Kapitel 2
Mein Schädel dröhnte und mit schmerzverzerrtem Gesicht wankte ich in die Küche, griff mir die Packung Aspirin aus meinem Wandschrank und spülte eine Tablette mit viel Wasser runter.
Schon bald spürte ich eine Verbesserung. Zwar waren die Schmerzen nicht ganz verschwunden, doch das Pochen war erträglich geworden, also setzte ich mich wieder vor meinen Computer.
Nachdem er hochgefahren war, öffnete ich Word und begann, an meinem Bericht zu arbeiten. Ich musste meine Arbeit heute noch erledigen, denn ich hatte keine Ahnung, wann ich wieder dazu kommen würde. Es konnte gut sein, dass ich bald eine Art Zusammenbruch hatte, anfangen würde zu schreien und zu weinen und nicht mehr fähig wäre, irgendwas zu tun, als an Hes und die kaputte Freundschaft zu denken.
Nach mehreren Stunden, in denen ich nur auf meine Tastatur eingehackt hatte, bestellte ich mir etwas zu essen und machte mich daran, die entstandenen Berichte und Rezensionen noch einmal durchzulesen. Erstaunt bemerkte ich, dass es gar nicht stark auffiel, wie niedergeschlagen ich beim Schreiben gewesen war. Der Stil war derselbe, ich war genauso neutral wie sonst und die Rezensionen waren auch nicht übermäßig kritisch ausgefallen. Es fehlten allerdings die lustigen Einfälle, die kleinen Ideen, die Hes manchmal mit einbrachte, wenn ich ihr von einem Text erzählte, der mir schwer fiel.
Als ich mich abends umzog und schlafen gehen wollte, fiel mein Blick auf den Spiegel, der bei mir im Flur hing und dessen Anblick ich bis jetzt erfolgreich gemieden hatte. Jetzt starrte mir allerdings ein Typ entgegen, dem die ungewaschenen, braunen Haarsträhnen in die Augen fielen und dessen Schultern kraftlos nach unten hingen. Auf meinem Gesicht lag ein Ausdruck purer Trauer, der nicht besser sondern eher grotesk und krank aussah, als ich probehalber die Mundwinkel nach oben zog.
Unter meinen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab und die Kleidung, die ich seit dem gestrigen Abend trug, war verknittert und dreckig. Ich wirkte komplett verwahrlost, dabei war es mir vor einem Tag noch gut gegangen.
Resigniert schüttelte ich den Kopf, drehte mich um und betrat mein Schlafzimmer. Mich würde in diesem Zustand sowieso niemand zu Gesicht bekommen.
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