den Schrank, es wurde mit jeder Stunde stickiger aber er hat mich leider jeden Morgen rechtzeitig aus dem Schrank befreit."
Bei dem Wort leider löst sich ein leises Schluchzen aus meiner Kehle und mir bleibt nichts anderes übrig, als seine Hand zu streicheln.

„Es gab genau eine Regel: Findet er mich am Morgen schlafend, dann muss ich Schläge einstecken. Wenn ich wach bin, verschont er mich. Einen Wecker hatte ich nicht und er kam jeden Morgen um eine andere Uhrzeit. Oft ist er schon um Vier Uhr morgens aufgestanden, in der Hoffnung ich würde schlafen und er könne seine Wut an mir auslassen."

„Henry,...", flüstere ich, doch es kommt kein Ton über meine Lippen. Mir war bewusst, dass Henry eine schwere Kindheit hatte aber...!

„Soll ich aufhören?", fragt er.

Ja. „Nein."

Er holt tief Luft und setzt an seinen vorherigen Worten an. Er ist verzweifelt. „Ich konnte nicht mehr, Lee. Ich habe mich selber innerlich sterben sehen." Henry hält mir sein linkes Handgelenk unter die Augen. Dort sehe ich Narben die schon seit langer Zeit verheilt sind. Die Schatten sind trotzdem deutlich zu sehen. Sie sind mir vorher noch nie aufgefallen. „Mortimer hat von meinen Versuchen, mir... das Leben zu nehmen Wind bekommen und alle spitzen Gegenstände aus meinem Zimmer entfernt. Dabei hat er seine Taschenlampe im Zimmer liegen gelassen. Ich war schon immer ein riesiger Fan von Detektivserien und erinnerte mich an eine alte Folge, in der eine Frau mit einer Taschenlampe das SOS Signal in die dunkle Nacht geleuchtet hat. Also habe ich gewartet bis es Nacht wurde." Seine Hände wandern zu meinem Gesicht und Henry streicht die Tränen weg. Ein leichtes lächeln zieht sich über seine Lippen. Es ist schüchtern und zurückhaltend.

„Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Ehepaar nahm meinen Hilferuf wahr und hat die Polizei gerufen. Wenige Minuten später wurde das Haus gestürmt und Mortimer wurde festgenommen. Das Ehepaar, denen ich mein Leben verdanke, waren keine geringeren als die Burkleys. Sie haben mich ohne zu zögern adoptiert und seitdem lebe ich bei ihnen. Ich kann ihnen garnicht genug danken." Mittlerweile kralle ich mich regelrecht an seinem Oberkörper fest.

„Es tut mir so unendlich leid, Henry. Mir fehlen die Worte.", murmle ich in seine muskulöse Brust. Die Tränen lassen einfach nicht nach.

„Danke, aber ich erzähle die Geschichte nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern damit du mich verstehst. Ich leide an Schlafstörungen. Das letzte mal vollkommen durchgeschlafen habe ich vor mehreren Jahren. Ausgenommen von der Nacht, in der ich bei dir geschlafen habe." Wow. Ich begreife seine Worte nur im Unterbewusstsein.

„Hattest du eben einen Albtraum?"

„Ja.", flüstert Henry, scheint aber seelisch an einem anderen Ort zu sein.

„Was ist im Traum geschehen?" Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelt mich matt an.

„Glaube mir, das möchtest du nicht wissen."
In meiner Fantasie stelle ich mir die schlimmsten Szenarien vor. „Darf ich dich etwas fragen? Ich verstehe wenn du Nein sagst."

„Natürlich.", antworte Ich.

„Kannst... Würdest du heute Nacht hier bleiben? Ich möchte gerade nicht alleine sein."
Wie schon so oft in dieser Nacht, zieht sich mein Herz bis aufs Kleinste zusammen.

„Gerne." Ich schlüpfe unter die Bettdecke und kuschle mich an seinen warmen Körper. „Bist du deswegen bei Mrs. Hilten Patient?" Die Frage kann ich nicht zurückhalten.

„Ja. Von meinen Panikattacken weiß sie nichts und das soll auch so bleiben, ich habe sie mittlerweile einigermaßen im Griff. Meine Vorgeschichte hingegen kennt sie. Mortimer ist auch der Grund weshalb ich so verschlossen und... so bin wie ich halt bin."

„Du bist der Liebevollste Mensch den ich kenne, Henry. Ich bezweifle, dass viele Teenager mit deiner Vergangenheit so stark und einzigartig sind, wie du es bist. Und versuche etwas zu schlafen, morgen haben wir einen Flug vor uns. Ich bin bei dir, falls etwas sein sollte."

Henry drückt mir einen Kuss auf die Schläfe und wünscht mir eine Gute Nacht. Ich warte bis sich seine Atmung verlangsamt und ich sicher sein kann, dass er schläft, dann schließe auch ich meine Augen und gleite in einen tiefen Schlaf. In Gedanken bin ich ununterbrochen bei einem Teenager mit hellbraunen Locken, der Qualen erleiden muss.

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