Hold me closer

Oktober. Irgendwo in Deutschland.

Manu hasste es, wenn Bahnen oder Busse Verspätungen hatten. Die Arbeit war ihm wichtig und damit auch Pünktlichkeit, doch diesen morgen war mal wieder alles schiefgegangen. Sein Wecker hatte nicht geklingelt, weswegen er gut eine halbe Stunde zu spät aufgestanden ist, weswegen er jetzt nicht mal duschen konnte. Seine Haare flogen ihm wild in sein Gesicht, was ihm beim Zähneputzen genervt schnauben ließ. Also nahm er sich sein einziges Zopfgummi, welches er besaß und meistens nur benutzte, wenn er zockte und seine Haare extrem nervten. Band sich seine Haare zusammen und versuchte möglichst kreativ alle Strähnen aus seinem Gesicht zubekomme.

Er rannte aus der Wohnung und zog sich währenddessen seine Jacke an. Manu sprintete aus dem Haus und hoffte inständig, dass ihm sein Asthma nicht zu sehr zu schaffen macht.Wenn ja, dann hatte er zum Glück immer sein Spray in der Tasche. Den Bus bekam er gerade so und das auch nur weil dieser auch schon zuspät kam. Nächster Halt wäre dann die S-Bahn.

Als er auf die Anzeigetafel schaute,stellte Manu fest, dass auch noch die S-Bahn Verspätung hatte.Wahrscheinlich war wieder ein Blatt auf den Schienen und die Züge konnten dann nicht weiterfahren. Augen verdrehend ging er zu dem kleinen Kiosk. Er kaufte sich eigentlich nie fertig belegte Brötchen, aber er hatte Hunger und hatte keine Zeit zum Essen. Also stand er vor der Auswahl an belegten Brötchen, als ihm eine männliche Stimme nach oben blicken ließ.

„Hey. Stressiger Morgen", fragte der junge Mann und lächelte Manu breit an. Er war Manu ziemlich dichte, auch wenn die Scheibe mit den belegten Brötchen dazwischen war. Manus Wangen färbten sich leicht rot, was seinen Gegenüber zum Grinsen brachte. „Ähm. Ja", antwortete Manu ihm. Oh man war ihm das peinlich. Er merkte wie ihm immer wärmer wurde und hoffte irgendwie darauf, dass er nun im Boden versinken konnte. Was hatte er denn für eine dämliche Antwort gegeben und konnte nicht mal sein Gesicht wieder seine normale Bleiche annehmen.

„Na ja. Ich sehe dich meistens immer nur auf die Bahn warten", meinte er und lächelte Manu immer noch an. Moment. Flirtete er gerade mit ihm und hatte ihm der Typ wirklich zugezwinkert? „Oh. Ähm. Könnte ich bitte das mit Käsen haben",fragte Manu und versuchte gar nicht erst darauf einzugehen. Konnte von dem jungen Mann ja auch nur nett gemeint gewesen sein. „Das mit dem Zopf steht dir. Dann kann man deine hübschen Augen besser erkennen", fing der junge Mann an, während er Manus Brötchen einpackte.

Okay. Er war definitiv mit Manu am flirten. Und da war wieder das ganze Blut in seinem Gesicht. „Ähm. Danke", fing Manu an und bekam nur ein Zwinkern. Der junge Mann gib ihm sein Brötchen und Manu wollte gerade sein Geld rüber reichen.Doch der junge Mann winkte nur ab und zeigte auf das Brötchen. „Das geht aufs Haus", meinte er und drehte Manu den Rücken zu. Immer noch knallrot drehte sich Manu um und spürte sofort einen Blick auf sich. Nur nicht umdrehen.

Der junge Mann sah ihm hinter und jetzt wusste er auch, dass Manu damit gerechnet hatte. Mist. Schlecht sah er nicht aus, aber wie sollte er eine Beziehung zu irgendjemanden anfangen, wenn sein Herz noch immer für seinen besten Freund schlägt.Patrick, welcher Manu eigentlich komplett abgewiesen hat. Vielleicht sollte er zurückgehen und nach der Nummer fragen. Es war ja eigentlich nichts dabei. Er war in keiner Beziehung. Er war eindeutig schwul und schlecht sah der Typ wirklich nicht aus.

Gerade als Manu dann den Entschluss gefasst hatte, doch nochmal nach der Nummer zu fragen, kam seine S-Bahn. Zögernd stieg er ein und setzte sich seufzend auf einen freien Platz. Vielleicht wollte das Schicksal das nicht. Es war doch auch unmöglich. Oder er hatte sich das Flirten doch nur eingebildet.Vielleicht weil er nach der Abfuhr von Patrick immer mehr nach Bestätigung suchte. Nach irgendetwas was ihm wieder Mut machte, dass es vielleicht einen Menschen auf diesen Planet gab, der ihn wirklich liebte.

Mit traurigen Blick schaute Manu auf sein Brötchen und sein Magen knurrte wütend auf. Er hatte wirklich extrem Hunger. Also packte er das Brötchen aus und kaum kam es zum Vorschein, färbte sich sein Gesicht dunkelrot. Auf seinem Brötchen lag ein Zettel mit einem Namen und Zahlen. Der Typ hatte ihm wirklich seine Nummer zugesteckt und Manus Herz machte einen Satz. Er stopfte sich leicht lächelnd den kleinen Zettel in die Jackentasche und biss genüsslich in sein Brötchen. Vielleicht war das doch ein guter Tag.

„Vielleicht können wir dann in das neue Kino gehen. Die Sitze sollen alle neu gemacht wurden sein",sprach die eine Freundin von Claus. Manu kaute gerade an sein Mittag und hing im Ganzen gerade irgendwie seinen Gedanken nach, aber versuchte trotzdem aufmerksam zu zuhören. „Okay. Jetzt sind mal alle ruhig", sprach Claus und drehte sich nun komplett zu Manu,welcher neben ihm immer noch auf sein Mittag biss. „Warum bist du so fröhlich", fragte Claus und alle Blicke lagen auf ihm. Manu schaute Claus perplex an und hob fragend eine Augenbraue.

„Ganz abgesehen von deiner neuen Frisur, bist du heute eindeutig fröhlicher als sonst. Ich meine, du warst schon immer still, aber manchmal hat man dich genervt seufzen gehört. Was ist passiert", fragte Claus und Manu stockte. War er heute wirklich so anders als sonst? „Keine Ahnung", antwortete Manu. Er hatte keine Lust mit Claus zu reden, wenn seine ganzen Freunde dabei waren. Die wussten nicht mal, dass Manu eigentlich auf Männer stand.

Claus schien das zu bemerken und nickte nur kurz. Als sie dann fertig mit Essen waren, zog ihn Claus in den Kopierraum und sein gegenüber grinste erwartungsvoll. „Hat es irgendetwas mit Patrick zu tun", fragte Claus, aber Manu schüttelte den Kopf. Er knetete seine Hände und bei dem Gedanken von heute morgen färbten sich seine Wangen leicht rosa. „Ich habe von so einem Typen eine Nummer bekommen", antwortete Manu endlich. Claus blickte ihn zuerst erstaunt an, aber fing dann an breit zu grinsen.„Wird Manu endlich etwa flach gelegt", lachte Claus, aber Manu verdrehte darauf nur die Augen.

„Man Claus", zischte er. „Sorry. Wo ist denn das Problem? Hast du ihm schon geschrieben", fragte Claus, aber Manu schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht", fing er an, aber sein gegenüber schnaubte nur. „Könntest du vielleicht eine Sekunde nicht an Patrick denken und deine Leben genießen? War er denn heiß?" „Irgendwie schon." „Oh man Manu. Ruf ihn an. Triff dich mit ihm!"

Jetzt saß er auf seinem Schreibtischstuhl. Handy und den Zettel von dem Typen vor sich. In leicht gekritzelter Schrift standen da der Name und die Nummer. Alex. Manu musste einfach nur sein Handy nehmen und diesen Alex anrufen. Ein Date tat ihm vielleicht wirklich mal gut. Im Grunde hatte er nie wirklich ein richtiges Date. Doch bevor er den Entschluss fassen konnte, vibrierte sein Handy.

Patrick

Alles okay bei dir? Du hast dich den ganzen Tag nicht gemeldet?

Ich

Ja. Es ist irgendwie viel passiert.

Sollte er Patrick davon erzählen? War das nicht irgendwie komisch, gerade weil Patrick noch wusste, dass Manu Gefühle für ihn hatte. Aber wenn er ihm davon erzählen würde, würde es dann nicht auch heißen, dass Manu über alles hinweg war. Patrick war sein bester Freund und er brauchte jetzt wirklich jemand, der ihm half.

Patrick

Was ist passiert? Hat Claus dich wieder geschlagen? :(

Manu lachte kurz auf. Claus und Patrick konnten sich nicht wirklich leiden. Besonders nicht nach all den Monaten, die Patrick sich nicht gemeldet hat und dann hatte Claus ihn angerufen und ihm wahrscheinlich irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen. Die Beiden versuchten wirklich Manu glaube zu lassen, dass sie sich irgendwie mochten. Doch Manu bekam die Sticheleien zwischen ihnen immer wieder mit.

Ich

Nein XD Kann ich dir was erzählen?

Patrick

Klaro. Ich bin dein bester Freund :D

Ich

Ich habe eine Nummer von jemanden bekommen und ich traue mich nicht wirklich denjenigen anzurufen.

Seufzend legte Manu sein Handy auf den Tische und drückte seine Hände gegen seine Augen. War das eine dumme Idee? Panische schnappte er sich wieder sein Handy und schaute auf den Chatverlauf von Patrick und ihm. Gelesen hatte er die Nachricht, aber antworten tat er nicht. Manu schmiss sein Handy auf den Tisch und knallte mit seiner Stirn gegen die Tischplatte. Nicht doll, aber es schmerzte trotzdem etwas. Er war so ein Idiot.

Manu drehte leicht seinen Kopf zu seinem Handy und saß wieder gerade, als er das kleine blinkende Licht über seinem Display sah. Hektisch griff er zu dem Smartphone und entsperrte es sofort, um dann enttäuscht festzustellen, dass es nicht Patrick war. Sein Blick schweifte wieder zu der Nummer und ertippte diese ein. Zögernd schwebte sein Daumen über den grünen Hörer und hielt die Luft an, um sie dann genervt durch seine Nase herauszudrücken.

Er musste doch nur auf den blöden Hörer drücken. Doch gerade als er genug Mut gefasst hatte, vibrierte sein Handy erneut. Patrick hatte ihm endlich geantwortet. Daher löschte Manu schnell die Nummer und drückte auf die Nachricht von seinem besten Freund.

Patrick

Und er ist dein Typ?

Verdutzt blickte Manu auf die Nachricht. Dafür hatte Patrick jetzt so lange gebraucht? Und was war das überhaupt für eine Frage? Er würde Patrick doch nicht um Rat fragen, wenn er nicht Interesse hätte.

Ich

Ja. Deswegen will ich ihn anrufen. Hast du jetzt irgendwelche Tipps?

Patrick

Da er wahrscheinlich dir die Nummer gegeben hat, ruf ihn einfach an.

Manu verdrehte die Augen. Toller Tipp. Als hätte er das nicht die ganze Zeit vor. Er nahm wieder den Zettel in die Hand und tippte die Zahlen in sein Smartphone. Und wiederschwebte sein Daumen über den grünen Hörer. Er musste einfach nur drücken. So schwer kann das doch nicht sein. Er atmete noch mal ein und aus und drückte auf den Hörer. Schnell drückte Manu sich sein Handy an das Ohr. Sein Herz schlug schnell gegen seine Brust und er wurde immer nervöser bei jedem weiteren Tuten.

„Alex", meldete sich eine männliche Stimme und Manu stockte der Atem. „Hey hier ist Manu", fing er an und hörte ein raues Lachen. „Manu wer", fragte der junge Mann amüsiert und Manu schlug sich gedanklich mit der Hand gegen die Stirn. Er hatte den Typen nicht mal seinen Namen gegeben. „Äh. Der von heute morgen", fing er an. „Ahh. Der süße Typ von der S-Bahn", ertönte es aus seinem Telefon und Manus Gesicht bekam wieder Farbe. „Schön, dass du anrufst", sprach Alex weiter und Manu lächelte leicht.

Patrick

Und?

Ich

Wir gehen am Freitag essen :)

Patrick

Okay

Manu stand vor seinem Spiegel. Seine Haare hatte er wieder zusammengebunden und ihm fielen ein paar Strähnen in sein Gesicht. Manu trug ein einfaches weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine Röhrenjeans, sowie Chucks und eine Lederjacke, die ihm Claus gegeben hatte. Er hatte nur dümmlich gegrinst und 'Für den letzten Schliff' gesagt. Manu musste sich eingestehen, dass er wirklich nicht schlecht aussah. Doch das hier war nicht er. Er war der Typ, der immer in Jogginghose rumlief mit einem klassischen Gamingshirt und einen viel zu großen Pullover.

Doch das hier war ein Date und er müsste in einer halben Stunde bei dem Restaurant sein. Pünktlichkeit war ihm nicht nur bei der Arbeit wichtig, weswegen er nun 15 Minuten vor dem Date in dem Restaurant stand und sich gut sichtbar hinsetzte.Er wies die Kellnerin daraufhin, dass sein Date noch kommen müsste und bestellte sich schon mal ein Wasser.

Er war extrem nervös. Seine Jacke hing er über seinen Stuhl und die Kellnerin kam dann auch mit seinem Wasser. Ihm war so warm und er wusste, dass sein Gesicht wahrscheinlich wieder ziemlich rot war. Deswegen atmete er ein und aus und trank einen großen Schluck von seinem Wasser. Ein Tippen auf seiner Schulter ließ ihn nach oben schrecken. Vor ihm stand Alex in einem Hemd und einer dunklen Hose und grinste ihn an. Alex bestellte sich ein Wein, aber ließ seinen Blick nicht von Manu.

„Schön, dass du hier bist", sagte Alex und Manu lächelte leicht. „Deine Nummer lag quasi auf meinem Essen", sprach Manu und Alex lachte. „Das habe ich wirklich noch nie gemacht, aber ich sehe dich jeden Tag an der selben Stelle stehen. Da dachte ich mir, bevor ich dich vom weiten anhimmel, kann ich es auch gleich versuchen, dir irgendwie meine Nummer zu geben",erzählte Alex und nippte an seinem Wein. Manus Herz schlug höher und er lächelte verlegen. „Hat anscheinend geklappt." „Zum Glück", lächelte der junge Mann vor ihm.

Manu fühlte sich gut. Alex war extrem höflich. Flirtete unterschwellig mit ihm, aber nicht zu viel, dass es unangenehm war und machte ab und zu Witze, wenn Manu sich mal wieder verhaspelte. Das Essen war super und die Gespräche angenehm und ruhig, bis Manus Handy vibrierte. Er schreckte ein bisschen auf und entschuldigte sich, während er auf sein Handy sah. Patrick rief ihn an und Manu stockte. Manu biss sich auf die Lippe und drückte seinen besten Freund dann weg. Vielleicht hatte er sich nur verwählt.

„Alles gut", fragte Alex und Manu nickte. „Da hat sich wahrscheinlich nur jemand verwählt",antwortete er und trank nochmal einen Schluck von seinem Glas. Sein Handy vibrierte noch einmal und überrascht schaute er wieder auf seinen Display. Patrick. „Ich... ähm... Ich gehe da nur mal eben schnell dran", fing Manu an und stand auf. Die frische Nachtluft fegte ihm um die Ohren und drückte sich sein Smartphone an sein Ohr.„Pat? Was ist los?" „Oh hey Manu. Lust zum Zocken", fragte Patrick und säuselte leicht. „Zocken? Pat? Hast du was getrunken?"

Er hörte ein Kichern und etwas klirren. „Nur ein bisschen", sprach Patrick und nahm wohl wiedereinen kräftigen Schluck. „Was zur Hölle? Patrick. Geh schlafen und leg das Zeug weg." „Warum denn? Ich will mit dir zocken. Das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht", sagte Patrick und Manu seufzte. „Pat, Ich bin auf einem Date!" „Ach war das heute", fragte sein bester Freund und kicherte. „Es ist schon spät. Kannst du nicht einfach zocken kommen?" „Ich... Pat? Was wird das hier? Du wusstest, dass ich heute ein Date habe." „Nenne es bitte nicht so." „Was? Pat. Ich lege jetzt auf und du gehst schlafen", sagte Manu und legte auf.

Leicht bibbernd ging er wieder in das Restaurant und setzte sich zu Alex. „Alles okay", fragte der junge Mann und Manu nickte. „Ja. War nur mein bester Freund!"Alex zog leicht die Augenbrauen in die Höhe und setzte zum Sprechen an. Er räusperte sich und lächelte leicht. „Du bist in ihn verliebt, oder", fragte Alex und Manu sah ihn geschockt an. Sein Gesicht wurde rot und er biss sich verzweifelnd auf die Lippe.Seufzend nickte Manu und sah auf seinen Teller. „Hey ist schon okay", lachte Alex und Manu blickte ihn überrascht an. „Der Abend war wirklich schön." „Fand ich auch", erwiderte Manu.„Außerdem würde er jetzt nicht anrufen, wenn er nicht auch was für dich empfindet."

„Oh. Nein. Pat will nichts von mir", erzählte er ihm und Alex lachte. „Er wusste doch, dass du heute Abend ein Date hast, oder?" Manu nickte. „Warum ruft er dann an?Kein bester Freund, der keine Gefühle für einen hat, würde das Date seines Kumpels unterbrechen."

Und da fährt ein neues Kapitel ein. Wuuuuuh :D Es sollte eigentlich nicht so lang werden XD Das hier ist jetzt das vorletzte Kapitel. Eins folgt noch, was ich auch schon fast fertig habe :3

Eure MuffinHill