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Scarlett
Ava wirkt immer geknickter, je länger wir zusammen auf ihrem Bett sitzen und sie mir alles haargenau erzählt.
Sie erzählt von dem Tag, als sie sieben Jahre alt war und ein Gespräch von meinen Eltern mit anhören musste.
Beide haben heftig gestritten und mein Vater meinte, dass er sie nicht lieben könnte, in ihren Augen nur die seines Bruders sah.
Und von da an verstehe ich ihn.
Mein Vater hatte meine Mutter nie betrogen.
Meine Mutter hatte eine Affäre mit seinem Bruder und nun hat es mein Vater nicht mehr ausgehalten.
Ein ungeahnter Hass auf meine Mutter kocht in mir auf und dringt an die Oberfläche.
Ungefähr fünf Monate lang habe ich einen inneren Groll auf meinen Vater gehegt, den ich bei seinen wöchentlichen Anrufen nur einigermaßen hinuntergeschluckt habe.
Jetzt kommt heraus, dass es meine Mutter war, wegen der es mir so schlecht geht.
Und schlimmer ist noch, dass sie der einzige Grund ist, warum ich Ava meine Schwester nennen kann.
Avas nassgeweinte Wangen leuchten im Sonnenlicht, als ich sie anschaue und ihre Worte erneut auf mich wirken lasse.
Im Moment bin ich komplett sprachlos, kann mich dazu nicht äußern.
"Bist du sauer auf mich?" Avas zittrige Stimme bekämpft die Stille, die unmittelbar im Raum zu spüren ist.
Geknickt schüttle ich den Kopf und nehme sie erneut in den Arm, sodass ihr Kopf an meiner Brust ruht.
Laut meiner inneren Uhr sollte ich jetzt in der Schule bei Serena sitzen, doch mein Bauch lässt mich bei Ava auf dem Bett zurück.
"Sag etwas, Scarlett." Noch nie habe ich Ava so panisch erlebt.
Sie hat sich in den letzten Monaten so stark verändert, dass ich mir wirklich große Sorgen um sie gemacht habe.
Doch, was ich nie auf sie sein kann, ist wütend. Meine Halbschwester, die ich über alles liebe.
"Sag mir, dass du mir verzeihst."
"Ich war nie böse auf dich. Hör auf, etwas zu sagen und lass uns gleich nach unten gehen und uns der Wahrheit stellen." Ava nickt und sieht dann lächelnd zu mir auf. Es ist fast spürbar, wie ihr ein riesiger Stein vom Herzen fällt.
"Ich will meinen Vater nicht kennenlernen. Ich will ihn nicht an der Seite unserer Mutter sehen. Er gehört nicht hierher."
Erneut nicke ich und dann wird es still.
Fast schon tonlos kommunizieren wir nur über Blicke und unsere Gedanken.
Mir wird klar, wie sehr sie ihren Vater hasst, wie sehr sie mich liebt und dann wird mir klar, dass es nichts gibt, was mich von ihr trennen kann.
Ava ist und bleibt meine süße, kleine Schwester.
"Lass uns jetzt nach unten gehen und Schule einfach mal ausfallen lassen", entscheide ich.
Das mit Brandon scheint vergessen.
Es hielt aber auch nur einen Tag und auf einmal wird mir klar, dass aus uns beiden nie etwas werden kann.
Ava hat mir die Augen geöffnet.
"Davor will ich aber noch etwas wissen: Was ist da zwischen dir und Tyler?"
Avas Augen werden groß.
Dann nickt sie wissend.
Als hätte ich nicht gemerkt, dass er vor ein paar Tagen einen Stein gegen mein Fenster geworfen hätte -er kann von Glück reden, dass es nicht kaputt ist- und er kurze Zeit später zu ihr nach oben geklettert ist.
"Er folgt mir ständig, will mich nicht in Ruhe lassen. Für mich war das alles nur eine Win-win Situation, nur hat er sich anscheinend am Ende mehr erhofft."
Avas Worte verwirren mich noch mehr.
"Warum hast du ihn dann hochgelassen?"
"Weil er gedroht hat, vor unserem Haus zu singen und er dann alle geweckt hätte."
Ich erwähne mal nicht, dass ich Kussgeräusche aus ihrem Zimmer gehört habe und befreie mich aus der Umarmung.
"Lass uns jetzt einfach nach unten gehen und uns dem stellen, was wir dort vorfinden werden."
Ava nickt und setzt ein missmutiges Lächeln auf.
Dann verlassen wir unwissend ihr Zimmer und gehen langsam nach unten.
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Ein etwas kürzeres Kapitel^^
Ich bin leider unerwartet krank geworden und wollte mein Kapitel dennoch bis heute beenden.
Hoffe, es gefällt euch dennoch.
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