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Scarlett
Immer wieder drehe ich mich während dem Unterricht nach hinten um, da ich seinen bohrenden Blick in meinem Rücken spüre, und -was für ein Wunder- erwische ihn dabei, wie er mich anstarrt.
So schmeichelhaft das auch ist, von ihm will ich das ganz sicher nicht!
"Kannst du bitte damit aufhören?" Zische ich leise, während ich mich langsam und bedacht nach hinten umdrehe, damit die Lehrerin mich nicht anherrscht und ich meinen Nachmittag heute wieder bei Madelene verbringen kann und nicht beim Nachsitzen in der Schule sein muss.
Ich hätte erwarten sollen, dass aus Brandons Mund nur Stuss kommt.
"Womit denn?" Und schon wieder zierte ein breites, arrogantes Grinsen sein Gesicht.
"Du starrst mich an..."
Als ob er nicht wüsste, was er tut.
Oh dieser Junge spielt mit dem Feuer!
"Sag bloß, es gefällt dir nicht?" Er zwinkert mir provozierend zu und am liebsten würde ich mich auf der Stelle übergeben.
Doch dann sehe ich wieder in seine leuchtenden Augen und frage mich, welchen Grund ich dazu hätte.
Brandon ist ja schon ganz süß, wenn man von dem übergroßen Ego und dem schlechten Charakter absieht.
Oh Gott, er ist einfach schrecklich!
"Wenn es mir gefallen würde, hätte ich dich nicht darum gebeten aufzuhören, Brandon..." Mein Blick fällt zu der Wand hinter ihm, damit ich ihn nicht die ganze Zeit anschauen muss.
Die weiße Wand, so wie jedes Klassenzimmer sie hat, ziert ein großes Plakat mit deutscher Aufschrift.
Ich würde ja gerne wissen, was es bedeutet, aber ich lerne erst seit zwei Jahren Deutsch und war noch nie besonders gut in Fremdsprachen.
"Mir gefällt es, wie du meinen Namen aussprichst, Kätzchen", Brandons Mundwinkel schießen erneut in die Höhe und sofort überkommt mich wieder diese Wut, die ich empfinde, wenn ich in seiner Nähe bin.
Wie kann man sich körperlich so angezogen fühlen und eine Person gleichzeitig doch so sehr hassen?
Warte, was denke ich da?!
An Brandon ist nichts anziehend...
"Bald hörst du gar nichts mehr...", Fantasien, wie meine Hand aus Versehen seinen Kiefer trifft und er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sinkt, überkommen mich und schon wieder fällt mir auf, wie schlimm meine Gedanken sind, wenn Brandon in der Nähe ist.
"Denken wir gerade an dasselbe?"
"Wenn du mit dasselbe einen abschließenden Krankenhausbesuch meinst, dann ja."
"Du bist ja richtig agressiv, gefällt mir", er gibt ein unverständliches, tiefes Knurren von sich und damit diese Unterhaltung nicht noch verstörender wird, drehe ich mich zurück in Richtung Lehrerin.
"Du und Brandon also?", gerade, als ich gedacht habe, dass ich mich wieder in Ruhe auf den Unterricht konzentrieren kann, dreht sich Serena fast so breit grinsend wie Brandon zu mir.
Ihr wisst alle schon, dass wir in drei Monaten unseren Abschluss machen und vielleicht aufpassen sollten, damit wir alle an einem College aufgenommen werden?
"Da läuft nichts... und schon gar nicht das, was du denkst..." In letzter Zeit durfte ich oft erfahren, wie unglaublich offen und gesprächig Serena ist. Sogar Details wie die zwischen ihr und Brandon kamen immer mehr ans Licht -auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich das wissen will.
Nur über ein Thema wird immer totgeschwiegen: Logan und Serena.
Zumindest weiß ich, dass zwischen den beiden nichts lief und laut ein paar komischen Andeutungen von Serena und Elaine -einer mehr oder weniger für mich unwichtigen Freundin von ihr- hat es etwas mit ihren Eltern oder so zutun.
Generell scheint es etwas sehr ernstes zu sein.
Aber so gerne ich es auch wissen möchte, niemand redet mit mir darüber.
"Sicher? Er starrt dich immer noch an..."
Brandon...!
Ruhig bleiben... nicht wütend werden! Er verdient deine Aufmerksamkeit nicht.
"Ist mir egal", erwidere ich kochend und drehe mich von ihr weg, um ihr klarzumachen, dass ich nicht weiterreden möchte.
[~]
Mein rasselnder Atem und das erstickende Gefühl in meinem Hals sind das einzige, was ich wahrnehme.
Nach dem Unterricht konnte mich nichts mehr aufhalten bei Madelene vorbeizuschauen.
So schnell mich meine Beine tragen konnten bin ich also zu dem kleinen Café fast um die Ecke gerannt.
"Du bist zwei Tage zu früh dran", gibt Madelene lachend von sich, als ich immer noch atemlos das Café betrete, wobei mein Blick noch kurz an dem Zitat an der Tür hängenbleibt und mich daran erinnert, wie sehr ich es hier liebe.
"Lieber zu früh als zu spät, wie meine Tante immer sagt", ich lächle sie warm an und lasse mich auf einem der Hocker an der Theke nieder.
Der warme, herzliche Duft von frischem Kaffee tritt mir in die Nase.
"Eigentlich habe ich gerade keine Beschäftigung für dich, aber da hinten sitzt so ein ganz spezieller Fall von Kunde, den du gerne übernehmen kannst." Madelene zeigt nach hinten auf die hintere Ecke im Café, meine Lieblingsecke.
Was für ein Zufall, dass da ausgerechnet Brandon sitzt...
Wie hat er jetzt schon wieder herausbekommen, wo ich arbeite?
Fast schon wütend stürme ich auf ihn zu.
Dieses Café war mein einziger Rückzugsort vor ihm! Und er macht mal wieder alles kaputt!
"Na Süße?" Dieses breite Grinsen kann er sich mal sonst wohin stecken...
"Was tust du hier Brandon?", während Brandon sich von seinem Platz erhebt und nun direkt vor mir steht, sehe ich ihn rasend vor Wut an, in der Hoffnung nichts Falsches vor Madelene zu machen.
"Darf ich hier nicht sein?"
"Ich will dich hier nicht sehen... Bitte geh, Brandon..." Ich seufze kraftlos. Dieses ständige Streiten geht mir tierisch auf die Nerven.
"Ich dachte, ich mache dir damit eine Freude", sein verschmitztes Grinsen vermischt mit seinen Worten verwirrt mich.
"Du bist verrückt, wenn du denkst, ich könnte dich leiden."
Ich schaue in seine schokoladenbraunen Augen und verliere mich augenblicklich darin.
"Du denkst du hasst mich?"
Er grinst mich an.
"Weißt du, Hass ist auch nur ein Gefühl wie Liebe. Vielleicht verwechselst du es einfach nur."
"Was meinst Du?"
Hauche ich, als er mir näher kommt. Sein Gesicht ist über meinem und seine Augen betrachten mich belustigt.
Nur wenige Sekunden später beugt er sich zu mir hinunter und haucht mir mit seiner tiefen, sexy Stimme in mein Ohr.
"Ich denke, du liebst mich."
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Meinungen?;-)
Was geht wohl gerade in ihr vor?
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